Dobschütz (Adelsgeschlecht)

Dobschütz (Adelsgeschlecht)
Wappen der schlesischen
Familie von Dobschütz
(Quelle: Weigel’sches Wappenbuch von 1734, handkoloriert)

Dobschütz ist der Name eines alten schlesischen Adelsgeschlechts, das mit Gunemar de Dobeschitz im Jahr 1266, Hugo de Dobswize im Jahr 1280[1] und Florian Dobschicz im Jahr 1348[2] erstmals urkundlich erwähnt wurde, dessen direkt nachweisbare Stammreihe aber erst 1476 mit Girzick Dobirswicz (Georg von Dobschütz), Gutsherr auf Chorulla, beginnt.

Inhaltsverzeichnis

Wappen

Das Wappen der Familie gehört zur Wappenfamilie Szreniawa, das heißt dasselbe Wappen wird bzw. wurde mit unterschiedlicher Helmzier auch von anderen Familien aus derselben Region geführt (siehe: Liste der Wappen der polnischen Wappengemeinschaften): In Rot ein am rechten oberen Ende mit einem goldenen Kreuz bestückter schwebender silberner Schrägrechtsfluss, auf dem Helm mit rot-silbernen Decken 3 silberne Straußenfedern.

Das Kreuz wird auf die Kreuzritter zurückgeführt. So steht ein Nikolaus Dobirswicz, auch Dobirschicz geschrieben, im Dienst des Deutschen Ordens und ist im Jahr 1410 Teilnehmer an der Schlacht bei Tannenberg.[3]

Das Wappenbild wurde früher auch Krzywasn genannt (wohl von krzywy S = krummes S), sein Zuruf war Druzyna nach dem Flüsschen Druzyna, das neben dem Flüsschen Srenlawa zur Weichsel fließt. Später änderte sich der Wappenname in Szreniawa; siehe hierzu auch Szreniawa (pl) und Drużyna (pl)).

Name

Karte von Dobczyce, südöstlich von Krakau (Polen)

Der Fluss Srenlawa ist ein Nebenfluss der Weichsel. In seiner Nähe liegt der Ort Dobczyce an der Raba, südöstlich von Krakau. Radomir de Dobczyce, auch de Dobschic geschrieben, Sohn des Florian, war um 1348 Kanonikus in Krakau.[4] An der Krakauer Universität arbeitete um 1501 der Astronom und Astrologe Leonardus de Dobschycze, auch de Dobczycze geschrieben, als Dekan[5] und andere Namensträger studierten zu dieser Zeit an derselben Universität.

Am Ufer dieses Flusses Srenlawa lag seinerzeit auch das Gut Plawy (auch: Plaw) im Herzogtum Siewierz, das noch bis ins 17. Jahrhundert hinein Eigentum einer anderen Sreniawa-Familie namens Ujejsky war. Weit vor 1400 wird Plawy wohl Eigentum der Dobschütz-Familie gewesen sein.

So können sowohl der Ort Dobczyce als auch das Gut Plawy als Ursprungsheimat angesehen werden, weshalb die Familie im 16. bis 18. Jahrhundert auch den Namen „von Dobschütz und Plauen“ geführt hat.

Herkunft

Die direkte Stammreihe beginnt aber erst mit Girzick Dobirswicz, der am 20. Oktober 1476 als Eigentümer des Gutes Chorulla im Kreis Groß Strehlitz (Oberschlesien) erwähnt wird. Er ist wahrscheinlich ein Sohn des Hannos von der Chorula, der seit 1447 Eigentümer einer Hälfte dieses Gutes war. Nach Hannos' Tod hatte Girzick Dobirswicz wohl dessen Hälfte geerbt und nun – so die Urkunde – am 20. Oktober 1476 auch noch den anderen Anteil an Chorulla von den Gläubigern seines Onkels Mikolasch Chorula (Bruder des Hannos Chorula) abgekauft.[6] Die Familie war bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs in Schlesien, nur vereinzelt auch schon früher im Westen ansässig.

Namensträger

Wappen der
Familie von Dobschütz

Familienzugehörigkeit fraglich:

  • Leonhard von Dobschütz (Astronom) (um 1450–1508), auch Leonard Vitreatoris z Dobczyce, de Dobczycze oder de Dobschycze, Astronom, Astrologe und Mathematiker, Dekan an der Universität Krakau. Er hat dort mehrere Verwandte promoviert, nannte sich aber wohl nach Ort Dobczyce bei Krakau

Nicht zu dieser Familie gehören:

Vorkommen als literarische Figuren

  • Der Menschengläubige, Trauerspiel von Waldemar von Grumbkow, Xenien-Verlag, Leipzig 1913: Adam von Dobschütz, Präses des Breslauer Rats und Landeshauptmann des Fürstentums Breslau, und seine (fiktive) Gemahlin Mathilde.
  • Meister Joachim Pausewang, Roman von Erwin Guido Kolbenheyer, Deutsche Hausbücherei Hamburg bzw. Albert Langen / Georg Müller Verlag, München 1910; Neudruck: Kolbenheyer-Gesellschaft, 1958, ISBN 3-926974-40-0: Jungfer Dobschützin, des Bürgermeisters Töchterlein; auch hier wird auf den langjährigen Breslauer Ratspräses Adam von Dobschütz Bezug genommen.
  • Unwiederbringlich, Roman von Theodor Fontane, Verlag Wilhelm Hertz, Berlin 1892; Vorabdruck in Deutsche Rundschau Nr. 66/67, 1891; Neuerscheinung (Beispiel): Aufbau Taschenbuch Verlag, September 1996, ISBN 3-7466-5283-9: Julie von Dobschütz, Erzieherin aus Gnadenfrei; rein fiktive Person
  • Der schwedische Reiter, Roman von Leo Perutz, Paul Zscholnay Verlag, Wien/Darmstadt 1936; Neuausgabe: Zsolnay Verlag, Wien 2002, ISBN 3-552-05213-5: Peter von Dobschütz und seine Ehefrau Barbara sind rein fiktive Romanfiguren.

Literatur

  • Sigismund von Dobschütz: von Dobschütz – Stammliste eines über 500jährigen oberschlesischen Geschlechtes. Archiv Ostdeutscher Familienforscher (AOFF), Band VIII, Degener, Neustadt (Aisch) 1980, Seite 105f, ISSN 0003-9470.
  • Sigismund von Dobschütz: Das oberschlesische Geschlecht von Dobschütz. Archiv Ostdeutscher Familienforscher (AOFF), Band XII, Seite 320f., Degener, Neustadt (Aisch) 1993, ISSN 0003-9470.
  • Genealogisches Handbuch des Adels, Adelige Häuser B Band XII, Band 64 der Gesamtreihe, Seite 80f., C. A. Starke, Limburg (Lahn) 1977, ISSN 0435-2408.
  • Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon Band II, Band 58 der Gesamtreihe, C. A. Starke, Limburg (Lahn) 1974, ISSN 0435-2408.
  • Walter Krause: Nachrichten über das Dorf und das Geschlecht Chorulla. In: Aus dem Chelmer Lande. Jg. 1929, Nr. 5, Georg Hübner, Groß Strehlitz.
  • Dobschütz oder Dobbesitz. In: Zedlers Universal-Lexicon, Band 7, Leipzig 1734, Spalte 1115 f.

Weblinks

 Commons: Dobschütz (Adelsgeschlecht) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. P. R. Dechler: Urkunden zu St. Marienthal. In: Neues Lausitzer Magazin, Nr. 78, 1902, Seite 22
  2. Monumenta Poloniae Vaticanae, Band III, in: Analecta Vaticana 1202–1366, Krakau 1914
  3. Gerhard Anders: Schlesische Ritter und Kreuzfahrer im preußischen Ordenslande. In: Ostdeutsche Familienkunde, Heft 1/1959, Degener, Neustadt (Aisch) 1959
  4. Monumenta Poloniae Vaticana, Analecta Vaticana 1202 – 1366, Bibliopolam Societatis Librariae Polonicae (Hrsg.), Krakau 1914
  5. Josephus Muczkowski (Hrsg.): Statuta nec non liber promotionum philosophorum ordinis in universitate studiorum jagellonica ab anno 1402 ad annum 1849, Seiten 103, 130/131, Krakau 1849
  6. Oppeln, 20. Oktober 1476: Herzog Johann von Oppeln und OberGlogau urkundet, dass die Gläubiger des Mikolasch Chorula dessen hinterlassenen Besitz zu Chorula dem Girzick Dobirswicz verkauft haben. Quelle: Breslauer Stadtbibliothek, Sammlung Frhr. v. Schirnding

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