Dorfkirche Heiligensee

Dorfkirche Heiligensee

Die Dorfkirche Heiligensee auf dem Dorfanger Alt-Heiligensee 45/47 in Berlin-Heiligensee ist eine der über 50 Dorfkirchen in Berlin. Ihr Kern geht wahrscheinlich auf das Ende des 15. Jahrhunderts zurück. Sie ist im Laufe der Jahrhunderte umgebaut worden. 1667 bekam das Kirchenschiff seine jetzige Form. Der heutige Turm wurde zwischen 1707 und 1713 errichtet und 1761 umgebaut. Dabei bekam er auch seine Haube. Die Kirche steht unter Denkmalschutz.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Dorfkirche Heiligensee

Mit dem Bau der heutigen Kirche, die an der Stelle eines mittelalterlichen Fachwerkbaus aus dem 13. Jahrhundert steht, wurde Ende des 15. Jahrhunderts begonnen. Zu dieser Zeit wurde auch ein Turm errichtet, der drei Glocken aufnahm.

1959 wurde der vermutlich im 19. Jahrhundert angebrachte Putz, der die Jochgliederung des Bauwerks und seine Sockelzone verdeckte, entfernt. Die freigelegten Wände der Kirche gaben Aufschluss über ihr Alter. Die Umfassungsmauern bestehen bis drei Viertel der Höhe aus einem Durcheinander von großen unbehauenen Feldsteinen, Bruchsteinen und Ziegeln im Klosterformat. Die oberen Abschnitte, ebenso wie die Fenstergewände mit ihrem Segmentbogenschluss, bestehen dagegen aus kleinformatigen Ziegelsteinen, die erst im 17. Jahrhundert verwendet wurden. Vermutlich war auch eine Überwölbung des Innenraums geplant, darauf weisen jedenfalls Strebepfeiler hin.

Der Turmunterbau ist aus Rüdersdorfer Kalkstein. 1667 wurde bei einer großen Reparatur das Kirchenschiff umgestaltet und mit dem Turmneubau aus Ziegeln begonnen. Nach alten Kirchenrechnungsbüchern von Heiligensee entstand der heutige Turm zwischen 1707 und 1713. Nach den Unterlagen, die sich im alten Turmknauf fanden, wurde der 1713 fertiggestellte Turm im Winter 1760/61 verändert. Er erhielt sein heutiges Äußeres, die frühklassizistische Gliederung mit Lisenen. Zu dieser Zeit entstand auch sein Dach. Die Jahreszahl der Erneuerung (1761) steht auf der Windfahne.

Gebäude

Chorschluss der Dorfkirche

Der Grundriss der geräumigen Saalkirche ist an der Westseite nicht rechteckig, sondern geringfügig parallel verschoben. Die 4 Winkel des Fünfachtel-Chorschlusses im Osten weichen erheblich von denen eines gleichseitigen Oktogons ab. In der nördlichen Wand des Chor-Polygons befindet sich eine sehr schmale, aus Klosterziegeln gemauerte Spitzbogennische, in der ein sagenumranktes Heiligenbild gestanden haben soll. Seit der 1936/37 durchgeführten Renovierung wird sie für Reste eines Portals gehalten, dessen Zweck unklar ist. Dass es sich um eine sogenannte Priesterpforte handelte, ist wegen ihrer geringen lichten Breite unwahrscheinlich. Vielmehr dürfte es sich um einen Zugang zu einer Gruft aus der Anfangszeit der Kirche oder zu einer heute nicht mehr vorhandenen Sakristei gehandelt haben. Der 1959 aufgebrachte Verputz des Kirchenschiffes setzt die Lisenen und die Gesimse des barocken Turmes fort.

Apsis mit Altar

Der Innenraum, der durch die großen Fenster des 18. Jahrhunderts erhellt wird, besitzt eine Empore, deren Brüstung 1928 bemalt wurde. Seit 1920 steht auf der Empore eine einfache Orgel, die 1966 erneuert wurde. Der barocke Kanzelaltar wurde wahrscheinlich zur Zeit des Turmanbaus aufgestellt. Er wurde später verändert. Auf figürlichen Schmuck wurde verzichtet, was auf eine damals reformierte Gemeinde schließen lässt. Die Taufschale aus Messing, die von der Plünderung durch französische Soldaten 1806 verschont blieb, ist eine Arbeit des 16. Jahrhunderts.

2011 wurde eine neue Orgel eingeweiht. Das neue Instrument auf der Empore wurde von der Berliner Orgelbauwerkstatt Karl Schuke erbaut. Die Orgel hat 16 klingende Register (zuzüglich 3 Transmissionen) auf zwei Manualen und Pedal. Die Trakturen sind mechanisch.[1]

I Hauptwerk C–g3
1. Principal 8′
2. Bordun 8′
3. Octave 4′
4. Gemshorn 4′
5. Octave 2′
6. Mixtur IV 2′
7. Trompete 8′
II Schwellwerk C–g3
8. Rohrflöte 8′
9. Salicional 8′
10. Traversflöte 4′
11. Nasat 22/3
12. Piccolo 2′
13. Terz 13/5
14. Oboe 8′
Tremulant
Pedal C–f1
15. Subbaß 16′
16. Principal (= Nr. 1) 8′
17. Bordun (= Nr. 2) 8′
18. Octave (= Nr. 3) 4′
19. Posaune 16′
  • Koppeln: II/I, I/P, II/P

Literatur

  • Matthias Hoffmann-Tauschwitz: Alte Kirchen in Berlin. Berlin 1991.
  • Günther Kühne, Elisabeth Stephani: Evangelische Kirchen in Berlin. Berlin 1978.
  • Kurt Pomplun: Berlins alte Dorfkirchen. Berlin 1984.
  • Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. München/Berlin 2006 ( Band Berlin).

Einzelnachweise

  1. Zur Disposition

Weblinks

 Commons: Dorfkirche Heiligensee (Berlin) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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