Döhlen (Freital)

Döhlen (Freital)
Döhlen
Große Kreisstadt Freital
Koordinaten: 51° 0′ N, 13° 39′ O51.00722222222213.646666666667175Koordinaten: 51° 0′ 26″ N, 13° 38′ 48″ O
Höhe: 175 m
Eingemeindung: 1. Okt. 1921
Postleitzahl: 01705
Vorwahl: 0351
Karte

Lage von Döhlen in Freital

Döhlen ist ein Stadtteil der sächsischen Großen Kreisstadt Freital im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Döhlen und östlich benachbarte Dörfer auf einer Karte aus dem 19. Jahrhundert

Döhlen liegt im nach dem Stadtteil benannten Döhlener Becken am linken, westlichen Ufer der Weißeritz. In Richtung Westen steigt das Gelände an. Die Gemarkung Döhlen befindet sich etwa im Zentrum Freitals und besteht aus den Ortslagen Oberdöhlen, Unterdöhlen und Neudöhlen. Im Norden grenzt es an Zauckerode, im Nordosten an Potschappel und im Osten an Burgk. Südlich benachbart liegt Deuben, westlich von Döhlen befindet sich Weißig. Auf der Döhlener Flur befindet sich die Wüstung Weitzschen.

Der Regionalverkehr Dresden bedient mit der Freitaler Stadtverkehrslinie D mehrere Bushaltestellen in Döhlen. Im Stadtteil befindet sich die Lutherkirche sowie die Freitaler Schule zur Lernförderung mit einer Klinik- und Krankenhausschule.

Geschichte

Döhlen ist vermutlich zwischen 700 und 800 n. Chr. als slawisches Platzdorf entstanden. Es lag an einem Weg, der die beiden Hochflächen östlich und westlich des Weißeritztals verband und den Fluss an einer Furt querte. Spätestens seit 1150 existierte auf der Spitze eines Bergsporns über der Weißeritzaue eine Kirche.

Der Ortsname geht auf die altsorbische Sprache zurück und bedeutet „Ort im Tal“. Erstmals erwähnt wurde das Dorf 1206 in derselben Urkunde, die die Ersterwähnung Dresdens sowie die von Potschappel und Wurgwitz enthält. Diese Urkunde nennt „Arnoldus de Dolen“[1] (Arnold von Döhlen) als einen der Zeugen im Schlichtungsverfahren eines Rechtsstreits zwischen dem Bischof von Meißen und dem Burggrafen von Dohna um die Burg Thorun.[2] Im Laufe der Jahrhunderte tauchen neben „Dolen“ unter anderem die Ortsnamenformen „Dolin“, „Dalen“, „Dalan“, „Dolan“, „Dölen“ und „Delen“ auf. Im Jahr 1875 heißt das Dorf schließlich „Döhlen b. Dresden“, um es von fünf gleichnamigen Dörfern in Sachsen zu unterscheiden.[3]

Alte Rote Mühle Döhlen

Das Rittergut Arnolds von Döhlen befand sich in einer zum Schutz der Deutschen Ostsiedlung erbauten Wehranlage neben der Kirche im Bereich des heutigen Johann-Georg-Palitzsch-Hofs. Zwischen Kirche und Dorfanger lag das Pfarrlehn. Als Kirchdorf entwickelte sich Döhlen zum Zentrum der Region. Die später entstandene Kirchschule besuchten Kinder aus sämtlichen Nachbardörfern. Die Grundherrschaft übten über die gesamte frühe Neuzeit die Besitzer des Ritterguts Döhlen aus. So hatte Döhlen im 16. Jahrhundert an den Gutsherrn Hans von Grensing verschiedene Abgaben zu erbringen.[4] Dem Rittergut unterstanden neben anderen Dörfern in der Umgebung auch entferntere Orte, darunter ein Teil von Rähnitz im Norden Dresdens. Nach dem Tod des Gutsherrn Alexander von Schönberg († 1801) kaufte der sächsische Staat das aus Schloss und Gutshof sowie den angeschlossenen Ländereien bestehende Rittergut, das damit zum Kammergut wurde. Ausschlaggebender Grund dafür waren die lukrativen Kohlefelder in dessen Einflussbereich, die anschließend mit anderen Gruben zum Zauckeroder Steinkohlewerk unter der Leitung von Carl Wilhelm von Oppel zusammengefasst wurden.

Glasfabrik Döhlen (Friedrichshütte) um 1860
Stahlwerk Döhlen

Döhlen war bis ins 18. Jahrhundert das bevölkerungsreichste Dorf am Oberlauf der vereinigten Weißeritz. Beim Bau der Straße von Dresden durch den Plauenschen Grund nach Tharandt ab 1745 blieb Döhlen etwas abseits, die neue Route führte durch Potschappel. Von diesem Zeitpunkt an ging die zentrale Bedeutung Döhlens zurück, die Bevölkerungszahlen von Burgk, Potschappel und Deuben stiegen deutlich stärker an. Auch an der Bahnstrecke Dresden–Werdau erhielt Döhlen im Gegensatz zu seinen Nachbardörfern keinen Bahnhof, obwohl sie auch über Döhlener Flur führt. Selbst Carl Friedrich August Freiherr Dathe von Burgk und seine Nachfolger vermochten nicht, Döhlen entscheidend zu fördern.

Allerdings siedelten sich im 19. Jahrhundert entlang der Bahnstrecke bedeutende Industriebetriebe an, darunter 1818 die Glasfabrik Döhlen und 1855[5] die Gussstahlhütte, aus der das Edelstahlwerk hervorging. In beiden waren zeitweise jeweils über 1000 Arbeiter beschäftigt. Außerdem wurde Döhlen Sitz eines Amtsgerichts.[6] Im Jahre 1880 wurde die baufällige romanische Saalkirche, in der zwei Jahre zuvor Otto Lilienthal geheiratet[7] hatte, abgerissen[8] und bis 1882 durch einen Neubau an gleicher Stelle ersetzt.[9] Auf dem nahegelegenen Döhlener Friedhof befindet sich eine 1899 errichtete Denkmälerhalle, das Freiherrlich-Burgksche Mausoleum, ein Kriegerdenkmal[10] und ein Medaillon für die hier begrabene Wilhelmine Reichard. Östlich des alten Dorfkerns entstand ab 1890 Neudöhlen mit zwei Zentren um den heutigen Platz des Friedens an der Grenze zu Potschappel und um den Neumarkt und die Leßkestraße an der Grenze zu Deuben. In diesem Gebiet hatte die Wüstung Weitzschen gelegen.[11] Die Döhlener Gutsblockflur war um 1900 etwa 387 Hektar groß.[12] In den Jahren 1914/1915 ließ die Gemeinde Döhlen ein prächtiges Rathaus errichten, welches nach 1952 dem Kreis Freital als Verwaltungsgebäude diente.

Am 1. Oktober 1921 schlossen sich Deuben, Döhlen und Potschappel zu einer gemeinsamen Stadt zusammen. Da für den Stadtnamen kein Name einer der Gründungsgemeinden infrage kam, wurde ein Namenswettbewerb ausgerufen. Dabei setzte sich Freital („Freies Tal“) durch, der Vorschlag des Döhlener Gemeindevertreters Hermann Henker. Entlang der Dresdner Straße entstanden in den 1930er Jahren auch auf Döhlener Flur planmäßige Neubauten. Im Zweiten Weltkrieg spielte das in Döhlen gelegene Freitaler Stahlwerk eine wichtige Rolle als Rüstungsbetrieb und beschäftigte zahlreiche Zwangsarbeiter. An sie und andere NS-Opfer erinnert eine 1958 aufgestellte Bronzeplastik von Wieland Förster. Das bis 1945 verpachtete Kammergut wurde nach Kriegsende enteignet. In der Zeit der DDR dehnte sich das Edelstahlwerk über weite Teile des Ostens der Döhlener Flur aus. Unter anderem wurde die Hüttenstraße eingezogen und für den öffentlichen Verkehr gesperrt. Erst 2000 wurde sie als Teil der neuen Nordwest-Tangente, die die Dresdner Straße entlastet, wieder freigegeben. Dies wirkte sich sehr positiv auf die Erreichbarkeit Döhlens aus. Im alten Döhlener Dorfkern, der an der Lutherstraße liegt, blieben einige Bauernhöfe aus dem 19. Jahrhundert bis heute erhalten.

Entwicklung der Einwohnerzahl

Jahr Einwohner[13]
1551 18 besessene Mann, 10 Gärtner, 52 Inwohner
1764 13 besessene Mann, 1 Gärtner, 6 Häusler
1834 640
1871 1957
1890 2948
1910 5165
1925 siehe Freital

Sehenswürdigkeiten

Rathaus Döhlen während der Sanierung
Brunnen am Neumarkt

Plätze und Parks

In Döhlen befindet sich der Freitaler Neumarkt. Er wird als Parkplatz für die Besucher der angrenzenden Stadtbibliothek oder des Ärztehauses benutzt. Hinter dem Neumarktgelände, am Fuß des Windbergs, liegt ein Park mit Bänken und Bäumen, der in Zukunft zu einem Abenteuerspielplatz umgestaltet werden soll. Der Neumarkt hat eine Bushaltestelle, die allerdings nur aus Richtung Deuben erreichbar ist. Neben der Haltestelle steht ein Brunnen, der im Zuge der teilweisen Umgestaltung des Neumarktes dort aufgestellt wurde. In der Nähe des Neumarktes befindet sich auch der Storchenbrunnen, der allerdings in einem desolaten Zustand ist. An der Straße in Richtung des Freitaler Stadtteils Burgk liegt der Platz des Friedens. Dort finden die großen Freitaler Veranstaltungen statt, wie das Windbergfest und Zirkusvorstellungen. Angrenzend an den Platz des Friedens liegt ein kleiner Park. In der Wilhelmine-Reichard-Siedlung befindet sich ein Innenhof, der mit Bänken und Bäumen sowie einem kleinen Brunnen ausgestattet ist. Direkt am Freitaler Kino liegt ein Park, der 2006 eingeweiht wurde und ebenfalls einen Brunnen besitzt.

Gedenkstätten

Persönlichkeiten

  • Johann Theodor Roscher (* 1. November 1755 in Mildenau; † 3. November 1829 in Döhlen), sächsischer Hütteninspektor
  • Adolf Theodor Roscher (* 20. Januar 1782 in Großenhain; † 20. Januar 1861 in Döhlen), Industrieller
  • Robert Lattermann, Gründer der Gussstahlfabrik Döhlen
  • Andreas Tamitius (* 13. August 1633 in Döhlen; † 1700 in Dresden), Orgelbauer
  • Friedrich Adolf Geißler (* 4. Oktober 1868 in Döhlen; † 12. April 1931 in Dresden), Musikkritiker, Schriftsteller
  • Adolph Nägel (* 16. Dezember 1875 in Döhlen; † 17. September 1939 in Dresden), Professor für Kolbenmaschinenbau, Rektor der TH Dresden
  • Erwin Hilsky, * Döhlen; † 1980 Baienfurt bei Ravensburg, Scherenschneider

Trivia

Literatur

  • Cornelius Gurlitt: Döhlen. In: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen, 24. Heft: Amtshauptmannschaft Dresden-Altstadt (Land). C. C. Meinhold, Dresden 1904, S. 25.

Weblinks

 Commons: Döhlen (Freital) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Urkunden des Hochstiftes Meißen im Codex Diplomaticus Saxoniae Regiae (ISGV)
  2. freital.de
  3. hov.isgv.de
  4. Abgaben Döhlens im Repertorium Saxonicum (ISGV)
  5. archiv.sachsen.de
  6. Meyers Lexikon 1905
  7. freital.de
  8. freital.de
  9. b2i
  10. denkmalprojekt.org
  11. HOV Sachsen (ISGV)
  12. HOV Sachsen (ISGV)
  13. hov.isgv.de
  14. bierdeckelsammler.net
  15. biersachse.de

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