Ebba Eriksdotter Wasa

Ebba Eriksdotter Wasa

Ebba Eriksdotter Wasa (auch Vasa, aus dem schwedischen Adelsgeschlecht Vasaätten; * um 1491 in Norrby, Östergötland, Schweden; † 21. November 1549 im Kloster Vreta in Östergötland) war eine schwedische Adelige, die durch ihre Tochter Margareta Eriksdotter Leijonhufvud zur politisch einflussreichen Schwiegermutter von Gustav I. Wasa, König von Schweden (1523–1560) wurde.

Inhaltsverzeichnis

Herkunft

Ebba Wasa stammte aus der schwedischen Adelsfamilie Wasa, die auf Nils Kettilsson Vasa (* um 1332; † nach dem 24. Oktober 1378) zurückgeht. Derselben Familie entstammen auch ihr späterer Schwiegersohn, König Gustav I. Wasa und dessen als Könige von Schweden und Könige von Polen regierende Nachkommen. Sie war eine Tochter des Erik Karlsson Wasa (* um 1436 im Schloss Ringstaholm in Östergötland, Schweden; † 20. März 1491, erschossen) Ritter und schwedischer Reichsrat, aus dessen zweiter Ehe (1488) mit Anna Karlsdotter Vinstorpa (* 1461 in Tryserum, bei Kalmar in Schweden; † 1552) aus der gleichnamigen der schwedischen Adelsfamilie.[1] In erster Ehe war ihr Vater mit Iliana Nilsdotter Oxenstierna verheiratet, die nach 1481 ohne Hinterlassung von Kindern verstarb.

Wappen der Familie Wasa

Leben

Jugend

Ebba war die jüngste Tochter ihres Vaters Erik Karlsson Wasa, der jedoch schon kurz nach ihrer Geburt verstarb. Da ihre drei älteren Brüder jung verstarben, erbte sie gemeinsam mit ihrer Schwester, Margareta Wasa († 1525/44) die Besitzungen ihres Vaters. Ihre Mutter, Anna Karlsdotter Vinstorpa (* Tryserum, bei Kalmar); † 1552) heiratete daraufhin in zweiter Ehe Erik Eriksson „den Yngre“ (der Jüngere) Gyllenstierna (* um 1455 Fågelvik, Tryserum, bei Kalmar; † 19. Juli 1502), Ritter und schwedischer Reichsrat aus dem gleichnamigen dänisch-schwedischen Adelsgeschlecht. Dessen Mutter, Christina Karlsdotter Bonde (* 1432 in Stockholm; † 25. Januar 1499), eine Tochter des Karl VIII. Knutsson Bonde (* Schloss Ekholmen, Veckholm, Uppsala, 5. Oktober 1409; † 15. Mai 1470 im Stockholmer Schloss, Stockholm) König von Schweden (1448–1457, 1464–1465 und 1467–1470) und König von Norwegen (1449–1450) war.

Ebba wuchs daher mit ihrer Schwester

  • Margarete Eriksdotter Wasa, († 1525/44)
∞ 1.) v. 1515 Erik Knutsson († ermordet im Stockholmer Blutbad 1520
∞ 2.) 1523 Berend von Melen († 1561),

sowie mit ihren Halbgeschwistern aus der zweiten Ehe ihrer Mutter auf:

  • Carl Eriksson Gyllenstierna (* um 1496 in Fågelvik; † dort 1541)
∞ 1527 Kerstin Nilsdotter Grip und
  • Karin Eriksdotter Gyllenstierna (* vor 1506 in Fågelvik; † 12. März 1562)
∞ 23. August 1516 Erik Arvidsson Trolle (* um 1460; † 1529). Karin wurde dadurch zur Stiefmutter des Gustav Eriksson Trolle (* um 1488: † in Gefangenschaft n. 11. Juni 1535 in Gottdorf), der von 1514 bis 1517 und 1520 bis 1521 Erzbischof von Uppsala, zugleich aber auch führender Gegner der Unabhängigkeit Schwedens von Dänemark einer der Hauptverantwortlichen für das Stockholmer Blutbad von 1520 war.

Karins Tochter, Beata Eriksdotter Trolle (* 1516; † 1591) war mit Gabriel Kristiernsson Oxenstierna verheiratet und wurde dadurch zur Großmutter des berühmten Axel Oxenstierna (* 1583; † 1654), Graf von Södermöre, schwedischer Reichskanzler ab 1612.

Ebba wuchs somit in einer privilegierten aristokratischen Sippschaft auf, die sich durch politische und wirtschaftliche Macht auszeichnete.

Verbindung zur Politik

Durch ihre Ehe (1512) mit dem schwedischen Reichsrat Erik Abrahamsson Leijonhufvud (* um 1472; † 1520) wurde Ebba in die damals bewegte Geschichte ihres Landes einbezogen. Schweden war damals Teil der am 17. Juni 1397 geschaffenen Kalmarer Union zwischen den Königreichen Dänemark, Schweden und Norwegen, die von den dänischen Königen beherrscht wurde. In Schweden, das von einheimischen Reichsverwesern verwaltet wurde, entwickelte sich gegen diese „Fremdregierung“ eine wachsende Unabhängigkeitsbewegung. Nachdem es schon 1501 unter Sten Sture dem Älteren (Reichsverweser von 1514 bis 1512) zu einem Aufstand des Adels gegen Johann I. König von Dänemark Norwegen und Schweden gekommen war, löste sich Schweden 1512 aus der Union und wurde von Sten Sture dem Jüngeren als Reichsverweser von 1512 bis 1520 regiert.

Für Ebba war Sten Sture der Jüngere kein Unbekannter, sondern zählte zu ihrer erweiterten Familie. Dies, da dessen Ehefrau, Christina Nilsdotter Gyllenstierna (* 1494; † 1559) eine Nichte ihres Stiefvaters und daher eine „angeheiratete Cousine“ war. Zugleich war diese – über ihre Mutter Sigrid Eskilsdotter Baner – auch eine Halbschwester von Cecilia Mansdotter Ekaätten (* um 1476; † 1523), der Mutter von Gustav I. Wasa , König von Schweden (1523–1560), der Ebbas Schwiegersohn werden sollte. Verständlicherweise zählte daher sie und ihr Mann zu den engsten Unterstützern Sten Stures und der Unabhängigkeitsbewegung in Schweden.

Als König Christian II. von Dänemark, Norwegen und Schweden (1513–1523) 1513 auf seinen Vater folgte, weigerten sich die schwedischen Stände, ihn zum König zu wählen und stellten neuerlich die Kalmarer Union in Frage. König Christian war nicht gewillt, dies zu akzeptieren, sandte daher 1518 eine Armee nach Schweden, um dieses seine direkte Kontrolle zu unterwerfen. Diese Truppen wurden jedoch von den Schweden in der Schlacht bei Brännkyrka besiegt und mussten umkehren. Ebbas Ehemann stand als einer der führenden Reichsräte voll hinter dem Reichsverweser Sten Sture dem Jüngeren und der Unabhängigkeitsbewegung in Schweden und wirkte an der Verteidigung Schwedens aktiv mit. Nachdem Verhandlungen und Drohungen ohne Wirkung blieben und Reichsverweser und Reichsrat sich trotzdem weigerten, König Christian anzuerkennen, kam es zur militärischen Konfrontation, in der die schwedischen Truppen – unter denen Ebbas Ehemann mitkämpfte – von der Söldnerarmee Christians II. am 19. Januar beim See Asunden besiegt wurden und Sten Sture auf der Flucht seinen Verletzungen erlag. Nach der Niederlage der schwedischen Truppen behielt Ebbas „Cousine“ Christina Gyllenstierna die Kontrolle über Stockholm, besiegte die Dänen am 19. März 1520, wurde jedoch in der Schlacht bei Uppsala am 6. April von diesen besiegt und in Stockholm belagert. Dort hielt sie vier Monate lang der Belagerung stand, musste sich aber dann – gegen Gewährung einer vollen Amnestie – ergeben. Am 1. November 1520 mussten die Vertreter Schwedens Christian als erblichen König (bisher Wahlmonarchie!) die Treue schwören, der daraufhin am 4. November in der Storkyrkan in Stockholm gekrönt wurde.

Stockholmer Blutbad

Drei Tage später begann auf Grund einer Proskriptionsliste des Gustav Eriksson Trolle, dem unionistischen Erzbischof von Uppsala – mit dem Ebba über ihre Halbschwester Karin Eriksdotter Gyllenstierna verschwägert war – das Stockholmer Blutbad. Entgegen der ausdrücklichen königlichen Zusage einer Amnestie wurden dabei innerhalb weniger Tage – 82 der führenden Antiunionisten als „Häretiker“ hingerichtet. Unter den Ermordeten befand sich auch der Ehemann von Ebba Vasa, Erik Abrahamsson Leijonhufvud und Erik Johansson Wasa – der Vater ihres späteren Schwiegersohnes, Gustav I. Wasa. Selbst vor den Bischöfen machte der König nicht Halt, da auch die Bischöfe von Skara und von Strängnäs hingerichtet wurden.

Stockholmer Blutbad (handkolorierter Kupferstich von 1676 nach einem Holzschnitt von 1524)

Dieses Blutgericht führte zum Aufstand des Gustav Wasa, der 1521 bis 1523 als Reichsverweser agierte, Schweden 1523 durch den Schwedischen Befreiungskrieg endgültig aus der Kalmarer Union herauslöste und am 6. Juni 1523 in der Stadt Stängnäs zum König von Schweden gewählt wurde.

Schwiegermutter des Königs

Der schwere persönliche Rückschlag, den Ebba 1520 durch die Tötung ihres Ehemannes und die nachfolgende Diskriminierung erlitt, wurde viele Jahre später zumindest teilweise wieder gutgemacht. König Gustav I. Wasa von Schweden war seit 1535 verwitwet, da seine erste Gemahlin, Katharina von Sachsen-Lauenburg-Ratzeburg (* 1513; † 1535) am 23. September 1535 in Stockholm verstorben war. Stets in engem Kontakt mit der Familie Gyllenstierna entwickelte König Gustav eine besondere Neigung zu Ebbas Tochter Margareta Eriksdotter Leijonhufvud (* 1514; † 1551). Er heiratete sie am 1. Oktober 1536 und machte sie dadurch zur Königin von Schweden.

Margareta Leijonhufvud

Ihre Mutter Ebba bekam dadurch eine neue Rolle als königliche Schwiegermutter, wobei es ihr – wohl auf Grund ihrer Persönlichkeit und Erfahrung – gelang, in den ersten Jahren der Ehe ihrer Tochter einen manchmal dominierenden Einfluss am schwedischen Königshof auszuüben, der so weit ging, dass man munkelte, der König wage nicht, ihr zu widersprechen.

Gustav I. Wasa (Gemälde vom Jakob Bink)

Ebba war eine überzeugte Katholikin und stand auch während der protestantischen Reformation zu ihrem Glauben. König Gustav hatte ihr die Abtei Vreta übertragen, um deren Wohlergehen sie sich kümmerte, wobei sie diese selbst nach Durchführung der Reformation in Schweden als katholische Einrichtung beschützte. Schließlich zog sie sich selbst in dieses Kloster zurück, wo sie am 22. November 1549 verstarb.

Ehe und Kinder

St.-Laurentius-Kirche

Ebba heiratete am 18. Januar 1512 in der Laurentiuskirche in Söderköping (Östergötland) den Ritter und schwedischen Reichsrat Erik Abrahamsson Leijonhufvud (* um 1472 in Brunsberg bei Ytterselö in Södermanland; † 8. November 1520 in Stockholm).

Kinder[2]
  • Abraham Eriksson Leijonhufvud (* 1. März 1512; † 1. März 1556) ∞ 22. Februar 1538 Anna Agesdotter Thott; † 4. Juni 1552
  • Birgitta Eriksdotter Leijonhufvud (* 1514; † 1572) ∞ 1531 Gustav Stenbock (* 1504; † 1571)
  • Margareta Eriksdotter Leijonhufvud (* 1. Januar 1516 auf Schloss Lo in Gräfsnäs in Västergötland; † 26. August 1551 auf Schloss Tynnelsö am Mälaren), Königin von Schweden 1536–1551 ∞ 1. Oktober 1536 Gustav I. Wasa (schwedisch Gustav I., Gustav Erikson Vasa) (eigentlich Gustav Eriksson; * Mai 1496; † 29. September 1560 in Stockholm) war von 1523 bis 1560 schwedischer König.
  • Anna Eriksdotter Leijonhufvud (* um 1517; † 1540) ∞ Axel Eriksson Bielke af Åkerö (* um 1500; † 1559)
  • Sten Eriksson Leijonhufvud (* 15. August 1518; † 5. Oktober 1568) ∞ 7. Oktober 1548 Ebba Mansdotter Lilliehöök (* 13. Januar 1519; † 29. September 1609)
  • Märta Eriksdotter Leijonhufvud (* 24. Dezember 1520; † 15. Januar 1584) ∞ 3. März 1538 Schloss Nyköping Svante Sture (* 1. Mai 1517; † 24. Mai 1567 in Uppsala)

Einzelnachweise

  1. The house of Vasa
  2. Stammbaum Wasa

Literatur

  • Lena Lidbeck: Kungar och drottningar i Sverige. Rabén & Sjögren
  • Lars O. Lagerqvist, Nils Åberg: Kings and rulers of Sweden. Vincent Publications
  • Anders Fryxell: Erzählungen aus der Schwedischen Geschichte. Band 2. Stockholm und Leipzig. 1843
  • Herman Lindqvist: Historien om alla Sveriges drottningar. 2006

Weblinks

Siehe auch


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Gustav I. Wasa — (Gemälde vom Jakob Bink) Gustav I. Wasa (schwedisch Gustav I., Gustav Erikson Vasa) (eigentlich Gustav Eriksson; * Mai 1496; † 29. September 1560 in Stockholm) w …   Deutsch Wikipedia

  • Margareta Eriksdotter Leijonhufvud — Margareta Leijonhufvud Margareta Eriksdotter Leijonhufvud (meist nur „Margareta Leijonhufvud“, deutsch: Löwenkopf; * 1. Januar 1516 auf Schloss Lo in Gräfsnäs in Västergötland; † 26. August 1551 auf Schloss Tynnelsö am Mälaren) war Königin von… …   Deutsch Wikipedia

  • Vasa — oder auch Wasa steht für: die schwedisch polnische Herrscherdynastie, siehe Wasa (Dynastie) eine nach der Familie benannte Stadt in Finnland, heute Vaasa Vasa (Schiff), ein schwedisches Segelschiff aus dem 17. Jahrhundert im römischen Staatskult… …   Deutsch Wikipedia

  • Sigismond III de Pologne — Sigismond III Sigismond Vasa à cheval, portrait de Peter Paul Rubens Titre Roi de Pologne et grand duc de Lituanie …   Wikipédia en Français

  • Władysław IV Vasa — Portrait by Rubens …   Wikipedia

  • Maria Eleonora of Brandenburg — Queen consort of Sweden Tenure 25 November 1620 – 6 November 1632 Spouse …   Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”