Eduard Schulte (Galerist)

Eduard Schulte (Galerist)
Eduard Schultes Kunstausstellung in Düsseldorf, Zeichnung von Caspar Nepomuk Scheuren, um 1855

Die Galerie Eduard Schulte geht auf den Kunsthändler Eduard Schulte (* 1817; † 1890) zurück, der offenbar zunächst in der ehemaligen Buddeus'schen Buch- und Kunsthandlung in Düsseldorf tätig war und in der ab dem 17. März 1848[1] bestehenden Dauerausstellung gegen eine geringe Gebühr zwischen Künstlern und Käufern vermittelte.[2] Laut einer Notiz auf der Homepage des Stadtmuseums Düsseldorf trug sein Sohn und Nachfolger, der eine Galerie in Berlin eröffnete, den Vornamen Hermann[3], Sabine Meister zitiert jedoch in ihrer Dissertation Die Vereinigung der XI. Die Künstlergruppe als Keimzelle der organisierten Moderne in Berlin auch Äußerungen eines Galeristen Eduard Schulte aus den Jahren nach 1890,[4] so dass es den Anschein hat, als habe es wenigstens zwei miteinander verwandte Galeristen dieses Namens gegeben.

Galerien

Eduard Schulte führte eine Kunsthandlung in der Alleestraße 42 in Düsseldorf, die sich eines guten Rufs erfreute,[5] hatte aber auch eine Niederlassung in der Richartzstraße 16 in Köln. 1886 übernahm er außerdem in Berlin das Ausstellungslokal des Auktionshauses Lepke, Unter den Linden 4a. 1891 wurde die Kunsthandlung Eduard Schulte in das Palais Redern am Pariser Platz, Unter den Linden 1, verlegt. Als dieses 1904 abgerissen wurde, zog die Galerie in den gegenüber befindlichen Gräflich Schwerinischen Palast. Die Pläne zu der neuen Kunsthandlung stammen von Alfred Messel und befinden sich heute im Architekturmuseum der TU Berlin. Als Bauherr wird hier kein Eduard, sondern wiederum Hermann Schulte genannt.[6]

Schultes Kunsthandlung im Palais Redern galt als technisch am besten ausgestattete Galerie Berlins. Sie besaß, anders als etwa das Konkurrenzunternehmen Fritz Gurlitts, einen Oberlichtsaal sowie einen verdunkelbaren Raum, der elektrisch beleuchtet werden konnte. Karl Voll konstatierte unter dem Pseudonym Dr. van Eyck, bei der Schulteschen Kunsthandlung handle es sich um eine „der angesehensten Kunsthandlungsfirmen Deutschlands“ und ihr Angebot gewähre „selbst verwöhnten Kunstsybariten Befriedigung“.[7] Möglicherweise waren dieser anerkennenden Äußerung jedoch auch kritische Stimmen vorausgegangen. Jules Laforgues hatte sich 1887 eher despektierlich geäußert: „Vor einem Jahr hat ein Kölner Händler eines dieser Geschäfte übernommen, er veranstaltet kleine Ausstellungen [...], aber wie jämmerliche! Außerdem kosten diese Ausstellungen eine Mark Eintritt [...]“[8] Sowohl die Zeitangabe als auch die Äußerung zur Provenienz des genannten Galeristen lassen darauf schließen, dass hier die Schultesche Galerie gemeint war. Auch in späteren Jahren äußerten sich Kritiker zum Teil despektierlich. Hans Rosenhagen etwa erklärte, Schulte präsentiere „Handelsware mit anerkannter Marke und jene Kunst, die nichts ist, als maskirter [sic] Dilettantismus.“ Er bedauerte es, dass „die minderwerthige Kunst in den besten Ausstellungsräumen Berlins“ zu finden sei.[9]

Dennoch spielte die Kunsthandlung eine wichtige Rolle in der Entwicklung im Kunstleben des späten 19. Jahrhunderts.[10] Nach der Vereinigung der XI, die erstmals 1892 bei Schulte ausstellte,[11] gründeten sich weitere Vereinigungen, die bei Schulte erstmals an die Öffentlichkeit traten. Ferner war in der Kunsthandlung 1887 eine Ausstellung mit Werken Arnold Böcklins zu sehen und 1891 und 1892 wurden Gemälde von Franz von Stuck gezeigt. Theodor Fontane, der die erste Berliner Stuck-Ausstellung besuchte, zeigte sich sehr beeindruckt.

Nach wie vor vermarktete Schulte auch die Maler der Düsseldorfer Malerschule. Der Galerist erkannte Chancen seiner Zeit: Im November 1892 kam es zur „Affäre Munch“: Nachdem die Munch-Ausstellung im Architektenhaus in der Wilhelmstraße nach Protesten vorzeitig beendet worden war, zogen die Mitglieder des Vereins Berliner Künstler, die sich gegen diese Schließung ausgesprochen hatten, unter Protesten in die Galerie Schulte um. Zu diesem Zeitpunkt hatte Schulte Munch bereits angeboten, die Ausstellung auch in Düsseldorf und Köln zu zeigen, und Munch war gegen eine Eindrittelbeteiligung an den Eintrittsgeldern dazu bereit gewesen. Am 13. November 1892 wurde bei Schulte im Zuge des Protests gegen die Schließung der Munch-Ausstellung die Freie Vereinigung Berliner Künstler gegründet, die allerdings ihre erste Ausstellung dann in anderen Räumen abhielt.

Ab 1893 war bei Eduard Schulte regelmäßig eine Herbstausstellung zu sehen, aus der dann die Ausstellungen des Künstler-West-Klubs sich entwickelten. Schulte wurde auch Galerist der Vereinigung der Vier und der November-Vereinigung sowie der Vereinigung 1897 und der Gesellschaft Deutscher Aquarellisten. Etwa ab 1913 fehlen Nachrichten über das Schicksal der Galerie.

Literatur

  • Sabine Meister, Die Vereinigung der XI. Die Künstlergruppe als Keimzelle der organisierten Moderne in Berlin, Freiburg 2005
  • Adolf Rosenberg, Die Kunsthandlung von Eduard Schulte in Düsseldorf, in: Kunstchronik 21, 1886, Sp. 361

Einzelnachweise

  1. http://www.wohnzimmermusikklub.de/laurajilbeyer/aundo.pdf
  2. Joachim Grossmann, Künstler, Hof und Bürgertum. Leben und Arbeit von Malern in Preußen 1786-1850, Akademie Verlag 1995, ISBN 978-3050024127, S. 133
  3. http://www.duesseldorf.de/stadtmuseum/sammlung/05/107/20193.shtml
  4. Sabine Meister, Die Vereinigung der XI. Die Künstlergruppe als Keimzelle der organisierten Moderne in Berlin, Freiburg 2005, S. 101-113 und 337
  5. Julia Hümme, Gregor von Bochmann (1850 - 1930). Leben und Werk eines deutschbaltischen Malers in Düsseldorf, Kiel 2007, ISBN 978-3937719313, S. 212, Anm. 393
  6. http://architekturmuseum.ub.tu-berlin.de/index.php?set=1&p=79&Daten=92439
  7. zitiert nach: Sabine Meister, Die Vereinigung der XI. Die Künstlergruppe als Keimzelle der organisierten Moderne in Berlin, Freiburg 2005, S. 102
  8. zitiert nach Sabine Meister, Die Vereinigung der XI. Die Künstlergruppe als Keimzelle der organisierten Moderne in Berlin, Freiburg 2005, S. 102
  9. zitiert nach Sabine Meister, Die Vereinigung der XI. Die Künstlergruppe als Keimzelle der organisierten Moderne in Berlin, Freiburg 2005, S. 103
  10. http://www.welt.de/kultur/article5655714/Was-die-Deutschen-von-den-Franzosen-lernten.html
  11. http://www.luise-berlin.de/kalender/jahr/1892.htm

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