Eleonore Magdalene von der Pfalz

Eleonore Magdalene von der Pfalz
Eleonore von Pfalz-Neuburg

Eleonore Magdalene Therese von Pfalz-Neuburg (* 6. Januar 1655 in Düsseldorf; † 19. Januar 1720 in Wien) war eine Pfalzgräfin von Neuburg und durch Heirat Kaiserin des Heiligen Römisches Reiches deutscher Nation.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Eleonore war die älteste Tochter des Kurfürsten Philipp Wilhelm von der Pfalz (1615–1690) aus dessen zweiter Ehe mit Elisabeth Amalie (1635–1709), Tochter des Landgrafen Georg II. von Hessen-Darmstadt. Eleonore wurde sehr sorgfältig ausgebildet, sie war in mehreren Sprachen versiert und in Musik, Komposition und Dichtkunst geübt.[1] Von ihrer Mutter mit Kälte behandelt, entwickelte die Prinzessin schon in früher Jugend eine tiefe religiöse Zurückgezogenheit und hegte den Wunsch ihr Leben im Kloster zu verbringen, was sie auch versuchte, das Vorhaben aber vereitelt wurde. Sie wies deshalb zunächst auch alle Bewerber um ihre Hand ab. König Jakob II. von England soll sie gesagt haben, dass sie noch am Altar nein zu ihm sagen werde.

Eleonore heiratet Kaiser Leopold I., historisierendes Gemälde aus dem Jahr 1890 im Rathaussaal Passau

Sie heiratete am 14. Dezember 1676 in Passau den römisch-deutschen Kaiser Leopold I. (1640–1705). Da dessen beiden früheren Frauen, Margarita Teresa von Spanien und Claudia Felizitas von Tirol keinen (überlebenden) Thronfolger geboren hatten, wurde von ihr männlicher Nachwuchs erwartet. Schon nach dem Tod von Leopolds erster Gemahlin, war Eleonore als mögliche Braut des Kaisers im Gespräch.[2] Kriterium dabei war, das die Neuburger Prinzessinnen als fruchtbar galten; Eleonore hatte 16 Geschwister, von denen fast alle das Erwachsenenalter erreicht hatten. Eleonore erfüllte die Erwartungen und gebar ihrem Gemahl neben einigen Töchtern auch zwei Söhne, womit sie das vorzeitige Erlöschen des Hauses Habsburg verhinderte.

Im Jahr 1689 wurde Eleonore Königin von Ungarn und ein Jahr später in Augsburg am 19. Januar 1690 durch den Fürstabt von Fulda Placidus von Droste zur Kaiserin gekrönt,[3] eine Woche bevor ihr ältester Sohn ebenfalls in Augsburg zum deutschen König gekrönt wurde. Im Jahr 1688 hatte Eleonore die Statuten des zwanzig Jahre davor gegründeten Sternkreuzordens erneuert.

Die engen Beziehungen zwischen den Wittelsbachern in Düsseldorf und den Habsburgern in Wien wurden nicht nur nochmals in der Ehe von Eleonores Bruder Kurfürst Johann Wilhelm mit Kaiser Leopolds Halbschwester Maria Anna unterstrichen, auch zwei Hofkanzler Österreichs stammten aus pfalz-neuburgischen Diensten. In Ermangelung eigener Mitglieder des habsburgischen Hauses zur Zeit Kaiser Leopolds gewannen die neu gewonnenen Schwager und Schwägerinnen der Wittelsbacher Linie Pfalz-Neuburg an Bedeutung. Eleonores jüngere Brüder begannen glänzende Karrieren in der Reichskirche; ihre Schwestern gelangten durch ihre Ehen auf die ersten Throne Europas. Im Jahr 1685 unterstützte der Wiener Hof die Pfalz-Neuburger bei ihrer Nachfolge in der pfälzischen Kurwürde.

Eleonore war ihrem Gemahl treu ergeben und pflegte ihn hingebungsvoll in seiner letzten Krankheit bis zum Tod. Da der Kaiser nichts auf französisch lesen wollte, übersetzte sie ihm ihr wichtig erscheinende Staatspapiere zu seiner Kenntnis. Nach dem Tod ihres ältesten Sohnes 1711, übernahm sie für ihren jüngeren Sohn, der ihm als Kaiser folgte und sich zu jener Zeit in Spanien befand, bis zu dessen Rückkehr die Regierungsgeschäfte, wobei sie von ihren Töchtern unterstützt wurde. Im diesem Jahr ernannte Eleonore den nachmaligen Grafen Alexander Károlyi zum Oberfeldherren.[4] und beendete im Frieden von Szatmar die Rebellion des Fürsten Franz II. Rákóczi.

Bronzesarg der Kaiserin Eleonora Magdalena in der Kapuzinergruft

Persönlichkeit

Eleonore wurde als strenge und fromme Frau beschrieben, die sich intensiv mit religiösen Dingen beschäftigte. Es wird berichtet, sie habe sich vor ihrer Verehelichung so lange in die Sonne gelegt, bis sie einen Sonnenbrand bekam, damit sie dem Kaiser nicht gefalle und er sie nicht heiraten wolle. Auch habe sie ihre kostbaren Armbänder mit nach innen gerichteten Spitzen versehen, damit sie gleichzeitig als Bußwerkzeuge wirkten. Nach dem Tod ihres Gemahls legte die Kaiserin nie mehr die Trauerkleidung ab. Ein Zeitzeuge sagte darüber: „Sie trägt fortwährend Trauer und wahrhaftig, nichts kann hier trauriger sein, als Trauer. Nicht das geringste, kleine Stückchen von Weißwäsche sieht man, alles nur schwarzer Krepp; Hals, Ohren, Backen sind mit seinem gefältelten Stück von demselben Stoff bedeckt und das Gesicht, das in der Mitte heraussieht, sieht aus, als wenn’s am Pranger stehen müßte.” Selbst wenn sie, Leopold zu liebe, in die Oper ging, hatte sie ein Gebetbuch dabei, in welchem sie zwischendurch immer las, da sie für derartige Frivolitäten nichts übrig hatte. Als ihr Beichtvater in einem Aufsatz ihre Tugenden rühmen wollte, ließ sie sich dessen Aufzeichnungen geben und warf sie ins Feuer. Eleonore Magdalene verfasste selbst ein Andachtsbuch, welches auch veröffentlicht wurde. Durch die Bemühungen von Kaiserin Eleonore kam das berühmte Gnadenbild der Weinenden Madonna von Pötsch in den Stephansdom zu Wien. Der seliggesprochene Kapuziner Marco d'Aviano war einer ihrer Ratgeber und Seelsorger.

Die Kaiserin starb nach einem in einer Kapelle während des Gebets erhaltenen “Schlagfluss”. Nach ihrem eigenen Wunsch wurde Eleonore Magdalena in einem sehr einfachen hölzernen Sarg im Gewand des Ordens der Sklavinnen Marias beigesetzt, der die Inschrift “Eleonora Magdalena Theresia, arme Sünderin” trug. Erst ihre Enkeltochter Maria Theresia ließ Eleonore Magdalenas sterbliche Überreste in einen Prunksarg umbetten.[5]

Nachkommen

Mit ihrem Mann hatte Eleonore Magdalene folgende Kinder:

  • Joseph I. (1678–1711), Kaiser des Heiligen Römischen Reiches
∞ 1699 Prinzessin Wilhelmine Amalie von Braunschweig-Lüneburg (1673–1742)
∞ 1708 König Johann V. von Portugal (1689–1750)
  • Maria Theresia (1684–1696)
  • Karl VI. (1685–1740), Kaiser des Heiligen Römischen Reiches
∞ 1708 Prinzessin Elisabeth Christine von Braunschweig-Wolfenbüttel (1691–1750)
  • Maria Josepha (1687–1703)
  • Maria Magdalena (1689–1743)
  • Maria Margaretha (1690–1691)

Literatur

  • Neuestes Damen-Conversations-Lexikon: ein Inbegriff des Gesammtwissens für die Frauenwelt, Band 3, Rossberg, 1856, S. 18 f. Digitalisat
  • Harm Klueting, Wolfgang Schmale: Das Reich und seine Territorialstaaten im 17. und 18. Jahrhundert, LIT Verlag Münster, 2004, S. 69 ff.
  • Konrad Kramar und Petra Stuiber: „Die schrulligen Habsburger – Marotten und Allüren eines Kaiserhauses“. Ueberreuter, Wien 1999, ISBN 3-8000-3742-4.
  • Blätter für literarische Unterhaltung, Band 2, F.A. Brockhaus, 1844, S. 732 Digitalisat
  • Constant von Wurzbach: Biographisches lexikon des kaiserthums Oesterreich, Band 6, K. K. Hof- und staatsdruckerie, 1860, S. 162 f.

Weblinks

 Commons: Eleonor Magdalene of the Palatinate – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Linda Maria Koldau: Frauen-Musik-Kultur: ein Handbuch zum deutschen Sprachgebiet der Frühen Neuzeit, S. 100
  2. Friedrich Carl Moser: Patriotisches Archiv für Deutschland, Band 2, C. F. Schwan, 1785, S. 232
  3. Thomas L. Zotz: Die deutschen Königspfalzen. Göttingen, 1983 S.605 Teildigitalisiert
  4. Constant von Wurzbach: Biographisches lexikon des kaiserthums Oesterreich, Band 11, K. K. Hof- und staatsdruckerei, 1864, S. 2
  5. Karl August Schimmer: Die Ruhestätten der österreichischen Fürsten aus dem babenberg'schen, habsburg'schen und habsburgischlothringen'schen Stamme, Gedruckt bei J.P. Sollinger, 1841, S. 36

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