Erich Haslinger

Erich Haslinger
Haslinger als Masure (1901)

Erich Haslinger (* 14. Mai 1882 in Königsberg; † 21. Juli 1956 in Bremen) war ein Jurist, Unternehmer und Wirtschaftsführer in Ostpreußen und Bremen.

Leben

Als Nachfahre Salzburger Exulanten begann Haslinger nach dem Abitur am Kgl. Wilhelms-Gymnasium sein Jurastudium an der Universität Königsberg. Im Wintersemester 1900/01 wurde er beim Corps Masovia aktiv.[1] Nach einigen Semestern in München und Freiburg legte Haslinger 1909 in Berlin das Staatsexamen ab. Bereits in die väterliche Firma aufgenommen, war er während des Ersten Weltkrieges Wasserstraßenbevollmächtigter Ost.

In der Weimarer Republik zählte er zu den führenden Männern der ostdeutschen Wirtschaft. 1919 war er am Bau des Königsberger Flughafens Devau maßgeblich beteiligt. Er war Alleinvertreter der Deutsch-Sowjetischen Luftverkehrsgesellschaft Deruluft. Die 1921 gegründete „Deutsch-Russische Luftverkehrs AG“ lieferte im Rahmen der geheimen Luftwaffenkooperation deutsche Flugzeuge in die Sowjetunion.[2] Haslinger gehörte zu den Gründern der Deutschen Ostmesse.

Sein Vater Justus Haslinger war seit 1910 Alleininhaber der Reederei Robert Meyhöfer. Nach dessen Tod 1919 baute Erich Haslinger mit seinem Bruder Oswald das aufstrebende Unternehmen weiter aus. Er empfahl der HAPAG, eine Fahrgast-Schnelldampferlinie Swinemünde - Pillau einzurichten. Mit den Preußischen Staatsbahn und (ab 1920) mit dem neuen Reichsverkehrsministerium verhandelte Haslinger persönlich über die notwendigen Bahnanschlüsse in den Häfen. Haslinger war einer der Begründer des Seedienst Ostpreußen. Die alten Schiffslinienverbindungen nach Danzig, Elbing, Memel und Tilsit waren der Grundstock für diese „politische Schiffahrtslinie, die nie Gewinn machte und doch florierte“.[3]

Auf dem Königsberger Steindamm eröffnete Haslinger das erste ostpreußische Reisebüro.[4] Er war Generalvertreter der HAPAG für Königsberg, Pillau und Memel, Verkehrsreferent und Vizepräsident der Industrie- und Handelskammer Königsberg und finnischer Konsul.

Reederei Meyhoefer

1944, im Zweiten Weltkrieg, wurde sein Unternehmen schwer getroffen; alles verbrannte, fast alle Schiffe gingen verloren. Trotzdem gelang es Haslinger, die Firma 1949 in Bremen mit fünf geretteten Binnenschiffen und drei Küstenmotorschiffen in verkleinertem Rahmen fortzuführen. Er war Gründer, Vorsitzender und Ehrenvorsitzender des Bundes heimatvertriebener Wirtschaft mit 140.000 Unternehmen.

Haslinger wurde mit dem Großen Verdienstkreuz des Bundesverdienstordens ausgezeichnet.

Seinem Corps war Haslinger zeitlebens tief verbunden. Vor allem seiner Initiative war es zu verdanken, dass 1928 das neue Corpshaus am Weidendamm erworben werden konnte. Seine Ehefrau Margarete geb. Witte war die Erste Dame des Corps. Sein Sohn Dr. iur. Rudolf Haslinger, Juniorpartner und ebenfalls Angehöriger des Corps Masovia, fiel 1940 mit 27 Jahren im Frankreichfeldzug.[5]

Literatur

  • E. F. Kaffke: Schrittmacher des ostpreußischen Verkehrswesens. 100 Jahre Firma Robert Meyhoefer, 1969

Einzelnachweise

  1. Kösener Corpslisten 1960, 87, 919
  2. Wolf Oschlies: Symbiose der Geächteten. Preußische Allgemeine Zeitung, Nr. 38, 19. September 2009
  3. Kurt Gerdau: Seedienst Ostpreußen. Herford 1990
  4. Robert Albinus: Königsberg Lexikon. Würzburg 2002, S. 212
  5. Verzeichnis sämtlicher Mitglieder des Corps Masovia 1823 bis 2005. Potsdam 2006

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