- Ernst Heinrich Kelter
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Ernst Heinrich Kelter (* 1900; † nach 1976) war ein deutscher Wirtschaftsgeograph, Wirtschaftshistoriker, Volkswirt, Kommunalpolitiker während der Zeit des Nationalsozialismus und Hochschullehrer.
Inhaltsverzeichnis
Biografie
Nach dem Schulbesuch studierte Kelter Volkswirtschaft sowie Wirtschaftsgeschichte und schloss dieses Studium mit der Promotion ab. Später wurde er Mitglied der SA.
Am 16. Mai 1933 wurde Kelter als Nachfolger von Karl Jarres kommissarischer Oberbürgermeister von Duisburg. Am 14. Juni 1934 empfing er die beiden Fußballspieler Willy Busch von Duisburg 99 und Paul Zielinski von Union 02 Hamborn nach dem 3. Platz bei der Fußball-Weltmeisterschaft 1934 in Italien.[1] Bereits am 11. Dezember 1934 legte er das Amt des Oberbürgermeisters nieder, sodass am 1. Januar 1935 Just Dillgardt dessen Nachfolger wurde.
Am 1. Oktober 1937 nahm Kelter einen Ruf als Professor für Wirtschaftsgeschichte und Wirtschaftsgeografie an der Staatswirtschaftlichen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität München an. Daneben war er auch Mitglied des Verwaltungsausschusses der Universität sowie anderer Universitätsgremien.[2]
Zugleich war er als Nachfolger von Jakob Strieder auch Direktor am Seminar für Wirtschaftsgeschichte an der Universität. Während seiner Lehrtätigkeit beschäftigte er sich insbesondere mit wirtschaftlichen Grundlagen historischer Ereignisse wie den Bauernkriegen[3] und legte seinen Forschungsschwerpunkt auf das Spätmittelalter sowie die Frühe Neuzeit.
1938 wurde Kelter auch Mitglied des Universitätsausschusses für die Aberkennung der Doktorwürde.[4]
Im September 1939 wurde er Mitglied des Wissenschaftlichen Beirates der Gesellschaft für europäische Wirtschaftsplanung und Großraumwirtschaft, die im Rahmen der Expansion des NS-Regimes erfolgte Ausdehnung ihres Machtbereichs auf andere europäische Länder durch eine Konzeption der „Neuordnung Europas“ und der Herausbildung von Methoden zur Bildung eines europäischen „Großwirtschaftsraums“ unter deutscher Führung zu untermauern sollte.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges verlor er 1947 seinen Lehrstuhl an Friedrich Lütge.[5] Im Rahmen der Entnazifizierung wurde er in den sogenannten „Franklin D. Roosevelt Office Files 1933-1945“ als Schlüsselfigur des NS-Regimes eingeordnet.[6]
Später kehrte er an den Niederrhein zurück und beschäftigte sich dabei mit Heimatforschung sowie historischen lokalgeschichtlichen Persönlichkeiten wie Emil Wilhelm Krummacher.[7]
Veröffentlichungen
Als Wirtschaftswissenschaftler und Volkswirt veröffentlichte Kelter zahlreiche grundlegende international immer wieder zitierte Fachaufsätze, aber auch Schriften zur Heimatkunde. Zu seinen wichtigsten Veröffentlichungen gehören:
- „Die Wirtschaftsgesinnung des mittelalterlichen Zünftlers“, in: Schmollers Jahrbuch, 1932, S. 85-111[8][9][10][11]
- „Geschichte der obrigkeitlichen Preisregelung, I. Die obrigkeitliche Preisregelung in der Zeit der mittelalterlichen Stadtwirtschaft“, 1935[12]
- „Wilhelm Abel: Agrarkrisen und Agrarkonjunktur in Mitteleuropa vom 13. bis zum 19. Jahrhundert, Berlin 1935“, Rezension mit Siegfried von Ciriacy-Wantrup, in: Schmollers Jahrbuch, 1936, S. 65-72[13]
- „Die wirtschaftlichen Ursachen des Bauernkrieges“, in: Schmollers-Jahrbuch, 1941, S. 641-682[14][15][16]
- „Die Juden in der deutschen Wirtschaftsgeschichte“, in: „Abhandlung zur Rechts- und Wirtschaftsgeschichte. Festschrift Adolf Zycha zum 70. Geburtstag am 17. Oktober 1941“, Weimar 1941[17]
- „Ein kurzer Blick in die Wirtschaftsgeschichte“, Feldpostbrief der Staatswirtschaftlichen Fakultät der Universität München, Januar 1944[18]
- „Das deutsche Wirtschaftsleben des 14. und 15. Jahrhunderts im Schatten der Pestepidemien“, in: Jahrbücher für Nationalökonomie und Statistik, 1953, S. 161-208[19][20][21][22]
- „Chronik der Gemeinde Rheinkamp. Geschichte einer niederrheinischen Gemeinde“, 1960[23]
Weblinks
- Literatur von und über Ernst Heinrich Kelter im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- RHEINISCHE POST: „Jarres ließ Hindenburg den Vortritt“ (29. Juli 2008)
- DER WESTEN: „Filmforum zeigt historische Duisburg-Filme: Neue Bilder aus düsteren Zeiten“ (26. Januar 2009)
- rulers.org
Einzelnachweise
- ↑ Nils Havemann: „Fussball unterm Hakenkreuz: der DFB zwischen Sport, Politik und Kommerz“, 2005, S. 296 f., ISBN 3593379066
- ↑ Universität München: Personenstand zum 31. Oktober 1941
- ↑ Mareike Brosenne: „Der Bauernkrieg in Franken - die Revolution des „Gemeinen Mannes“ oder auch ein Aufstand der Adligen?“, Seminararbeit, Georg-August-Universität Göttingen 2005
- ↑ Stefanie Harrecker: „Degradierte Doktoren: die Aberkennung der Doktorwürde an der Ludwig-Maximilians-Universität München“, 2007, S. 70, ISBN 3831606919
- ↑ Seminar für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte der Universität München
- ↑ „Franklin D. Roosevelt Office Files 1933-1945“, S. 50
- ↑ Uwe Eckardt: KRUMMACHER, Emil Wilhelm. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 4, Herzberg 1992, ISBN 3-88309-038-7, Sp. 713–714.
- ↑ Winfried Schulze,Helmut Gabel: „Ständische Gesellschaft und soziale Mobilität“, 1988, S. 76, ISBN 3486543512
- ↑ DE ECONOMIST: „Overzicht van buitenlandsche tijdschriften“, Dezember 1936
- ↑ Thomas Max Safley: „Children of the laboring poor: expectation and experience among the orphans of Early Modern Augsburg“, 2005, S. 261, ISBN 0391042246
- ↑ Raymond de Roover: „The Concept of the Just Price: Theory and Economic Policy“, in: The Journal of Economic History, 1958, S. 418
- ↑ Lars Boerner: „Medieval Market Design. Product Grouping on Medieval Fairs“, Humboldt-Universität Berlin 2005
- ↑ Günter Schulz: „Sozial- und Wirtschaftsgeschichte: Arbeitsgebiete - Probleme - Perspektiven“, 2004, S. 203, ISBN 3515084355
- ↑ Gerhard Krause,Gerhard Müller: „Theologische Realenzyklopädie, Band 5“, 1980, S. 336, ISBN 3110077396
- ↑ Adolf Laube: „Die Volksbewegungen in Deutschland von 1470 bis 1517. Ursachen und Charakter“, 1975
- ↑ Maurice Berthe: „Endettement paysan & crédit rural dans l'Europe médiévale et moderne“, 1998, S. 113, ISBN 2858163650
- ↑ Joachim Rückert,Dietmar Willoweit: „Die Deutsche Rechtsgeschichte in der NS-Zeit: ihre Vorgeschichte und ihre Nachwirkungen“, 2995, S. 167, ISBN 3161464443
- ↑ Elisabeth Kraus: „Die Universität München im Dritten Reich: Aufsätze, Band 1“, 2006, S. 573, ISBN 3831606390
- ↑ Günter Schulz: „Sozial- und Wirtschaftsgeschichte: Arbeitsgebiete - Probleme - Perspektiven“, 2004, S. 204, ISBN 3515084355
- ↑ Erich Zöllner: „Geschichte Österreichs: von den Anfängen bis zur Gegenwart“, 1990, S. 623, ISBN 3486467085
- ↑ „Viator, Band 4“, 1973, S. 207, ISBN 0520023927
- ↑ Judith Mader: „Untersuchungen zur Bedeutung der Pest und anderen Katastrophen des 14. Jahrhunderts für das Ende des mittelalterlichen Landesausbaus“, Hausarbeit Carl-von-Ossietzky Universität Oldenburg, 2010
- ↑ Baerler Schützengesellschaft von 1485
Oberbürgermeister von DuisburgGottfried Schlegtendal | Otto Keller | Friedrich Wilhelm Wegner | Karl Lehr | Karl Jarres | Ernst Heinrich Kelter | Just Dillgardt | Hermann Freytag | Heinrich Weitz | Leo Storm | August Seeling | Arnold Masselter | Ernst Ermert | Josef Krings | Bärbel Zieling | Adolf Sauerland
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