Ernst Theis

Ernst Theis

Ernst Theis (* 31. Juli 1961 in Sierning) ist ein österreichischer Dirigent und seit 2003 Chefdirigent der Staatsoperette Dresden.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Sein Vater Georg Theis stammt aus der Nähe von Bistritz in Siebenbürgen und flüchtete mit seinen Eltern im Zweiten Weltkrieg nach Oberösterreich. Seine Mutter Gertrude Theis stammt aus seinem Geburtsort Sierning. Ernst Theis verbrachte dort auch seine Kindheit. [1]

Seine musikalische Begabung wurde von seinen Eltern zwar früh erkannt, aber nicht mehr als im ländlichen Umfeld üblich gefördert. Bis zu dem Zeitpunkt seiner Inskription an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Wien, beschäftigte er sich mit Blasmusik, Volksmusik und Pop- und Rockmusik in einer Amateurband. Seine erste musikalische Ausbildung als Trompeter erhielt von dem Saxophonisten Franz Großauer, der zur Jugendzeit von Ernst Theis Kapellmeister der Blasmusikkapelle und der Jugendblasmusik Sierning war. Bei beiden Blasmusikensembles musizierte Ernst Theis über Jahre hinweg aktiv mit. Instrumente wie Drumset und E-Gitarre für den Bandgebrauch erlernte Ernst Theis autodidakt.

Franz Großauer bereitete ihn später auch für die Zulassungsprüfung an die Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Wien vor. Dort erhielt er von 1979 bis 1985 eine musikalische Ausbildung als Trompeter und später als klassischer Schlagwerker sowohl im Bereich Konzertfach als auch im Bereich Pädagogik. In der Dirigentenklasse von Otmar Suitner beschäftigte Theis sich mit dem Dirigieren. Im Zusammenhang mit seiner pädagogischen Ausbildung zum Instrumentallehrer kristallisierte sich sein Interesse für musiksoziologische Themen heraus.

Zur Zeit seiner Instrumentalausbildung und auch in den Jahren danach arbeitete er als Orchestermusiker in verschiedenen Wiener Orchestern, gründete ein Percussionsensemble mit Mitgliedern bedeutender Wiener Orchester und übernahm hinzukommend 1986 die Leitung einer Klasse des zentralen künstlerischen Fachs Klassisches Schlagwerk am damaligen Konservatorium der Stadt Wien.

1991 gründete er das Orchester Österreichische Kammersymphoniker, das er bis 2003 künstlerisch und wirtschaftlich leitete. Die Schwerpunkte dieses Orchesters lagen vorerst hauptsächlich im Bereich der zeitgenössischen Musik und der Klassischen Moderne, später dann auch im Bereich der Wiener Klassik.

1996 sprang Ernst Theis als Kapellmeister an der Wiener Volksoper ein und leitete eine Vorstellung Die Csárdásfürstin (Emmerich Kálmaán), worauf er einen Vertrag als Kapellmeister an diesem Musiktheater erhielt. Dort verblieb er als Mitglied des Hauses bis zum Ende der Ära Klaus Bachlers als Direktor des Hauses.

Im selben Jahr wurde er am Konservatorium der Stadt Wien zum Abteilungsleiter der Abteilung für Blasinstrumente und Schlagwerk berufen. In dieser Funktion arbeitete er an der Akkreditierung des Konservatoriums Wien zur Privatuniversität mit und beschäftigte sich intensiv u.a. mit Themen wie neue Formen der Instrumentalausbildung, neue Formen der Instrumetalpädagogikausbildung, Kunst und Wissenschaftlichkeit, Verknüpfung von Theorie und Praxis im Masterausbildungsbereich und kunstgerechte Beurteilungssyteme für Kunstuniversitäten. Als solches hatte er maßgeblichen Anteil an der schlussendlich erfolgten Akkreditierung des Konservatoriums zur Privatuniversität, an der er in der Folge auch als Universitätsabteilungsvorstand der Abteilung für Blasinstrumente und Schlagwerk nach erfolgter universitärer Evaluierung weiterarbeitete, ehe er das Haus verließ.

Im Jahre 2003 wurde Ernst Theis zum Chefdirigent der Staatsoperette Dresden berufen.

Werk

In der Zeit seiner Arbeit an der Wiener Volksoper und auch danach führten ihn seine künstlerischen Aktivitäten zu vielen internationalen Orchestern, wo er sich ein Repertoire erarbeitete, das sich durch besondere Vielfalt auszeichnet. Während all dieser Jahre blieb aber sein besonderes Interesse an zeitgenössischer Musik und an der Musik des 20. Jahrhunderts ein wichtiges Feld seines künstlerischen Schaffens. Seine Amtsantrittspremiere hatte er mit Herzogin von Chicago von Emmerich Kálmán. Damit machte Theis deutlich, dass für ihn die Arbeit an der Staatsoperette Dresden nicht in erster Linie die Beschäftigung mit den bekannten Werken der Genres Spieloper, Operette und Musical sein würden, sondern, wie auch das unbekannte Werk bekannter und weniger bekannter Komponisten ein zentraler Bereich sein würde.

So entwickelte er in der Folge Projekte wie Der unbekannte Johann Strauss, Der Deutsche Offenbach und das 2011 erstmals stattfindende Johann Strauss Festival Dresden. Die unbekannten Werke von Johann Strauss werden aus der wissenschaftlich kritischen Ausgabe der Wiener Johann Straussedition erarbeitet, für den deutschen Offenbach kooperieren Ernst Theis und die Staatsoperette mit der Keck-Edition (Boosey&Hawkes). Die Staatsoperette Dresden entwickelte sich durch die künstlerische Arbeit von Ernst Theis wirtschaftlich positiv.

Das Projekt Radiomusiken, das zum Ziel hat, die in der Entstehungszeit des Rundfunks (1923 bis 1933) für dieses Medium komponierten Werke wieder für den Rundfunk zu produzieren, ist sein Dissertationsthema. Diese erarbeitet er zur Zeit an der Musikuniversität Wien unter Betreuung von Dr. Alfred Smudits am Institut für Musiksoziologie.

Veröffentlichungen

Ernst Theis veröffentlichte die bislang einzige Gesamteinspielung aller Haydn-Klavierkonzerte für das deutsche Label Arts Music sowie eine vierteilige CD-Serie mit Werken der klassischen Moderne wie Erwin Schulhoff, Darius Milhaud, Arthur Honegger und Bohuslav Martinu für das deutsche Label cantate-musicaphon.

Aus dem Projekt Radiomusik entwickelte sich ein Kooperationsprojekt mit dem Mitteldeutschen Rundfunk, Deutschlandradio Kultur und dem deutschen Label CPO, das alle Produktionen dieser Reihe als CD-Edition veröffentlichen wird. Volume I wurde Mai/Juni 2010 mit dem Werk Leben in dieser Zeit (Musik Edmund Nick, Text Erich Kästner) veröffentlicht.

Neben Leben in dieser Zeit entstanden bisher Produktionen folgender Werke: Franz Schreker - Suite für Orchester, Ernst Toch - Bunte Suite für Orchester, Eduard Künnecke - Tänzerische Suite, Pavel Haas - Radio Overture, Kurt Weill - Das Berliner Requiem, Max Butting - Radiomusik Nr. 1 und Radiomusik Nr. 2 (Sinfonietta mit Banjo op 37), Paul Hindemith - Sabinchen (Radiohörspiel, in der Rekonstruktion der Instrumentation durch Ernst Theis).

Das Projekt Der unbekannte Johann Strauss hat 2009 zur Veröffentlichung der Operette Das Spitzentuch der Königin geführt. Die Produktion ist international rezeptiert worden. Der Carneval in Rom erschien 2010 und Prinz Methusalem wird nach seiner Premiere am 23. April 2010 im August 2010 als Gesamteinspielung produziert.

Mit der Gesamteinspielung der Operette „La Périchole“ ist die weltweit erste deutschsprachige Gesamteinspielung dieses Projekts nach der szenischen Produktion 2008 an der Staatsoperette Dresden bereits im August 2009 im Rahmen des Projekts Der deutsche Offenbach produziert worden. Die Veröffentlichung ist im Zuge der Eröffnung des ersten Johann Strauss Festivals Dresden 2011 geplant. Im Frühjahr 2011 wir die Opéra bouffe La Grand-Douchesse de Gérolstein als Nachfolgeprojekt in einer Inszenierung an der Staatsoperette Dresden präsentiert. Im August 2011 ist die deutschsprachige Gesamteinspielung dieses Werks geplant. Les Brigands wird diesen beiden Werken folgen.

Einzelnachweise

  1. Siebenbürgische Zeitung: Ernst Theis – Porträt vom 20. August 2003, abgerufen am 23. Mai 2010

Weblinks


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