Sobibor (Film)

Sobibor (Film)
Filmdaten
Deutscher Titel Sobibor
Originaltitel Escape from Sobibor
Produktionsland Großbritannien, Jugoslawien
Originalsprache Englisch
Erscheinungsjahr 1987
Länge 120 Minuten
Altersfreigabe FSK 16
Stab
Regie Jack Gold
Drehbuch Richard Rashke,
Reginald Rose,
Stanislaw Szmajzner,
Thomas Blatt
Produktion Howard P. Alston,
Dennis E. Doty,
James Easter,
Martin Starger
Musik Georges Delerue
Kamera Ernest Vincze
Schnitt Keith Palmer
Besetzung

Der Film „Sobibor“ (Originaltitel: Escape from Sobibor) wurde unter der Regie von Jack Gold nach dem Buch Escape von Sobibor von Richard Rashke und einem Drehbuch von Thomas Blatt, Reginald Rose und Stanislaw Szmajzner 1987 in Großbritannien als englischsprachiger Fernsehfilm produziert. Thomas Blatt und Stanislaw Szmajzner waren Lagerinsassen im Vernichtungslager Sobibór, die flüchten konnten.

Der Film behandelt das Leben in dem KZ und dort vor allem den historischen Aufstand von Sobibór, in dem u. a. jüdische Gefangene aus einem Vernichtungslager der SS erfolgreich fliehen konnten.

Der Film wurde in einer Sonntagnacht im April 1987 in den Vereinigten Staaten von CBS im Fernsehen erstmals gesendet. 31,6 Millionen sahen die dreistündige Erstausstrahlung und später weitere Millionen von Menschen in anderen Ländern, außer in Deutschland, wo er erst ab dem Jahre 1989 als englischsprachiges Video im Handel erhältlich war.[1]

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Der englischsprachige Film beginnt mit der Flucht von zwei Häftlingen aus dem Vernichtungslager Sobibór unter dem Zaun hindurch und über das Minenfeld. Dabei bleibt die Frage unbeantwortet, ob sie das Minenfeld lebend überwinden, da sie hinter dem von explodierenden Minen aufgewirbelten Staub verschwinden. Anschließend rollen Züge ins Vernichtungslager ein und auf der Transportrampe werden die Juden mit Musik und Lautsprecheranlagen von der SS „begrüßt“. Dort werden so genannte Arbeitsjuden selektiert und die anderen in die Gaskammern getrieben. Luka (Joanna Pacula) wird an der Rampe vor dem Gang in die Gaskammern selektiert, weil sie angibt, dass sie Schneiderin ist, ebenso Stanislaw Szmajzner (Simon Gregor), weil er Karl Frenzel (Kurt Raab) seinen Koffer mit Werkzeugen zeigt und damit beweist, dass er Goldschmied ist. Er rettet auch seinen Bruder. Einer Frau gelingt es, sich als Schneiderin vor dem Vergasen mit ihrem Baby zu retten und es in der Schneidereibaracke zu verstecken. Dieses entdeckt Frenzel, erschießt sie und das Kind.

Die Männer um Leon Feldhendler (Alan Arkin) planen seit längerem eine Flucht und können sich nicht entscheiden. Dies ändert sich, als der sowjetische Leutnant Alexander Petscherski (Rutger Hauer) mit weiteren 80 Kriegsgefangenen ins Lager kommt. Die SS lässt an einem Abend Paare tanzen und Menschen, die alles verloren haben, kommen einander näher. Bei diesem Tanz verliebt sich Luka in Petscherski. Als 13 Männer flüchten und gefasst werden, müssen sie weitere 13 nicht beteiligte Lagerinsassen auswählen, die mit ihnen zur Abschreckung erschossen werden. Nun entscheidet sich Feldhendler und schlägt die Flucht des gesamten Lagers mit 600 Personen vor. Minutiös wird die Flucht vorbereitet. Alexander offenbart Luka, dass er Frau und Kind hat und diese liebt. Dennoch schenkt Luka ihm als Zeichen ihrer Liebe ein Hemd, das sie genäht hat und das ihn beschützen soll. Es kommt der Tag der Flucht, die jüdischen Häftlinge setzen die Pläne in die Tat um, liquidieren SS-Männer unter Führung von Petscherski und versammeln sich auf dem Appellplatz. Doch vorher wird das Vorhaben entdeckt. Eine wilde Flucht setzt ein. Sie werden von den SS-Männern Erich Bauer (Klaus Grünberg) und Frenzel beschossen und das Maschinengewehrfeuer der Trawniki-Männer vom Wachturm tötet zahlreiche Lagerinsassen. Zahlreiche Häftlinge erreichen den schützenden Waldrand, darunter Feldhendler, Petscherski, Szmajzner und auch Luka. Auf der Flucht verliert sich Lukas Spur. Der Film thematisiert im Rückblick, an welche Orte sich die Geretteten in aller Welt zerstreuten.

Der Film basiert auf dem Buch von Richard Rashke Escape from Sobibor, der 18 Interviews durchführte und sie aufschrieb. Gestützt wird der Film durch wissenschaftlich belegtes Material, das Jules Schelvis in seinem Buch „Vernichtungslager Sobibór“ veröffentlichte. Teilweise ist die Handlung des Films dramaturgisiert. Estera Raab beispielsweise bezeugt, dass Karl Frenzel ein Baby mit dem Kopf an einem Güterwaggon erschlug.[2] Im Film werden das Baby und die Mutter erschossen. Es ist ein Film über eine Massenflucht von Juden aus einem Vernichtungslager, ein Beleg dafür, dass Juden bereit waren zum bewaffneten Widerstand. Der Film ist seit 1994 auch unter ISBN / ASIN B00004ROT9 als deutsche VHS-Version erhältlich.

Gegenstand des Films

Gegenstand des Films ist der Aufstand von Sobibór am 14. Oktober 1943 im von Deutschland besetzen Polen im Vernichtungslager Sobibór. Davor gab es einen einzigen Aufstand (Treblinka) in einem anderen SS-Lager. Vor der Flucht aus dem Lager töteten polnische und sowjetische KZ-Häftlinge in einer nahezu aussichtslosen Lage zwölf Männer der SS-Wache und zwei so genannte Trawniki-Männer der Wachmannschaft. Geplant wurde der Ausbruch der jüdischen Häftlinge unter Federführung des sowjetischen Leutnants Alexander Petscherski und des Juden Leon Feldhendler. Es flohen etwa 600 Häftlinge aus dem Lager, von denen etwa 200 Häftlinge bis an den naheliegenden Waldrand fliehen konnten. Diejenigen, die den Wald erreichten, wurden später von 400 bis 500 SS-Männern und ukrainischen Wachmannschaften verfolgt, die dabei etwa 100 Flüchtlinge töteten. Das Vernichtungslager wurde nicht weiter genutzt und abgebaut; ein unverdächtig aussehender Bauernhof und ein aufgeforsteter Jungwald auf dem ehemaligen Gelände des Vernichtungslagers blieben zurück, um die Verbrechen zu vertuschen.

Von den geflüchteten Häftlingen lebten am Kriegsende noch 47 Personen, darunter 8 Frauen.

Filmrezeption

Der Film wird auch als der beste Film bezeichnet, der je über eine Flucht aus einem Lager gemacht wurde.[3] Carl Schulkin hält das Buch und den Film für wichtige Werke, die jeder, der über die Geschichte des Holocaust lehrt, gesehen und gelesen habe sollte.[4]

Kritisch wird der Film auf einer englischsprachigen Internetseite gesehen: Der Film besteht aus zwei Teilen. Ein Teil behandelt die Ankunft der Züge, die Brutalität der SS und die Selektion in Arbeitssklaven und Opfer der Vergasung. Der andere Teil des Filmes zeigt die Flucht, die glorifiziert werde. Der Film wolle zeigen, dass Nazis böse seien und übersähe, dass es auch Juden gab, die mit den Nazis kollaborierten. Der Film sei kein schlechter Film, aber er simplifiziere.[5]

Auszeichnungen

Rutger Hauer erhielt für seine Darstellung einen Golden Globe Award als Best Actor in a Supporting Role (Television). Außerdem erhielt eine längere Version den TV-Preis der Writers Guild of America, USA, 1988.

Siehe auch

Literatur

  • Thomas Blatt: From the Ashes of Sobibór – A Story of Survival. Northwestern University Press, Evanston, Illinois 1997. ISBN 0-8101-1302-3
    • Nur die Schatten bleiben – Der Aufstand im Vernichtungslager Sobibór, Aus dem Amerikan. von Monika Schmalz, Aufbau Taschenbuch Verlag, Berlin 2000. ISBN 3-7466-8068-9
    • Sobibór – der vergessene Aufstand – Bericht eines Überlebenden, Unrast Verlag, Hamburg, 2004. ISBN 3-89771-813-8
  • Richard Rashke: Flucht aus Sobibor. Bleicher Verlag, Gerlingen, 1998. ISBN 3-88350-740-7
  • Jules Schelvis: Vernichtungslager Sobibór. Unrast Verlag, Hamburg/Münster, 2004. ISBN 3-89771-814-6
    • Eine Reise durch die Finsternis. Ein Bericht über zwei Jahre in deutschen Vernichtungs- und Konzentrationslagern. Unrast Verlag, Hamburg/Münster 2005, ISBN 3-89771-815-4

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Rashke: Escape from Sobibor. S. 367 (siehe Literatur) Online verfügbar,abgerufen am 2. Dezember 2009
  2. Schelvis: Vernichtungslager Sobibór. S. 282 (siehe Literatur)
  3. Mike Cummings: All Movie Guide, zit. n. www.answers.com, abgerufen am 1. Dezember 2009 (englisch)
  4. Carl Schulkin von der Pembroke Hill School auf academic.kellog.edu, abgerufen am 1. Dezember 2009 (englisch)
  5. Vorstellung des Films auf www.videovista.net, abgerufen am 1. Dezember 2009 (englisch)

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