Fauna und Flora der Ostsee

Fauna und Flora der Ostsee

Die Ostsee ist ein 413.000 km² großes und bis zu 459 Meter tiefes Binnenmeer in Europa. Obwohl sie damit das größte Brackwassermeer der Erde ist, ist sie ausgesprochen artenarm. Gründe sind unter anderem, dass der Wasseraustausch mit der Nordsee und damit die Einwanderung von Tier- und Pflanzenarten durch Schwellen behindert wird und das tiefe Teile der zentralen Ostsee arm an Sauerstoff sind. Flache Regionen der Ostsee unterliegen starken Temperaturschwankungen. Die Ostsee ist ein Meer der Zuwanderer-Arten, endemische Arten gibt es nur eine (den Tang Fucus radicans [1]) mehr konnten sich während der kurzen Existenz des Binnenmeeres seit der letzten Eiszeit nicht entwickeln. Die marinen Zuwanderer werden in Nordfische und Südfische unterteilt. Die Nordfische stammen aus den kälteren Gebieten der nördlichen Nordsee und der Gewässer zwischen Norwegen und Island. Dazu gehören Dorsch, Wittling, Kliesche und Scholle. Die Südfische stammen aus der Biskaya und dem Ärmelkanal. Zu ihnen zählen Hornhecht, Schwarz- und Sandgrundel. Beide Gruppen wanderten über die Nordsee in die Ostsee ein. Außerdem sind Fischarten aus den in die Ostsee mündenden Flüssen eingewandert.

Für marine Fische und die Wirbellosen ist zu beobachten, dass ihre Artenzahl mit sinkendem Salzgehalt, also von den Belten und Sunden über die südliche und mittlere bis zur nördlichen Ostsee immer mehr abnimmt. Die untere Schwelle für das Auftreten dieser Arten liegt bei einem Salzgehalt von etwa fünf bis zehn Promille. Die Regionen, in denen der Salzgehalt zwischen fünf und acht Promille liegt, weisen ein Minimum an Arten auf, da hier der Salzgehalt für marine Arten zu niedrig, für Süßwasserorganismen aber schon zu hoch ist. Diese Grenze liegt etwas östlich der Darßer Schwelle nördlich von Rostock. In Brackwasser bilden marine Arten oft Kümmerformen, wachsen langsamer, bleiben kleiner und haben eine geringere Lebenserwartung. Fische haben eine reduzierte Wirbelzahl, gehäusebildende Wirbellose produzieren dünnere Schalen. In der Grenzregion sind viele Arten nicht mehr fortpflanzungsfähig und die Bestände werden nur durch zuströmende Larven aufrechterhalten. Die Eier von Meeresfischen entwickeln sich oft pelagisch (schwebend im Wasser) und brauchen ein bestimmtes spezifisches Gewicht des umgebenden Wassers um im Schwebezustand zu bleiben. Als Anpassung daran nimmt der Eidurchmesser einiger Arten mit abnehmendem Salzgehalt zu. Bei der Flunder und der Scholle, deren Eier normalerweise pelagisch sind, entwickeln sich die Eier in der Ostsee auf dem Meeresboden, haben hier allerdings eine dickere Haut. Fische denen eine solche Anpassung nicht gelingt, wie die Sardelle, die Makrele und die Bastardmakrele sind nur als Irrgäste in der westlichen Ostsee anzutreffen.

In den tiefen Bereichen der westlichen und zentralen Ostsee bei Bornholm, vor Gdańsk und bei Gotland fehlt Sauerstoff fast völlig. Stattdessen sind hohe Konzentrationen von Schwefelwasserstoff vorhanden und höheres Leben (Vielzellige Tiere (Metazoa)) fehlt. Stattdessen kommt es zu einer hohen Konzentration von Bakterien, Archaeen und eukaryotischen Einzellern (Protisten). Dies trifft besonders auf die Chemokline in der westlichen Ostsee zu. [2]

Die Ostsee im März 2000, Satellitenfoto aus nördlicher Richtung

Inhaltsverzeichnis

Säugetiere

Knochenfische

Datei:Scholle 001.jpg

Neunaugen

Keulen-Seescheide

Seescheiden

  • Schlauchseescheide (Ciona intestinalis)
  • Keulen-Seescheide (Clavelina lepadiformis)
  • Tangbeere (Dendrodoa glossularia)

Stachelhäuter

  • Heller Schlangenstern (Ophiura albida)
  • Gemeiner Seestern (Asterias rubens)
  • Sonnenstern (Crossaster papposus)
  • Kurzarmiger Seestern (Porania pulvillus)
  • Violetter Seestern (Solaster endeca)
  • Essbarer Seeigel (Echinus esculentus)
  • Strandseeigel (Psammechinus miliaris)

Krebstiere

Brackwasser-Seepocke auf einer Sandklaffmuschel
Gespensterkrabbe
  • Gekerbte Seepocke (Balanus crenatus)
  • Brackwasser-Seepocke (Balanus improvisus)
  • Gemeine Seepocke (Semibalanus balanoides)
  • Sandgarnele (Crangon crangon)
  • Ostseegarnele (Leander adspersus)
  • Europäischer Hummer (Homarus gammarus)
  • Gemeiner Einsiedlerkrebs (Pagurus bernhardus)
  • Taschenkrebs (Cancer pagurus)
  • Gemeine Strandkrabbe (Carcinus maenas)
  • Wollhandkrabbe (Eriocheir sinensis)
  • Nordische Seespinne (Hyas araneus)
  • Gespensterkrabbe (Macropodia rostrata)
  • Gebogene Schwebegarnele (Mysidae) (Praunus flexuosus)
  • Buckelige Schwebegarnele (Mysis oculata forma relicta)
  • Bachflohkrebs (Gammarus pulex)
  • Quallenflohkrebs (Hyperia galba)
  • Monoporeia affinis
  • Gespensterkrebs (Phtisica marina)
  • Dreispitzige Meerassel (Idotea baltica)
  • Körnige Meerassel (Idotea granulosa)

Borstenwürmer

  • Wattwurm (Arenicola marina)
  • Seeringelwurm (Nereis diversicolor)
  • Gefärbter Seeringelwurm (Nereis fucata)
  • Brauner Seeringelwurm (Nereis pelagica)
  • Dreikantröhrenwurm (Pomatoceros triqueter)
  • Pümpwurm (Sabellaria spinulosa)
  • Posthörnchenwurm (Spirorbis spirorbis')

Schnurwürmer

  • Grüner Schnurwurm (Lineus viris)
  • Lineus longissimus
  • Tetrastemma melanocepharum
  • Tubulanus annulatus

Weichtiere

Gehäuseschnecken

Nacktschnecken

Muscheln

Teppichmuscheln (Venerupis pullastra)

Käferschnecken

  • Marmorierte Käferschnecke (Tonicella marmorea)
  • Rändel Käferschnecke (Lepidochitona cinerea)
  • Rote Käferschnecke (Tonicella rubra)

Moostierchen

Glas-Lappenqualle
  • Zottige Seerinde (Electra pilosa)
  • Blätter-Moostierchen (Flustra folacea)
  • Seerinde (Membranipora mambranacea)

Rippenquallen

Nesseltiere

  • Seenelke (Metridium senile)
  • Schlammrose (Sagartioruma undatum)
  • Tangrose (Sagartia elegans)
  • Witwenrose (Sagartia troglodytes)
  • Seendahlie (Tealia felina)
  • Becherqualle (Haliclystus octoradiatus)
  • Ohrenqualle (Aurelia aurita)
  • Gelbe Haarqualle (Cyanea capillata)
  • Keulenpolyp (Clava multicornis)
  • Glockenpolyp (Laomedea flexuosa)
  • Röhrenpolyp (Tubularia larynx)

Schwämme

  • Geweihschwamm (Chalina oculata)
  • Brotkrummenschwamm (Halichondria panicea)
  • Aufrechter Schwamm (Polymastia robusta)

Algen, Tange und Pflanzen

Grünalgen

  • Zwergfadenalge (Chaetomorpha tortuosa)
  • Gewellter Darmtang (Enteromorpha linza)
  • Meersalat (Ulva sp.)

Braunalgen

  • Gabelzweigtang (Bifurcaria bifurcaria)
  • Zottige Meersaite (Chorda tomentosa)
  • Eudesma virescens
  • Wachsbleicher Tang (Fucus ceranoides)
  • Fucus distichus
  • Fucus radicans
  • Sägetang (Fucus serratus)
  • Blasentang (Fucus vesiculosus)
  • Schotentang (Halidrys siliquosa)
  • Fingertang (Laminaria digitata)
  • Zuckertang (Laminaria saccharina)

Rotalgen

  • Roter Horntang (Ceramium rubrum)
  • Blutroter Seeampfer (Delesseria sanguinea)
  • Wurmblatt (Dumontia incrassata)
  • Speckkrustenrotalge (Hildenbrandia prototypus)
  • Langfädiger Röhrentang (Polysiphonia elongata)
  • Kammtang (Plocamium coccineum)

Seegräser

Literatur

  • Peter Jonas: Unterwasser-Welt Ostsee. Fische, Wirbellose, Pflanzen. Jahr-Verlag, Hamburg 1997, ISBN 3-86132-211-0.
  • Bent J. Muus u.a.: Die Meeresfische Europas. In Nordsee, Ostsee und Atlantik („Havisk og fiskeri i Nordvesteuropa“). Franckh-Kosmos Verlag, Stuttgart 1999, ISBN 3-440-07804-3.

Einzelnachweise

  1. Ricardo T Pereyra, Lena Bergstrom, Lena Kautsky & Kerstin Johannesson: Rapid speciation in a newly opened postglacial marine environment, the Baltic Sea. BMC Evolutionary Biology, 31 March 2009 doi:10.1186/1471-2148-9-70
  2. Klaus Jürgens: Mikrobielles Leben in den lebensfeindlichen Tiefen der Ostsee. in Traditio et Innovatio, Forschungsmagazin der Universität Rostock, 02-08 ISSN 1432-1513

Weblinks


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