Festspiel in deutschen Reimen

Festspiel in deutschen Reimen
Daten des Dramas
Titel: Festspiel in deutschen Reimen. Zur Erinnerung an den Geist der Freiheitskriege der Jahre achtzehnhundertunddreizehn, -vierzehn und -fünfzehn. Aufgeführt bei der Jahrhundertfeier in Breslau 1913
Gattung: Festspiel
Originalsprache: Deutsch
Autor: Gerhart Hauptmann
Uraufführung: 13. Mai 1913
Ort der Uraufführung: Jahrhunderthalle (Breslau)
Personen
  • Der Direktor
  • Philistiades
  • Die Pythia
  • Ein Knabe
  • Ein Septembriseur
  • Der Ritter
  • Friedrich der Große
  • Napoleon
  • Talleyrand
  • Hegel
  • Turnvater Jahn
  • Freiherr vom Stein
  • Gneisenau
  • Scharnhorst
  • Heinrich von Kleist
  • Fichte
  • Athene Deutschland
  • Ein Krypto-Nichtgentleman
  • Der Weltbürger
  • Die Furie
  • Der Adler
  • Der Jurist
  • John Bull
  • u.a.

Festspiel in deutschen Reimen ist ein Festspiel von Gerhart Hauptmann, das am 31. Mai 1913 in der Jahrhunderthalle in Breslau uraufgeführt wurde. Anlass des Auftragswerks war die Hundertjahrfeier der Befreiungskriege. Nach elf von geplanten 15 Aufführungen wurde das Stück am 18. Juni 1913 abgesetzt. Der Protektor der Jahrhundertausstellung, Kronprinz Friedrich Wilhelm von Hohenzollern, drängte den Breslauer Magistrat das Festspiel vom Spielplan zu nehmen, weshalb das Stück heute weitestgehend in Vergessenheit geraten ist.

Inhalt

Das Festspiel ist nicht in Akte gegliedert, sondern wird durch Regieanweisungen unterteilt. Besonderheit des Stücks ist der Puppenspieleffekt. Bis auf den Direktor und seinen Assistenten Philistiades sind die Akteure Marionetten, die aber auf der Bühne dennoch von realen Personen gespielt werden. Es wird auf drei Bühnen gespielt.

Eingeleitet wird das Festspiel von dem Direktor und Philistiades, die die Puppen auf die Bühne bringen. Kurz darauf stürmen französische Revolutionäre auf die Bühne und vertreiben den Direktor und Philistiades. Daraufhin tritt Pythia, die Seherin, auf die Bühne und verkündet das Schicksal Europas, bis auch sie von den Franzosen beschimpft wird. Als nächstes wird ein zwölfjähriger, korsischer Junge, mit einem Kreisel spielend, auf der Bühne gezeigt, den die Revolutionäre zu ihrem Anführer («Vive l'Empereur!») auserkoren. Darauffolgend findet ein Exkurs zu einem deutschen Karnevalszug statt. Eine Strohpopanz des Kaisers, ein angeketteter Adler, eine Gruppe von Intellektuellen- und eine von Vogelmasken sind Teil des Zuges.

Friedrich II. (Preußen) befreit schließlich den Adler, ohne sich jedoch weiter für das Schicksal der Deutschen verantwortlich zu fühlen. Nachdem der Zug die Bühne verlässt, erscheinen Napoleon und Talleyrand und planen Deutschlands Einheit. Napoleon verschwindet und auf der Bühne erscheinen Hegel, Jahn, Freiherr von Stein, Gneisenau, Scharnhorst, Kleist, Fichte, Blücher und John Bull, die die Idee eines einheitlichen und freiheitlichen Deutschlands propagieren. Nachdem Napoleon blitzeschleudernd auf der dritten Bühne sitzend gezeigt wird, berichten Stimmen aus der Orchestra von einer Schlachtfeldszene mit sterbenden deutschen Soldaten. Daraufhin stürmen deutsche Mütter die Bühne und äußern sich besorgt um den Verbleib ihrer Söhne. Nachdem eine der Mütter festgenommen wird, verwandelt sie sich zu der übermenschlichen Gestalt der Athene Deutschland. Athene Deutschland, gekleidet wie die Pallas Athene, wird zur Gründerin der deutschen Nation und zur Vollstreckerin der Einheitspläne. Nachdem Philistiades Napoleons Scheitern bekannt gibt, erscheint auf der dritten Bühne ein Dom, in den Athene Deutschland und ein Friedenszug von Deutschen einziehen. Als sich alle Vorhänge schließen, kommt der Direktor noch einmal auf die Bühne, um das Stück zu beenden, als Blücher ebenfalls auf die Bühne stürmt. Der Direktor verweist ihn jedoch zurück in die Puppenkiste, da Deutschland nicht mehr seine kriegsbefürwortende Haltung braucht.

Literatur

  • Sprengel, Peter: Die inszenierte Nation. Deutsche Festspiele 1813-1913, Tübingen 1991.
  • Hauptmann, Gerhart: Festspiel in deutschen Reimen. Zur Erinnerung an den Geist der Freiheitskriege der Jahre achtzehnhundertdreizehn, -vierzehn, -fünfzehn. Aufgeführt bei der Jahrhundertfeier in Breslau 1913, Berlin 1913. (erschienen beim S. Fischer Verlag)

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