Carl Ulitzka

Carl Ulitzka
Carl Ulitzka ca. 1920
Carl Ulitzka 1931

Carl Ulitzka, auch Karl (* 24. September 1873 in Jernau (heute: Jarowniów); † 12. Oktober 1953 in Berlin-Friedrichshagen) war ein römisch-katholischer Priester, oberschlesischer Zentrumspolitiker und Reichstagsabgeordneter (1920–1933). Er war Vorsitzender des oberschlesischen Zentrums für die Geschichte Oberschlesiens.

Leben

Ulitzka wurde in Jernau im oberschlesischen Kreis Leobschütz geboren. Im Jahre 1893 bestand er in Ratibor die Abiturprüfung, studierte anschließend an der Universität Breslau und an der Universität Graz Katholische Theologie, beendete im Jahre 1896 in Breslau dieses Studium erfolgreich und empfing nach dem Alumnatsjahr am 21. Juni 1897 von Georg Kardinal Kopp in der Breslauer Kreuzkirche die Priesterweihe. Ulitzka machte erste seelsorgliche Erfahrungen in der katholischen Diaspora im oberschlesischen Kreuzburg, wo er von 1897 bis 1901 Kaplansjahre verbrachte. Im September 1901 wurde er Pfarradministrator in Bernau bei Berlin, seinerzeit zum Bistum Breslau gehörig.

Im Jahre 1910 ging er in seine oberschlesische Heimat zurück, wurde Pfarrer der St. Nikolauskirche in Ratibor-Altendorf und engagierte sich für die katholische Zentrumspartei in der Kommunalpolitik Ratibors. Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges war Ulitzka Zentrumsabgeordneter Oberschlesiens in der Weimarer Nationalversammlung – anschließend von 1920 bis 1933 Zentrumsabgeordneter im Reichstag – und trat zunächst für ein unabhängiges Oberschlesien als ein Bundesstaat des Deutschen Reiches ein. Dann aber, als das neu erstandene Polen sich ganz Oberschlesien einverleiben wollte, setzte er sich für den Erhalt des Status quo ein. Während der drei Polnischen Aufstände in Oberschlesien und der Abstimmungen, die zur Abtrennung Ostoberschlesiens führten, war Ulitzka ein entschiedener Vertreter der prodeutschen Bewegung und damit ein Gegenspieler von Wojciech Korfanty, verzichtete aber im Gegensatz zu Korfanty dabei auf die Anwendung von Gewalt.

Sein politisches Engagement endete am 9. März 1933, als er nach der letzten großen Zentrumsveranstaltung in Gleiwitz von SA-Gruppen aus dem Saal getrieben und hernach misshandelt wurde und später noch unter Androhung physischer Gewalt und aus Sorge um den Erhalt kirchlicher Freiheiten für die Annahme des Ermächtigungsgesetzes Hitlers stimmte.

1939 wurde Ulitzka wegen seines Eintretens für den Gebrauch der polnischen Sprache aus Schlesien ausgewiesen und wurde Krankenhausseelsorger im St. Antonius-Hospital in Berlin-Karlshorst. In Folge des Attentats vom 20. Juli 1944 auf Hitler wurde Ulitzka am 28. Oktober 1944 von der Gestapo verhaftet und am 21. November 1944 in das Konzentrationslager Dachau verbracht. Nach der Befreiung aus Dachau im März 1945 ging er über Berlin nach Ratibor zurück, wo er am 5. August 1945 ankam, dieses aber bereits am 12. August 1945 fluchtartig wieder verlassen musste, nachdem ihm von polnischer Seite unmissverständliche Morddrohungen zugegangen waren. In Berlin nahm er seine Tätigkeit als Krankenhausseelsorger wieder auf, wurde Mitglied der neu gegründeten CDU und setzte sich für die Belange seiner heimatvertriebenen Landsleute ein. Am 12. Oktober 1953 starb Carl Ulitzka in Berlin-Friedrichshagen und wurde auf dem "Friedhof zur frohen Botschaft" in Berlin-Karlshorst begraben.

Während seines Studiums wurde er Mitglied der katholisch nichtschlagenden Studentenverbindungen K.D.St.V. Winfridia (Breslau) Münster und K.Ö.H.V. Carolina Graz im CV bzw. ÖCV.

Seine größte politische Leistung war sein Engagement zum Aufbau einer eigenständigen Provinz Oberschlesien nach dem Ersten Weltkrieg und vor den drei Polnischen Aufständen in Oberschlesien (1919–1921).

Literatur

  • Guido Hitze: Carl Ulitzka (1873–1953) - Oberschlesien zwischen den Weltkriegen, Droste Verlag Düsseldorf 2002, ISBN 3-7700-1888-5
  • Hans-Rainer Sandvoß: Widerstand in Friedrichshain und Lichtenberg. Hrsg. Gedenkstätte Deutscher Widerstand 1998. Seite 253: Prälat Carl Ulitzka in Karlshorst, St. antonius-Krankenhaus, Köpenicker Allee.

Weblinks


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