Carl Wilhelm Petersen

Carl Wilhelm Petersen
Dr. Carl Wilhelm Petersen

Carl Wilhelm Petersen (* 31. Januar 1868 in Hamburg; † 6. November 1933 ebenda) war ein Jurist, deutscher Politiker (DDP) und in den Jahren von 1924 bis 1930 und von 1932 bis März 1933 Erster Bürgermeister von Hamburg.

Inhaltsverzeichnis

Familie

Sein Vater war Gustav Petersen (1838–1911). Petersens Großvater Carl Friedrich Petersen (1809–1892) war einer der bedeutendsten Hamburger Bürgermeister des 19. Jahrhunderts. Sein anderer Großvater war Leopold Wilhelm Behrens, Inhaber des Hamburger Bank- und Handelhauses L. Behrens & Söhne. Er ist zudem der ältere Bruder des Kaufmanns und späteren ersten Hamburger Nachkriegsbürgermeisters Rudolf Petersen.

Leben und Beruf

Petersen wuchs in einer sehr wohlhabenden Familie auf. Er war evangelischen Glaubens und legte sein Abitur in Kiel ab. Er studierte Rechtswissenschaft an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, wo er Mitglied des Corps Vandalia Heidelberg wurde und an der Universität Leipzig. Petersen promovierte 1890 zum Doktor der Rechte und ließ sich in Hamburg als Rechtsanwalt nieder. Später wurde ihm noch der Doctor h.c. in Medizin verliehen.Petersen war sehr vermögend, in der im Jahre 1912 erschienen Rangliste der reichsten Hamburger ist Petersen mit einem Vermögen von rund 2,5 Millionen Mark unter den 200 reichsten Personen in Hamburg gelistet.[1] Er war Mitglied des Hansabundes und des Bundes deutscher Bodenreformer.

Partei

Im Kaiserreich gehörte Petersen der Fortschrittlichen Volkspartei an. 1919 war er Gründungsmitglied der Deutschen Demokratischen Partei und wurde im gleichen Jahr (nach dem Tod Friedrich Naumanns) deren 1. Vorsitzender. Nachdem er das Amt 1924 an Erich Koch-Weser abgegeben hatte, wurde er in der Endzeit der Weimarer Republik 1932 noch einmal gemeinsam mit Reinhold Maier und Hermann Dietrich gemeinsam Parteivorsitzender der nunmehr Deutsche Staatspartei genannten Partei.

Abgeordneter

Petersen wurde 1899 für den Pöseldorfer Bürgerverein erstmals zum Abgeordneten der Hamburgischen Bürgerschaft gewählt und hatte diesen Posten bis 1918 inne. Petersen, der zunächst der Fraktion der Rechten[2]. angehört hatte, gehörte nach dem Wahlrechtsraub von 1906 zu den Mitbegründern der Fraktion der Vereinigten Liberalen in der Bürgerschaft, deren Vorsitzender er wurde. Von 1921 bis 1924 und 1928 bis 1933 war er erneut Bürgerschaftsabgeordneter.

Petersen gehörte 1919/20 der Weimarer Nationalversammlung an und war von 1920 bis Januar 1924 Reichstagsabgeordneter. In der Nationalversammlung war er Vorsitzender des Untersuchungsausschusses zur Aufklärung der Kriegsschuld.

Öffentliche Ämter

Am 20. April 1918 wurde Petersen in den Hamburger Senat gewählt. Petersen trat mit dem gesamten bisherigen Senat am 27. März 1919 zurück, er wurde in der Neuwahl am 28. März 1919 mit 103 Stimmen (von 160) wiedergewählt[3] und gehörte dem Senat dann bis März 1933 an. Von 1. Januar 1924 bis 31. Dezember 1929 war er Erster Bürgermeister von Hamburg, 1930/31 zweiter Bürgermeister, und vom 1. Januar 1932 bis zum 7. März 1933 erneut Erster Bürgermeister (siehe auch Hamburger Senat 1919–1933). Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten verlor er sein Amt. In seinem Rücktrittsschreiben heißt es: Die Entwicklungen, die jetzt vor sich gehen, scheinen mir an den Präsidenten des Senats Forderungen zu stellen, die weder mit der hamburgischen Überlieferung noch mit der Besonderheit dieses Amtes verbunden sind.[4]

Ehrungen

Nach Petersen ist die Carl-Petersen-Straße in Hamburg-Hamm benannt.

Literatur

  • Erich Lüth und Hans-Dieter Loose: Bürgermeister Carl Petersen 1868–1933. Carl Petersen - Wegbereiter des Bündnisses zwischen Bürger und Arbeiter in Hamburg. Carl Petersen im Spiegel persönlicher Dokumente, Hrsg. vom Verein für Hamburgische Geschichte (Reihe Vorträge und Aufsätze, Band 18), Christians Verlag, Hamburg 1971, ISBN 3-7672-0010-4
  • Sigrid Schambach: Carl Petersen. (Reihe Hamburger Köpfe), Ellert und Richter, Hamburg 2000, ISBN 3-89234-943-6

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Rudolf Martin (Hrsg.): Jahrbuch des Vermögens und Einkommens der Millionäre in den drei Hansastädten (Hamburg, Bremen, Lübeck), Berlin 1912; Seite 23
  2. Diese Fraktionsbezeichnungen sind mit heutigen politischen Richtungen nicht vergleichbar, sondern waren berufsständisch ausgerichtet: Die Fraktion der Linken wurde vorwiegend von Handwerkern gebildet, in der Fraktion Linkes Zentrum versammelten sich die Vertreter der Industrie und in der Fraktion der Rechten trafen sich die Großkaufleute, vgl. Brauers, Die FDP in Hamburg 1945 bis 1953, München 2007, Seite 46, Fußnote 12.
  3. Carl August Schröder: Aus Hamburgs Blütezeit, Hamburg 1921, S. 360
  4. (zitiert nach: Heinrich Erdmann, Der "Wahlrechtsraub" als Traditionsbruch, Hamburg 2000)

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