Frankokantabrische Höhlenkunst

Frankokantabrische Höhlenkunst
Topographische Karte des frankokatabrischen Raumes; vergleicht man sie mit der anschließenden Karte, erkennt man die bevorzugte Lage der Bilderhöhlen an den Ausläufern von Gebirgszügen mit mächtigen, Höhlenbildung begünstigenden Kalkformationen und am Rande von Flusstälern sowie an Küsten, Bereiche, die für Jagd und Fischfang günstig waren
Archäologische Karte der frankokantabrischen Region; rote Punkte: Hauptbilderhöhlen; weiß: Ungefähre Ausdehnung der ständigen Vereisung; hellgrün: Ungefähre Ausdehnung der jetzt unter Wasser liegenden Gebiete
Lagekarte der Homo-sapiens-Kultur des Aurignacien, der frühesten Kulturstufe der menschlichen Kunstentfaltung in Europa zwischen 37.000 und 28.000 BP

Als frankokantabrische Höhlenkunst wird ein eiszeitlicher (Würm) Kunstkreis des Jungpaläolithikums bezeichnet, der nach seinem Verbreitungsgebiet in den Höhlen Südfrankreichs und Nordspaniens (Kantabrien) benannt ist, wo Malereien, Reliefs und Zeichnungen von oft hoher künstlerischer Qualität vor allem an den Höhlenwänden (daher auch Parietalkunst, zu lat. paries = Wand) sowie gemalte, plastische, gravierte und geritzte Werke der mobilen Kunst gefunden wurden, die im Laufe von etwa 20.000 Jahren dort entstanden waren, insgesamt an weit über hundert Höhlen-Fundstellen im frankokantabrischen Raum.

Inhaltsverzeichnis

Begriff

Der Begriff wurde seinerzeit in Abgrenzung zur mesolithischen sogenannten Levante-Kunst Ostspaniens geprägt, also Felsmalereien und -gravuren außerhalb von Höhlen in Abris im östlichen Spanien, deren Fundstätten zusammen mit Süditalien, Sizilien und dem Languedoc Frankreichs kulturell manchmal in der Forschung zu einem eigenständigen mediterranen Gesamtkomplex zusammengefasst werden.[1] Die Bezeichnung wurde dann zunächst auf ähnliche Kunstwerke ganz Europas ausgedehnt, eine heute allerdings nicht mehr haltbare Hypothese, da man inzwischen die regionale Eigenständigkeit der anderen europäischen Höhlenkunstbereiche etwa Skandinaviens, Süddeutschlands, Osteuropas und des Ural, Italiens, des Balkan etc. erkannt hat. Die Annahme, dass in Südfrankreich der Ursprung und Höhepunkt der Eiszeitkunst liege, wird, obwohl sich in diesem Bereich die weitaus ältesten Fundstellen der stationären Höhlenkunst weltweit befinden (die mobile Kunst, etwa die Statuetten Süddeutschlands, ist allerdings älter), daher inzwischen nicht mehr aufrechterhalten, und man verwendet den Begriff nun einfach, um die erstaunliche regionale Häufung qualitativ oft meisterhafter jungpaläolithischer Höhlenkunst im Bereich Südfrankreichs und Nordspaniens zu bezeichnen, ohne dass daraus aber archäologisch eindeutig belegbare, weiterführende kultursystematische Folgerungen gezogen werden könnten.[2]

Bedeutung

Der belgische Religionshistoriker Julien Ries (* 1920) notiert dazu: „Das Entstehen einer Felskunst in der Dunkelheit tiefer Höhlen während der Kultur des Magdalénien stellt eine in der Geschichte einzigartige Tatsache dar, ... Seit einem Jahrhundert versuchen die Prähistoriker in das Geheimnis dieser Kulthöhlen und ihres ikonographischen und künstlerischen Reichtums einzudringen“.[3] Die Motive für die jahrtausendelange Nutzung und Ausgestaltung dieser Höhlen in ihren meist schwer zugänglichen, tiefen, dunklen und nicht bewohnten Bereichen werden in der religiösen Vorstellungswelt der damaligen Menschen vermutet, vor allem im geistigen Umkreis des prähistorischen Schamanismus.

Die Qualität dieser Kunst ist indes so hoch, dass man sie inzwischen als ersten Höhepunkt menschlichen Kunstschaffens betrachtet, und die frühen Entdecker nannten etwa die Höhle von Niaux das „Versailles der Prähistorie“ und die Höhle von Lascaux die „Sixtinische Kapelle des Paläolithikums“. Emmanuel Anati (*1930) sieht in dieser Fels- und Höhlenkunst den Ursprung des begrifflichen Denkens im Rahmen der Herausbildung des menschlichen Geistes und damit ein Zeugnis für die Fähigkeit zur Abstraktion, zur Synthese und Assoziation.[4] Hermann Müller-Karpe nennt das Phänomen zusammenfassend eine „Bewusstseinsintensivierung“.[5] A. Laming-Emperaire und André Leroi-Gourhan weisen zudem auf eine komplexe Sicht der Gesellschaft und des Kosmos hin, die sich hier manifestiere und nennen sie einen „Ausdruck der Konzepte über die natürliche und übernatürliche Organisation (beide gehören im paläolithischen Denken noch zusammen) der belebten Welt“. Die in den großen bildlichen Darstellungen enthaltenen komplexen Mythogramme mit ihrer Vielfalt und ihrem Reichtum an Symbolen können uns nach Ries zudem in die Mythen des Homo sapiens sapiens einführen.[6]

Entdeckungs- und Forschungsgeschichte

Die Entdeckungs- und Forschungsgeschichte der Frankokantabrischen Höhlenkunst beginnt um die Mitte des 19. Jahrhunderts, als die Entdecker staunend vor den für sie unfassbar kunstvollen Hinterlassenschaften einer Zeit standen, die man bisher als primitiv eingestuft hatte. Und sie begannen nach Erklärungen zu suchen. Die Chabot-Höhle im Département Ardèche wurde 1878 als erste bemalte Höhle entdeckt; unmittelbar darauf folgte die Höhle von Altamira in Spanien (1879). Von 1895 an wurde die prähistorische Kunst mit den beiden Erscheinungsbildern, der mobilen plastischen und der stationären Bildkunst der Höhlenwände als Kunst im modernen Sinne des Begriffes anerkannt, und von 1900 an war es der französische Priester Abbé Henri Édouard Breuil (1877–1961), der das Wissen über sie verbreitete und einschlägige Forschungen betrieb.

Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts unterstellte man dieser Kunst eine religiöse Bedeutung. Aus den für die damalige Zeit typischen ideologischen Gründen (Sozialismus, Liberalismus, Kapitalismus, Imperialismus, Kolonialismus usw.) und insbesondere vor dem Hintergrund vor allem des Darwinismus/Sozialdarwinismus, Evolutionismus und Positivismus auf der einen Seite und der Entwicklung der modernen Kunst (Impressionismus, Symbolismus) auf der anderen kam es dann zu einer interpretatorischen Spaltung. Auf der einen Seite sah man den prähistorischen Menschen als religionslos, der diese Kunst somit quasi l'art pour l'art betrieb. Die andere Richtung hielt die Menschen der Vorgeschichte für Primitive, die Kunst als Magie betrieben. Diese Art von ethnographischem Komparatismus war nach damaligem Wissensstand durchaus gerechtfertigt, denn eine solche Betrachtungsweise bezog ihre Argumente nicht aus direkten ethnographischen Belegen der Gegenwart, sondern, so Leroi-Gourhan, „schuf ein Bewusstsein für einen fundamentalen Zug der Menschheit, der unlösbar mit Technik und Sprache verbunden ist: für den gemeinsamen Ursprung von Religion und Kunst“.[7]

Die Ethnologie hat ab dem zweiten Drittel des 20. Jahrhunderts nach und nach den theoretischen Apparat erarbeitet, der die „Primitiven“ zu geistig unfertigen, das heißt noch nicht auf dem heutigen Bewusstseinsstand lebenden, doch unter völlig anderen Bedingungen überlebenden Europäern machte.[8] Man fokussierte die Erklärung auf Konzepte wie Jagdzauber (vor allem zu Beginn des 20. Jahrhunderts), wie er bei den Aborigines zu finden war. Vor allem Henri Breuil vertrat diese Richtung. Andere Autoren favorisierten den Totemismus als Erklärung; wieder andere Forscher hielten den Schamanismus für zentral. All diese Deutungsversuche, die sich natürlich nicht nur mit der Frankokantabrischen Höhlenkunst befassten, aber maßgeblich von ihr bestimmt waren (die meisten führenden Prähistoriker jener Zeit waren Franzosen) waren jedoch an ein starres ideologisches System gebunden.[9]

Nachdem führende Wissenschaftler erkannt hatten, dass solche monokausalen Erklärungen der Höhlenkunst in keiner Weise gerecht wurden, bildete sich während der siebziger und achtziger Jahre des vorigen Jahrhunderts unter dem Einfluss einiger Prähistoriker, unter ihnen André Leroi-Gourhan (der die Betonung stark auf sexuelle Polaritäten legte), der Arbeiten von Annette Laming-Emperaire[10], Yves Coppens, Emmanuel Anati, Paolo Graziosi und A. Beltran eine Koordinationsgruppe für die Forschung, das Studium und die Erhaltung der Fels- und Höhlenkunst, die letztlich auch erreichte, dass einige Höhlen für die Öffentlichkeit gesperrt wurden, da die Touristenströme unterdessen mehr Schaden an den Bildern angerichtet hatten als die zwanzigtausend Jahre zuvor. Durch die Zusammenarbeit von Forschern und inspiriert durch die Entdeckung weiterer Bilderhöhlen wie der Grotte Chauvet und der Grotte Cosquer entstand ein erstes Gesamtbild dieses Erbes, und die Interpretation der religiösen Höhlenkunst machte Fortschritte.[11] Der südafrikanischen Felsbildforscher David Lewis Williams bezog in seinem 2002 veröffentlichten Werk: „The Mind in the Cave, Consciousness and the Origins of Art“, neurologische Erkenntnisse in die Interpreation der Felsbildkunst ein. Er schreibt am Ende des Vorworts: „There is no greater archaeological enigma than the subterranean art of Upper Palaeolithic western Europe. Anyone who has crouched and crawled underground along a narrow, absolutely dark passage for more than a kilometre, slid along mud banks and waded through dark lakes and hidden rivers to be confronted, at the end of such a hazardous journey, by a painting of an extinct woolly mammoth or a powerful, hunched bison will never be quite the same again. Muddied and exhausted, the explorer will be gazing at the limitless terra incognita of the human mind“.[12] Gegenwärtig (Stand 2000) gibt es in Frankreich 150, in Spanien und Portugal 128 Fundplätze mit Wand- und Höhlenkunst.[13] Die Zahl steigt jedoch ständig.

Allgemeine Voraussetzungen: Umwelt, Mensch, Kultur und Sozialstruktur

Bestimmend für die Entstehung der Frankokantabrischen Höhlenkunst waren vor allem diese Faktoren:

  1. Die damalige Umwelt des Jungpaläolithikums während der Würm-Eiszeit und ihren verschiedenen, zwischen wärmeren Interstadialen und Kältemaxima (Stadiale) hin und her pendelnden Phasen, sowie der damit sich zwischen Tundra, Taiga und borealen Wäldern verändernden Pflanzen- und Tierwelt.[14]
  2. Der damalige Mensch, der Homo sapiens sapiens vom Typ Cromagnon, der den bisher dominierenden Neandertaler verdrängte und dessen Auftauchen in Mittel- und Westeuropa mit dem plötzlichen Beginn der Kreativität dort zusammenfällt.[15]
  3. Seine Lebensbedingungen und -strategien unter besonderer Berücksichtigung von Höhlen und Höhlengruppen als Zentren im Zusammenhang mit den Wanderungen der Jagdtiere und als überregionale Knotenpunkte und Heiligtümer.[16]
  4. Die sich verändernde demographische Struktur der Bevölkerung im Südwesten Mitteleuropas, die wiederum mit den Umweltbedingungen zu tun haben muss.[17]
  5. Die Entwicklung des menschlichen Bewusstseins und der Sozialstruktur.[18]

Alle diese Faktoren sind interdependent und bestimmten in unterschiedlichem Maße die formale und inhaltliche Struktur der Höhlenkunst (aber auch die der mobilen Kunst der Freilandstationen), ebenso wie ihre Inhalte, deren Entschlüsselung, sofern überhaupt möglich, diese Faktoren berücksichtigen muss. Warum es jedoch überhaupt zu dieser „jungpaläolithischen Revolution“ kam ist umstritten.[19]

Die Eiszeit und ihre Umwelt

Die Würm-Kaltzeit

Hauptartikel: Würm-Kaltzeit
So wie diese herbstliche Tundralandschaft auf Spitzbergen hat man sich den größten Teil Frankreichs während der kälteren Phasen der letzten Eiszeit vorzustellen
Während der wärmeren Interstadiale drang der mit Birken und Espen durchsetzte boreale Nadelwald (hier in Alaska) der Taiga etwas weiter nach Norden vor

Die Würm-Eiszeit[20] dauerte in Westeuropa (in Osteuropa heißt sie Weichsel-Glazial, in Nordamerika Wisconsin-Eiszeit) mit einigen Unterbrechungen durch Interstadiale etwa von 70.000 BP bis 10.000 BP. Allerdings gab es zwei feuchtere und wärmere Unterbrechungen zwischen 47.000 und 37.000 BP und 28.000 bis 24.000 BP, die zwischen 24.000 und 13.500 BP wiederum gegen Ende um 11.000 BP und 10.000 BP von drei kurzen wärmeren Interstadialen (Meiendorf-Interstadial, Bölling-Interstadial, Alleröd-Interstadial) unterbrochene extremen Abkühlungsperioden (Stadiale) abgelöst wurden, der ältesten, älteren und jüngeren Dryas. Das Kältemaximum lag zwischen 20.000 und 18.000 BP, als der Rhônetalgletscher bis dicht vor das heutige Lyon reichte und fast das gesamte Gebiet des heutigen Südfrankreich eine baumlose Tundra war. Die Gletscher erstreckten sich als kompakte, bis zu 3000 m dicke Eisschilde über weite Teile des mittleren und nördlichen Europa, auf den Britischen Inseln bis zu den Midlands, im Süden über die Alpen bis tief ins Vorland sowie über die Pyrenäen. Der Raum zwischen dem nördlichen Eischild und den Alpen war weitgehend wie in Sibirien noch heute durch Permafrostböden gekennzeichnet. Die Würmeiszeit schloss mit einem scharfen Kältezacken, der Jüngeren Dryas, als die Temperatur um bis zu 15 Grad unter das heutige Niveau absank und die Vergletscherung nochmals stark zunahm, indes der Meeresspiegel wieder massiv sank.
Die letzte Phase der Würm ab etwa 35.000 BP ist mit der letzten Phase der Altsteinzeit, dem Jungpaläolithikum identisch. In dieser Zeit entwickelte sich die Frankokantabrische Höhlenkunst. Sie findet ihren Abschluss mit dem Präboreal, dem Beginn des Holozäns, das erdgeschichtlich gleichzeitig das Ende des Pleistozäns bezeichnet, das vor etwa 2,6 Millionen Jahren BP mit dem Beginn der verschiedenen Eiszeitalter einsetzte (und dem Beginn von Homo in Afrika in Gestalt des Homo rudolfensis), der dort nach und nach den vormenschlichen Australopithecus ablöste.

Umweltbedingungen, Flora und Fauna

  • Klima: Vor 20.000 Jahren, während des Kältemaximums, als Nordamerika (dort wird die letzte Eiszeit „Wisconsin-Vereisung“ genannt) und Eurasien von bis zu 1000 bis 3000 m mächtigen Gletscherkappen bedeckt waren (55 Millionen km2 = 33% der Festlandsfläche, heute 10 %), lag der Meeresspiegel um etwa 120 m tiefer als jetzt und der damalige Küstenverlauf oft über 10 km vor dem Heutigen, im damals teilweise trockengefallenen, aktuell maximal 90 m tiefen Golf von Lyon bis zu 70 km (Sedimentbefunde aus Bohrkernen). Der Eingang der 1985 entdeckten Cosquer-Höhle etwa liegt zur Zeit 37 m unter dem Meeresspiegel.[21] Die Durchschnittstemperatur lag um 5 bis 13 °C niedriger als heute (um 24.000 BP im Winter zwischen +4 und +7 °C[22]), wie Sauerstoffisotopenmessungen an Tropfsteinen ergaben,[23] in den Interstadialen etwas höher. Wegen des in den Eismassen gebundenen Wassers war das Klima in Europa relativ trocken.[24] (Für die Tropen stellt sich die Situation differenzierter dar, vgl. Pluvial.) Überdies müssen extrem kalte Meeresströmungen von den Polarregionen des Nordatlantiks an der europäischen Atlantikküste entlang bis nach Nordspanien gezogen sein und Europa so ein ausgeprägt kontinentales Klima gebracht haben, wie man es heute vor allem in Sibirien findet. Einige Sommer mögen durchaus mit heutigen kühlen Sommern vergleichbar gewesen sein, doch die Winter waren durchweg sehr kalt mit Temperaturen unter – 10 °C über mehrere Wochen. Ebenso dürfte es heftige Schneefälle gegeben haben, die Wanderungen von Mensch und Tier stark erschwerten (Rentiere wandern saisonal bis zu 1000 km, allerdings nicht regelmäßig).[25]
  • Flora: Je nach der geographischen Breite findet sich in der geobotanischen Abstufung von Norden nach Süden die wegen des Permafrostes baumlose Kältesteppe oder Tundra an den Rändern der Eisschilde bis weit nach Süden und daran anschließend der boreale Nadelwald oder Taiga. Nur im direkten Küstenbereich ganz im Süden und im unteren Rhônetal sowie in Nordspanien gab es eine Parktundra mit vereinzelten Baumgruppen und nur direkt an der Mittelmeerküste etwas dichteren Laubmischwald, ebenso an der Nord- und Ostküste Spaniens, deren Landschaft dann weiter südlich wieder in die relativ baumlose Trocken- bzw. Buschsavannen überging. Die Ausdehnung dieser Bereiche war zudem stark von den Phasen der Eiszeit abhängig, die sich als wärmere Interstadiale und Eisvorstöße abwechselten (s. o.) Die hie und da von Fichten-, Birken-, Erlen- und Kieferngehölzern aufgelockerte, mit Wacholder, Süßgräsern und Beifuß bewachsene Steppenlandschaft des Südens boten dennoch ebenso wie die baumlosen nördlichen Tundren einer artenreichen Fauna Schutz, die zahlreichen Flussläufe Wasser und der Bewuchs reichlich Nahrung. Die sogenannte Mammutsteppe der nördlicheren Breiten besaß allerdings aufgrund des im Vergleich zur Arktis höheren Sonnenstandes eine arten- und vor allem nährstoffreiche Vegetation, die für weidende Pflanzenfresser im Sommer einen üppigen Lebensraum darstellte, vergleichbar in etwa den heutigen Almzonen der Hochgebirge mit ihrer hohen Pflanzenproduktion. Allerdings stellte der Winter in diesem Biotop immer einen heiklen Engpass dar.[26]
Spätpleistozäne Landschaft in Nordspanien mit Wollmammuts (Mammuthus primigenius), Wildpferden, einem Wollnashorn(Coelodonta antiquitatis) und europäischen Höhlenlöwen (Panthera leo spelaea) an einem Renkadaver (aus „National Geographic“); ungefähr so dürfte die Lebenssituation der Schöpfer der frankokantabrischen Höhlenkunst während der Hochphasen der Würm-Eiszeit ausgesehen haben
  • Fauna:[27] Sie war für die Subsistenzstrategien der hauptsächlich als Großwildjäger lebenden Eiszeitmenschen von zentraler Bedeutung und tritt uns in den Höhlenbildern, aber auch in der mobilen Kunst vielfach entgegen, obwohl bemerkenswerterweise keineswegs in Relation zu ihrer, aus den Knochenfunden der Lagerplätze und Höhlen erschlossenen jägerischen Bedeutung.[28]
    • Als größere Jagdtiere sind Steinböcke, Rentiere, bei dem als einziger Cervidenart beide Geschlechter geweihtragend sind, außerdem die zu den Ziegenartigen gehörenden Gämsen nachgewiesen, dazu der Steppenbison. Vor allem in der älteren Literatur schwankt die Bezeichnung Wisent und Bison. Es handelt sich hier aber eindeutig um den Steppenbison (Bison priscus), der zu Beginn des Holzäns in Europa ausstarb. Danach tauchte in Europa eine etwas kleinere Schwesterart auf, der Wisent oder europäische Waldbison (Bison bonaus), der wohl aus Asien eingewandert war und der bis in historische Zeiten eine wichtige Rolle spielte,[29] während der Auerochse in der Mammutsteppe eher selten vorkam. Weiter gab es Wildpferde und eine allerdings seltene und ausgestorbene Wildeselart, von der der moderne Hausesel aber nicht abstammt (seine Ursprungsform ist die afrikanische Variante), dazu die an ein kaltes und trockenes Klima angepassten Saiga-Antilopen. In den Tälern lebten Cerviden: Rothirsch und Hirschkuh, das allerdings in der offenen Steppenlandschaft seltene Reh und der später ebenfalls ausgestorbene Riesenhirsch, der hie und da auch ein Elch gewesen sein kann, der sich während der Kaltzeiten auch in den gemäßigteren Zonen Europas aufhielt (und die Schaufelgeweihe sind bei beiden ja recht ähnlich), indes der Damhirsch wie auch das Wildschwein während der Kaltzeiten meist nur im Mittelmeergebiet verbreitet waren. An den Küsten gab es Robben, Alkenvögel und andere Meeresvögel, dazu reichlich Schalentiere. Mit regional und zeitlich stark unterschiedlicher Dichte kamen Mammuts und Wollnashorn vor, die allerdings im Spätglazial immer seltener wurden, desgleichen die an ein kaltes, trockenes Klima besonders gut angepassten Moschusochsen. Größere, an die Kälte angepasste Tiere hatten allerdings, da sie als Pflanzenfresser auf große Nahrungsmengen angewiesen waren vor allem im Winter Schwierigkeiten und sind daher eher in den südlicheren Bereichen Frankreichs und im Norden Spaniens zu finden. (Mammuts, die keineswegs größer waren als asiatische Elefanten und etwas kleiner als die afrikanischen Elefanten, benötigten wie diese vermutlich mehrere Zentner Futter pro Tag, eine Menge, die durch das Abweiden schneebedeckter oder vereister Flächen nur schwer zu gewinnen ist.) Waldelefanten kamen hingegen wie das Waldnashorn nur während der Warmzeiten und während der Eiszeiten nur in den südlichen Regionen Europas vor, so dass ihre Repräsentanz auf Felsbildern der nördlicheren Zonen mit einem Fragezeichen versehen werden muss. Bevorzugte Jagdbeute waren indes Pferde, Steinböcke und insbesondere Rentiere (teilweise stammen 99% der gefundenen Knochen von dieser Tierart[30], und sie sind vor allem im Spätglazial derart häufig, dass man sogar regionale Unterarten unterscheiden kann), deren Vordringen bis zu den Pyrenäen sogar als Klimaindikator gilt.[31]
    • Auch Raubtiere gab es zahlreich: Höhlenhyäne, Höhlenlöwe, Höhlenluchs, den allerdings seltenen, riesigen, meist in gebirgigen Lagen lebenden Höhlenbär und den kleineren, aber häufigeren Braunbär, beide allerdings, obwohl sie zu den Raubtieren gerechnet werden, bevorzugt Pflanzenfresser. Der Wolf war in Kleinformen sogar an den Lagerplätzen des jüngeren Magdalénien präsent und diente wohl als Jagdhelfer wie als Nahrungsreserve; er ist ohne Zweifel das erste von Menschen domestizierte Tier überhaupt. Die Anfänge der Wolf-Domestikation lassen sich bis in das mittlere Jungpaläolithikum (ca. 27.000–20.000 BP) verfolgen, ab 15.000 BP gilt seine Domestikation als relativ sicher.[32] Auffallend ist jedenfalls, dass er praktisch nie auf Höhlenbildern auftaucht. Vom Vielfraß hingegen, einem wichtigen Raubtier des borealen Nadelwaldes, fanden sich zahlreiche Knochen in Höhlen. Während der Kaltzeiten ist vor allem der Eisfuchs nachweisbar, seltener hingegen der Rotfuchs, der eher an den Rändern der Tundren lebte.
    • An Niederwild, das für die Ernährung der Eiszeitmenschen durchaus und zwar nicht nur in der Endphase von Bedeutung war (im Allgemeinen waren, wie ethnologische Befunde ausweisen, vermutlich Frauen und Kinder für diese Art von Jagd zuständig), und dessen Überreste an Freilandfundplätzen und in Höhlen ebenfalls nachgewiesen wurden, gab es vor allem Schneehasen. Dem auf Jahresdurschnittstemperaturen von über + 8 °C angewiesenen Feldhasen war es während der Eiszeiten im mittleren Europa jedoch zu kalt, ebenso dem bis in historische Zeiten nur im Mittelmeerraum heimischen Wildkaninchen. Dachse waren hingegen überall verbreitet und Biber vor allem dort, wo Weichhölzer für den Dammbau zur Verfügung standen. Murmeltier und Ziesel waren häufige Steppenbewohner, während Eichhörnchen und Flughörnchen auf Wälder angewiesen waren, für deren Vorkommen ihre Fossilien regelrecht als Indikatoren gelten, ebenso wie der Steppenlemming, dessen Vorkommen als starker Hinweis auf Kaltzeitsteppen gewertet wird. Häufig war eiszeitlich auch der Maulwurf, der teilweise sogar in einer Riesenform imponiert. Überhaupt ist das Vorkommen von Nagetiergewöllen, wie sie etwa Eulen oder Uhus produzieren, ebenfalls ein wichtiger Klimaindikator.[33] Die fossilen Überreste derartiger Kleintiere, die zusammen etwa mit Pflanzen, Fischen und Eiern etc. sicher nicht nur in Notzeiten einen wesentlichen Beitrag zur Ernährung geliefert haben, sind allerdings wegen ihrer Kleinheit nur selten erhalten.[34]

Insgesamt stammt unser Wissen über die damalige Großfauna nicht zuletzt aus den Knochenresten an Lagerplätzen und in Höhlen, vor allem aber aus den Darstellungen in den Höhlen selbst, deren anatomische Genauigkeit mitunter aber nicht ausreicht, ähnliche Tierarten voneinander zweifelsfrei zu trennen. Für die Deutung der Höhlenbilder wiederum ist das Wissen über ihre jeweilige regionale und temporale Verbreitung unentbehrlich.[35] Für die Flora sind paläobotanische Pollenbefunde die Hauptquellen.

Ökonomische und soziale Auswirkungen der Umwelt

Das Entstehen einer baumlosen Umwelt hatte für die Subsistenzstrategien der jungpaläolithischen Menschen weitreichende Bedeutung, denn die extrem fruchtbare Tundra mit ihren pleistozänen Lössböden bot zahlreichen, an die Kälte angepassten Tieren reichlich Nahrung. Die Herden müssen riesig gewesen sein mit oft bis zu tausend Tieren, die stets denselben Wanderrouten zwischen Sommer- und Winterweiden folgten (kulturhistorische Analogien sind etwa die Bison- und Karibuherden Nordamerikas). Die Menschen legten ihre Lager daher auch unmittelbar an diesen Wanderrouten an, die häufig durch Täler und entlang von Flüssen führten. Diese günstigen ökonomischen Bedingungen führten dann wohl auch zu einer Bevölkerungsdichte in bestimmten Gegenden Europas wie Südwestfrankreich, Nordwestspanien, auf den Lössebenen Österreichs, der ehemaligen Tschechoslowakei und der Ukraine, die nicht viel geringer gewesen sein dürfte als die der viel späteren neolithischen Bauern ebendort und die nun optimale Voraussetzungen bot für das Entstehen einer differenzierten immateriellen Kultur, wie wir sie etwa in der frankokantabrischen Höhlenkunst (90 % der Höhlenmalereien konzentrieren sich auf dieses Gebiet), aber auch mit der Entstehung einer ausgeprägten mobilen Kunst (Venusfigurinen, Tierplastiken der Schwäbischen Alb usw.) vor uns haben und die auch Folge einer weiter entwickelten und differenzierten Sozialstruktur mit Häuptlingen und religiösen Führern gewesen sein dürfte.[36] Doch auch die Entwicklung von Waffen (Pfeil und Bogen, Speerschleuder) und Geräten samt deren Technologien zeigt eine rapide Weiterentwicklung, die möglicherweise mit einer in größeren Gruppen beschleunigten Ausdifferenzierung sprachlicher Fähigkeiten zusammenhängt. Besonders auffallend ist zudem die enorme Zunahme des persönlichen Schmucks, die ab ca. 34.000 BP massiv einsetzt und auf eine gesteigerte soziale Differenzierung hinweist, aber auch auf eine Lebensauffassung, die über die nur überlebensnotwendigen Strategien hinaus geht; bemerkenswert auch die Zunahme der oft von Grabbeigaben und offensichtlichen Ritualen begleiteten Bestattungen.[37]

Der Mensch der Eiszeit und seine Kultur

Verbreitung des Cromagnon in Europa, dem Nahen Osten und in Nordafrika um 30.000 BP

Menschentyp

Menschendarstellungen in frankokantabrischen Höhlen sind generell selten und lassen wegen der meist sehr schematischen Darstellungsweise kaum Rückschlüsse auf Einzelheiten zu. Doch weiß man aus analogen Skelettfunden (Bestattungen), dass es sich bei den Schöpfern der Höhlenbilder um den modernen Homo sapiens sapiens vom Typus des sogenannten Cromagnon handelte. Nach Europa kamen diese Menschen ab 40.000 BP, möglicherweise über den Nahen und Mittleren Osten. Als ihr Ursprung gilt Afrika, wo sie schon ab 100.000 BP nachgewiesen sind.[38] Sie waren robust gebaut und perfekt an das Laufen im unebenen Gelände angepasst. Ihre Durchschnittsgröße lag bei 180 cm bei den Männern und 166 cm bei den Frauen. Ihr Hirnschädelvolumen betrug bis zu 2000 cm³ (heute durchschnittlich 1600 cm³). Die mitunter abwertend gedachte Bezeichnung Höhlenmensch trifft in diesem Sinne gerade auf die Träger der ersten vorgeschichtlich wahrnehmbaren Kultur sicher nicht zu und gilt heute außer als strikt neutral deskriptive Bezeichnung der äußeren Lebensumstände (etwa bei Nougier) als obsolet.

Neandertaler, die mutmaßlichen Träger des vorangegangenen Moustérien-Kulturkomplexes gab es damals vermutlich keine mehr, ob sie ausstarben oder sich mit den Cromagnons vermischten, ist umstritten. Die Hypothese, sie seien in Konflikte mit dem Cromagnon verwickelt gewesen und deshalb untergegangen, gilt inzwischen als hinfällig, eher waren sie wohl Opfer der höheren Fortpflanzungsrate des Cromagnon, dessen sich rasch vergrößernde, auch aufgrund überlegener Technologie wachsende Population sie in immer unwirtlichere Gegenden abdrängte.[39] Genetische Befunde sind unklar, eine Vermischung gilt jedoch trotz geringer neandertaloider Reste im heutigen Genom der Europäer als wenig wahrscheinlich.[40] Ihre letzten Spuren finden sich in Südspanien und Portugal; sie sind ca. 31.000 Jahre alt.[41]

Subsistenzstrategie

Die Subsistenzstrategie der damaligen Menschen war neben dem meist von Frauen betriebenen Sammeln (das belegen ethnologische Befunde der Gegenwart) die Großwildjagd, die nun auch als „höheres Jägertum“ bezeichnet wird. Auch Fischfang wurde in den Flüssen und an den Küsten betrieben (statistische Befunde aus Essensresten und Darstellungen in Höhlenbildern). Man geht in der Forschung davon aus, dass die außergewöhnliche Konzentration von Höhlenmalereien im frankokantabrischen Raum mit der Besiedelungsdichte im Südwesten Mitteleuropas zusammenhängen muss, die wiederum mit den wirtschaftlichen und ökologischen Ressourcen dort zu tun hatte. In diesen südlichsten Bereichen des endeiszeitlichen Europa mit ihren offenen Tundren und Steppen müssen die dichtesten Tierpopulationen gelebt haben. Ein weiterer wesentlicher Faktor scheint der Wandertrieb der Rentierherden gewesen zu sein, die zumindest zeitweise, wenn auch etwa bei den Rentieren regional unterschiedlich ausgeprägt,[42] insbesondere im Spätglazial mit seinen massiven Eisvorstößen gezwungen waren, den großen, aus den Pyrenäen nach Norden und aus dem Zentralmassiv nach Westen oder aus den Alpen führenden Flüssen zu folgen (vor allem der Dordogne, Vézère und Ardèche, in deren Täler sich zahlreiche Abris und Höhlen mit Bildern finden) und deren Routen darum weitgehend sichere Voraussagen über die Jagd erlaubten. Das Zusammenspiel dieser Faktoren einschließlich des Vorhandenseins großer, vor der eiszeitlichen Witterung schützender und gewöhnlich mit Wasserläufen versehener Höhlen und die Tatsache, dass ursprünglich in Gebirgen lebende Tierarten wie der Steinbock wegen der Vergletscherung nun ins Tiefland abgewandert waren,[43] scheinen ideale Voraussetzungen für eine Ansammlung von zumindest in bestimmten Jahreszeiten relativ vielen und großen Menschengruppen geschaffen zu haben, die als spezialisierte Jäger von dem reichen Wildbestand lebten und in den Höhlen ihre Hauptstützpunkte hatten, wo sich Frauen, Kinder und Alte, soweit sie nicht zum Tragen der Lasten benötigt wurden, aufhielten, während die Männer in größeren Gruppen, die bei Treibjagden durchaus 30 Personen und mehr umfassen konnten, auf der Jagd von Lagerplatz zu Lagerplatz zogen. Man hat zahlreiche dieser sogenannten Freilandstationen gefunden, die sich in den Ebenen Osteuropas, wo es keine oder nicht nutzbare Höhlen gab, sogar zu regelrechten Hüttendörfern entwickelten, wie das Beispiel von Moldowa, Kostjenki und anderen zeigt, aus deren Abfallgruben man außerdem auf die Zahl der Bewohner schließen konnte. Auch in den südwestfranzösischen Freilandstationen sind die Fundamente derartiger Hütten gefunden worden. Eine auf verschiedene Siedlungsplätze und Höhlen verteilte Großgruppe innerhalb eines Jagdareals konnte so durchaus 500 Personen umfassen, bot also auch schon rein mengenmäßig die Basis für nichtmaterielle Ausdrucksweisen.[44]

Das Jungpaläolithikum als Kulturperiode

Rekonstruktion einer Cro-Magnon-Frau im Neanderthal-Museum; Vorlage ist der 12.000–14.000 Jahre alte Schädel der Frau vom Doppelgrab von Oberkassel

Man unterscheidet im Jungpaläolithikum Mittel-, West- und Südeuropas und damit auch des frankokantabrischen Raumes mehrere sich teilweise überschneidende bzw. nur lokal anzutreffende Kulturstufen:[45] Man beachte, dass diese Kulturperioden sich nicht an der Höhlenmalerei orientieren, sondern an den jeweils typischen Werkzeuginventaren. Die Namen beziehen sich auf die in Frankreich liegenden Hauptfundstellen. Die angegebenen Zeitspannen sind Zirkawerte und variieren in der Literatur gelegentlich um ein- bis zweitausend Jahre plus oder minus (zumal dabei oft nicht angegeben ist, ob Sonnenjahre oder C-14-Jahre gemeint sind, s. o).

  1. Das Châtelperronien ist eine Übergangsphase (–34.000–30.000 BP). Es repräsentiert vor allem in Frankreich auch noch die Kultur der Neandertaler, das Moustérien (auch hier bereits mit zahlreichen Funden in Höhlen, die der Neandertaler ebenfalls nutzte), neben der wesentlich ausgefeilteren des Cromagnon mit der Klingenabschlag-Technik, zeigt aber bereits den Beginn künstlerischer Darstellungen mit Ritzzeichnungen auf Knochen usw. Verstärkt werden nun Knochen, Horn und Elfenbein als Materialien eingesetzt. Es überschneidet sich mit dem nur lokal in Südwestfrankreich nachweisbaren, nach dem Périgord benannte Périgordien (ca. 36.000–30.000 BP), das als lokale Übergangstechnologie häufig auch dem Gravettien und dem Aurignacien zugerechnet wird. Das Périgord entwickelte sich später zu einem Hauptzentrum der frankokantabrischen Höhlenkunst.[46]
  2. Das Aurignacien dauerte im mittleren und westlichen Europa etwa von 33.000 BP bis 26.000 BP (in Ost- und Südeuropa beginnt es etwa um 45.000 BP) und ist die erste wichtige Periode jungpaläolithischer Kunst, die alleine vom Cromagnon getragen wird. Sein Verbreitungsgebiet reichte vom Nahen Osten bis zum Atlantik. In diese Periode fallen die ersten Bilderhöhlen. Für die Werkzeuginventare charakteristisch ist die Anwendung der Retusche (die feine Zähnung der Schneideflächen) auf Klingen. Mikrolithen sind ein weiteres Merkmal. Die Grotte Chauvet gehört vermutlich in diesen Zeitraum. (Datierungen vor allem indirekt durch Stilvergleiche und direkt durch Holzkohlen, wobei letztere allerdings über mehrere tausend Jahre streuen, so dass auch eine Belegung im Gravettien oder sogar wie von Jean-Marie Chauvet selbst vermutet, eine Datierung der Zeichnungen selbst ins Solutréen angenommen werden muss.[47])
  3. Das Gravettien (28.000–21.000 BP) zeigt den ersten Höhepunkt der prähistorischen Kunst. Die Kultur erstreckte sich über ganz Europa. Die Grotte Cosquer wird dieser Kulturstufe zugerechnet.[48] Typisch ist das Aufkommen der sogenannten Venusfiguren, dazu anderer Kleinplastiken (meist Tiere), dazu findet sich vermehrt Schmuck. Das Werkzeuginventar beruht auf einer technologisch hochentwickelten Klingentechnologie, etwa Nähnadeln mit Öhr. Die Kleidung ist passgenau; außerhalb von Höhlen lebte man meist in Fellzelten, mitunter bereits in festen Behausungen.[49]
  4. Das Solutréen (21.000–18.000 BP) ist auf Frankreich (Zentralmassiv, Pyrenäen) und den frankokantabrischen Raum beschränkt. Die Steinbearbeitung ist auf dem Höhepunkt (Blattspitzen), die Bildkunst stagniert jedoch. Werke der Kleinkunst sind als bemalte Steinplättchen mit Tierfiguren erhalten (in der ostspanischen Parpalló-Höhle alleine fast 5000 in einer 9 m dicken Fundschicht), während die Vollplastik fast völlig fehlt. Zahlreiche Lampen, mit denen man außer mit Fackeln das Höhleninnere erhellen konnte, wurden gefunden, in Lascaux alleine 170, teils mit Henkel.[50]
  5. Im Magdalénien (18.000–10.000 BP) (ausführliche Darstellung siehe unten) erreicht die paläolithische Kunst ihren Höhepunkt. Aus dieser Periode stammen die meisten Bilderhöhlen, insbesondere die des frankokantabrischen Gebietes.
  6. Die Zeit nach 10.000 BP wird in Südeuropa, im romanischen und englischen Sprachraum als Epipaläolithikum bezeichnet (sonst Mesolithikum), in Südfrankreich vor allem auch als Azilien. In Frankreich und Spanien begann damals der Niedergang der Höhlenkunst und diese ging innerhalb kurzer Zeit zu Ende. Verantwortlich dafür war die holozäne Klimaänderung, die mit einer Warmzeit und dem Anstieg des Meeresspiegels um nach und nach über 100 m sowie einer starken Veränderung von Flora und Fauna einher ging. Es gibt keine Anzeichen für einen Bevölkerungswechsel, wohl aber vermutlich als Folge einer Ernährungskrise auf eine dramatische Abnahme der Bevölkerungszahl und eine abnehmende Mobilität, die nun durch dichte Wälder behindert wurde, die zudem die Rentierherden und andere große Pflanzenfresser wie die Pferde nach Norden und in die Steppen des Ostens vertrieben. Die Kunst beschränkte sich jetzt auf bemalte Gerölle, die Werkzeugtechnologie war weit weniger differenziert als zuvor und in der Bearbeitung plumper.[51]

Das Magdalénien als frankokantabrische Hauptperiode

Verbreitung der Magdalénien-Kultur und des Homo sapiens im Jungpaläolithikum in Europa 19.000–12.000 BP

Benannt nach dem Abri La Madeleine, Dordogne, Frankreich, gilt es als Hauptperiode der frankokantabrischen Höhlenkunst einschließlich der mobilen Kleinkunst; gleichzeitig aber wurde nach dem Höhepunkt der Steinbearbeitung im Solutréen im älteren Magdalénien deren Tiefpunkt erreicht. Es ist dies die letzte jungpaläolithische Kulturstufe und zugleich die Zeit ihrer höchsten Entfaltung bei der Kunst der Bilderhöhlen. Galerien, Säle und Gänge von Kalkhöhlen wurden nun endgültig zu Heiligtümern einer potentiell schamanischen Glaubenswelt, darunter am bekanntesten und schönsten in Frankreich Le Gabillou, die Höhle von Lascaux, Les Combarelles, Font-de-Gaume, die Höhle von Rouffignac und die Höhle von Niaux, in Spanien die Höhle von Altamira und Monte Castilló, die Höhle von Ekain und von Santimamine. Die Malereien kannten teilweise die Perspektive, waren mitunter mehrfarbig und manchmal unter Einbeziehung von Steinformationen halbplastisch. Auch Gravuren und Reliefs zeigen diese Techniken und sind in einigen Fällen auch noch farbig konturiert. Die Vollplastik (Elfenbein, Knochen oder Geweih) erreichte hier, obwohl im Gegensatz zum übrigen Europa eher von sekundärer Bedeutung, ebenfalls einen gewissen Höhepunkt, desgleichen meisterhaft ausgeführte Halbplastiken und Ritzungen auf diesen Materialien. Körperschmuck mit Farben ist nachweisbar, desgleichen fanden sich Ohr- und Armringe, Amulette sowie Halsketten in sehr großer Zahl, wie Durchbohrungen ausweisen. Perlen, Schneckenhäuser und durchbohrte Muscheln zeigen Handelsbeziehungen in den Mittelmeerraum. Durchbohrte Zähne von Raubtieren waren wohl auch Statussymbole. Insgesamt deuten die Funde auf eine zunehmenden soziale Differenzierung, ja man spricht sogar von einer regelrechten Schmucksucht. Es gab die ersten differenzierteren Musikinstrumente Westeuropas wie Pfeifen, Flöten und Schwirrhölzer (die ältesten stammen aus Ost- und Mitteleuropa und sind 45.000 Jahre alt, in Mitteleuropa fand sich im Geißenklösterle eine 40.000 bis 35.000 Jahre alte Knochenflöte aus dem Aurignacien, in Frankreich sind mehrere 30.000 Jahre alte Flöten nachgewiesen[52]). Das Zelt aus Rentierhaut wurde erfunden als Unterkunft während der Zeit, in der man im Sommer den Rentierherden nach Norden folgte. In den Höhlen gab es regelrechte „Museen“ mit Mineralien- und Fossiliensammlungen. Die Kleidung war oft mit aufgenähten Perlen und Muscheln verziert. Mit dem durch das Ende der Eiszeit (letzte Extremphase: Jüngere Dryaszeit 12.730–11.700 ± 99 BP) bedingten Verschwinden des Rens um 11.000 BP, das neben anderen Geweihträgern als bevorzugtes Beutetier den damaligen, hauptsächlich von der Großwildjagd lebenden Menschen alles geliefert hatte, was sie benötigten, also Fett und Fleisch (selbst der Mageninhalt wurde verwendet), Nähmaterial aus Sehnen und Därmen, Kleidung und Zelte aus der Haut, Knochen und Geweih für Waffen und Werkzeuge sowie für die Kleinkunst, endete auch diese Kultur.[53]

Die einzelnen Stufen des Magdalénien lassen sich anhand ihrer typischen Werkzeuge wie folgt gliedern (von jung nach alt):

  • Magdalénien VI – Papageienschnabelstichel, Teyjat-Spitzen und beidseitig gezähnte Harpunen
  • Magdalénien V – einseitig gezähnte Harpunen
  • Magdalénien IV – Spitzen aus Rentierknochen mit seitlichen Kerben (Harpunenvorläufer), kleine, teils verzierte Knochenrondelle
  • Magdalénien III – Speerschleudern, durchbohrte Stäbe, Speerspitzen, halbgerundete Stäbchen
  • Magdalénien II – Mikrolithen.
  • Magdalénien I – sternförmige kleine Bohrer.

Höhlen als Wohn- und Kultorte

Plan der Höhle von La Pasiega

Höhlen sind zunächst geologische Phänomene, deren Entstehung ganz unterschiedliche Ursachen haben kann. Die hier in Frage kommenden Höhlen sind jedoch in den meisten Fällen sogenannte Karsthöhlen in Kalksteinformationen, die sich im löslichen Gestein unter Wassereinwirkung gebildet haben, als Tropfsteinhöhlen bekannt sind, oft große Systeme ausbilden (das sogenannte Blauhöhlensystem der Schwäbischen Alb hat etwa bis jetzt über 7 km vermessenen Ganglänge) und in denen ständig Wasser tropft und fließt, dabei Seen, Siphons (unter Wasser liegende Gangsenken, die durchtaucht werden müssen) und regelrechte unterirdische Flussläufe bilden können, die sich mitunter viele Kilometer unter dem Deckgebirge erstrecken. Das Klima in solchen Höhlen ist sehr konstant und durch geringe Temperaturschwankungen (sowohl jahreszeitlich wie täglich), hohe Luftfeuchtigkeit, aber auch durch große Luftreinheit gekennzeichnet, ist somit abgesehen von der Dunkelheit für die Erhaltungsbedingungen von besonderer Bedeutung. Die Temperatur entspricht dabei etwa der mittleren Jahrestemperatur der Umgebung.[54]

Solche Höhlen waren in der europäischen Phase des Jungpaläolithikums offenbar bevorzugte Aufenthaltstorte und zumindest in ihren vorderen Teilen waren sie oft auch für längere Zeit bewohnt, manchmal mehrmals nacheinander zu ganz verschiedenen, Jahrtausende auseinanderliegenden Perioden, wie die verschiedenen Stile der Höhlenkunst in einzelnen Höhlen sowie die stratigraphisch untersuchten Kulturschichten am Boden zeigen.[55] Mitunter waren sie sogar durch Mäuerchen, Zwischenwände etc. ausgestaltet. In ihnen und in ihrer näheren Umgebung finden sich vereinzelt Bestattungen.

Es gab und gibt Höhlen in Deutschland vor allem in der Karstlandschaft der Schwäbischen Alb, ebenfalls im jurassischen Bereich des südlichen Frankreich im Zentralmassiv und im nördlichen Spanien mit seinen Kalksteinzonen etwa am Rand der Pyrenäen, im Kantabrischen Gebirge Nordwestspaniens sowie am Rande des Helvetikums im südöstlichen Frankreich. Die an den Felswänden der noch bewohnbaren Täler wie zum Beispiel der Ardèche oder der Dordogne, der Pyrenäen und des Kantabrischen Gebirges lebenden Höhlenbewohner hatten sich also offenbar an eine im Vergleich zu heute andersgeartete Landschaft und Tierwelt angepasst und wussten sich diese zunutze zu machen,[56] und Höhlen boten im relativ rauen Eiszeitklima günstige und geschützte Lebensbedingungen, waren zudem durch ihre Lage an den Abhängen von Flusstälern zugleich günstige Ausgangspunkte für jägerische Unternehmungen.

Das Werkzeug- und Waffenrepertoire jener Zeit umfasste unter anderem (Daten nach Hoffmann: Lexikon der Steinzeit) zusammengesetzte Speere mit einsetzbaren Spitzen (ab Solutréen), Speerschleudern (ab etwa 21.000 BP mit Schwerpunkt Dordogne), Harpunen (ab etwa 15.000 BP in Europa als ablösbare Widerhakenspitzen), eine Art Bumerang (ab etwa 20.000 BP) sowie Pfeil und Bogen (Aurignacien vor > 30.000 BP) und war zudem mit seiner Klingen- und Mikrolithentechnologie (Europa ab etwa 25.000 bis 13.000 BP) so ausgereift, dass die häufig in den Höhlen lebenden Raubtiere keine allzu große Gefahr mehr darstellten. Zudem wurden nun auch Knochen, Elfenbein und Horn als Materialien meisterhaft verwendet und häufig künstlerisch ausgestaltet, etwa mit Ritzungen oder Halbplastiken.[57]

Höhlen wurden allerdings schon gegen Ende des Altpaläolithikums ab etwa 200.000 BP genutzt. Man nimmt jedoch an, dass damals weniger die durch die Entwicklung des Werkzeugrepertoires (Abschlagtechnik bzw. Levalloistechnik) entstandene neue Möglichkeit, sie besser gegen tierische Konkurrenten zu verteidigen und die freie Verfügbarkeit des Feuers ausschlaggebenden gewesen sind, sondern vielmehr ein neues Stadium der Bewusstseinsbildung, das sich durch das soziale Zusammenleben entwickelte. Der Mensch, der sich bisher der Umwelt angepasst hatte, begann nun langsam, diese in seinem Sinne zu verändern, eine Entwicklung, die dann mit dem Jungpaläolithikum, vor allem aber dann mit dem Neolithikum ihre ersten Höhepunkte erreichen sollte. Bereits im Mittelpaläolithikum wurden daher auch die bisher wegen der tierischen Bewohner gemiedenen großen Höhlen besiedelt, die bis zu einem Kilometer in den Berg reichten, allerdings nur im vordersten Teil, wie Werkzeugfunde ausweisen.[58] Erst im Jungpaläolithikum drang man in größere Tiefen vor, die man dann für religiöse Zwecke genutzt zu haben scheint, Zeichen einer weiteren Bewusstseinsstufe, der des Homo symbolicus und Homo religiosus.[59] Für Lewis-Williams ist das Betreten des Höhlendunkels und das Anbringen von Malereien und Gravuren dort sogar paradigmatisch für die Transzendierung des menschlichen Bewusstseins in nicht mehr sinnlich erkennbare Regionen eines spirituellen Glaubenskosmos, verbunden mit veränderten Bewusstseinszuständen, welche so charakteristisch für den Schamanismus sind.[60]

Font-de-Gaume: Die bis auf einen der beiden Eingänge sehr schmale Höhle war wegen ihrer Unzugänglichkeit wohl vor allem Kultort, auch wurden keine Kulturschichten in ihr gefunden; nur im vorderen Teil am größeren der beiden Eingänge fanden sich einige mittel- und jungpaläolithische Stein- und Knochengeräte, sowie Ocker und Muschelschmuck

Bei vielen Höhlen vor allem des mittleren Magdalénien sind vor allem die dunklen, weit hinter der bewohnten Eingangszone liegenden Bereiche die eigentlichen Kultorte gewesen, und Leroi-Gourhan vermutet sogar, die dortigen Malereien und Gravuren seien mit der Zeit immer tiefer in den hinteren Höhlenzonen angebracht und durch abstrakte Zeichen und ikonographische Bezüge der Tiersmybolik zueinander in Beziehung gesetzt worden. Diese Bewegung habe sich erst gegen Ende des Jungpaläolithikums umgekehrt, und die Bilder seien wieder in die Taglichtzone des Höhleneingangs zurückgekehrt.[61] Einige Höhlen wurden allerdings wohl nie regelrecht bewohnt, waren teilweise für Wohnzwecke auch zu unzugänglich, sondern während der Phase der frankokantabrischen Höhlenkunst offenbar ausschließlich Kultorte, die nur periodisch aufgesucht wurden, etwa um bestimmte Zeremonien dort durchzuführen, zum Beispiel Initiationen, jagdmagische Praktiken, Fruchtbarkeitsrituale usw. Man erkennt das daran, dass in einigen reichen Bilderhöhlen die sogenannten Kulturschichten, also der Müll der Bewohner, völlig fehlen (z. B. in Niaux, El Pindal, Rouffignac, vor allem aber in den hinteren, nicht bewohnten Höhlenteilen, die nur als Sanktuarien benutzt wurden, wie z. B. in Les Combarelles, Font-de-Gaume).[62]

Solche Höhlen sind für Archäologen besonders günstige Archive der Vergangenheit, denn die Hinterlassenschaften der Menschen (und Tiere) wurden nach jedem Aufenthalt während der längeren Pausen dazwischen nach und nach durch eingewehten Sand oder Lössstaub, abgesprengten Kalkschutt oder herabgestürztes Gestein bedeckt bzw. zugeweht. Diese Kulturschichten wuchsen mit der Zeit auf oft mehrere Meter Dicke an und bilden heute, da sie meist ungestört blieben, mit ihren Inventaren eine verlässliche Grundlage für die archäologische Chronologie, und zwar relativ, also die stratigraphische Abfolge der Fundschichten betreffend, aber oft auch absolut, da sie häufig Holzkohlereste aus Feuerstellen oder von Fackeln etc., aber auch von Farben der Wandmalereien enthalten, die mit der C-14-Methode genau datierbar sind. Mitunter, wenn auch selten und aufwendig (man benötigt für die Datierung sehr geringer Holzkohlenreste von bis zu 0,5 mg, die den Malereien punktuell entnommen werden, einen Teilchenbeschleuniger), können so sogar Höhlenbilder direkt datiert werden.[63] Man beachte allerdings, dass die Radiocarbon-Datierung nur bis zu einem Alter von 50.000 Jahren eingesetzt werden kann. Überdies unterliegen die Werte naturbedingten Schwankungen bedingt durch den schwankenden CO2-Gehalt der Atmosphäre (etwa durch Vulkanausbrüche, lokale Radioaktivität etc.) und Veränderungen der Sonnenaktivität. Ein Alter von 10.000 14C-Jahren entspricht etwa 11.500 Sonnenjahren. Erst ab einem Alter von 11.500 Jahren können die Datierungen mit Hilfe anderer Methoden genau auf B. P. kalibriert werden.[64]

Endphase des Paläolithikums und Übergang zum Meso-/Neolithikum

Das Ende des Paläolithiums kam recht plötzlich und fällt mit dem Ende der Würm-Eiseit zusammen. Die sich daran anschließende Warmzeit (eigentlich ein weiteres Interstadial), das bis heute andauernde, allerdings ebenfalls mehrfach von kurzen Kälteperioden wie der kleinen Eiszeit im Mittelalter unterbrochene Holozän, war dann vor allem in Europa und dem Nahen Osten Auslöser für das Mesolithikum und schließlich vor allem im Nahen Osten (Fruchtbarer Halbmond), eventuell auch in Nordafrika und dem Nordsudan (Sahara-Neolithikum, siehe Geschichte Nordafrikas) für das Neolithikum mit Ackerbau, Viehzucht und Keramik, das von dort aus nach und nach auch nach Europa drang und die letzten dort lebenden Jäger und Sammler assimilierte oder aufgrund der überlegenen Technologie und Ökonomie verdrängte.

In Europa breiteten sich nun zunehmend dichte, undurchdringliche Wälder aus, die das Wanderungsverhalten der Jagdtiere massiv beeinflussten und ihnen und damit auch den Menschen weit weniger Lebensraum boten als die offenen Tundren mit ihren riesigen Herden. Die Bevölkerungszahl sank dramatisch, und es kam zur mesolithischen Ernährungskrise. Die Menschen lebten jetzt in wesentlich kleineren und weiter verstreuten Verbänden und hatten so einen weit geringeren Kontakt untereinander als vorher, eine Situation, die generell die Ausbreitung und Tradierung kultureller Techniken bremst, ja unterbindet.[65] Das Szenario muss, so die Schilderung Anatis,[66] teilweise recht dramatisch gewesen sein, als die weiten Ebenen durch die Gletscherschmelze mit Millionen Tonnen Wasser überschwemmt wurden und sich in eine Sumpf- und Seenlandschaft verwandelten und der rapide steigende Meeresspiegel vermutlich ebenfalls Tausende mit sich riss. Manche Tiere wie das Mammut, das Wollnashorn und der Riesenhirsch konnten sich nicht anpassen und starben aus, andere wie das Ren wichen nach Norden, wieder andere wie die Gämse ins Gebirge aus. Die Zahl der ebenfalls auf weiträumige Landschaften angewiesenen Wildpferde nahm rapide ab, und aus weiten Gebieten, hier insbesondere den Küstengebieten Westeuropas, der Apenninen- und Balkanhalbinsel, den Britischen Inseln sowie aus Südskandinavien, verschwanden Pferde ganz, nur auf der Iberischen Halbinsel hielten sie sich bis ins frühe Neolithikum, dazu in den Steppen Asiens, wo sie dann sehr viel später auch domestiziert worden sind.[67] Die menschlichen Gruppen, die früher groß genug gewesen waren, um solche Tiere jagen und die Beute transportieren zu können, gingen nun dazu über in Kleingruppen Niederwild zu erbeuten (archäologisch Knochenfunde belegen das), und zwar offenbar bevorzugt mit Schlingen. Die nun zahlreichen Seen und Flüsse sowie die nun weit näheren Meeresküsten boten eine zusätzliche Nahrungsquelle, wie große Haufen von Muschel- und Schneckenschalen sowie Fischgräten bezeugen, die regelrecht als Leitparadigma des Mesolithikums gelten. Auch dies Zeichen der Ernährungskrise, denn die bevorzugte Ernährung durch Schalentiere ist enorm aufwendig (über 52.000 Austern entsprechen dem Nährwert eines Hirsches). Überdies spielten die in den Wäldern nun reichlich verfügbaren pflanzlichen Nahrungsmittel (Beeren, Obst, Pilze, Nüsse, Wurzeln) wohl eine große Rolle.[68]

Das alles hatte erhebliche soziale Folgen, denn der Klans spaltete sich nun in relativ autarke Kernfamilien, die auf sich alleine gestellt waren und weit entfernt voneinander lebten. Der soziale Wandel wiederum hatte zudem auch einen Wandel der intellektuellen Begriffe zur Folge, denn auch die Sanktuarien mit ihren kostbaren Malereien hatten nun ihre zentrale Funktion verloren und wurden aufgegeben, sofern sie nicht ohnehin wie die Grotte Cosquer im Meer versanken oder durch eindringendes Wasser, Erdrutsche, Gerölllawinen usw. unbewohnbar wurden, wie die Ergebnisse der moderner Höhlenforscher ergaben, die solche blockierten Höhlen oft erst mühsam wieder zugänglich machen mussten. Damit verschwanden aber auch die ihnen zugrundeliegenden religiösen Konzepte und wurden mehrere tausend Jahre später durch die neuen des Neolithikums ersetzt. Über die geistigen Haltungen der Zeit dazwischen wissen wir sehr wenig, da aussagefähige Zeugnisse wie die der Parietalkunst fehlen. Nur die mobile Kunst bleibt, wenn auch auf niedrigerem, meist rein ornamentalen Niveau erhalten und meist ohne figürliche Darstellungen, außer selten an Werkzeugen.[69] Die Felskunst der spanischen Levante (s. u.) gehört vermutlich bereits dem mesolithisch/neolithischen Übergang an, ebenso wie die Steinskulpturen von Lepenski Vir.[70] Bestattungsfelder finden sich erst ab dem späten Mesolithikum etwa ab 6250 BP.[71] Einige Gruppen folgten den Herden nach Nordwesteuropa und Skandinavien. Diese Wanderung begann bereits um 13.000 BP. Andere blieben und passten sich der neuen Waldumgebung an. Eines der deutlichsten Beispiele dafür stellt dabei Südwestfrankreich dar, wo die Kultur des Magdalénien in die wesentlich kargere des Azilien überging. Aufgrund dieser populationsdynamischen Vorgänge verschwanden offenbar die meisten der grundlegenden gesellschaftlichen Mechanismen, die zuvor die Entwicklung der aufwendigen Techniken, der Kunst und der damit verbunden zeremoniellen Aktivitäten getragen hatten und wurden durch einfachere Formen des Zusammenlebens ersetzt. Damit fand aber auch die auf Höhlenkomplexe konzentrierte frankokantabrische Kunst ihr Ende.

Darstellungen in den Höhlen

Die Darstellungsweisen in der Frankokantabrischen Höhlenkunst stellen einen ersten Höhepunkt menschlicher Kunst dar und sie sind zudem auch für die potentiellen religiösen Hintergründe relevant, etwa bei der Symbolik der Farben wie Ocker und Blut.

Formale Aspekte und Techniken

Bilduntergrund, Hintergrund, Farben, Maltechnik[72]
  • Zeichnungen sind die am häufigsten erhaltene Art figürlicher Darstellung; vor allem als Gravuren (die am häufigsten angewandte Technik[73] ) wurden sie mit spitzem Steingerät an Decken und Wänden angebracht; auch finden sich einfache mobile Malereien. Die Umrisslinie mit Zeichenkohle gilt generell als eine der wichtigsten Erfindungen der frühen Kunst.
  • Die Häufigkeit figürlicher Darstellungen in den dunkleren Bereichen der Höhlen erklärt sich wie die der polychromen Malereien aus den besseren Erhaltungsbedingungen dort. Es muss solche Darstellungen aber auch in vorderen, hellen Höhlenbereichen gegeben haben, wie bemalte Schuttreste in den dortigen Kulturschichten sowie einige erhaltene Malereien und Gravuren nahelegen (z. B. La Ferrassie, La Madeleine).
  • Farben: Die farbigen Darstellungen sind oft durchgehend polychrom, es finden sich aber auch vor allem in den frühen Phasen etwa in der Grotte Chauvet nur schwarze Strichzeichnungen oder einfarbig schwarze Malereien, dort mitunter ergänzt durch Gravuren. Solche Darstellungen gibt es aber auch später, etwa in Niaux. Eine Polychromie ist zum Beispiel in Altamira und Font-de-Gaume besonders ausgeprägt, wo sogar vielfältige Farbschattierungen virtuos eingesetzt wurden, in Gegensatz etwa zu den älteren, nur flächigen Darstellungen etwa in Lascaux.
  • Als Farbstoffe dienten Pigmentfarben, vor allem Eisenocker (Hämatit) für Tönungen von Rot bis Gelb und Braun sowie pflanzliche und tierische Kohlen (die auch für C-14-Datierungen eingesetzt werden können) und Manganerde, die beide Schwarz ergaben. Gelb und Braun wurde meist durch eine Mischung mit Limonit (Brauneisenstein), Hämatit und Manganoxid erzielt.
  • Maltechnik:[74] Vermutlich wurden nicht, wie vielfach in der Fachliteratur angegeben, Bindemittel benutzt, da vor allem fetthaltige Substanzen das Auftragen auf Fels stark erschweren. Aufgetragen wurden die Farben flächig oder in Linien, entweder trocken durch Reiben oder Aufstäuben oder feucht, vermutlich nur gelöst in Wasser, wobei zum Aufstäuben entweder der Mund, vielleicht auch ein Knochenröhrchen benutzt wurde (umstritten). Bei Manganschwarz konnte Wasser nicht verwendet werden, da dabei ein grünlicher Farbton entsteht, der in Höhlenbildern nirgends nachgewiesen ist. Wird Manganoxid wie noch bei den Aborigines als Farbschlamm in den Mund genommen und auf die Felswand geblasen, stellt sich, wie Lorblanchet feststellte, eine halluzinogene Wirkung ein, was ein interessantes Licht auf die kultische Bedeutung von Felsbildern und Höhlenmalerien werfen könnte.[75]

Mitunter wurden die Konturen zusätzlich graviert, entweder als Vorzeichnung oder nach Farbauftrag zur Hervorhebung bestimmter Details. Strichzeichnungen wurden meist in rot oder schwarz ausgeführt, möglicherweise mit einem Pinsel, vor allem aber wohl mit der gefärbten Fingerspitze, mit Ocker- oder Kohlestift. Flächen erzielte man auch durch das Verwischen der Farben mit den Fingern, um so unterschiedliche Schattierungen zu erzeugen. Für das Auftragen mit Pinseln und anderen künstlichen Hilfsmitteln ist im Allgemeinen eine glatte Felsoberfläche notwendig, die es hier aber kaum gab. Gelegentlich, vor allem in späteren Stadien finden sich Anzeichen, dass der Fels vorher geglättet wurde.

  • Gravurtechnik: 3 Methoden sind möglich: Ritzen, also kontinuierliches Ziehen einer Linie mit einem Stichel, Picken als Aneinanderreihung kleiner Vertiefungen oder Schleifen, eine komplizierte Technik, bei der nach dem Ritzen oder Picken breitere Rillen mit einem nassen Holzpflock erzeugt werden. Als weitere halbplastische Techniken kommen das Modellieren (meist mit Lehm) sowie das Relief vor, das meist in den Eingangsbereichen der Höhlen und in Abris erhalten ist.
  • Hilfsmittel: Pigmentstifte, Farbpulver, Paletten, Reibschalen, Stößel und Mörser sowie Gravierwerkzeuge, wenn diese Technik eingesetzt wurde. Vermutlich baute man für schwer erreichbare Malzonen Gerüste.
  • Untergrund, Hintergrund: Der Hinter-/Untergrund ist meist naturbelassen. Ein szenischer Hintergrund, etwa eine Landschaft mit Pflanzen, kommt nicht vor. Der Felsuntergrund ist meist nicht oder nur geringfügig geglättet, manchmal plastisch mit einbezogen.
  • Haltbarkeit:[76] Die Bilder sind lichtecht, säure- und akalifest. In der Malerei entsteht dieser Effekt durch die sogenannte Freskotechnik, bei der mit einer bindemittellosen, nur in Wasser angerührten Farbe auf frischem Kalkmörtel gearbeitet wird. Man malt mit alkalifesten Farben unmittelbar nach Auftragen des Putzes. Durch das Abbinden des Kalkes, die durch Kohlendioxidaufnahme entsteht, welche zur Karbonisierung des Kalkes führt, werden die Pigmente von einer Sinterschicht fest umschlossen und gebunden. Solche Kalksinter bilden sich aber auch an den Höhlenwänden, wenn kalkhaltiges Wasser austritt und verdunstet, wobei der gelöste Kalk auskristallisiert (Stalagmiten und Stalaktiten entstehen etwa so). Auch durch diesen natürlichen Kalksinter können aufgetragene Farben stabilisiert werden (mitunter ist die Sinterschicht inzwischen sogar so dick, dass Bilder in manchen Höhlen fast völlig darunter verschwunden sind). Überdies besitzen eisenoxidhaltige Tonerden, etwa gebrannter Ocker, die Eigenschaft, mit Kalk zementartige Verbindungen einzugehen. Die Festigkeit und Dauerhaftigkeit vieler Höhlenbilder könnte durchaus in diesen Vorgängen begründet sein. Möglicherweise haben die Bilder sogar nur deshalb die Jahrtausende überdauert, weil sie ohne Bindemittel nach Art der Pastelltechnik oder Wasserfarbenmalerei entstanden und mit der Zeit zum „Naturfresko“ wurden.
Anordnung, Perspektive, Details und Überlagerungen[77]
  • Anordnung und Perspektive: Im Allgemeinen bestehen die Malereien aus einzelnen zusammenhanglosen Figuren, die allerdings an den Felswänden dicht gedrängt sein können. Gelegentlich werden Figurengruppen, etwa Herden, gezeigt, mitunter auch zusammengehörende Gruppen verschiedener Tiere (Höhle von Les Combarelles). Üblich ist die Ansicht im Profil, meist mit klaren Konturlinien und in Bewegung. Eine echte Perspektive ist in voller technischer Ausprägung kaum zu finden, allenfalls als perspektivische Verkürzung etwa von Gliedmaßen oder bei Hörnerpaaren. Spätestens ab dem Gravettien findet sich jedoch verstärkt die verdrehte oder halbverdrehte Perspektive, bei der das Tier seitlich dargestellt ist, aber mit verdrehtem Kopf, der den Betrachter anblickt. Gelegentlich findet sich ein gestaffeltes Hintereinander von Tieren und eine perspektivisch korrekte Darstellung der Beinpaare (besonders perfekt in der Höhle von Teyjat).[78] Ein räumlicher Eindruck ist kaum zu erkennen und meist eher zufällig. Entsprechend gibt es keine eigentliche Bildkomposition.
  • Die Detaildarstellung etwa von Fell oder Wisentbart sind besonders in den monochromen Zeichnungen von Niaux von anderswo nicht mehr überbotener Vollendung. Die polychromen Bilder von Altamira und Font-de-Gaume erhielten ihre Wirkung durch Maltechniken wie nachträgliches Wegschaben einzelner Partien und Hinzufügung von dunkleren Partien, wobei Details durch feine Gravierungen noch herausgearbeitet wurden. Müller-Karpe notiert: „So malte nur jemand, für den die Natur beseelt war.“[79] Andere Einzelheiten wie Hufe oder Augen waren wiederum formelhaft konzipiert, so dass eine lange Tradition der Darstellung vorausgesetzt werden kann, die einen regelrechten Regelkodex ausbildete, der sich in vielen Höhlen so ähnlich nachweisen lässt.
  • Größe, Anordnung, räumliche Verteilung: Sie variiert bei den einzelnen Figuren teils erheblich von einigen Zentimetern bis zu einigen Metern, ebenso die Verteilung der Bilder in Gängen und Sälen. Mitunter sind sie locker angeordnet, manchmal aber so dicht aufeinander und übereinander gehäuft, dass jeweils nur die jüngste Darstellung erkennbar ist. Leroi-Gourhan hat aus der Verteilung der einzelnen Tierarten ein eigenes stilistisches Interpretationsschema entwickelt.[80]
  • Überlagerungen sind zufällig. Manchmal wurde im Laufe der teils jahrtausendelangen kultischen Nutzung ein altes Bild weggekratzt und ein neues eingefügt, so dass sich eine regelrechte Malstratigraphie ergeben kann, denn manchmal wurde mehrfach übermalt. Bei Überlagerungen wurde die vorige Abbildung offenbar mit einer vorübergehend deckenden Schicht bestäubt, so dass die alte Darstellung nicht beim Malen störte.

Wirkung

Die erhaltenen Malereien finden sich heute aus den genannten Gründen nur noch in den hinteren, dunklen Höhlenpartien (die meist gravierten Darstellungen in den vorderen, bewohnten Höhlenteilen gehören einer anderen Epoche an und beide Arten von Kultstätten folgten offenbar aufeinander[81]), die zudem oft eng, steil und/oder generell schwer erreichbar waren. Ihre Anbringung im schlecht beleuchteten Höhlendunkel und teilweise in verkrümmter Haltung oder im Liegen muss daher mit erheblichen Schwierigkeiten und hohem technischem Aufwand verbunden gewesen sein. Müller-Karpe vermutet, dass eine beabsichtigte, quasi „künstlerische“ Wirkung auf die Betrachter im modernen Sinne keine Rolle gespielt haben kann.[82] Daraus lässt sich nach ihm außerdem schließen, dass die Darstellungen einen anderen Zweck gehabt haben müssen, mutmaßlich einen religiösen im weitesten Sinne, ob nun Initiation oder Jagdmagie oder wie Leroi-Gourhan in seinen Publikationen immer wieder unterstreicht, einen bipolar-sexuellen bleibt zunächst dahingestellt.

Generell muss in diesem Zusammenhang zudem berücksichtigt werden, dass die Wirkung dieser Bilder sich ausschließlich im Flackerlicht von Fackeln und Lämpchen entfaltete.[83] Die noch heute trotz konstanter elektrischer Beleuchtung nachvollziehbare mystische Atmosphäre, in der sich die Tiere regelrecht aus der Wand heraus zu bewegen schienen, ist damit mit Sicherheit nicht nur automatisch entstanden, sondern scheint bei der Herstellung der Bilder auch beabsichtigt gewesen zu sein, wie die verdrehte Perspektive nahelegt, die den Eindruck erweckte, das im Profil dargestellte Tier sehe den Betrachter direkt aus der Wand heraus an, zumal gerade die Augen und Hörner oft eine formelhaft konventionelle Gestalt erhielten, die auf eine lange und überregionale Tradition deuten.[84] Diese Höhlen waren also keine Ateliers oder Museen, sondern Sakralräume, Heiligtümer, wie vor allem Leroi-Gourhan immer wieder betont, Orte, in denen die physische Welt und die metaphysischen hinter den Höhlenwänden ineinander flossen, eine auch in weit späteren religiösen Epochen etwa in Malta (im Hypogäum von Ħal-Saflieni) oder den mediterranen Mysterienkulten ja bis in die modernen Hochreligionen hinein durchaus noch verbreitete Vorstellung. Noch im europäischen Mittelalter setzten die Kathedralenbauer der Gotik diesen Aspekt gezielt ein und schufen gewaltige, sich ins Gewölbedunkel verlierende „Sakralhöhlen“, die mit Bildwerken reich geschmückt waren, deren Wirkung wiederum durch farbige Fenster und das Flackerlicht von Kerzen und Öllämpchen sowie das Schimmern von Goldflächen in den Bildern ins Mystische erhoben und durch Weihrauch noch verstärkt wurde. Diese Participation mystique ist in der Frankokantabrischen Höhlenkunst erstmals in der Religionsgeschichte direkt nachweisbar.

Motive und Themen

In der paläolithischen Kunst unterscheidet man gewöhnlich vier grundsätzliche Kategorien von Motiven:[85]

  1. die Darstellung von Tieren
  2. Menschendarstellungen, auch Mischwesen
  3. die Zeichen
  4. die unbestimmten Linien, also bestimmte grafische Linienführungen.
Teil des „Panneau der Pferde“ aus der Chauvet-Höhle (Replik) [86]; ca. 31.000 BP, eventuell Aurignacien; die Pferdegruppe gibt vermutlich keine Herde wieder, sondern zeigt möglicherweise eine Art Verhaltensstudie (von links nach rechts: in Ruhe, aggressiv, schlafend und grasend, man erkennt außerdem drei Nashörner, zwei sich scheinbar gegenüberstehend, aber wohl ohne Bezug zueinander, und drei Auerochsen)
Tiere[87]

Sie sind die weitaus am häufigsten vorkommenden Motive. Die dargestellten Tiere entsprechen nach Arten der weiter oben genannten eiszeitlichen Fauna. Die Häufigkeit, in der sie abgebildet sind, folgte aber offenbar anderen Kriterien. Leroi-Gourhan hat diese Darstellungen statistisch ausgezählt, die sich auf 66 Höhlen oder geschmückte Abris verteilen, allerdings nicht nur die Frankokantabrische Kunst umfassen, sondern auch Höhlen des spanischen und französischen Gesamtraumes sowie in Italien. Dabei stellte er fest, dass statistisch gesehen die Anzahl der dargestellten Arten erheblich niedriger war als die tatsächliche Anzahl der Arten, aus denen sich die Fauna dieser jungpaläolithischen Epoche zusammensetzte. Die Maler hatten nicht etwa beliebige, sondern nur ganz bestimmte Tiere abgebildet, die nicht einmal eine Hauptrolle in ihrem täglichen Leben spielen mussten. Nach Häufigkeit geordnet waren dies: 610 Pferde, 510 Bisons, 205 Mammuts, 176 Steinböcke, 137 Rinder, 135 Hirschkühe, 112 Hirsche, 84 Rene, 36 Bären, 29 Löwen und 16 Nashörner. Dazu kamen einige weitere: acht Damhirsche, drei unbestimmte Raubtiere, zwei Wildschweine, zwei Gämsen (?), eine Saiga-Antilope (?), sechs Vögel, acht Fische und neun „Monstren“ wie das „Einhorn“ und die „Giraffen“ von Lascaux, die „Antilopen“ von Peche-Merle und das Ren mit Schwimmfüßen von Les Trois Frères. In Rouffignac finden sich zudem sechs Schlangen.[88] Geographisch sind die Tierbilder zudem sehr ungleichmäßig verteilt: die 135 Hirschkühe erscheinen etwa vor allem in den spanischen Höhlen, Mammuts sind nur in ganz wenigen Höhlen präsent, die Hälfte von ihnen in Rouffignac. Erstaunlich ist die relativ geringe Repräsentanz des Rens verglichen mit seiner hohen wirtschaftlichen Bedeutung, denn die „Hauptakteure“ sind in absteigender Reihenfolge Pferd und Bison, Hirschkühe, Mammuts, Rinder, Steinböcke und Hirsche. Bären, Löwen und Nashörner spielen ebenfalls eine wichtige Rolle, sind aber gewöhnlich nur mit jeweils einem Exemplar pro Höhle vorhanden. Auch die Verteilung innerhalb der Höhlen ist ungleichmäßig: In den Mittelpartien der Höhlen und Abris finden sich zu 91 % Bisons, 92 % Rinder bzw. Auerochsen, 86 % Pferde und 58 % Mammuts; die übrigen Arten liegen jeweils unter 10 %. Hirsche und Steinböcke befinden sich meist im Eingangs-, Rand- und Endbereich, ähnliches gilt für die selteneren Tier wie Bär und Löwe. Die Häufigkeit der Darstellungen nach einzelnen Tieren geordnet beträgt insgesamt :[89] Pferd 30 %, Bison 20 %, Steinbock 7,5 %, Ur 6,8 %, Hirsch/Riesenhirsch 7,1 %, Hirschkuh 6,2 %, Mammut 7,6 %, Ren 3,5 %, Bär 2,3 %, Löwe 2,2 %; der Rest unter 1 %. Außerdem gibt es eine zeitliche Schichtung der Tierhäufigkeiten mit unterschiedlichen Prioritäten in den verschiedenen Kulturphasen. Desgleichen stellt sich die Häufigkeitsverteilung bei der mobilen Kunst anders dar. Damit kann man die dargestellten Tiere in drei Gruppen einteilen:

  1. große Pflanzenfresser wie Bison, Auerochse, Mammut, Pferd, Riesenhirsch.
  2. kleine Pflanzenfresser wie Hirsch und Steinbock.
  3. besonders gefährliche Tiere wie Bär, Nashorn, Löwe.

Inwieweit sich daraus eine wirtschaftliche bzw. weidmännische Bedeutung ableiten lässt – mitunter sind die Tiere mit Pfeilen und Wunden oder sterbend dargestellt – oder gar eine irgend geartete symbolische ist unklar und in der Wissenschaft hoch umstritten[90] (Leroi-Gourhan unternimmt diesen Deutungsversuch[91]), zumal sich hier die modernen oder auch nur historische Regeln der Ikonographie nicht anwenden lassen, deren geistige Grundlagen wahrscheinlich ganz andere Konzepte zum Inhalt haben als die jener Zeit. (zu den potentiellen Interpretationen siehe unten)

Menschen und Mischwesen, Hände[92]

Menschendarstellungen sind seltener (insgesamt ca. 1500, inclusive Kleinkunst und Handabdrücke, gegenüber mehreren tausend Tierdarstellungen) und sie sind auffallend gering naturalistisch, teils fragmentarisch, mitunter geschlechtsneutral, so dass Leroi-Gourhan vermutet, sie könnten zu einem System abstrakter Zeichen gehören, die vielfach in den Höhlen auftauchen (siehe unten).

  • Am seltensten sind Frauendarstellungen, die fast stets als Ritzungen imponieren oder gar nur Pars pro toto als Vulvazeichnung auftreten. Häufig stehen sie im Zentralteil von Bildgruppen, nach Leroi-Gourhan Anhaltspunkt für eine sexuelle/bipolare Bedeutung.
  • Männliche Darstellungen sind etwas häufiger und ganz unterschiedlich ausgeführt, teils als Profilumrisse, teils ithyphallisch, teils als Gesicht von vorne oder im Profil; mitunter wird auch nur der Phallus selbst gezeigt. Gewöhnlich finden sich Männerdarstellungen fast immer in der Höhlenendzone oder am Rande einer Zentralkomposition, also entgegengesetzt zur weiblichen Position.
    Männliche Darstellungen gruppieren sich bevorzugt mit Pferden, Steinböcken und Hirschen, weibliche mit Wisenten, Auerochsen und Mammuts. Ob sich daraus eine sexuelle Symbolik ableiten lässt, bleibt offen. Bemerkenswert ist immerhin, dass es in der gesamten paläolithischen Kunst Europas keine einzige Begattungsszene gibt.
Handnegativ mit begleitenden Punkten in der Höhle von Pech Merle
  • Besonders bemerkenswert sind Tier-Mensch-Mischwesen, die auch als Maskenträger und Schamanen gedeutet werden. Am bekanntesten sind hier die Zauberer von Les Trois Frères und von Le Gabillou sowie zwei weniger deutliche Gestalten in Font-de-Gaume und La Pasiega.
  • Hände: Entweder als Negative oder als Positive (20 Positive zu 500 Negativen in 20 Höhlen). Sie haben als quasi „persönlichstes“ Phänomen das Interesse besonders stark erweckt, zumal sie weltweit meist in der Negativform vorkommen.[93] Sie sind wohl nach Lewis-Williams als engstmögliche, eine ständige Verbindung bewahrende Kontaktaufnahme mit der Geisterwelt hinter den Höhlenwänden zu werten und damit wohl auch als einer der ältesten Nachweise für eine archetypische religiöse Metaphorik. Sie entstanden entweder durch Auftragen von Farbe auf die Handfläche, wobei ein enger physischer Kontakt zu der als diesseitig-jenseitige Membran verstandene Höhlenwand entstand oder durch Blasen von Farbstaub auf die eng an die Felswand gepresste Hand, also durch den Atem als wahrnehmbarste Essenz des Menschen, der sich dadurch in den Fels und seine Darstellungen hineinprojizierte und derart mit seinem jenseitigen Substrat eins wurde.[94] Handabdrücke gehören damit zu den ersten eindeutigen, überdies eine Individualität ausdrückenden Zeichen des zum Homo religiosus sich wandelnden Homo symbolicus,[95] eine Entwicklung, die mit der Erfahrung des Heiligen wohl das letzte und noch heute bestehende geistige Stadium des Homo sapiens sapiens markiert,[96] zumal alle Datierungen solcher Handnegative sie in die früheste Periode der frankokantabrischen Felsbilder verweisen und diese Darstellungen von späteren Bewohnern der Höhlen bereits ganz offensichtlich nicht mehr verstanden wurden, da sie sie als offenbar gefährlich empfundenen Zauber zerstörten oder übermalten.[97]
Zeichen[98]
Tektiforme („dachförmige“) Ideogramme aus der spanischen La-Pasiega-Höhle

Noch problematischer in ihrem Sinngehalt sind die Zeichen. Sie sind außerordentlich häufig, häufiger als Tierdarstellungen, und es gibt sie in mehreren Kategorien, die jedoch zwei Hauptgruppen bilden:

  • Geometrische Zeichen wie Punkte, Rechtecke, Dreiecke, Gitter, Ovale, Klammern, schlüssel- bzw. keulenförmige (claviforme) Symbole, die gerne als Abstraktionen von Frauen gedeutet werden, Haken, tektiforme Zeichen (^). Die Zeichen sind sowohl mit den Tierdarstellungen assoziiert, markieren aber auch die Randbereiche der Höhlen. Sie bilden außerdem regionale Gruppen und werden von Leroi-Gourhan auch als ethnische Marker interpretiert, wobei die Fundstellen bis zu 60 km voneinander entfernt sind, bei einigen sogar bis zu 600 km, so dass man davon ausgehen kann, dass kulturelle Beziehungen über größere Distanzen bestanden haben. Ihre Bedeutung ist völlig unklar und extrem spekulativ. Lewis-Williams[99] deutet sie als entoptische, also im neuralen Verarbeitungsprozess von Bildeindrücken auftretende Phänomene im Verlauf einer Trance, Leroi-Gourhan unterlegt ihnen zudem eine bipolare sexuelle Symbolik. (Einzelheiten s. Schamanismus.) Die Frage, ob es sich, wie das Anati erwägt[100], um ein Zeichensystem im engeren Sinne, womöglich gar um Piktogramme (Mythogramme), also Bilderzeichen, in denen möglicherweise noch menschliche oder tierische Formen erkennbar sind, um Ideogramme, die als Begriffszeichen möglicherweise ähnlich den ersten Hieroglyphen sogar eine Vorstufe von Schrift darstellen, oder gar um Psychogramme handelt, also ungegenständliche Zeichen, die vor allem emotionale Zustände ausdrücken, oder ob es sich eher um zufällige Kritzeleien mit eher praktischem, heute nicht mehr nachvollziehbarem Hintergrund handelt, lässt sich nicht lösen, jedoch weist ihr kontinuierliches und ubiquitäres sowie relativ gleichförmiges Vorkommen eher auf die erstere, jedenfalls bewusst eingesetzte Bedeutung.[101]
  • Linien:[102] Sie sind sehr verschiedenartig, teils wirr ineinander verschlungen und sich überlagernd und häufiger graviert als gemalt. Leroi-Gourhan nennt sie „unvollendete Konturen“. Sie kommen in beinahe allen Fundstätten vor und stellen teilweise ein Drittel bis die Hälfte aller Darstellungen, wobei sie oft Verbindungen zwischen den einzelnen Figuren herstellen. Manchmal sind sie mit Ocker ausgeführt oder zu Punkten aufgelöst. Die Interpretation der Linien ist extrem spekulativ.

Geistige und religiöse Hintergründe und Deutungen

Problematik

Die unten genannten Komplexe sind trotz ihrer Einzeldarstellung nicht isoliert zu verstehen, und vermutlich sind sie allesamt in unterschiedlichem Maße relevant im Sinne einer multifaktoriellen Interpretation. (Zu den einzelnen Interpretationsrichtungen vgl.[103]) Die moderne Forschung sieht sie denn auch, wie oben bereits dargestellt, eher als geistiges Kontinuum, das in allen seinen Aspekten bei der Deutung der Höhlenbilder berücksichtigt werden sollte und legt unterdessen eine stärkere Betonung auf die gesellschaftlichen Zusammenhänge, vor allem auf die Notwendigkeit, nach erfolgreicher Jagd während regionaler Zusammenkünfte den Jagderfolg zu feiern und Rituale wie Initiationen usw. durchzuführen. Müller-Beck schreibt dazu: „Die Zusammenkünfte waren lebensnotwendige Ereignisse, aus denen die Kleingruppen die psychische Kraft für das Überleben, ganz auf sich gestellt, im Rest des Jahres bezogen. Ein nicht unwesentlicher und hier besonders interessierender Aspekt war bei solchen Gelegenheiten die Produktion von Kunst oder kunstvoll verzierten Objekten.“[104] Die ältere Deutung als l'art pour l'art wurde hingegen weitgehend verlassen, zumal sie einen ganz und gar modernen Kunstbegriff als Grundlage hat, der wesentlich dem 19. Jahrhundert entstammt. Allerdings stellen diese Faktoren nur Annäherungen dar, die aus einer Distanz von vielen Jahrtausenden mit erheblichen Unsicherheiten behaftet sind, auch wenn rezente Erscheinungen wie die Felsbildkunst der San Südafrikas oder der Aborigines Australiens – Lorblanchet zieht sogar Parallelen zu deren Traumzeit[105] – , bei denen noch ein altsteinzeitliches Kontinuum besteht, hier wenn auch vorsichtig zu bewertende Anhaltspunkte liefern können, wobei allzu konkrete Festlegungen etwa zur Bedeutung bestimmter Felsbilder vermieden werden müssen. Das Einzige, was hier wirklich mit ziemlicher Sicherheit gesagt werden kann ist, dass vor allem die Höhlenbilder schon aufgrund ihrer rein technischen Vollkommenheit, die eine sehr lange, ebenfalls über Jahrtausende sich erstreckende Entwicklung voraussetzt und wegen des großen Aufwandes, der zu ihrer Herstellung nötig war, zumindest zeitweise eine wichtige Bedeutung für die damaligen Menschen gehabt haben müssen, die in enger Verbindung mit ihren Lebensumständen stand, und dass sie darüber hinaus starke Indizien für einen bemerkenswerten Bewusstseinswandel vor allem im Jungpaläolithikum enthalten, zumal sich nicht nur die Hochblüte der Felskunst im frankokantabrischen Raum entwickelte, sondern weltweit in verschiedenen Kulturregionen, denn vor dem Jungpaläolithikum existierte die Bildkunst tatsächlich noch nicht.[106] Dass damit auch wesentliche interindividuelle und gesellschaftliche Veränderungen einher gingen ist zwar spekulativ, aber unter Einbeziehung anderer archäologischer Fakten relativ wahrscheinlich.[107] Fünf teilweise ineinander übergehende und mitunter vor allem perspektivisch relevante Deutungsmuster werden bis heute angewendet:

Animismus, Animalismus und Totemismus

Animismus ist der Glaube an die Allbeseelung der Natur. Animalismus bezeichnet die teils magische, teils mystisch-religiöse Bindung des Menschen an ein Tier. Im Totemismus bezieht sich diese Bindung auf eine Familie oder auf einen Clan. Alle drei Aspekte sind religionswissenschaftlich teilweise problematische ethnologische Übertragungen auf der Grundlage von Eingeborenenkulturen. Sie sind indirekt aus klassischen und rezenten Kulturen gefolgert und für die Vorgeschichte nicht direkt beweisbar. Jedoch erlauben Analogieschlüsse eine gewisse Annäherung zwischen Ethnologie und Vorgeschichte in diesem Sinne. Geistig wurden sie früher oft monokausal als Grundlagen des Schamanismus angesehen, eine einseitige Sichtweise, die man heute so nicht mehr vertritt, vielmehr eine Kombination aus allen drei Faktoren bevorzugt, die sich in ihren hermeneutischen Sinngehalten nicht mehr scharf trennen lassen, sondern je nach interpretatorischer Perspektive schwerpunktmäßig eingesetzt werden im Bewusstsein, dass sie nur in Verbindung miteinander und unter Berücksichtigung weiterer, vor allem umweltbedingter, ökonomischer uns sozialer Gesichtspunkte ein Gesamtbild ergeben können.[108]

Schamanismus und Jagdmagie

Schamanismus wird definiert als Einbeziehung jenseitiger Entitäten, um bestimmte diesseitige Ziele zu erreichen, und zwar meist unter Zuhilfenahme von Ekstasepraktiken, wie Eliade sie postuliert.[109] Die Grenzen zum Magischen sind fließend. Jagdmagie ist ein Aspekt dieses Verhaltens und zielt auf die Beeinflussung der potentiellen Beute durch entsprechende Methoden, wobei der sogenannte „Herr der Tiere“ gewöhnlich um Hilfe gebeten wird. Nur vier Darstellungen im Rahmen der frankokantabrischen Höhlenkunst zeigen jedoch Gestalten, die als Schamanen interpretiert werden können, entweder als Maskenträger, im Zustand der Trance oder als Verwandlungen in Tiere, wie sie bei Schamanenriten üblich waren. Auch hier allerdings lässt das weltweite Vorkommen des Schamanismus einigermaßen zuverlässig die Vermutung zu, dass dieser bei der Herstellung der Höhlenkunst eine wichtige Rolle gespielt haben könnte.

Gesellschaftliche Funktionen

Dies sind vor allem Initiation, Sexualität und Fruchtbarkeit, Kultstätten und -zentren sowie die mit letzteren einhergehenden religiösen und nichtreligiösen Zentralfunktionen. Auch diese Interpretationen sind aber letztlich ethnologisch und anthropologisch bzw. aus archäologischen Befunden indirekt abgeleitet und daher mit erheblichen hermeneutischen Problemen behaftet. Sie sind vor allem von der angelsächsischen Sozial- und Kulturanthropologie beeinflusst.

  • Initiationen sind in Eingeborenenvölkern weltweit üblich. Damit konnte auch eine Art Lerneffekt verbunden gewesen sein, was die Tiere und ihre Erlegung anging, verbunden mit der Erfahrung, dass diese im Flackerlicht der Fackeln aus den Höhlenwänden tretenden Tiere auch Teil der dahinterliegenden metaphysischen Welt waren und entsprechend respektiert werden mussten.
  • Was die Sexualität angeht, so können die vor allem die aus dem Aurignacien stammenden Venusstatuetten Belege liefern. Allerdings ist deren Deutung ebenfalls heftig umstritten, etwa als Urform einer Art Mutterkult, wie er später in Gestalt der Magna Mater vor allem im Mittelmeerraum lebendig war. Darstellungen von weiblichen (z. B. Vulven) und männlichen Geschlechtsmerkmalen in Höhlenbildern und auf Plastiken weisen in dieselbe Richtung. Inwieweit die einen sexuellen Dualismus implizierende Interpretation Leroi-Gourhans hier in vollem Umfange zutrifft, ist strittig.
  • Dass die Höhlen Kultstätten waren, ist mit relativer Sicherheit anzunehmen. Die Höhlen waren Heiligtümer, die im Erdinnern eingerichtet wurden. Auch ihre lokalen Häufungen dürften von daher erklärbar sein, da sie eine regionale Kultgemeinschaft repräsentieren könnten. Es scheint zudem, dass diese Kultstätten durch ihr jeweiliges Bildprogramm eine eigene Individualität besaßen, die eine spezifische Interpretation erfordert. Die Schlangendarstellungen in der Höhle von Rouffignac etwa wurden entsprechend als Kampf zwischen Gut und Böse interpretiert, wobei das hier gleichfalls häufig wiedergegebene Mammut als Repräsentanz des Guten gewertet wird. Andere Interpretationen werten die Kultstätten und ihre Bildprogramme unter anderem als Aufbewahrungsorte heiliger Gegenstände, als Clansymbolik in Gegenwart einer himmlischen Macht, die Hände als Zurückweisung böser Mächte, als Erscheinungsorte mythischer Tiere und kosmogonische Mythenorte und so weiter.[110]
Schlüssel zum Verständnis

Julien Ries nennt insgesamt vier Schlüssel zum Verständnis der paläolithischen Höhlenkunst, die zwar nicht deren Wesen erklären, aber hinreichend sichere Zugangswege zu ihrer Deutung bieten:[111]

  1. Die von Henri Breuil zu Anfang des 20. Jahrhunderts favorisierte Jagdmagie, die ja auch starke metaphysische Vorstellungen beinhaltete.
  2. Die auffallende Bipolarität der Figuren, auf die Leroi-Gourhan und Laming-Emperaire hingewiesen haben und die offenbar auf ein dual geprägtes System von Wertigkeiten hinweist, somit auch auf eine komplexe Sicht der Gesellschaft und des Kosmos.
  3. Die Existenz von Mythogrammen der großen bildnerischen Kompositionen in den Höhlen, die Hinweise liefern auf die Entstehung der ersten Mythen des Homo sapiens sapiens.
  4. Anati wiederum erkannte in seiner Analyse eine Vielfalt und einen Reichtum von Symbolen und sieht in der Felskunst daher den Ursprung des begrifflichen Denkens im Rahmen der Herausbildung des menschlichen Geistes, die auch Müller-Karpe so ähnlich deutet (siehe oben). Diese Symbole gelten Anati als Zeugnis der Herausbildung der Fähigkeit zur Abstraktion, zur Synthese und Assoziation.

Die wichtigsten Höhlen bzw. Abris und ihre Bildprogramme

Vor allem bei Höhlen, die bisher nicht in Wikipedia detailliert beschrieben sind, werden hier die Rahmendaten und wichtigsten Bildbeispiele angegeben.[112] Die Auswahl richtet sich nach der Bedeutung ihrer Bilder und der jeweils gefundenen mobilen Kunst sowie nach der zur Verfügung stehenden Literatur. Für die übrigen wird überdies auf die entsprechenden Wikipedia-Artikel verwiesen. Die folgenden Informationen zu Höhlen und Abris sind den Dokumentationen in [113] und [114] entnommen. Zugezogen wurden außerdem die einschlägigen Bücher von Lorblanchet und Vialou. Aufgeführt sind zudem nur Höhlen, in denen wesentliche Bilder und Plastiken sowie andere Werke der mobilen Kubnst gefunden wurden. Geordnet sind die Fundorte nach Regionen und Départements sowie den von Leroi-Gourhan entwickelten vier Stilkategorien, die eine historisch-künstlerische Entwicklung vom Einfachen, Älteren zum Komplexen, Jüngeren repräsentieren.[115] Vor allem die neu entdeckte Grotte Chauvet passt jedoch nicht genau in diese Stilkategorien (allerdings streut ihre C-14-Datierung der Holzkohlen vom Höhlenboden über mehrere Jahrtausende), dies gilt auch für andere Feststellungen Leroi-Gourhans, vor allem hinsichtlich der Anordnungen der Tierarten. Dennoch bildet dieses System, das sich an das ältere System von Abbé Breuil anlehnt, das bisher ausgeklügelste und überzeugendste Raster für die Einstufung der Bilderhöhlen, auch wenn die weiter unten genannten Zeitgrenzen vermutlich etwas nach hinten verlegt werden müssen, zumal ihre Kongruenz mit den Werkzeugfunden der jeweiligen Höhlen oft unklar ist und auch moderne Datierungsmethoden teilweise etwas abweichende Werte ergeben haben.[116] Zu den Datierungen der wichtigsten Höhlen siehe Datierungstabelle in Lorblanchet: Höhlenmalerei.[117] Die Fundstätten sind auf der Grundlage der Fundstellenkarten von Leroi-Gourhan und Müller-Karpe[118] zu folgenden lokalen Gruppen zusammengefasst:

Höhlengroßbereiche Frankreichs
  1. Die nordfranzösischen Höhlen des Randbereiches: Départements Indre, Mayenne, Seine-Maritime,Vienne, Yonne
  2. Zentralfranzösische Höhlen am Randes des Massif Central und der Cevennen: Départements Dordogne, Loire, Lot, Tarn, Tarn-et-Garonne
  3. Die südwestfranzösischen Höhlen der atlantischen Küstenzone: Départements Charente, Gironde, Landes
  4. Die französischen Pyrenäen-Höhlen: Départements Ariège, Haute-Garonne, Hautes-Pyrénées, Pyrénées-Atlantiques
  5. Die Höhlen des unteren Rhônetalbereichs und am Golf von Lyon: Départments Ain, Ardèche, Aude, Bouches-du-Rhône, Gard, Hérault
Historische Regionen

Sie sind mitunter in der Literatur verzeichnet[119] und überschneiden sich teilweise stark, wurden hier daher nicht verwendet:

  1. Quercy: Es umfasst die Départements Lot und Tarn-et-Garonne.
  2. Aquitanien: Es umfasst die Départements Dordognne, Gironde, Landes, Lot-et-Garonne, Pyréneés Atlantiques.
  3. Perigord: Es umfasst die Départements Dordogne und ist damit Teil von Aquitanien. Kleinere Teile der Départements Lot-et-Garonne und Lot gehören ebenfalls hinzu.
  4. Languedoc: Es umfasst heute
    1. die Region Languedoc-Roussillon mit den an der Mittelmeerküste liegenden Départements Aude, Gard, Hérault und Pyrénées-Orientales sowie das geographisch gänzlich anders geartete, zum Massif Central gehörende Département Lozère,
    2. die Region Midi-Pyrénées mit den Départements Ariège, Aveyron, Haute-Garonne, Gers, Lot, Hautes-Pyrénées, Tarn und Tarn-et-Garonne,
    3. und (zum kleinsten Teil) die Region Rhône-Alpes, die aus den Départements Ain, Ardèche, Drôme, Isère, Loire, Rhône, Savoie und Haute-Savoie besteht.
  5. Provence: Die Départements Alpes-de-Haute-Provence, Var, Vaucluse und Bouches-du-Rhône gehören zur historischen Region Provence. Zusammen mit den Départements Hautes-Alpes und Alpes-Maritimes bilden sie die heutige Region Provence-Alpes-Côte d’Azur.
Nordwestspanische Höhlen und Fundstätten
  1. spanisches Baskenland
  2. Kantabrien
  3. Asturien
  4. Die Freiland-Felsbilder des Duero-Beckens, das bereits zur Provinz Kastilien und León bzw. zu Nordportugal gehört.

Stilchronologie nach Leroi-Gourhan

Leroi-Gourhans Fragen und Analysen betreffen vor allem die stilistischen Beziehungen der Wandbilder untereinander sowie zur Topographie der Höhle. Dabei steht bei ihm das Prinzip der polaren Koppelung (also der Sexualität) im Vordergrund. Er zieht daraus auch Schlüsse zum jeweiligen Aufbau der Heiligtümer, als die er viele Höhlen ansieht. Die Interpretationsmethode fußt auf statistischen Untersuchungen und mündet in strukturellen Ergebnissen.[120] Dabei lässt er allerdings mitunter die Sorgfalt des grabenden Archäologen außer Acht. Dennoch wird sein System trotz aller Überschneidungen und zeitlichen Unschärfen bis heute eingesetzt.[121]

  • Präfigurative Periode: Entwickeltes Moustérien ab 50.000 BP. Keine Bildwerke. Eingekerbte Knochen und Plaketten. Schmuck ab 35.000 BP im Chatelperronien. Ocker war bekannt.
  • Primitive Periode (Stil I und II): Aurignacien ab 30.000 BP. Seit der Entdeckung der Grotte Cosquer ist diese Periode in der Abgrenzung vermutlich etwas nach hinten zu verlegen.
    • Stil I: Plumpe gemalte oder gravierte Bilder auf Steinplatten, meist nicht identifizierbare Tiere, dazu Genitalien. Keine Bilder an Felswänden, nur auf Kalksteinblöcken. Handnegative (Cosquer Phase 1). La Ferrassie, Abri Cellier, Isturitz)
    • Stil II: Übergang aus Stil I im frühen Solutréen etwa zwischen 25.000 und 20.000 BP. Die ältesten Tierbilder stammen aus dieser Periode, sind aber noch relativ schematisch, häufig mit stark gewellter Kopf-Rücken-Linie. Summarische Details charakterisieren die einzelnen Tierarten. Menschliche Figuren unproportioniert mit oft überbetontem Rumpf. Meist mobile Kunst, aber auch an den Wänden der Eingangsbereiche von Höhlen, also noch im Tageslicht. (Pair-non-Pair, Gargas, Chabot))
  • Archaische Periode (Stil III): Jüngeres Solutréen, ca. 20.000 bis 15.000. Die technische Beherrschung von Malereien, Plastiken und Gravierungen ist nun vollkommen, doch die Proportionen der Darstellungen ähneln noch Stil II (kleine Köpfe und Extremitäten, sehr große Körper). Die Zahl der Bildwerke ist nun sehr hoch. Es finden sich vermehrt differenzierte Zeichen. Die Bilder befinden sich in der Tageslichtzone der Höhlen und im Halbdunkel bis in eine Tiefe von einigen Dutzend Metern, wo bereits künstliche Beleuchtung erforderlich ist. Was den Stil III von den vorigen unterscheidet ist das Überdauern der Formen des Stils II bei gleichzeitig hochentwickelten technischen Fertigkeiten. (Roc-de-Sers, Fourneau-du-Diable, Lascaux, Pech Merle, Covalanas, Pasiega)
  • Stil IV: Dem Stil IV gehören 78% aller Werke der paläolithischen Kunst an.
    • Klassische Periode (Älterer Stil IV): Im Magdalénien ca. 15.000 bis 11.000 entsteht ein ausgeprägter Realismus der Formen, und eine Fülle von Details ist wiedergegeben, etwa Fell und Mähnen. Die Perspektive der Hörner und Geweihe ist ausnahmslos normal. Die Darstellung der Einzelbilder ist meist jedoch noch nicht kompositorisch in den Höhlenraum eingebunden, und sie wirken freischwebend. Die menschlichen Figuren, auch die Statuetten, werden immer stärker auf einzelne Körpepartien stilisiert und meist auf die Körpermitte reduziert. Die Bilderhöhlen erreichen nun ihre größte Zahl und Verbreitung. Die Bilder finden sich vom Eingangsbereich bis in eine Tiefe von mehr als einem Kilometer mit teils schwierigen Zugängen. (Arcy-sur-Cure, Angles-sur-l'Anglin, Font-de-Gaume, Cap Blanc, Les Combarelles, Niaux, Les Trois-Frères, Rouffignac, Montespan, Altamira, Etcheberriko, El Castillo)
    • Späte Periode (Jüngere Stil IV): Im jüngeren Magdalénien geht die Praxis der Dekoration der Höhlen bis 10.000 massiv zurück. Kunst ist nun wesentlich mobile Kunst. Tierdarstellungen sind nun hochgradig realistisch mit einer erstaunlichen Exaktheit von Form und Bewegung. Das Rentier wird jetzt vermehrt dargestellt. Diese Kunst findet sich wiederum nur noch in den Eingangsbereichen. Die mobile Kunst breitet sich unterdessen immer stärker über Europa aus und dauert zwei- bis dreitausend Jahre länger als die stationäre Höhlenkunst. Spätestens um 9000 BP bricht die Entwicklung aufgrund der klimatischen Veränderungen abrupt ab, und die Kunst des Magdalénien löst sich in ungelenken Formen und Schematismen auf. (Tejyat, Sainte-Eulalie)

Weitere Aspekte:

  1. Viele Höhlen gehören nur einer Periode an, etwa Lascaux, das sich über beide Phasen von Stil III erstreckt. Andere Höhlen wie Altamira und Font-de-Gaume erstrecken sich über zwei Perioden (III und IV), weisen also eine lange Besiedelungsdauer auf.
  2. Eine nicht geringe Anzahl von Höhlen und tiefen Höhlenbereichen scheint in einem Zuge dekoriert und dann kaum noch frequentiert worden zu sein, etwa die tieferen Bereiche von Niaux.
  3. Insgesamt handelt es sich bei den Höhlen eher um „Monumente“, möglicherweise im Sinne von Heiligtümern, also nicht um zufällig sich ansammelnde Bildfolgen aus mehreren Epochen. Man muss vielmehr davon ausgehen, dass man Ensembles stilistischer Zeugnisse vor sich hat, die auf mehr oder weniger enge Weise angeordnet bzw. gelegentlich erneuert und übermalt wurden, in der Zeit aber kohärent sind, auch wenn diese Zeit mehrere tausend Jahre umfassen mochte, eine für die Funktionsbestimmung ganz wesentliche Tatsache. In manchen Fällen finden sich aber auch Darstellungen, die von einer Wiederbesiedelung von Höhlen in anderen Epochen zeugen, wobei mitunter nicht mehr verstandene Felsbilder entfernt und übermalt wurden, vor allem Hände.
  4. In einer ganzen Anzahl von Höhlen fehlen stratigraphisch einordenbare Werkzeugfunde und andere Lebensspuren völlig, so dass davon auszugehen ist, dass sie nie Wohnorte, stets nur Heiligtümer waren. Ihre Datierung ist besonders problematisch, vor allem, wenn nur Gravierungen vorhanden sind.

Die französischen Höhlen

Für folgende Höhlen existieren bereits Wikipedia-Artikel, in diesen Fällen ergänzen die Texte die Artikel mit Fakten, die in ihnen nicht enthalten sind: Bernifal, Cap Blanc (Abri), Chauvet-Höhle, Les Combarelles, La Ferrassie, Font-de-Gaume, Henry-Cosquer-Höhle, Höhle von Gargas, Höhle von Teyjat, Höhle von Lascaux, Höhle von Niaux, Laussel, Pech Merle, Höhle von Rouffignac, dazu die drei sogenannten Volp-Höhlen: Les Trois Frères, Tuc d'Audoubert und die Grotte d'Enlène. Les Combarelles und Font-de-Gaume werden in der Literatur mitunter auch nach dem Fundort Les Eyzies geführt.

Erstrecken sich die Darstellungen stilistisch über mehrere Perioden, ist die Fundstätte jeweils unter der ältesten aufgeführt. Freilandfundstellen wie Saut du Perron und andere sind meist bei den Höhlen nicht aufgeführt, obwohl sie zum Umkreis dieser Kunstperiode gehören und häufig großartige Gravierungen enthalten. Siehe dazu die Darstellung der mobilen Kunst weiter unten. Geordnet sind die Fundstellen in Frankreich nach Départements von Norden nach Süden, in Spanien nach Regionen von Ost nach West, innerhalb dieser Regionen jeweils von älter nach jünger entsprechend der Stilperiode nach Leroi-Gourhan, soweit bekannt. Angegeben sind zudem die bei den Fundstellen liegenden Ortschaften in Klammer.

Die nordfranzösischen Höhlen des Randbereiches

Département Indre
  • Abri Saint-Marcel (La Garenne): Nur mobile Kunst: durchlochter Rengeweihstab mit menschlichem Gesicht, gravierte Hirschdarstellung auf einer Steinplatte, geschnitzter Pferdekopf und Knochenanhänger mit der Figur eines springenden Cerviden. Datierung: Magdalénien.
Département Mayenne
  • Höhle La Dérouine (Saulges): Schwarz gemalte Darstellungen von Pferd, Bison und Mammut. Früher Stil III und Elemente von Stil IV bei den Zeichen. Enge Verwandtschaft zu Gouy.
Département Seine-Maritime
  • Höhle Gouy (Gouy): Zusammen mit den Höhlen La Dérouine und Arcy-sur-Cure gehört sie zur nördlichsten Vorgruppe der frankokantabrischen Höhlen. Sie enthält Gravierungen. Dargestellt sind Vulven, dazu fünf Pferdeköpfe sowie mehrere Gehörne oder gegabelte Zeichen. Es schließt sich ein Pferd an sowie ein weiteres Tier ohne Kopf und mehrere sich überlagernde Konturen von Auerochsen. Der Stil wird unter II eingeordnet mit Elementen von Stil IV.
Département Vienne
  • Höhle La Marche (Lussac-les-Châteaux): Es wurden etwa 200 Steinplatten mit sehr feinen Gravierungen gefunden: einige Tiere, meist jedoch Menschen oder menschliche Köpfe. Die Echtheit dieser stilistisch völlig abweichenden Darstellungen ist jedoch umstritten. Stratigraphisch sollen sie aus spätpaläolithischen Schichten stammen.
    In unmittelbarer Nähe wurde Ende der 1990er die Grotte Lussac-les-Châteaux mit mehreren Tiergravuren entdeckt, darunter ein schreitendes Mammut, dazu eine menschliche Gestalt mit gebeugten Knien. Die C-14-Datierung ergab 14.200 BP, also mittleres Magdalénien.[122]
Abri Roc-aux-Sorciers:Angles-sur-l'Anglin. Reliefs
  • Abri Roc-aux-Sorciers (Angles-sur-l'Anglin): Reliefbilder von Bisons, Pferden, Steinböcken und zwei fragementarischen weiblichen und einer männlichen Gestalt, teilweise in rot oder schwarz, teilweise auf von der Wand abgebrochen Platten aus dem Protomagdalénien oder Magdalénien. Bemerkenswert ist der bärtige Kopf eines Menschen im Profil. Stil IV.
Département Yonne
  • Höhle Arcy-sur-Cure (Arcy-sur-Cure): Höhlensystem aus vier Grotten mit der sogenannten „Grotte du Cheval“ und der „Grotte du Trilobite“; eine Korridorhöhle. In der mit umfangreichen Werkzeuginventaren ausgestatteten, was die Kunst angeht aber dürftigen Trilobiten-Grotte wurde in der Gravettien-Schicht eine Schieferplatte mit übereinander gravierten Nashörnern gefunden, in der Magdalénien-Schicht fanden sich eine geschnitzte Käferskulptur und bemerkenswerterweise ein Knochenstück mit einer Pflanzengravierung.
    Die Pferdegrotte ist wesentlich fundreicher (aber kaum Werkzeuge) und enthält an den Wänden gravierte Darstellungen von Cerviden, Mammuts, Bisons und Hirschkühen sowie Vulven und einige Symbole. Datierung: früher Stil IV, mittleres Magdalénien.

Die zentralfranzösischen Höhlen am Rande des Massif Central und der Cevennen

Département Dordogne
Lagekarte der Dordogne, wo sich die meisten der frankokantabrischen Höhlen befinden
  • Höhle Terme Pialat (Saint-Avit-Sénieur): In einer Aurignacien-Schicht ein Stein mit gravierten Umrisslinien von zwei weiblichen Gestalten, eine im Profil.
  • Abris Cellier (Tursac), Castanet (Sergeac), De Belcayre (Tonac) und La Ferrassie (Le Bugue) enthalten lediglich gravierte Platten aus dem Aurignacien und frühen Gravettien. In der Aurignacien-Schicht von La Ferrassie fanden sich Bemalungsspuren und Reste von Reliefs (Steinbockkopf) sowie eine Platte mit Ritzung von Pferdeköpfen, auf einem Steinblock schwarze Bemalungen und Ritzungen eines Nashornkopfs. Stil I.
  • Höhle Péchialet (Groléjac): In einer Gravettien-Schicht wurden drei figürliche Kunstwerke gefunden: auf einer Schieferplatte ein Bär mit zwei menschlichen (?) Gestalten, die Gravierung eines bärtigen Mannes und eine Frauenskulptur.
  • Abris von Laussel und (Marquay): In der Gravettien-Schicht Steinblöcke mit Reliefs menschlicher Figuren (vier weibliche, eine männliche), darunter die berühmte Darstellung der „Frau mit Horn“ oder Venus von Laussel. Ockerspuren weisen auf eine frühere Bemalung hin. Stil II.
  • Grotte La Grèze (Marquay): Einige tief eingerillte Bison-Gravierungen noch im Tageslichtbereich. Datierung Solutréen. Stil II.
  • Höhle La Mouthe (Les Eyzies): Höhle mit Gravierungen des Stils II und Gravierungen und Malereien aus späteren Stilen. Die Ausschmückung ist besonders reich und umfasst die Perioden II, III und IV. Die jüngeren Darstellungen (Rinder, Pferd) finden sich im tieferen Bereich, die jüngsten am weitesten hinten.
    Zu den oben erwähnten Gravuren des Stiles II im vorderen Höhlenteil gesellen sich weiter hinten gravierte Darstellungen von Bisons, Steinböcken, einem Hirsch und Pferd, teils mit verdrehter Perspektive, die Ähnlichkeiten mit Lascaux, Gabillou und Peche Merle aufweisen (Stil II/III). In einer Seitenkammer befindet sich eine gemalte und gravierte Darstellung aus wirren Linien und rechteckigen Zeichen, die die „Hütte“ genannt wird, dazu eine gemalte Figurengruppe, die zum Stil IV gehört: Bisons, Rentiere, Pferde, Mammuts, Steinbock, sowie weiter hinten im zuletzt entdeckten Hauptheiligtum neben diesen Tieren auch noch ein Nashorn. Die dortigen Darstellungen auf der Bildertafel ähneln denen in Rouffignac.
Gorge d'Enfer, Fischrelief an der Decke
  • Abri Gorge d'Enfer (Les Eyzies): Gravierungen, stark zerstört bis auf einen Fisch an der Decke. Datierung stratigraphisch: Aurignacien. Stil II.
  • Abri du Facteur (Tursac): Reste ehemals rot bemalter Kalksteinplatten. Bemerkenswert ist eine sorgfältig geschliffene weibliche Kalksteinstatuette, die möglicherweise eine Entbindung zeigt. Datierung stratigraphisch: Gravettien (Stil II).
  • Freilandfund Bourdeilles, Le Fourneau du Diable (Bourdeilles): Der bei Grabungen gefundene Block ist mit meisterhaft ausgeführten Reliefs überzogen (Leroi-Gourhan nennt ihn eines der kostbarsten Dokumente paläolithischer Kunst[123]), die nach Ausführung und Stil dem frankokantabrischen Kreis zuzuordnen sind, obwohl sie nicht direkt einer Höhle entstammen, sondern unterhalb eines der zwei dortigen Abris gefunden wurden. Sie sind stratigraphisch und mit C-14 gut datierbar und zeigen Rinder, ein Pferd, Steinböcke oder Cerviden. Es bestehen Ähnlichkeiten zu Darstellungen in Lascaux. Stil III.
  • Abris Les Roches (Sergeac): Mehrere Abris mit schwarzen Wandmalereien, Handabdruck und Resten eines Tierfrieses (Bisons und Pferde). Datierung Aurignacien und Magdalénien. Stil III.
  • Höhle Villars (Villars): Das Höhlenheiligtum besteht aus drei Sälen und Gängen dazwischen. Es finden sich rote und schwarze Malereien: Rinder, Bison, Pferde, Steinböcke, evtl. ein Hirschkopf, dazu zahlreiche rote Punkte und abstrakte Zeichen. Datiert werden die Malereien auf die zweite Periode von Stil III, die in etwa dem frühen Magdalènien entspricht. Ähnlichkeiten gibt es zu Lascaux.
Lascaux, Bisons in oppositioneller Komposition
Lascaux, Riesenhirsch
Der „Zauberer“ von Le Gabillou, die gravierte Gestalt wird als Schamane interpretiert
  • Höhle von Lascaux (Montignac): Eine eigentlich kleine, lediglich 100 m tiefe Höhle. Lascaux ist keine nach stilistischen Gesichtspunkten isoliert dastehende Höhle, vielmehr findet man in ihr zahlreiche Darstellungen, die denen in Gabillou, Font-de-Gaume, La Mouthe, Pech Merle und Villars ähneln; auf der spanischen Seite gibt es unter anderem Parallelen zu La Pasiega, Altamira und El Castillo. Durchgehend gehören die Bilder Stil III an: Tiere mit aufgeblähten Körpern und kleinen, auseinandergezogenen Beinen, teilweise kommt perspektivische Technik zum Einsatz. Ähnliche Tierdarstellungen finden sich in zwei datierten Fundorten: Roc-de-Sers und Bourdeilles, die definitiv aus dem Solutréen (19.000–16.000 BP) stammen. Sämtliche C-14-Datierungen überdecken den Zeitraum zwischen 18.500 und 15.500  BP.[124]Allerdings gibt es in Lascaux zahlreiche Übermalungen; und Abbé Breuil unterschied alleine 22 Phasen der Ausschmückung innerhalb dieser Periode, eine nach Leroi-Gourhan allerdings wohl übertriebene Differenzierung. Inzwischen geht man aufgrund stilistischer Eigenheiten von 2 Hauptperioden aus, einem frühen Stil III und einem entwickelten Stil III, der in Stil IV übergeht. Die Darstellungen in der Passage und der Apsis sind wohl am ältesten. Bei den abstrakten Zeichen lassen sich drei Phasen unterscheiden.
    Die Hauptbesiedelungsschicht entspricht offenbar dem frühen Magdalénien, und die C-14-Datierung ergab 17.000 BP, so dass man die Darstellungen von Lascaux zwischen der zweiten Hälfte des Solutréen und dem beginnenden mittleren Magdalénien einordnen kann, also III–IV.
  • Höhle Bara-Bahau (Le Bugue): Zahlreiche, teils mit den Fingern gezogene Gravierungen von Bison, Pferd, Stier, Steinbock, evt. eine Wildkatze, dazu ein Bär und ein Ren. Zahlreiche Linien. Stil III bis IV.
  • Höhle Le Gabillou (Sourzac): Leroi-Gourhan nennt sie eine der wichtigsten Bilderhöhlen Frankreichs. Sie gehört dem Typ nach zu den Korridorheiligtümern mit leichtem Zugang und mittlerer Tiefe. Eine Ausstattung scheint schon vor dem mittleren Magdalénien möglich. Sie bestand etwa gleichzeitig zu Lascaux. Ähnlichkeiten gibt es außerdem mit Niaux, Les Combarelles und La Pasiega. Die Höhle enthält ausschließlich Gravierungen (oft bis zu 1 cm tief und mitunter mit Ocker nachgezogen) – vor allem Pferde, Bisons, Rinder, Wildkatzen, Cerviden (wohl Rens) und Steinböcke, dazu einen Hasen, einen Bär und eine Antilope mit Giraffenhals. Dazu gibt es mehrere Menschendarstellungen, darunter die „Frau im Anorak“ (im Profil). Gezeigt werden außerdem gehörnte Männer, einer von ihnen offenbar tanzend (der „Zauberer“). Unebenheiten des Felses wurden mitunter plastisch genutzt. Unterschiedliche Zeichen sind ebenfalls vorhanden, vor allem Rechtecke und Klammern, Striche und Haken sowie Punktreihen. Hände fehlen. Der Stil umfasst beide Epochen des Stils III mit Übergang zu Stil IV. Eine einzelne C-14-Datierung ergab 17.200 BP.[125]
  • Höhle Saint Cirq, auch Noël-Brousse-Höhle (Saint-Cirq): Die kleine Höhle bzw. Grotte enthält in ihrem hellen vorderen Hauptraum nur Gravierungen bzw. Reliefs, vor allem Pferde, eventuell auch ein Ren – vor allem deshalb bemerkenswert, weil sie neben Roc-de-Sers und Bourdeilles die einzigen bekannten aus Stil II sind. Allerdings sind die tiefen Höhlenheiligtümer aus dem Solutréen und frühen Magdalénien selten, und die Kunstwerke im vorderen Teil waren oft dem Wetter ausgesetzt und sind daher nicht erhalten. Der rückwärtige Teil enthält auch Gravierungen des frühen Stils IV, neben Steinbock und Bison eine nackte menschliche Figur mit großem Penis, die der „Zauberer“ genannt wird und deren Deutung umstritten ist, vor allem im Vergleich zu Menschendarstellungen in anderen Höhlen (Pech Merle, Combarelles, Les Trois Frères, Cougnac, Altamira, La Pasiega, Los Hornos). Es finden sich hier zudem weitere Tierdarstellungen und für Stil IV typische abstrakte Zeichen. Möglicherweise hat man hier wie in anderen Fällen verschiedene Heiligtümer vor sich, die zeitlich aufeinander folgten.
  • Abri Chancelade (Raymonden-Nord) und Abri Raymonden (Chancelade): Knochenplatte mit Menschenschar um ein entfleischtes (?) Bison und andere mobile Kunstwerke. Entwickeltes Magdalénien, Stil IV.
  • Höhle Rochereil (Grand-Brassac): Zahlreiche figürliche und abstrakte Gravierungen an Werkzeugen. Datierung: Spätes Magdalénien (stratigraphisch), Stil IV.
  • Limeuil: Nur mobile Kunst: Gravierte Platten mit Farbspuren. Sie zeigen > 50 Rene, > 50 Pferde, > 20 Hirsche, > zwölf Rinder, drei Steinböcke, zwei Hirsche, zwei oder drei Bären, einen Wolf, ein Nashorn, eine Wildkatze sowie zwei menschliche Figuren, dazu verzierte Knochen- und Hornobjekte und einige abstrakte Zeichen. Die Werkzeugfunde lassen eine spätpaläolithische Datierung zu. Stil IV.
  • Höhle von Teyjat, bestehend aus Grotte de la Mairie und Abri Mège (Teyjat): Vor allem mobile Kunst und Reste auf einem Stalagmitenblock. Teils sehr feine Gravierungen mit Farbspuren aus der Anfangszeit des späten Magdalénien (Hirsche, Rene, Rinder, Bison, Pferd). Die Darstellungen sind sehr einheitlich und überaus kunstvoll, teilweise auch kompositorisch aufeinander bezogen. Zahlreiche Überschneidungen. Datierung mittleres Magdalénien. Stil IV.
  • Abri Le Cap Blanc (Marquay): 12 m langes Relieffries mit mehreren teils sehr großen Tierfiguren (Pferd bis 2,3 m), weitere Pferde, Rentiere, Bison, Spuren von Ockerbemalung. Datierung wahrscheinlich spätes Magdalénien. Stil IV.
  • Höhle Commarque (Sireuil): Reliefs, teilweise unbestimmbar, mit Pferden (?), Steinbock und männlicher Figur. Die Datierung mittleres Magdalénien ist gesichert. In der Nähe fand sich eine kauernde weibliche Plastik aus Kalkstein ohne Kopf und Hände. Der gravierte Pferdekopf gilt als der schönste des Magdalénien. Starke Ähnlichkeit zu Cap Blanc. Stil IV.
  • Abri La Madeleine (Tursac): Diese berühmte spätpaläolithische Fundstätte[126], die namensgebend für das Magdalénien wurde, enthält einige Rundplastiken sowie Flachreliefs auf Kalksteinplatten mit Tierdarstellungen, dazu Reste einer Bisongravierung im hinteren Teil. Gefunden wurden außerdem zahlreiche Knochenstücke und Steine mit Zeichnungen von Tierkörpern sowie Schmuckstücke. Besondere Meisterwerke sind vollplastische Schnitzereien aus Renhorn und Elfenbein sowie auf einem Kieselstein die anthropomorphe Darstellung einer Frau sowie eines ithyphallischen Mannes mit erhobenem Arm. Stil IV.
Halbscheibe mit einem auf Knochen gravierten ithyphallischen Mann (Grotte Sous-Grand-Lac, Dordogne)
  • Höhle Les Combarelles (Les Eyzies): Die dortigen Bilder beginnen 125 m hinter dem Höhleneingang, führen dann fast kontinuierlich zum Höhlenende und sind fast ausnahmslos graviert, teils fein, teils reliefartig kräftig. Mitunter sind die Darstellungen zusätzlich mit schwarzer Farbe übermalt, doch nie flächig, sondern nur als Konturstreifen oder Hervorhebungen einzelner Partien. Selten sind Reste nur gemalter Bilder, Zeichen gelegentlich rot. Die Höhle gilt als Korridor-Heiligtum. Dargestellt sind hunderte von Tieren, davon 291 identifizierbar: Bison, Pferd, Rind, Cerviden, Mammut, Steinbock, Bären, Ren, Wildkatze bzw. Löwe, Fuchs, Fisch und Schlange (?), 39 menschliche oder halbmenschliche Figuren, eine als Gesicht, dazu ein Handnegativ. Datierung vermutlich späteres Magdalénien. Stil IV.
  • Höhle Font-de-Gaume (Les Eyzies): Die Höhle, ein Korridorheiligtum, liegt im selben Felsen wie Les Combarelles. Sie enthält zahlreiche Wandmalereien (über 200 teils lebensgroße Tierfiguren) in roter, schwarzer und brauner Farbe, teils einfarbig flächig getönt und mitunter polychrom. Wichtige Partien sind durch Gravierungen hervorgehoben. Unebenheiten der Felswand wurden zur reliefartigen Gestaltung genutzt. Dargestellt sind 80 Bisons, 40 Pferde, 23 Mammuts, 17 Rentiere und andere Cerviden, 18 Urstiere, vier Steinböcke, zwei Nashörner, eine Wildkatze, ein Bär, ein Wolf sowie vier Handnegative. Im „Sanctuaire“ findet sich eine Darstellung, die als menschliches Kopfprofil gedeutet werden kann. Zahlreich sind hier vor allem die sogenannten tektiformen Zeichen (dachförmig: ^). Datiert werden die Darstellungen abgesehen von einigen Resten von Stil III auf das mittlere und spätere Magdalénien. Stil IV.
  • Höhle Rouffignac (Fleurac): Sehr große, acht Kilometer lange Höhle. Die Höhlendecke enthält zahlreiche schwarz gemalte, teils auch gravierte Wandbilder: Mammuts, Steinböcke, Bisons, Pferde, Nashörner, die stilistisch sehr einheitlich sind. Auffallend sind die zahlreichen parallel laufenden Linien, die in den Lehm eingedrückt wurden (sogenannte „Makkaroni“), die sich z. B. als Mänder auch in anderen Höhlen finden (Altamira, Gargas usw.) . Parallelen zu Les Combarelles und Font-de-Gaume bestehen. Datierung: mittleres bis spätes Magdalénien, ca. 13.000 bis 14.000 BP.[127] Stil IV.
  • Abris Laugerie-Haute und Laugerie-Basse (Les Eyzies-de-Tayac): In beiden Abris wurden zahlreiche magdalénienzeitliche Plastiken und Ritzungen der mobilen Kunst gefunden. Es scheint im ersteren zudem ein Heiligtum mit Wandgravuren gegeben zu haben. Stil IV.
  • Höhle Sous-Grand-Lac (Meyrals): Gravierungen, die teils schlecht erkennbar sind. Am wichtigsten ist ein ithyphallischer Mann mit rundem Kopf und vorgestreckten Armen, dessen Darstellung an Saint-Cirq erinnert. Stil IV.
  • Höhle La Forêt (Tursac): Kleine Gravuren von Steinbock, Pferden und Renen, die dem späten Stil IV angehören.
  • Höhle Bernifal (Les-Eyzies-de-Tayac): Am Eingang ein gemaltes rotes Mammut und ein aus einem Felsvorsprung modellierter Bisonkopf. In mehreren Sälen 26 eingeritzte Tierbilder (Mammuts, Bisons, Pferde, Wildziegen), dazu zahlreiche schwarze Handnegative und meist rote abstrakte Zeichen, insbesondere tektiforme. Starke Ähnlichkeiten ergeben sich zu Rouffignac, Combarelles und Font-de-Gaume. Stil IV.

Bis 2000 neu entdeckte, hier nicht aufgeführte Höhlen, Abris und andere Fundplätze der Dordogne:[128] La Muzardie (Campagne du Bugue), La Jovelle (La Tour-Blanche), Font Bargeix (Champeaux-et-la-Chapelle-Pommier), Fronsac (Vieux-Mareuil), La Croix (Condat-sur-Trincoux), La Cavaille (Couze), Abri Pataud (Les Eyzies), Le Vallon de la Moutonnie (Les Eyzies), l'Église (Cenac).

Département Loire
  • Freilandfundstätten Le Saut-du-Perron (Villerêt): Über 70 Schieferplatten mit figürlichen Gravierungen von Ren und Pferd. Vermutlich späteres Magdalénien. Stil III.
Département Lot
  • Höhle von Roucadour (Thémines): Die Höhle ist vor allem wegen der umfangreichen Werkzeugfunde von Bedeutung, enthält aber auch negative Handabdrücke und feine Gravuren. Die schwarz und rot gemalten Wände wurden nachgraviert. Auffallend sind die Gravuren überlanger Finger. Dargestellt sind Pferd und Bison. Ähnlichkeiten bestehen zu Gargas. Der Stil ist II bis III.
  • Grotte des Merveilles (Rocamadour): Der Eingang weitet sich rasch zu einem 45 m langen, 25 m breiten und mindestens 3 m hohen Saal. Dieser enthält an den Wänden neben sechs Handnegativen nahe dem Eingang, die mit Punkten verbunden sind, schematische und realistische Gravuren und Malereien in rot oder schwarz. Dargestellt sind 6 Pferde, ein Cervide und ein Felide. Die Höhle gehört in die Phase von Cougnac, Pech Merle und Les Fieux. Die Darstellungen, deren Farbe teilweise wohl durch Versprühen aufgetragen wurde, werden auf ein Alter von mehr als 20.000 BP geschätzt (Gravettien?).[129]
  • Höhle Les Fieux (Miers): Die 1964 entdeckte Höhle enthält in einem großen Saal neben dreißig roten und schwarzen Handnegativen zahlreiche rote Punkte und Linien sowie Gravuren. Ein isolierter Stalagmitenblock im Saalzentrum wurde zunächst grob plastisch mit gepickter Gravierung in archaischem Stil in einen Steinbock umgewandelt, der später wiederum zu einem Mammut verändert wurde, auf dessen Korpus man schließlich eine kleine, fein gravierte Mammutfigur zusätzlich anbrachte. Insgesamt finden sich überdies die Rückenlinie eines Pferdes und tektiforme Zeichen. Entstanden sind die Bilder vermutlich in einer ersten Phase des Aurignacien (gepickte Gravuren, die in Höhlen relativ selten sind) und im Gravettien (Handnegative und Punkte). Ähnlichkeiten bestehen zu Pech Merle und Roucadour. Die fein gravierten Mammuts, die gepickte Konturen aufnehmen, könnten einer späteren Periode angehören.[130] Die Höhle zeigt damit paradigmatisch, dass dieselbe Formation während weit auseinanderliegenden Perioden zu verschiedenen Tierdarstellungen verwendet wurde. Ähnlich wurden auch in anderen Höhlen Felsvorsprünge plastisch ausgestaltet (Altamira, El Castillo, Tuc d'Audoubert usw.).[131]
  • Höhle Cougnac (Peyrignac): Ein weit verzweigtes System unterirdischer Gänge, die allerdings stark versintert sind, und zwar auch über vielen Bildern. Man findet Gravuren und Zeichnungen sowie abstrakte Zeichen. Bemerkenswert sind einige vereinfachte menschliche Figuren, darunter der „von Speeren durchbohrte Mann“ und zwei weitere ähnliche Motive. Frauendarstellungen fehlen. An Tierdarstellungen in schwarzer Linienführung gibt es Riesenhirsch, Hirschkuh, Pferde, Mammut bzw. Elefant, eventuell Steinbock. Stilistisch sieht man die halbverdrehte Perspektive. Stil III.
Pech Merle, gepunktete Pferde mit Handnegativen (Foto-Reproduktion)
  • Höhle Pech Merle (Carberets): Sie bildet ein unterirdisches System von etwa zwei Kilometern, gehört zu den wichtigsten frankokantabrischen Höhlen und enthält rote und schwarze Malereien, teilweise gepunktet (Pferde), und einige Gravuren sowie rote und schwarze Punkte. Betreten wird sie durch den hinteren, „Le Combel“ genannten Abschnitt, der die ältesten Darstellungen enthält. Mit Ausnahme des großen Saales sind die Bilder in den Seitenräumen in Gruppen geordnet. Bemerkenswert neben den vielen Tierbildern, auch mit Bären (teilweise mit Schädelbestattung) und Mammuts, sind Menschendarstellungen, und zwar sowohl von Frauen wie von Männern, darunter der „Verwundete Mann“. Stilistisch bildet die Höhle eine eigene Gruppe und stellt einen Übergang zu den Höhlen der Pyrenäen und Kantabriens dar. Große Ähnlichkeiten bestehen zu Cougnac. Im Inneren scheinen sich zwei Heiligtümer zu überlagern. Zeitlich wird die Höhle noch vor dem mittleren Magdalénien eingeordnet und umfasst die beiden Phasen von Stil III. Es finden sich zahlreiche abstrakte Zeichen und Handnegative. Fußabdrücke im Boden wurden gefunden. Einige grobe Plastiken (Bären?) weisen Wurfspuren auf. Stil III.
  • Höhle von Marcenac (Carberets): Sie liegt dicht bei Pech Merle. Nur zwei mit den Fingern schwarz gemalte, sich gegenüberstehende Figuren: ein Pferd und ein Bison mit den Hörnern in halbverdrehter Perspektive. Ähnlichkeiten zu Lascaux, Gabillou und Villars. Mittleres Magdalénien. Stil III bis IV.
  • Höhle von Sainte-Eulalie: Kleine Anlage. Feine Wandgravierungen am Höhleneingang: Pferde, Steinböcke und Bisons, dazu mehrere Rene, was eine Datierung in Stil IV nahelegt. Eine C-14-Datierung der assoziierten Fundschicht ergab ca. 15.000 BP.[132] Einige unbestimmbare Tiere und viele verschiedene Zeichen. Ähnlichkeiten bestehen zu Lascaux, Gabillou und Villars sowie Pech Merle.
  • Höhle Pergouset (Bouziès-Bas): Eine Korridorhöhle. Sie enthält Gravierungen, vor allem von Steinbock, Bison und Pferd sowie Hirschkuh. In der hinteren Bildfolge finden sich mehrere außerordentlich rätselhafte, teils verzerrte, teils eventuell anthropozoomorphe Darstellungen. Stil IV.
  • Höhle Les Escabasses (Thémines): ein Dutzend stark zerstörte, schwarz gemalte Darstellungen von Pferd, Bison und Steinbock sowie ein Pferd und womöglich ein Ren. Ungewöhnlich ist die Zeichnung eines Schwimmvogels (wie La Bastide). Alle Darstellungen gehören dem Stil IV an.
  • Höhle Carriot (Bouziès): zwei weibliche Malereien in Rot. Steinböcke. Zahlreiche mit rotem Ocker ausgeführte Linien. Ein Reibstein für das Zermahlen von Farben wurde gefunden, dazu Muschelschmuck. Die Darstellungen befinden sich in den tieferen Höhlenteilen. Datierung 13. JT BP.[133]

Bis 2000 neu entdeckte, hier nicht aufgeführte Höhlen, Abris und andere Fundplätze im Lot:[134] La Bigourdane (Saint Géry).

Département Tarn und Tarn-et-Garonne
  • Höhle La Magdelaine (Penne-du-Tarn): Hoch angebrachte Reliefs mit Bison und Pferd. Einzigartig sind hier die beiden Darstellungen einer liegenden Frau, die ihren Kopf in die Hände stützt. Stil III/IV.
  • Abris von Bruniquel (Bruniquel, Tarn-et-Garonne): 4 Abris. Reiche Funde aus dem Magdalénien: Tierzeichnungen auf Steinplatten und Knochen, geschnitzte Rentiere sowie Menschenzeichnungen aus dem Frühmagdalénien und entwickelten Magdalénien (Stil III/IV).
  • Abri Fontalès (Saint-Antonin-Noble-Val): In einer Spätmagdalénien-Schicht fanden sich zahlreiche gravierte Schmuckstücke, teils reliefartig und mit anthropomorphen Darstellungen, dazu Lochstäbe und Kalksteinplatten mit Tiergravierungen, unter anderem ein Cervidenkopf, ein Vogelkopf und ein Pferd.

Die südwestfranzösischen Höhlen der atlantischen Küstenzone

Roc-de-Sers: Relief eines von einem Moschusochsen verfolgten Mannes
Roc-de-Sers: Meisterhaft gearbeiteter Reliefkopf eines Boviden
Département Landes
  • Höhle Brassempouy, Grotte du Pape (Brassempouy): Nur Plastiken, neun weibliche, allerdings nur fragmentarisch erhaltene Elfenbeinstatuetten, darunter die Venus von Brassempouy, Pferdekopf in Contour-découpé-Technik und ein geometrisch verzierter Elfenbeinzapfen. Stratigraphische Datierung Aurignacien bis Gravettien, Stil I/II?
  • Höhle Duruthy (Sorde): Gefunden wurden in einer spätpaläolithischen Schicht bei einer Bestattung zahlreiche gravierte Zähne von Löwen und Bären (insg. 42), die wegen ihrer Durchbohrungen als Schmuck gedeutet werden. Die Gravuren zeigen Tiere und harpunenartige Zeichen.
Département Charente
  • Höhle Pair-Non-Pair (Marcamps): Eine etwa 20 m tiefe Höhle. Die Datierung erstreckt sich über einen Zeitraum von 10.000 Jahren. Die Tiergravuren (Steinböcke, Bisons/Boviden, Cerviden, Pferde, Mammut) finden sich an den Wänden eines runden Saales, gleichfalls viele abstrakte Symbole. Starke Überschneidungen. Farbreste. Stil II.
  • Fundstätte Roc-de-Sers (Sers): Mehrere nebeneinander liegende Höhlen und Abris. Mit Reliefs versehene, ins Solutréen datierte Blöcke, die ursprünglich Teil der Hinterwand waren. Motive sind: Bison und Wildschwein, Pferde, ein einzelner und ein „von einem Moschusochsen verfolgter“ Mann, dazu Steinböcke, ein Vogel- oder Schlangenkopf. Die Ausführung ist meisterhaft. Stil III.
  • Abri La Chaire à Calvin (Mouthiers): Friesartiges Wandrelief mit drei Pferden, evtl. in Paarung, und einem Boviden (Bison?). Stil IV.
  • Höhle Le Placard (Rochebertier): In einer spätpaläolithischen Schicht mehrere stark stilisierte Tiergravierungen sowie die Skulptur eines menschlichen Kopfes.

Bis 2000 neu entdeckte, hier nicht aufgeführte Höhlen, Abris und andere Fundplätze der Charente:[135] Le Placard (Villehonneur).

Département Gironde
  • Abri Saint-Germain-la-Rivière (Saint-Germain-la-Rivière): Reste einer Pferdegravierung mit menschlicher Darstellung. Im Zusammenhang mit einer weiblichen Bestattung (Ocker) zahlreiche gravierte Hirschzähne. Stil IV.

Die französischen Pyrenäen-Höhlen

Département Ariège
  • Höhle Le Portel bzw. Crampagna (Loubens): Die Höhle umfasst zwei Heiligtümer aus verschiedenen Epochen. Im älteren Heiligtum dargestellt sind Bisons und Pferde in schwarzer und roter Linienführung, vereinzelt polychrom, sowie einige Gravuren, dazu Hirsche, die den Stilen II bis III angehören und zeitlich an der Grenze von Solutréen und Magdalénien anzusiedeln sind. Das jüngere Heiligtum gehört dem Stil IV an und zeigt in oft großer Meisterschaft mitunter kompositorisch einander zugeordnete Pferde, Bison, Steinbock, Rene oder Hirsche und das der Darstellung in Trois Frères vergleichbare „Gespenst mit Vogelkörper“, teils als Zeichnung, teils flächig gemalt. Letzteres gilt vor allem für die einheitlich schwarz ausgemalte Figurengruppe, die so in anderen Höhlen des Stils IV Entsprechungen hat. Zahlreiche abstrakte Zeichen dieser Stilgruppe unterstützen diese Datierung.
  • Höhle Les Èglises (Ussat): Gravierungen von Bison, Steinböcken und Pferden. Zahlreiche Strichbündel. An der Decke rot gemalte Figuren, stark schmatisiert und nicht bestimmbar. Stil IV, evtl. auch noch III.
  • Höhle von Niaux (Loubens): Diese gewaltige Korridorhöhle, die künstlerisch auf einer Ebene mit Lascaux angesiedelt ist, weist in ihren hinteren Partien neben Bodengravierungen im Höhlenlehm (Bovide, Fische) und vielen gemalten roten Punkten sowie anderen Zeichen an den Wänden eine Serie meist schwarzer Malereien auf, die sich hauptsächlich im so genannten „Schwarzen Saal“ befinden. Dargestellt sind vor allem Bisons (> 25), Steinböcke und Pferde. Die Darstellungen sind stilistisch sehr einheitlich, obwohl sie im Verlaufe eines Jahrtausends entstanden. Am Eingang finden sich vier rot gemalte Figurengruppen. Einige Bisons tragen Wunden. Bemerkenswert ist im hinteren Teil außerdem die Darstellung eines sterbenden Bisons. Am Höhlenboden finden sich danach zudem Abdrücke vor allem von Kinderfüßen. In einem erst 1970 entdeckten Höhlenteil gibt es außerdem weitere schwarze Figurengruppen, vor allem Bisons, dazu ein seltsames Phantasietier mit langem Hals – Ähnlichkeiten zu Pergouset und Gabillou bestehen. Die Datierung war lange hoch umstritten, zumal es keine verwertbaren Kulturschichten gibt. C-14-Bestimmungen ergaben inzwischen jedoch ein Alter zwischen 14.500 und 13.000 Jahren, wobei eine Entstehung in mehreren Phasen angenommen wird.[136] Stil IV.
  • Die ebenfalls aus dem Endmagdalènien stammende Höhle La Vache befindet sich gegenüber. Sie enthält ca. 500 Objekte der mobilen Kunst. Deren Stil ist dem von Niaux so ähnlich, dass man vermutet, die Urheber könnten die dortigen Malereien und Gravuren ebenfalls ausgeführt haben (oder umgekehrt). Mit Sicherheit verwendeten sie dieselben Farbrezepte. Ähnliche Beziehungen scheinen zu Les Trois Frères zu bestehen.[137]
Les Trois Frères: Gravur einer Heuschrecke auf einem Knochen (Nachzeichnung)
Bédeilhac: Bisongravur auf einer runden, in der Mitte durchlochten Platte
Pferdekopf aus Mas d'Azil, entweder als Teil eines Lochstabes oder als Contour découpé
  • Höhle Les Trois Frères und Höhle Le Tuc d'Audoubert (Montesquieu-Aventès): Beide Höhlen, die zusammen mit der Höhle von Enlène als sogenannte Volp-Höhlen bekannt sind, bilden einen früher vermutlich zusammenhängenden Komplex.
    Im vorderen Teil von Les Trois Frères finden sich Handnegative und schwarze und rote Farbflecken bzw. Punkte, dazu gravierte Knochenstücke mit übereinander gezeichneten Frauenfiguren und einer Insektendarstellung (Heuschrecke). Der hintere Teil enthält über 600 sehr sorgfältig gravierte, teils nur wenige Zentimeter, aber auch bis zu anderthalb Meter große Tierdarstellungen mit allerdings starken Überlagerungen: Mammuts, Nashörner, Feliden, Bären, Bisons, Rentiere, Steinböcke, Hirsche, Pferde, Höhlenlöwen, mehrfach mit Pfeilen. Berühmt wurde die beiden gravierten zooanthropomorphen Darstellungen, die als Schamanen gedeutet werden. Beine und Genitalien sind hier, eine große Ausnahme für diese Höhle, mit schwarzen Farbbändern gekennzeichnet. Datierung: mittleres bis späteste Periode des Magdalénien (für die im Höhleninnern liegenden Heiligtümer).
    Le Tuc d'Audoubert enthält ebenfalls gravierte Tierbilder, teilweise mit Pfeilangaben, dazu Sandsteinplatten mit gravierten Pferde- und Bisonfiguren. Am Ende eines Ganges gibt es zwei als Halbplastiken aus dem Höhlenlehm geschnittene Bisonfiguren, eine männliche und eine weibliche, dazu eine weitere unvollendete Bisonplastik. Stil IV.
    Die Höhle von Enlène war im Gravettien und Magdalénien besiedelt und enthält zahlreiche Funde der mobilen Kunst, jedoch keine Wandkunst. Insgesamt fand man 1200 Gegenstände, vor allem bemalte und gravierte Steinplatten und einen Kiesel. Die Höhle gehört damit zu den reichsten Fundstätten mobiler Kunst. Thematisch und chronologisch besteht ein Zusammenhang mit den beiden anderen Höhlen.[138]
  • Höhle Le Mas-d'Azil (Mas-d'Azil): Ein gewaltiges Tunnelhöhlensystem mit Gravierungen und Malereien vermutlich aus dem mittleren Magdalénien. Dargestellt sind Bison, Pferde, Rehe und Hirsche sowie Wildschwein. Bemerkenswert gut gearbeitete Plastiken finden sich reichlich, darunter ein vollständiger Vogel und ein einzigartiger geschnitzter Pferdekopf. Desgleichen finden sich menschliche Figuren als Rundplastiken, Reliefs oder Zeichnungen, dazu einige Pflanzendarstellungen sowie meist mit geometrischen Mustern bemalte Kiesel, selten auch ein Tierbild als Silhouette. Diese Kleindarstellungen gehören bereits dem postpleistozänen Azilien an, das dieser Höhle seinen Namen verdankt. Das Magdalénien ist als Datierung durch Werkzeugfunde gesichert. Stil IV.
  • Höhle Bédeilhac (Tarascon): Die Höhle enthält im vorderen Teil 15, allerdings stark verwischte, schwarz und rot gemalte Darstellungen von Bisons und Pferden, dazu zahlreiche gemalte und gravierte Strichzeichnungen. Im hinteren Teil finden sich mit roten Punkten eingeleitete Gravierungen, Lehmgravierungen und schwarze Malereien, die ebenfalls stark zerstört sind. Es fanden sich außerdem einige Plastiken, darunter als Teil eines Speerschleuder-Propulsors die Figur eines aus Horn geschnitzten Steinbocks mit rückwärtsgewandtem Kopf sowie auf einer Steinplatte menschliche Gravierungen. Datierung: wie Montespan früher Stil IV.
  • Höhle Fontanet: Die Höhle liegt recht hoch über dem Tal in der Nähe der Höhle von Niaux. Am Talgrund befindet sich ein Siedelungsplatz. Bemerkenswert ist sie vor allem durch den schwarz gemalten und gravierten Bison-Mensch, der hier sechsmal vorkommt, dazu einige verzerrte Menschenköpfe. In die Brust des Bisons wurde zudem eine kleine weibliche Figur mit gespreizten Beinen und betontem Geschlechtsteil eingeritzt. Die Figur erinnert stark an das Mischwesen von Trois Frères. Die Bisondarstellungen zeigen Pfeile. Der Lehm am Boden und an den Wänden ist figürlich bearbeitet worden.[139]
Gepunkteter Bisonkopf aus der Höhle von Marsoulas
Département Haute-Garonne
  • Höhlen von Lespugue (Lespugue): Mehrere dicht beieinander liegende Höhlen, die insofern von Bedeutung sind, als in der Grotte des Rideaux in einer ungestörten Gravettien-Schicht eine weibliche Statuette aus Elfenbein gefunden wurde, die Venus von Lespugue, dazu ein Knochenanhänger mit einer eingravierten Schlange.
  • Höhle Marsoulas (Marsoulas): Höhle mit zahlreichen Gravierungen und Malereien, teilweise polychrom, dazu ausnahmsweise Darstellungen von Bisonköpfen aus roten Punkten, nicht mit Linien. Die Malereien gehören in eine frühere Zeit als die Gravierungen. Gezeigt werden vor allem Bison und Pferd, teilweise in fast natürlicher Größe und polychrom, sowie ein Steinbock. Auffällig sind die Frontal- und Profilansichten menschlicher Gesichter. Die problematische Datierung gehört wohl insgesamt in die späte Phase von Stil IV mit einigen Spuren der frühen Phase.
  • Höhle von Montespan (Montespan): Die gravierten Bilder befinden sich 1,5 km hinter dem Eingang dieser an beiden Enden zugänglichen, verzweigten Korridorhöhle. Gezeigt werden Pferde, Wisente, ein Steinbock und Hirsch, evtl. ein Mammut, eine Hyäne und ein Menschenkopf. Es findet sich zudem eine eingravierte menschliche Hand über einem Pferd. Von Malereien haben sich nur Reste erhalten. Zahlreich sind tektiforme Gravuren. An der Wand des großen Saales lehnen drei roh aus Lehm modellierte, unvollständige Tierfiguren, wahrscheinlich eher als Hochreliefs gedacht, eine davon wohl eine Wildkatze. Etwas entfernt sieht man eine freistehende Lehmfigur eines Bären ohne Kopf, der möglicherweise der echte Schädel eines Bären aufgesetzt und die mit einem Bärenfell überzogen wurde. Zahlreiche Löcher an der Figur werden als Beschussspuren gedeutet, auch die anderen Figuren zeigen solche Einschusslöcher. Etwas abseits findet man eine offenbar zusammengehörende Komposition aus mehreren gravierten Pferden, dahinter Fußspuren von Jugendlichen. Ren, Nashorn und Mammut fehlen. Früher Stil IV zwischen mittlerem und spätem Magdalénien, da der Bär ikonografisch im Allgemeinen vor dem Ren auftritt.
  • Grotte du Ker de Massat auch La Campagnole: Wie viele Bilderhöhlen der Zentralpyrenäen liegt auch diese hoch am Berg, während im Tal ein Lagerplatz war. 81 Gravuren aus dem jüngeren Magdalénien wurden in mehreren Sälen gefunden: Pferde, Cerviden, Gämsen, Steinböcke, Bisons. Bemerkenswert ist die Höhle aber vor allem wegen der zahlreichen grimassierenden Menschendarstellungen, die Karikaturen ähneln, unter anderem mit dicken Nasen etc. Dazu finden sich zahlreiche Zeichen.[140][141] Teilweise wurden die Gravuren mit Fingern in Lehm ausgeführt. Gefunden wurde unter anderem auch eine Lochstabskulptur mit Bärenkopf.
Département Hautes-Pyrénées
  • Höhle Lortet (Lortet): Aus der sehr fundreichen Magdalénien-Schicht stammen einige wichtige Kunstwerke, unter anderem Zeichnungen und Gravierungen von Hirschen und Fischen, Steinbock, Pferd auf verschiedenen Materialien wie Stein, Vogelknochen, Horn. Stil II.
  • Höhle von Gargas (Aventignan): Die mehrere Gruppen bildenden gravierten, teilweise mit den Fingern in den Lehm gedrückten Darstellungen („Makkaroni“) von Bison, Pferd, Boviden und Mammut in dieser großen Höhle gehören vor allem zu Stil II, insbesondere die Darstellungen im Eingangsbereich. Es finden sich aber auch Malereien des Stiles III und IV. Bewohnt war die Höhle bis ins späte Gravettien. Auffallend sind die zahlreichen, paläolithisch sonst eher in geringerer Anzahl auftretenden roten und schwarzen Handnegative (150). Zahlreiche Zeichen und Mäanderlinien finden sich ebenfalls. Stil II.
  • Höhle Labastide (Labastide): Gravierungen von Pferden und einigen Bisons, teilweise auch rot und schwarz gemalt. Besonderheiten sind hier ein Löwenbild und zwei anthropomorphe Figuren. Es fanden sich außerdem Plättchen mit Gravuren von Vögeln sowie Köpfen von Bisons und Steinböcken. Stil IV.

Bis 2000 neu entdeckte, hier nicht aufgeführte Höhlen, Abris und andere Fundplätze der Hautes-Pyrénées:[142] Abri Gourdan.

Département Pyrénées-Atlantiques (französisches Baskenland)
  • Höhle von Isturitz (Isturitz/St. Martin): Die Höhle Isturitz bildet mit den Höhlen Erberua und Oxocellaya einen Gesamtkomplex, der nachweislich von Menschen zwischen 80.000 und 10.000 BP immer wieder genutzt wurde. Die Grotte Oxocelhaya liegt dabei 20 m unter Isturitz und endet mit der erst 1973 entdeckten Grotte Erberua, wo heute der Arberoue fließt.
    Isturitz ist vor allem berühmt durch die Funde prähistorischer Flöten, die aus dem frühen Aurignacien bis ins Magdalénien datieren, also zwischen 35.000 und 10.000 Jahre alt sind, wobei zwei Drittel der Funde aus dem Périgordien stammen. Es fanden sich zudem ein Dutzend Gravuren mit Darstellung von Renen, Steinböcken oder Hirschen als Relief auf einem Stalagmitenpfeiler. Die Zuschreibung Stil III ist umstritten, die Datierung liegt mutmaßlich zwischen mittlerem und spätem Magdalénien, allerdings werden einige Reliefs auch dem Solutréen zugeordnet. Einige schwarz gemalte und gravierte, offenbar zusammenhängende Darstellungen von Pferden, Bisons und Hirschkühen sowie ein Vogelkopf werden dem Stil IV zugerechnet, obwohl sie eher grob ausgeführt sind, aber Ähnlichkeiten zu spanischen Höhlen dieser Stilgruppe (Altamira, Pindal) aufweisen. Auffallend sind außerdem die mit Fingern im Lehm gezogenen tiefen Linien.
    Die Höhle enthält zahlreiche Zeugnisse der mobilen Kunst: Gravierungen und 70 möglicherweise rituell zerbrochene Tierplastiken, und sie hat auch daher ihre Bedeutung. Die Plastiken entstammen stratigraphisch vorwiegend einer Prämagdalénien-Schicht, doch wurden auch Funde aus dem mittleren Magdalénien gemacht. Groß ist hier auch die Zahl der figürlichen und dekorativen Gravierungen auf Horn-, Knochen- und Steinstücken, darunter mehrere Menschenbilder, vor allem jedoch Pferde.[143]
  • Grotte Espélugues/Arudy (Arudy): Die Höhle enthielt keine Malereien oder Gravierungen, jedoch zahlreiche bedeutende Plastiken aus Horn und Knochen, darunter eine Steinbockfigur, ein Pferdekopf sowie Stäbe mit Spiralmuster, die alle zum entwickelten Stil IV gehören dürften.
  • Höhle Etcheberriko-Karbia (Camou-Cihigue): Die nur noch schwach erkennbaren Wandbilder sind schwarz gemalt oder mit braunem Lehm ausgeführt und mit Punkten aus Ocker versehen: Wisent, Pferd, Steinbock. Es finden sich dazwischen verstreut schwarze und rote Punkte. Die Darstellungen sind stilistisch einheitlich und werden dem frühen Stil IV zugerechnet (mittleres Magdalénien). Etcheberriko-Karbia gehört damit zu einer Gruppe tiefer Höhlen mit schwierigen, oft nur kriechend überwindbaren Passagen wie Arcy-sur-Cure, Les Combarelles, La Bastide, Montespan, La Mouthe, Rouffignac, Niaux, Santimamine, Les Trois Frères und Tuc d'Audoubert, die alle dem frühen Stil IV zugerechnet werden.
  • Höhle Tibiran (Aventignan): Kleine Höhle mit einigen schwarzen Malereien: Pferd (am Eingang), Steinbock, Bär sowie rote Handpositive. Stil III bis IV.
  • Elefanten-Höhle von Gourdan-Polignan: Die Höhle war schon im Mittelpaläolithikum bewohnt (Werkzeuginventar). Sehr vielfältige figürliche Gravierungen auf Steinplatten, Knochenstücken und einem Lochstab (ein Schwimmvogel, Rens, Bison, Pferd, Biber, Gämse, Cerviden, Pflanzen, ithyphallischer Mensch, Schlange, Bär), teilweise mehrfach übereinander. Stratigraphisch Solutréen, Magdalénien und Azilien. Knochen von ca. 3000 Tieren, meist Rentieren.

Die Höhlen des unteren Rhônetales und am Golf von Lyon

Diese Höhlen sind hier getrennt aufgeführt, da sie nach Leroi-Gourhan in einer Berührungszone zur mediterranen Höhlenkunst liegen und ihre Darstellungen von denen der frankokantabrischen Kunst teilweise abweichen, ohne dass sie aber der ohnehin vorwiegend neolithischen Levant-Kunst Ost- und Südspaniens, Italiens und Siziliens zuzurechnen wären; vielmehr scheinen sie eher einer besonders frühen, solutréen- bis frühmagdalénienzeitlichen Periode anzugehören. Ihre genau Einordnung ist bis heute umstritten.[144]

Département Bouches-du-Rhône
  • Höhle Grotte Cosquer (südöstlich von Marseille, Cap Morgiou): Die bisher einzige Höhle der Provence. Mehrere Belegungsphasen. Phase 1: Vier der hier auftretenden Handnegative und mit Fingern gezogenen Linien konnten mit C-14 auf ein Alter von 28.000 bzw. 26.000 Jahren datiert werden. Die Höhle war von einer eiszeitlichen Steppenlandschaft umgeben.[145] Sie wären damit dem Stil I zuzurechnen. Die eigentlichen Gravuren und Malereien der Phase 2 sind jedoch jünger und haben ein allerdings nur an den schwarzen Malereien gemessenes C-14-Alter von 19.000 bis 18.000 Jahren, gehören damit zu Stil III.
    Die 2. Phase der dort gefundenen Höhlenmalereien und -gravuren ähnelt stilistisch denen der 150 km entfernten Grotte Chauvet und datiert in dieselbe Zeit wie diese, also in das Solutréen (Stil II).[146] Allerdings weisen C-14-Datierungen, die bis 14.000 BP reichen, darauf hin, dass die Höhle sehr lange besucht wurde. Sie weist damit auch die längste absolute Chronologie aller Bilderhöhlen weltweit auf.[147] Zahlreiche Darstellungen wurden durch die holozäne Überflutung der Höhle zerstört. Es finden sich in dieser Phase Gravierungen und schwarze Malereien bzw. Zeichnungen von Landtieren: Pferden, Steinböcken, Gämsen, Bisons, Auerochsen, Rentieren, Hirschen und Riesenhirschen sowie von mehreren unbestimmten Tieren, evtl. Feliden oder ein Bär.[148] Auch Meerestiere wurden abgebildet:[149] vor allem Robben, Alke und Fische, dazu möglicherweise Quallen und Tintenfische. An den Wänden gibt es zahlreiche verschiedene Zeichen unbestimmbarer Bedeutung, und zwar als Gravuren und Malereien. Bemerkenswert ist eine Gravur, die einen getöteten Menschen darstellen könnte und die Darstellungen in anderen Höhlen dieser Epoche ähnelt (Pech Merle, Cougnac).[150]
Grotte Chauvet: Malerei einer Höhlenhyäne
Grotte Chauvet: Gravierung eines Uhu
Département Ardèche
  • Grotte Chauvet (Vallon-Pont-d’Arc): Wie in der hinsichtlich der Malereien ungefähr derselben Zeit (Solutréen, Stil II) entstammenden Grotte Cosquer sind die gemalten Darstellungen alle teils schattierte Zeichnungen (hier auch in roter Farbe), die mitunter von Gravierungen überlagert werden. Außerdem finden sich ebenfalls zahlreiche, hier rote Handnegative. Auch das Bildprogramm ist ähnlich. Es fehlen allerdings naturgemäß die Meerestiere. Dafür gibt es Mammuts (20 % der Darstellungen), Löwen und zahlreiche Nashörner (jeweils 19 %) sowie einen Uhu. Bären (4 %) scheinen eine besondere Rolle gespielt zu haben, denn es finden sich möglicherweise arrangierte Schädel und Knochen von ihnen.[151] Dazu das „klassische“ Bildprogramm: Pferde (14 %), Bisons (10 %), Riesenhirsch, Ren, Steinböcke, Auerochsen. Insgesamt über 400 Darstellungen. Auffallend ist, dass die Tierdarstellungen mitunter in Gruppen zusammengefasst scheinen, das gilt sogar für Löwen. Ein anthropomorphes Wesen mit Menschenbeinen und dem Oberkörper eines Bisons findet sich ebenfalls, hinzu kommen hier zahlreiche unterschiedliche Zeichen sowie Fußabdrücke, dazu an den Wänden Flächen mit roten Punkten.[152]
    Nahe der Grotte Chauvet hat man in der Grotte du Planchard zwei weibliche Figuren gefunden.
  • Grotte Chabot (Aiguèze, Ardèche-Schlucht, Département Gard): Gravierungen im Tageslicht. Dargestellt sind Rind, Pferd und Mammut sowie evtl. ein Hirsch. Die Darstellungen gehören ins frühe Magdalénien und werden auch aufgrund der solutéenzeitlichen Gerätefunde dem Stil II zugeordnet.
  • Abri Le Figuier (Saint-Martin-d'Ardèche): Am Ausgang der Ardèche-Schlucht gegenüber der Chabot-Höhle. Die Gravierungen liegen alle im Tageslichtbereich und gleichen denen der Grotte Chabot (Stil II). Dargestellt sind Pferd, Hirschkopf und zahlreiche Mammuts.
  • Grotte de la Combe d'Oulen (Labastide-de-Virac): Gravierungen im vorderen Teil der Höhle, einem Abri, Malereien im hinteren. Die Datierung ist offen, evtl. Gravettien (Stil II). Dargestellt sind hier Bison und Mammut. Die Datierung des hinteren Teils ist unklar, Ähnlichkeiten gibt es eventuell zu Stil IV. Neben Mammuts findet sich auch ein Steinbock. Die Bilder sind allerdings stark übersintert.
  • Höhle Tête-du-Lion (Bidon): Sie enthält vor allem rote Malereien von Auerochsen, Steinbock und Hirsch, dazu einfache Zeichen, etwa Punkte. Eine C-14-Datierung von mit den Malereien assoziierten Holzkohlen ergab ein Alter von ca 21.000 bis 22.000 BP.[153] Stilistische Beziehungen bestehen zu Pech Merle, Cougnac, Lascaux, Gabillou, Villars, Las Chimeneas und anderen. Stil III.
  • Höhle Ebbou (Vallon-Pont-d’Arc): In der Nähe befindet sich auch die Chauvet-Höhle. Tief im Höhleninneren finden sich 70 in den dünnen Kalküberzug der Wände gravierte Tierbilder in einfachen, kräftigen Umrisslinien: Pferde, Mammut, Steinböcke, Bisons, Hirsche, Boviden und ein Mammut. Die Darstellungen sind deutlich frankokantabrisch. Die Datierung ist allerdings problematisch, denn es finden sich sowohl Elemente von Stil II, III und frühem Stil IV, sie reichen also vom frühen Magdalénien, vielleicht sogar Solutréen bis ins mittlere Magdalénien. Es stellt sich hier das Problem der Datierung der Rhônetal-Höhlen insgesamt. Leroi-Gourhan, der weder Chauvet noch Cosquer kannte (er starb 1986, Cosquer wurde 1985, die Chauvet-Höhle 1994 entdeckt), vermutete aufgrund stilistischer Merkmale eher Stil IV. Die Befunde der beiden genannten, teilweise sehr frühen Höhlen deuten allerdings eher auf einen älteren Zeitraum und bestätigen den Verdacht Leroi-Gourhans, dass man in so einem Falle annehmen müsste, Heiligtümer mit großer Höhlentiefe habe es dann im Süden früher gegeben als im eigentlichen frankokantabrischen Raum.[154]
    Bis 2000 neu entdeckte, hier nicht aufgeführte Höhlen, Abris und andere Fundplätze der Ardèche:[155] Höhle Les Deux Ouvertures (Saint-Martin-d'Ardèche).
Département Gard
  • Grotte Chabot, siehe oben.
  • Grotte Bayol (Collias): Die roten und schwarzen Malereien in dieser Korridorhöhle sind teils extrem schematisiert und abstrahiert. Diese Schematisierung, die sich auch in anderen lokalen Höhlen so ähnlich findet, könnte nach Leroi-Gourhan durchaus ein besonderes Stilmerkmal der Rhône-Höhlen sein.[156] Gezeigt sind Pferde und Steinböcke, Bisons, Mammut, eine Wildkatze sowie eine Anzahl verschiedener abstrakter Symbole. Einige Tierdarstellungen sind nicht zuordenbar. Eine Datierung ist auch aufgrund der Unsicherheit bei den mediterranen Höhlen bisher nicht möglich.
  • Grotte de La Baume Latrone (Sainte-Anastasie): In einem über 200 m vom Höhleneingang entfernten Saal finden sich an der lehmigen, unebenen Wand Liniengeschlinge, die teils mit mehreren Fingern eingerillt sind („Makkaroni“), dazwischen gibt es aber auch schwer deutbare Tiere. Daneben sind besser deutbarere Tiere dargestellt, deren Rillen zusätzlich mit roter Farbe nachgezogen wurden. Gezeigt sind vor allem Mammuts, Pferde, Wildkatze sowie positive Handabdrücke. Der Stil passt weder zu dem mediterranen noch den frankokantabrischen Traditionen, eine Datierung ist bisher nicht gelungen. Stilistisch weist einiges auf Stil III.
Département Hérault
  • Höhle Aldène (Cesseras): Großes, durch bergmännische Aktivitäten stark beeinträchtigtes Höhlensystem. Gravierungen, 300 m vom Höhleneingang entfernt, teilweise mit Ocker nachgezogen. Dargestellt sind Pferde, Bär oder Wildkatze, evt. ein Nashorn. Die Zeichnungen sind teils unbeholfen, teils recht geschickt (die Wildkatze gilt als eine der schönsten paläolithischen Darstellungen dieses Tieres überhaupt). Eine Datierung ist nicht möglich.
Département Aude
  • Grotte du Gazel (Sallèles-Cabardès): Meist in den Kalküberzug eingravierte, inzwischen stark abgeblätterte Darstellungen, vor allem Pferde und Steinbock sowie ein Bison. Auf einer Tafel findet sich die ausgezeichnete Darstellung eines Steinbocks und eines Steinbockweibchens, dazu ein Pferd und zahlreiche Zeichen. Die Darstellungen sind in Stil IV einzuordnen und stehen der frankokantabrischen Kunst näher als der mediterranen, zeigen nach Leroi-Gourhan somit, dass sich der westliche Einfluss im mittleren und späten Magdalénien bis ins Rhônetal erstreckte.[157]
Département Ain
  • Abri La Colombière (Poncin): Gravierungen auf Knochen (Mensch und Ren) sowie bemalte Kiesel mit Tierzeichnungen (Nashorn, Bison, Ren, Pferd, Steinbock, Wildkatze oder Bär). Die Datierung ist umstritten; sie schwankt aufgrund des Werkzeuginventars und differierender C-14-Bestimmungen (zwischen 11.000 und 16.000 BP) zwischen Solutréen und Magdalénien. Stil IV.

Die nordspanischen Höhlen

Für folgende Höhlen existieren bereits Wikipedia-Artikel: Höhle von Altamira, Höhle von Altxerri, Höhle von Ekain. Siehe auch Paläolithische Höhlenmalerei im Norden Spaniens.

Spanisches Baskenland

Region Guipúzcoa
  • Höhle Altxerri (Aya): Sie enthält Gravierungen und meist schwarze sowie wenige rote Malereien. Typisch dabei ist neben der häufigen Wandbearbeitung die Auffüllung der Darstellungen mit einem Netz sich überkreuzender Linien. Dargestellt sind Bisons, Steinböcke, Rene, Füchse, Auerochsen, Pferde, Saiga-Antilopen, Gämsen, Fische und eine menschliche Figur, die der von Cougnac ähnelt. Die Ren-Darstellungen bezeugen hier insbesondere die Bedeutung dieses Tieres auch für den spanischen Bereich. Alle Darstellungen gehören zu Stil IV und ins spätere Magdalénien.[158]
Pferdedarstellung (Pottok-Pony?) in Ekain
  • Höhle Ekain (Cestona): Diese bedeutende Höhle in der Nähe der Altxerri-Höhle wird mit Niaux, Altamira und Lascaux verglichen. Sie enthält rote und schwarze Malereien, teilweise zweifarbig, oft mit flächig-plastischen Auffüllungen und Gravuren. Die große Pferdegruppe gilt mit ihrer Detailgenauigkeit als beste Darstellung der paläolithischen Kunst überhaupt. Dargestellt sind außerdem Hirsche, Steinböcke, Bisons, Hirschkuh, Fische (Lachs), Bären, evtl. ein Nashorn, dazu abstrakte Symbole, Punkte usw. Gefunden wurden überdies eine mit einem Steinbockkopf, Hirsch und evtl. Pferd übereinander gravierte Schieferplatte. Ein Stalagmit scheint zu einem Pferdekopf gestaltet worden zu sein. C-14-Datierungen ergaben für die älteste Wohnschicht IX 30.600 BP. Die Bilder gehören allerdings meist dem späten und Endmagdalénien an (C-14: 15.000 und 12.000 BP).[159] Stil IV.
  • Höhle Santimamine (Bilbao): Stilistisch sehr einheitliche schwarz gemalte oder gravierte Darstellungen: Bisons, Pferd, Bär und Kopf eines Cerviden und Rindes. Einige der Darstellungen stehen senkrecht auf dem Kopf, einige Körperpartien sind flächig hervorgehoben. Wenige Zeichen. Die Datierung entspricht in etwa dem frühen Stil IV wie in Altamira, Niaux oder Portel. Stil IV.

Kantabrien

Region Santander
  • Höhle Los Hornos bzw. „Hornos de la Peña“ (San Felice de Buelna/Tarriba): Im Eingangsbereich finden sich zwei Gravierungen: ein Pferd und ein Steinbockkopf. Hauptsächlich Stil II. Es fand sich außerdem eine Ritzung auf einer Knochenplatte.
    Die später entdeckten, teilweise in Lehm eingedrückten Gravierungen und wenige fragmentarische Zeichnungen in einem tieferen Saal werden dem Stil IV zugeordnet und bilden offenbar ein separates Heiligtum einer jüngeren Epoche. Dargestellt sind Steinböcke, Hirsch, Rinder, Bisons und Pferde, dazu eine menschliche Figur.
Beispiel für ein eng benachbartes Höhlenkonglomerat, hier die Cuevas de Viesgo am Monte Castillo

Die folgenden fünf Höhlen Las Chimeneas, La Pasiega, El Castillo, Las Monedas und Covalanas bilden zusammen den Komplex der Cuevas de Viesgo innerhalb eines Umkreises von wenigen hundert Metern.

  • Höhle Las Chimeneas (Puente Viesgo): Gravierungen und schwarze Konturen: Cerviden, Rind, Pferd, Hirsch, Hirschkuh, Steinbock. Dazu rechteckige Zeichen. Hörner, Geweihe und Ohren in halbverdrehter Perspektive. Stil III. C-14-Datierungen verweisen auf das älter Magdalénien und nicht auf das Solutréen.[160]
Die sogenannte „Inschrift“ von Pasiega; eine Serie von Ideogrammen
  • Höhle La Pasiega (Puente Viesgo): In der gesamten Anlage (Plan s. weiter oben)lassen sich fünf Zonen unterscheiden, die zeitlich verschiedenen Etappen des Heiligtumes entsprechen: Galerie B enthält die „Inschrift von Pasiega“, eine Gruppe abstrakter Zeichen, die an einen Schriftzug erinnert. Insgesamt finden sich 226 rot, gelb und schwarz gemalte Bilder sowie 36 gravierte. Am häufigsten sind rote bis gelbe Pferde und Hirsche bzw. Hirschkühe, entweder mit dünner Konturlinie oder breitem Strich. Seltener als Cerviden sind Bisons und Steinböcke. Einige Tiere sind voll ausgemalt und durch Farbschattierungen plastisch gestaltet. Häufig sind Zeichen. Einzigartig hingegen ist eine schwarz gemalte Hand mit Arm. Eine schwarzbraune anthropomorphe Figur ist stark schematisiert. Stilistisch finden sich im vorderen Teil der entwickeltere Stil III, im rückwärtigen der frühe Stil IV. Es ergibt sich damit eine Chronologie von 17.000–13.000 BP. Ähnlichkeiten zu den benachbarten spanischen Höhlen Castillo und Las Chimeneas sind deutlich.
  • Höhle El Castillo (Puente Viesgo): In allen Höhlenteilen finden sich Wandmalereien und Gravierungen, dazu über 50 Handabdrücke, vor allem negativ in Rot. Meist rote Zeichen sind häufig. Rot oder braun gemalte Tierfiguren meist als Umrisszeichnungen. Motive sind Bisons, Boviden, Pferd, Steinbock, Hirsch und Hirschkuh sowie ein „Elefant“. Die gemalten und gravierten Figuren gehören verschiedenen Zeitstufen an. Die Gravuren des Eingangsbereichs sind am ältesten, vielleicht Gravettien, die polychromen Darstellungen sind am jüngsten und gehören in etwa in die Zeit von Altamira. Die Chronologie ist jedoch komplex, der Zusammenhang mit den benachbarten Höhlen relativ unsicher, zumal er sich über 6000 Jahre erstreckt. Stil III/IV. Eine einzelne C-14-Datierung ergab allerdings 13.500 und 13.000 BP.
  • Höhle Covalanas (Puente Viesgo): Am hinteren Ende des 80 m langen Höhleganges finden sich 19 rot gemalte Tierfiguren, meist Hirschkühe, ein Pferd und ein Bovide, die sowohl in der Malweise (Tupfung) wie im Stil sehr einheitlich sind. Zwischen den Tieren finden sich rechteckige Zeichen. Einzuordnen sind die Darstellungen in die zweite Periode von Stil III aus dem frühen Magdalénien, vergleichbar mit Lascaux, Gabillou und Peche-Merle.
Altamira: Reh
Altamira: verschiedene Tiere, Eber, Gämse, Bison, Pferde? Dazwischen ein abstraktes Zeichen
  • Höhle Las Monedas (Puente Viesgo): Alle Darstellungen befinden sich in einem Saal nahe dem Eingang, Zeichen einer späten Phase von Stil IV. Gezeigt sind etwa 30 schwarz gemalte Bilder: Pferde, Hirsche, Boviden, Bisons, Steinbock und Symbole. Einordnung zwischen Stil III und Stil IV.
  • Höhle La Haza (Ramales): Kleine Höhle mit einem als rotem Umriss gemalten Pferd, zeitlich etwa dem frühen bis mittleren Magdalénien entstammend. Stil III.
  • Höhle von Altamira (Santillana del Mar): Neben Lascaux und Niaux die wohl berühmteste frankokantabrische Höhle. Die Darstellungen erstrecken sich über einen Zeitraum von mehr als drei Jahrtausenden. Die älteren haben ein C-14-Alter von 17.000 BP, sie reichen vom beginnenden Solutréen bis zum mittleren Magdalénien, einige Bilder am Höhlenende mit Bison, Mammut, Pferd scheinen dem jüngeren Magdalénien zu entstammen. Die Höhle enthält polychrome Darstellungen, vor allem die berühmte Bisongruppe an der Decke [C-14: 14.700 BP), solche mit lediglich schwarzer Umrisslinie (sogenannte „schwarze Bildfolge“) und Gravuren (am ältesten). Manche Wandvorsprünge sind zu Masken umgebildet. An Motiven finden sich neben vielen abstrakten oft rechteckigen Zeichen und Mäander („Makkaroni“), Bisons, Rinder, Pferde, Cerviden, Steinböcke, Hirschkuh, Wildschweine, dazu eingravierte Männerfiguren. Insgesamt ist die Höhle relativ einheitlich gestaltet. Stilistische Verbindungen ergeben sich zu mehreren anderen spanischen Höhlen (La Pasiega, El Castillo) sowie zu einigen französischen (Rouffignac, Trois Frères, Niaux, Portel usw.). Datierung: Magdalénien III–IV. Stil IV.[161]
  • Höhle Moro Chufin (Riclones): Auffallend tiefe Gravuren befinden sich bereits in der Tageslichtzone des Höhleneinganges: Hirsche, ein Bison sowie Zeichen. Weiter im Inneren finden sich Gravuren und rote Malereien: neben sexuellen Symbolen Pferde, ein Ur sowie einige Punktserien, außerdem eine weibliche Gestalt und ein Hirsch, weiter Bisons, Boviden, Cerviden, Wildziegen, eine anthropomorphe Gestalt und ein Stelzvogel (?). Das Alter der vermutlich innerhalb zweier Zeitphasen gefertigten Darstellungen, Gravuren und Malereien liegt für die Gravuren am Höhleneingang und einige roter Malereien im Inneren bei mehr als 17.500 BP, also im Solutréen oder frühen (Prä-)Magdalénien. Die Gravuren im Höhleninneren sind hingegen weit jünger und etwa um 11.500 BP entstanden.[162]

Bis 2000 neu entdeckte, hier nicht aufgeführte Höhlen, Abris und andere Fundplätze in Kantabrien:[163] La Fuente del Salin.

Asturien

Region Oviedo
  • Höhle Cueva del Buxu (Cangas de Onis): Gravierte und gemalte Bilder etwa 70 m hinter dem Eingang. Pferde, Hirsche, Steinböcke. Tectiforme Zeichen.
  • Höhle El Pindal (Pimiango): Die aus einem einzigen, ca. 300 m langen Gang bestehende Höhle, die wegen ihrer geographischen Lage auch als Vorposten der frankokantabrischen Gruppe nach Süden und Westen gilt und ohne archäologisch bewertbare Kulturschichten ist (auch war sie wegen ihrer Feuchtigkeit und Unzugänglichkeit an einer Felswand kaum bewohnbar), enthält verschiedene Malereien; in Rot: Elefant, Mammut, Pferdekopf, Hirschkuh, ein polychrom schwarz und brauner Bison, weitere Bisons, teils mit roten Umrisslinien, teils flächig rot, teils graviert und rot nachgezogen, dazu zahlreiche rote Zeichen. Ein roter Fisch wird von ebensolchen Punkten überlagert. Stilistisch werden die Darstellungen dem frühen Stil IV zugeordnet (wie z. B. Niaux und Trois Frères), also in mittlere bis späte Magdalénien eingestellt.
Andere Regionen
Höhle La Peña de Candamo: Verwundeter Hirsch
  • Höhle El Pendo (Camargo): Im hinteren Bereich der längst bekannten Höhle wurden neuerdings Malereien entdeckt: neun rote Hirschkühe, ein Steinbock, ein Pferd sowie Zeichen und unbestimmbare Figuren, die stilistisch dem Solutréen zugeordnet werden (Stil von Covalanas).[164] Bereits früher hatte man im vorderen Teil Gravuren mobiler Kunst gefunden, an den Höhlenwänden waren Ritzungen unbestimmter Art sichtbar.
  • Höhle La Loja (Panes): Einige Gravierungen von Auerochsen, bei der die verschiedenen Perspektiven auffallen. Datierung frühes bis mittleres Magdalénien. Stil III/IV.
  • Höhle Tito Bustillo, auch Cueva les Pedrones (Ribadesella): Großes, erst 1968 entdeckte Höhlensystem. Es enthält sehr große (bis zu drei Meter) lange zweifarbige Malereien von Pferden sowie einige Gravierungen. Weiter dargestellt sind Steinbock, Bison/Ur, Reh und Gämse. Auch hier finden sich wie in Altxerri Rendarstellungen. Stilistisch bestehen Ähnlichkeiten zu Ekain. Am Ende eines langen Ganges gibt es die sogenannte „Vulvengalerie“. Datierung: Mittleres Magdalénien.[165]
  • Höhle La Garma (Ribamontàn del Mar): 1995 entdeckte tiefe Höhlengalerien mit Gravierungen sowie schwarzen und roten Malereien von Pferden, Bisons, Hirschkühen, Steinböcken, Auerochsen und Riesenhirschen.[166]
  • Höhle La Peña de Candamo (Roman de Candamo): An den Wänden Gravierungen und Malereien, insgesamt etwa 60 sich überlagernde Figuren, teils rot, teils schwarz gemalt: Bison, Pferd, Cerviden, dazu Handnegative und mit Fingern gezogene Linien („Makkaroni“). Drei verschieden Zeitabschnitte: eine archaische Phase (Hände, Linien), mittlere Phase mit gepunkteten Hirschkühen wie Covalanas und La Pasiega sowie schwarze Malereien und Gravierungen aus dem mittleren Magdalénien. Dazu wurde Kleinkunst gefunden, vor allem Lochstäbe.[167]
  • Höhle Covaciella (Carrena de Cabrales): Magdalénienzeitliche Malereien: Wisente (C-14: 14.000 BP).[168]

Bis 2000 neu entdeckte, hier nicht aufgeführte Höhlen, Abris und andere Fundplätze in Asturien:[169] Höhle von El Bosque, Abri Santa Adrianao.

Freilandfelsbild des Duero-Beckens bei Foz Coa: tiefe Gravuren, die ein Pferd und Ziegen zeigen
Die Freiland-Felsbilder des Duero-Beckens[170]

Die häufig gepickten Felsbildgravuren dieser südlich an den kantabrischen Bereich angrenzenden Zone zeigen stilistisch starke Ähnlichkeiten zu den Höhlenbildern des frankokantabrischen Kreises. Allerdings finden sich unter ihnen auch meso- und neolithische Darstellungen (Thematik und Stil). Eine Anzahl von ihnen dürfte jedoch noch paläolithisch sein, denn sie haben vor allem das Paar Auerochse – Pferd zum Gegenstand (letzteres kamen hier im Neolithikum nicht mehr vor, während der Auerochse sich im Süden noch hielt[171]). Es finden sich stilistische Ähnlichkeiten etwa zu Tête du Lion, Peche Merle, Altamira, Le Colombier und El Castillo. Die Steinbock-Bilder sind dabei wegen der Darstellung des Gehörns besonders typisch. Auch fehlen szenische Darstellungen, wie sie im Neolithikum vermehrt vorkommen. Ob es sich bei den Duero-Bildern um originär paläolithische Erzeugnisse handelt oder um Übergangs- bzw. Nachfolgeerscheinungen, ist bisher nicht geklärt. Die weiter südlich liegenden Fels- und Höhlenbilder, etwa in Malaga oder Gibraltar, gehören allerdings bereits zum Umkreis der ostspanischen Levante-Bilder (s. u.).

Mobile Kunst

Durchbohrter Geweihstab (sogenannter Lochstab), einen Tierkopf (Pferd oder Ren?) darstellend; Fundort La-Madeleine-Abri, 17.000–10.000 BP. Größe 165 × 48 × 21 mm

Nicht nur in Höhlen und Abris, sondern auch in Freilandfundstellen wurden zahlreiche Objekte der sogenannten mobilen Kunst gefunden, die insgesamt weiter verbreitet ist als die stationäre Kunst und mit der frankokantabrischen Höhelkunst ein formales wie inhaltliches Ensemble im Sinne geistig-kultureller Wechselbeziehungen bildet. Meist handelt es sich dabei um verzierte oder plastisch bearbeitete Teile von Werkzeugen aller Art, gewöhnlich geschnitzt und aus Elfenbein oder Horn, manchmal auch bemalte Kiesel. Aber man fand auch geritzte Platten mit Darstellungen von Tieren und selten auch von Menschen. Diese Steinplatten, die gelegentlich sogar noch Farbreste tragen, also offenbar wie manche stationäre Gravuren farblich gestaltet wurden, waren meist separate Objekte, eventuell zur Ausschmückung eines Heiligtumes. Mitunter scheint es sich aber auch um Reste einstiger stationärer Wandverzierungen zu handeln, die im Laufe der Zeit von den Wänden abgefallen sind und sich mit dem übrigen Schutt am Höhlenboden vermischt haben, wie die zahlreichen Beispiele in der obigen Dokumentation illustrieren. Manchmal finden sich jedoch auch figürliche Vollplastiken, denen man einen potentiellen religiösen Charakter zuschreiben kann.

Folgende Typen finden sich
  1. Figürliche Gravierungen und Halbplastiken[172]
  2. Reliefs und Contours découpés (aus dünnen Knochenplatten herausgeschnittene figürliche Umrisse, in deren Silhouetten dann eine Innenzeichnung eingraviert wurde)[173]
  3. Vollplastiken[174]
  4. Nichtfigürliche Ornamente[175]

Figürliche Gravierungen und Halbplastiken

Figürliche Gravierungen auf einem Lochstab (Höhle El Valle, Santander, Kantabrien); die feine Gravur zeigt den Kopf eines Cerviden und einige möglicherweise anthropomorphe und abstrakte Ritzungen
Abris La Madeleine, Tursac; Halbplastik einer kriechenden Hyäne (Knochen), 10,7 cm, Magdalénien

Tierdarstellungen auf Stein, Knochen, Geweih und Elfenbein stehen bei weitem an erster Stelle. Dargestellt sind überwiegend Jagdtiere: Pferd, Ren, Bison, Mammut, Nashorn, Bär, Steinbock und Hirsch, daneben auch Vögel und Fische. Raubtiere wie Löwe und Wolf kommen dagegen eher seltener vor, Pflanzen ganz selten, meist als ähren- oder zweigartige Darstellungen, vereinzelt auch Insekten (z. B. eine Heuschrecke in Les Trois Frères). Menschendarstellungen sind etwas häufiger. Zeichen hingegen, die in der Parietalkunst häufig sind, sind hier weit seltener. Müller-Karpe weist außerdem darauf hin, dass vor allem ältere, nicht während kontrollierter Grabungen gewonnene Objekte auch gefälscht sein können.[176]

In der ersten Phase der jungpaläolithischen Kunst sind die Darstellungen noch relativ unbeholfen und treten meist als Konturlinien und im absoluten Profil auf. Außerhalb Westeuropas sind sie überaus selten.

Im mittleren Abschnitt des Jungpaläolithikums (Solutréen und frühestes Magdalénien) setzt sich diese Tradition weitgehend fort, allerdings finden sich nun vermehrt auch künstlerisch reife Arbeiten, sogar mit perspektivischer Wiedergabe etwa der Hörner. (z. B. Le Roc de Sers, Le Placard und Laugerie-Haute). Hier finden sich im frankokantabrischen Bereich nun auch die ersten Menschendarstellungen (z. B. La Marche).

Ins späte Jungpaläolithikum, vor allem ins westeuropäische Frühmagdalénien, fällt die Blüte der Zeichenkunst mit Tausenden teilweise hervorragender Objekte auf allen europäischen Fundplätzen. Häufig sind die Gravierungen nun auf Werkzeugen angebracht, etwa auf Lochstäben (deren genauer Zweck bis heute unklar ist), Propulsoren (der Hebelteil der Speerschleuder), nicht selten aber auch auf einfachen Geweih- oder Knochenstäben und auf Steinplatten, selten auf Kieseln. Allerdings steht der Gebrauchswert, die praktische Verwendung hier stets im Vordergrund. Mitunter schließt die Verzierung diese Verwendung aber wegen der Zerbrechlichkeit auch aus. Die Darstellungen sind oft äußerst realistisch und detailgenau und schließen die Haltungen und Bewegungsabläufe des jeweils dargestellten Tieres oft mit ein. Auf Steinplatten wurden oft mehrere Tiere übereinander graviert. Es finden sich jedoch auch beabsichtigte Figurenkompositionen, etwa Herden (z. B. Teyjat, Limeuil), teilweise mit Perspektive. Menschendarstellungen sind hier jedoch relativ selten und reichen von stark stilisieren Formen bis hin zu realistischen Darstellungen, ja sogar Kompositionen (z. B. die schwangere Frau von Trois Frères) und szenischen Darstellungen (Limeuil). Mitunter sind die Gestalten in die Fläche sogar kunstvoll eingebunden (Mas d'Azil). Auch Mensch-Tier-Gruppen kommen vor (Laugerie-Basse, Les Eyzies-de-Tayac: Mensch jagt Wisent). Die Ursachen für diese zunehmende künstlerische Entfaltung bleiben jedoch unklar und sind hoch umstritten.[177]

Reliefs und Contours découpés

Contours découpés aus verschiedenen französischen Höhlen (Rentiere); 1a/b, 5: Espélugues; 2: Grotte Gourdan; 3, 5, 6: Mas-d'Azil, 4: Saint-Michele d'Arudy; 8: Caverne du Pape

Zwischen den jungpaläolithischen Gravierungen und den Vollplastiken gibt es viele Übergänge. Dabei steht entweder die zweidimensionale Fläche im Vordergrund, die durch die dreimensionale Konturhaftigkeit angereichert wird, oder die Körperhaftigkeit der Plastik wird mit dem flächigen Bildgrund verbunden. Ersteres führt zu der Form der Contours découpés, letzteres zum Relief.

Contours découpés

Vor allem im Frühmagdalénien findet sich diese neue Form, bei der die Silhouette aus einem Knochenstück ausgeschnitten und mit Details angereichert wird, insbesondere im südwestfranzösischen Küstenbereich (Aquitanien). Dargestellt sind entweder ganze Tiere oder deren Köpfe, meist von Ren, Pferd oder Steinbock. Sie waren offenbar zum Aufhängen bestimmt (Durchlochungen), evtl. als Körperschmuck. Mitunter sind sie beidseitig graviert und nähern sich so der Vollplastik.

Relief

Die jungpaläolithischen Reliefs sind oft meisterhaft gearbeitet. Es handelt sich dabei um Hochreliefs mit tiefer gelegter umgebender Bildfläche. Tiere und deren Köpfe wurden so häufig an Elfenbein- und Rengeweihstäbe geschnitzt, wobei der Übergang zur reinen Gravur oft fließend ist, wenn etwa nur einige Körperpartien plastisch hervorgehoben sind. Es finden sich aber auch vollplastische Teildarstellungen. Auch in Stein gemeißelte Reliefs gibt es, mitunter sehr großzügig und detailreich gearbeitete (Isturitz). Die besten Beispiele finden sich im südfranzösischen Raum des Solutréen und Frühmagdalénien. Die Kunstart war jedoch bereits im Aurignacien ausgebildet und blieb bis ans Ende des Paläolithikums von Bedeutung, auch wenn sie in der Spätzeit deutlich abnahm.

Vollplastiken

Die großen Ton- bzw. Lehmplastiken[178], die ohnehin nur in wenigen Höhlen vorkommen, vor allem Tuc d'Audoubert (ein Bisonpaar) und Montespan (Bär) sowie evtl. Pech Merle (Bär), gehören nicht in diesen Zusammenhang, da sie stationär sind. Die Ausführung ist meist grob, häufig fehlt der Kopf oder ist oder war durch einen Knochenschädel ersetzt, der gelegentlich in der Nähe gefunden wurde. Die Bisonplastiken von Tuc d'Audoubert sind allerdings vorzüglich und detailgenau gearbeitet. Die Seltenheit der meist im Höhlenhintergrund aufgestellten Großplastiken erklärt sich vermutlich durch die schlechten Erhaltungsbedingungen des Materials Lehm bzw. Ton.

Replik der Venus von Lespugue mit ausgeprägter Steatopygie; Stoßzahn-Elfenbein; Gravettien, Frankreich, Musée de L'Homme, Paris

Kleinplastiken: Statuetten und andere vollplastische Kunst sind in der frankokantabrischen Kunst relativ selten, allerdings gibt es sie im gesamten Verbreitungsgebiet der jungpaläolithischen Kunst vom Atlantik bis nach Sibirien und vom Aurignacien bis zu späten Magdalénien. Dargestellt sind Menschen und Tiere. Als Materialien wurden weiche Steinarten (Speckstein, Kalkstein usw.), Elfenbein, Knochen, Geweih, Rötel, Gagat und Ton verwendet. In einigen Fällen lässt sich die Verwendung als Grabbeigabe nachweisen, doch ist ihre generelle Verwendung unklar, auch wenn auffällt, dass man immer wieder gehäuft zerbrochene Plastiken findet, also ein kultischer Gebrauch naheliegt. Durchbohrungen lassen zudem darauf schließen, dass sie auch als Anhänger benutzt wurden. Andere Plastiken sind an Werkzeugen angebracht und somit eher halbplastische Gravierungen (s. o.).

Am interessantesten und umstrittensten sind menschliche, vor allem weibliche Statuetten, von denen bisher europaweit über hundert gefunden wurden, weniger allerdings im frankokantabrischen Raum (Lespugue, Tursac, Brassempouy, Laugerie-Basse, Mas d'Azil, Sireuil). Die meisten dieser meist stehend dargestellten Figuren datieren ins Gravettien. Sie zeigen vor allem bei den weiblichen, gewöhnlich nackten (sogenannte Venusfigurinen) Plastiken bestimmte charakteristische Formen, die als Geschlechtsmerkmale oft extrem hervorgehoben sind. Die Bedeutung diese Venusfigurinen ist allerdings hoch umstritten und wird gelegentlich von der Matriarchatsforschung als Beweis für das frühe Auftreten dieser Gesellschaftsform genutzt.

Tierplastiken sind oft hervorragend gearbeitet und fanden sich vor allem im südwestfranzösischen Höhlen und Abris (Isturitz) des Frühmagdalénien. Häufig wurden sie jedoch nicht als separate Werke geschaffen, sondern sind Teil von Rengeweih- oder Elfenbeinstäben (deren Verwendung bis jetzt ebenfalls unklar ist). Dargestellt werden im frankokatabrischen Raum Pferd, Bär, Bison und Cerviden, mitunter kompositorisch aufeinander bezogen wie in Trois Frères (sich umarmende Cerviden), Mas d'Azil, Arudy und Bédeilhac, oder sie sind in heftiger Bewegung dargestellt, z. B. springend oder hochsteigend (Laugerie-Basse, Bruniquel). Auch hier ist jedoch die Verwendung ungeklärt. An Werkzeugen verhindert ihre Existenz oft sogar deren Gebrauch, so dass eine symbolische Bedeutung für den Träger dieser ja zerbrechlichen Geräte erwogen werden kann, zumal sich Durchlochungen finden wie etwa bei der Wildkatze von Isturitz. Wie bei den Gravierungen sind auch hier Fische nicht selten dargestellt, und zwar europaweit. Im mittleren und jüngeren Magdalénien finden sich allerdings nur noch wenige und qualitativ eher unbedeutende Tierplastiken, obwohl die figürliche Schnitzkunst bis ans Ende des Paläolithikums betrieben wurde.

Nichtfigürliche Ornamente

Die Grenzen zwischen der figürlichen und nichtfigürlichen Ornamentik sind nicht scharf zu ziehen, da bereits im Aurignacien, vor allem aber im Magdalénien neben den naturalistischen Darstellungen auch stilisierte vorkommen, bei denen die naturalistischen Originale oft nicht mehr erkennbar sind. Dies gilt für anthropomorphe wie zoomorphe Ornamentik. Neben dieser Ornamentik mit figürlichem Hintergrund findet sich aber auch solche, die rein technische Ursprünge hat wie schnitzen, flechten, kerben, bohren, drehen, binden und sich aus diesen technischen Spuren als Ornament verselbständigt zu haben scheint. Wahrscheinlich ist hier sogar der Ursprung der Ornamentik als solcher zu suchen. Komplizierte Ornamente dieser Art, etwa Spiralen und Mäander, findet man vor allem im Solutréen und Magdalénien. Seltener als gravierte Muster sind gemalte Zeichen oder Muster erhalten, also Ockerstriche und -punkte oder komplexe Linienstrukturen. Sie sind bereits vor dem postglazialen Azilien erhalten und etwa für Mas d'Azil besonders typisch (Kiesel). Ihre Bedeutung, sofern es aus dem rein dekorativen Zweck eine gegeben hat, ist unklar.

Kulturelle Parallelen der paläolithischen Kunst im übrigen Europa

Neben der am höchsten entwickelten Eiszeitkunst des frankokantabrischen Raumes finden sich in Europa noch weitere Zentren der Höhlenkunst mit allerdings sowohl stilistisch wie auch qualitativ abweichenden Charakteristiken[179]

Bilder und Gravierungen

Typische, nur 14 cm großes Levante-Felsbild eines Stieres (Ladruñan), Teruel, Aragonien
Levanzo: Menschendarstellung (Gravur); man erkennt den hier im Vergleich zur frankokantabrischen Kunst stark abweichenden Stil
Malerei aus der Kapowa-Höhle, Replik
Die Levante-Kunst[180]

Felsbilder in Ost- und Südspanien sowie Portugal, etwa 150 Fundstellen. Die Levantekunst (für Ostspanien = Levante Spaniens) ist vorwiegend mesolithisch bis neolithisch geprägt. Die Darstellungen weisen im Allgemeinen noch auf die Lebensweise von Jäger-Sammlern hin, Bezüge zur beginnenden Landwirtschaft sind selten. Die Datierung ist wegen fehlender Kulturschichten an den Abris und Felswänden problematisch. Als verwandte spät/epipaläolithische Kulturstufe wird das Azilien erwogen.
Die häufig lediglich 5 bis 10 cm großen Bilder befinden sich oft im Freien oder in Abris und sind meist rot, schwarz, selten auch weiß gemalt, nur wenige polychrom; gelegentlich finden sich Gravuren. Dargestellt sind gewöhnlich Menschen, kaum Tiere. Die Menschendarstellungen zeichnen sich durch einen großen Detailreichtum aus (ganz im Gegensatz zur frankokantabrischen Kunst) mit Kleidung, Schmuck, Bewaffnung, Haartracht, Werkzeugen, Waffen, Utensilien usw. Manche Körperteile sind stark überbetont, besonders bei Frauen (nackte Brüste, Becken). Die Körper selbst sind jedoch stark stilisiert. An Tierdarstellungen finden sich Stiere, Hirsche, Ziegen, seltener Wolf, Bär, Fuchs und eine Art Hund.

Wesentliche Fundstellen mit Gravierungen und Malereien sind unter anderem: [181] Die Höhlen von Ardales (Malaga), Los Casares (Guadalajara), Parpalló (Valencia) und vor allem das spät- bis nachpaläolithische[182] La Pileta (Malaga), deren naturalistische, von vielen Zeichen begleitete gelb, rot und schwarz gemalte Tierdarstellungen von Leroi-Gourhan stilistisch als dem frankokatabrischen Kreis nahestehend bezeichnet werden.[183]

Die paläolithische Kunst Italiens und Siziliens[184]

Sie wird gelegentlich zusammen mit der ostspanischen Felskunst und den Höhlen des Rhôneunterlaufes einem eigenen mediterranen Kulturkreis zugerechnet.[185] Es gibt hier drei Felsbildregionen mit unterschiedlichen Charakteristika: Süditalien, die ligurischen Seealpen und die ostalpine Val Camonica.

  • Die Zahl der relevanten Funde in Süditalien ist jedoch im Vergleich zu Frankokantabrien, zu dem einige stilistische Ähnlichkeiten bestehen, recht gering. Es finden sich paläolithische und epipaläolithische Zeichnungen und Malereien unterschiedlichen Stils an Höhleneingängen und in Höhlen. Die epipaläolithischen Darstellungen ähneln denen der Sahara (s. Geschichte Nordafrikas). In den Addaura-Höhlen bei Palermo fanden sich spät-, evtl. epipaläolithische Gravierungen von 17 Menschen und 15 Tieren (vor allem plumpe Boviden). In anderen Höhlen finden sich bemalte oder gravierte Kiesel mit Tierfiguren. In der Höhle auf der Insel Levanzo fanden sich zahlreiche Gravierungen, vor allem Pferde und Hirsche sowie drei tanzenden Menschen in relativ kunstvoller Ausführung; eine weitere, rot und schwarz flächig gemalte Menschengruppe ist hingegen wesentlich primitiver und stilistisch stark abweichend dargestellt. In der Paglicci-Höhle (Puglia) befinden sich im tiefen Teil rote Wandmalereien von Pferden sowie positive und negative Handabdrücke. Die Grotta Romanelli (Puglia) schließlich enthält spätpaläolithische mobile Kunst, vor allem Ritzzeichnungen von Tieren, dazu an den Wänden auch Gravierungen von Boviden.
  • In den Seealpen sind am Monte Bego fast 40.000 meist stark stilisierte Bilder in zwei Gruppen festgestellt worden. Ihre Themen sind jedoch neolithisch, teils sogar bronzezeitlich. Wildtiere fehlen.
  • Die Felsbilder der Val Camonica sind sogar in die Eisenzeit oder noch später zu datieren.
Höhlenbilder und Felsbilder des Ural[186]

Hier sind vor allem zwei Höhlen von Bedeutung. Die Höhle von Kapowa und Höhle von Ignatjewka , beide im südlichen Ural nahe Ufa.[187] Die Fundschichten der Kapowa-Höhle konnte mit C-14 auf 14.000 und 14.600 BP datiert werden. In der Ignatiewka-Höhle ergaben die Datierungen 13.200 und 14.200 BP, also in die Zeit des westeuropäischen Magdalénien. Die Tierdarstellungen und fraglichen anthrompomorphen Bilder, meist in rot oder schwarz, sind allerdings qualitativ nicht mit denen der frankokantabrischen Kunst jener Periode gleichzusetzen. Die zwischen 1951 und 1962 entdeckte Kapowa-Höhle (auch Kapovaja) ist insgesamt zwei Kilometer lang und enthält in zwei Gruppen Darstellungen von sieben Mammuts, zwei Pferden und einem Nashorn. Sie sind im Profil, als Silhouette oder Kontur durchgeführt und mit Ocker gemalt. In der unteren Etage finden sich zahlreiche Zeichen, eine anthropomorphe Figur und zwei Pferdebilder. Diese und die Ignatjewkaja-Höhle sind die einzigen Bilderhöhlen auf dem gesamten Gebiet der einstigen Sowjetunion, bei denen es eine Analogie zur frankokantabrischen Kunst gibt.[188]

Petroglyphen aus Schweden
Skandinavische Felsbilder[189]

Die Felsbilder des arktischen Westskandinavien gehören bereit in die Nacheiszeit, sind aber noch weitgehend Erzeugnisse einer Jäger-Sammler-Kultur. Fast ausschließlich sind es meist schlicht ausgeführte Gravuren außerhalb von Höhlen. Mitunter sind die Flächen einfarbig ausgemalt. Die Darstellungen, die sich häufig an Steilwänden über dem Wasser befinden, zeigen vor allem Tiere (Elche, Ren, Bär, Fische, Wal). Eine mesolithische Datierung ist unsicher. Menschen werden oft in Gruppen und stark schematisiert dargestellt und stark in Bewegung. Die südskandinavischen Felsbilder sind hingegen bereits Darstellung der neolithischen Bauernkultur und spiegeln Vorstellungen des Sonnenkultes, des Fruchtbarkeitszaubers und der Götterverehrung. Darstellungen in Booten sind häufig.

Mobile Kunst

Paläolithische Kunst in Europa; dünne dunkelblaue Linie: eiszeitliche Küstenlinie, dicke hellblaue Linien: Grenzen der stärksten Würm-Vereisung, rot: stationäre Wandkunst, grün: mobile Kunst
Überblick[190]

Die mobile Kunst des Jungpaläolithikums[191] ist insgesamt weit älter als die stationäre Felskunst, wie sie mit Malereien und Gravuren in der Frankokantabrischen Höhlenkunst vor allem im Magdalénien ihren Höhepunkt erreichte. Die ältesten Darstellungen, die man fand, sind die etwa 370.000 Jahre alten Knochenritzungen von Bilzingsleben. Die eigentliche figürliche Kunst, die auch als solche angesehen werden kann,[192] auch wenn der moderne Begriff hier im Grunde auch hier noch nicht oder doch nur in einem sehr erweiterten Sinne anwendbar ist,[193] ist jedoch erst ab dem Aurignacien nachweisbar und erreichte ihren Höhepunkt im Gravettien. Im Vordergrund stehen hier Plastiken, die in der frankokantabrischen Kunst eher eine Nebenrolle spielen. Vollplastiken von oft überragender Kunstfertigkeit sind in Süddeutschland insbesondere in den Höhlen der Schwäbischen Alb und dort des Lonetales,[194] dazu in Österreich und noch weiter östlich bis tief nach Russland hinein die Hauptrepräsentanten der paläolithischen Kunst. Insgesamt bietet diese mitteleuropäische Region die weitaus reichsten Funde an frühen Tierplastiken, und zwar vom Aurignacien bis zum späten Magdalénien und reicht, was die Funde der Schwäbischen Alb angeht, in ihrer auch weltweiten Bedeutung als eigenständiger stilistischer Komplex durchaus an die der frankokantabrischen Kunst heran,[195] von der es für diese frühe Periode lediglich Gravierungen aus dem Abri Cellier gibt (siehe oben), die halbwegs vergleichbar sind.

Schieferplattengravur mit zwei stilisierten Frauenfiguren aus Gönnersdorf

Was die meist an Stein, Elfenbein, Horn oder Knochen angebrachte Gravierungen angeht, so kommen sie während der ganzen Periode zwischen Aurignacien und Magdalénien auch außerhalb des frankokantabtischen Bereichs häufig vor, teilweise sogar nur dort, und finden sich an Gebrauchsgegenständen, Lochstäben usw., ohne dass ihr genauer Zweck zu eruieren wäre. Besonders bemerkenswert sind hier die etwa 15.000 Jahre alten Funde von Gönnersdorf, wo zahlreiche Ritzungen auf Schieferplatten gefunden wurden, darunter zahlreiche, meist kopflose, allerdings stark stilisierte Frauengestalten, die als Tänzerinnen gedeutet wurden, sowie die Darstellung eines behaarten Mannes. An Tiergravuren fanden sich solche von Pferden, Mammuts, einem Nashorn und Ur sowie einer Saiga-Antilope und eines Seehundkopfes, von verschiedenen Vögeln (Rabe, Schneehuhn) sowie eines Wolfes. Eine Darstellung scheint szenisch zu sein. Dazu fand man neben Ritzungen von Vulva und Penis zahlreichen abstrakten Zeichen sowie mehrere stilisierte menschliche Statuetten aus Horn und Elfenbein.[196]

Tierdarstellungen

Hier sind im Aurignacien vor allem die Elfenbein-Plastiken Süddeutschlands, insbesondere in den Höhlen am Südrand der Schwäbischen Alb und entlang der oberen Donau von Bedeutung, wo sie zu den ältesten Kunstwerken überhaupt gehören. Felsbilder finden sich hingegen hier von einigen Farbresten abgesehen keine. Die älteste derartige Plastik, ein Mammut, entstammt der Vogelherdhöhle und ist etwa 35.000 Jahre alt. In derselben Höhle fanden sich noch weitere, stratigraphisch gut datierbare Tierplastiken, unter anderem von Bison, Höhlenlöwe und einem Pferd (32.000 BP). Eine weitere wichtige Höhle des Lonetals, in der Tierplastiken gefunden wurden, ist das Geißenklösterle. In der Hohlenstein-Stadel-Höhle wurde die berühmte Löwenmensch-Figur entdeckt. Auf dem Gebiet der ehemaligen Tschechoslowakei gab es vor allem in Dolní Věstonice zahlreiche Funde von Tierplastiken in Freilandstationen aus der Zeit des sogenannten Pawlovien (östliche Variante des Gravettien).

Menschendarstellungen

Sie finden sich verbreitet und außerordentlich zahlreich gesamteuropäisch, sind von wenigen Ausnahmen wie der Löwenmensch-Figur aus dem Aurignacien abgesehen durchweg weiblich und gehören zu den sogenannten Venusfigurinen. Manchmal waren die Plastiken rot gefärbt und erinnern nach Müller-Karpe an die Rotfärbung der Körper bei Bestattungen.[197] Die bekannteste dieser mitunter auch stark stilisierten Venusfigurinen ist die Venus von Willendorf, die wie die meisten anderen aus dem Gravettien stammt. Die Bedeutung all dieser Frauenstatuetten, die auch im frankokantabrischen Bereich gefunden wurden, ist umstritten. Durchbohrungen zeigen jedoch, dass sie offenbar auch als Amulette getragen wurden.

Siehe auch

Literatur

Allgemeine und spezielle Nachschlagewerke
Altsteinzeit, Fels- und Höhlenkunst allgemein
Einzelne Bilderhöhlen
  • Jean-Marie Chauvet: Grotte Chauvet. Altsteinzeitliche Höhlenkunst im Tal der Ardèche. Jan Thorbecke Verlag, Sigmaringen 1995, ISBN 3-7995-9000-5
  • Jean Clottes: Niaux. Die altsteinzeitliche Bilderhöhlen in der Ariège und ihre neu entdeckten Malereien. Jan Thorbecke Verlag, Sigmaringen 1995, ISBN 3-7995-9003-X
  • Jean Clottes, Jean Courtin: Grotte Cosquer bei Marseille. Eine im Meer versunken Bilderhöhle. Jan Thorbecke Verlag, Sigmaringen 1997, ISBN 3-7995-9001-3
  • Jean Plassard: Rouffignac. Das Heiligtum der Mammuts. Jan Thorbecke Verlag, Sigmaringen 1999, ISBN 3-7995-9006-4
  • Roemer- und Pelizaeus-Museum, Hildesheim: Lascaux, Höhle der Eiszeit. Ausstellung 1982. Verlag Philipp von Zabern, Mainz 1982, ISBN 3-8053-0593-1
  • Vjaceslav E. Scelinskij, Vladimir N. Sirokov: Höhlenmalerei im Ural. Kapova und Ignatievka. Die altsteinzeitlichen Bilderhöhlen im südlichen Ural. Jan Thorbecke Verlag, Sigmaringen 1998, ISBN 3-7995-9004-8
Religion
Klima und Umwelt, Anthropologie, Sonstiges
  • Norbert Benecke: Der Mensch und seine Haustiere. Die Geschichte einer jahrtausendealten Beziehung. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1994, ISBN 3-8062-1105-1
  • Rudolf Feustel: Abstammungsgeschichte des Menschen. 6. Aufl. Gustav Fischer Verlag, Jena 1990, UTB 1722. ISBN 3-334-00272-1
  • Winfried Henke, Hartmut Rothe: Paläoanthropologie. Springer Verlag, Berlin Heidelberg New York 1994, ISBN 3-540-57455-7
  • Wighart von Koenigswald: Lebendige Eiszeit. Klima und Tierwelt im Wandel. WBG, Darmstadt 2010, ISBN 978-3-534-23752-4
  • Hubert Horace Lamb: Klima und Kulturgeschichte. Der Einfluss des Wetters auf den Gang der Geschichte. Rowohlt Taschenb. Verlag, Reinbek 1994, ISBN 3-499-55478-X
  • Roger Lewin: Spuren der Menschwerdung. Die Evolution des Homo sapiens. Spektrum Akad. Verlag, Heidelberg 1992, ISBN 3-89330-691-9
  • Martin Schwarzbach: Das Klima der Vorzeit. Eine Einführung in die Paläoklimatologie. Ferdinand Enke Verlag, Stuttgart 1993. ISBN 3-432-87355-7
  • Eberhard Wagner: Eiszeitjäger im Blaubeurener Tal. Führer zu archäologischen Denkmälern in Baden-Württemberg, Bd. 6., Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1979, ISBN 3-8062-0225-7

Einzelnachweise

  1. Ries, S. 34; Leroi-Gourhan: Prähistorische Kunst, 1975, S. 425.
  2. Lexikon der Kunst, Bd. 2, S. 571.
  3. Ries, S. 35, 41.
  4. Anati, S. 228–239.
  5. Müller-Karpe, Grundzüge, Bd. 1, 1998, S. 36.
  6. Ries, S. 50.
  7. Anati, S. 223–228.
  8. Leroi-Gourhan: Religionen der Vorgeschichte, 1981, S. 88 f.
  9. Ries, S. 38 f.
  10. A. Laming-Emperaire:[1]
  11. Ries, S. 50.
  12. Lewis-Williams, S. 11.
  13. Lorblanchet, S. 56.
  14. Müller-Beck, S. 25 f., 35 f.; Cunliffe, S. 55–58.
  15. Cunliffe, S. 55, 67–72, 81.
  16. Müller-Beck, S. 16, 27 ff.; Cunliffe, S. 73–79.
  17. Cunliffe, S. 88.
  18. Müller-Beck, S. 20 ff., 50 f.; Cunliffe, S. 88; Gesamtdarstellung dieser Thematik in: Lewis-Williams: The Mind in the Cave, 2002.
  19. Sherratt, S. 88; Cunliffe, S. 86 f.
  20. Cunliffe, S. 55–58.
  21. Clottes/Courtin: Cosquer, S. 7.
  22. Clottes/Courtin: Cosquer, S. 34.
  23. Schwarzbach, S. 56.
  24. Schwarzbach, S. 247 ff.; Lamb, S. 129 ff.
  25. Cunliffe, S. 55–60; Clottes/Courtin: Cosquer, S. 33–40; Hoffmann, S. 91 ff.
  26. v. Koenigswald, S. 145.
  27. Von Koenigswald, S. 40–137.
  28. Lorblanchet, S. 57–61.
  29. v. Koenigswald, S. 92–97, 165 f.
  30. Hoffmann, S. 244
  31. v. Koenigswald, S. 79–82.
  32. Benecke, S. 210.
  33. v. Koenigswald, S. 134 f.
  34. v. Koenigswald, S. 156f, 166.
  35. v. Koenigswald, S. 143–149.
  36. Culiffe, S. 88.
  37. Cunliffe, S. 61, 65, 73–79, 85–88; Müller-Karpe: Grundzüge, Bd. 1, 1998, S. 29–33.
  38. Hoffmann, S. 76 ff.
  39. Lewin, S. 120 ff.
  40. Neandertaler-Gene: [2]
  41. Hoffmann, S. 116 ff., Clottes/Courtin: Cosquer, S. 44; Henke/Rothe, S. 451–457; Feustel. S. 178–182.
  42. v. Koenigswald, S. 148.
  43. Clottes/Courtin: Grotte Cosquer, S. 38.
  44. Cunliffe, S. 73–79, 88; Hoffmann, S. 299; Müller-Karpe: Handb. d. Vorgesch. Bd. I: Altsteinzeit, 1977, S. 151–162, Müller-Beck, S. 28–33, 36, 44, 61.
  45. Ries, S. 34 f.
  46. Hoffmann, S. 299.
  47. Chauvet, S. 112 f.
  48. Clottes/Courtin: Cosquer, S. 41.
  49. Hoffmann, S. 159 f.
  50. Hoffmann, S. 230 f., 346 f.
  51. Hoffmann, S. 34 f.
  52. Hoffmann, S. 272 f.
  53. Hoffmann, S. 244 ff.; Ries, S. 34 f.
  54. Brockhaus, Bd. 10, S. 176 f.
  55. Müller-Karpe: Handb. d. Vorgesch. Bd. I: Altsteinzeit, 1977, S. 141 ff.
  56. Lamb, S. 125 ff.
  57. Hoffmann, S. 175f; Hahn, S. 331–390.
  58. Hoffmann, S. 176; Müller-Karpe: Grundzüge, Bd. 1, 1998, S. 54 f.
  59. Ries, S. 39ff, 122, 127–134, 142ff, 146f, 150–156; Müller-Karpe: Handb. d. Vorgesch. Bd. I: Altsteinzeit, 1977, S. 142.
  60. Lewis-Williams, S. 208 ff.
  61. Leroi-Gourhan: Prähistorische Kunst, 1975, S. 193–202.
  62. Ries, S. 34–53; Müller-Karpe: Grundzüge Bd. 1, 1998, S. 22–27; Lorblanchet, S. 200–205.
  63. Hoffmann, S. 176.
  64. v. Koenigswald, S. 25 ff.
  65. Cunliffe, S. 88–92.
  66. Anati, S. 216ff
  67. Benecke, S. 290.
  68. Cunliffe, S. 124 ff.
  69. Cunliffe, S. 148 ff.
  70. Cunliffe, S. 146ff, 150 ff.
  71. Cunliffe, S. 138, 141 f.
  72. Leroi-Gourhan: Religionen der Vorgeschichte, 1981, S. 76 ff.; Vialou, S. 171–194; Müller-Karpe: Grundzüge, Bd. 1, S. 36–42; Lexikon d. Kunst, B. 2, S. 477 f.; Hoffmann, S. 128–132; Lorblanchet, S. 67–74, 143–156, 249–266.
  73. Müller-Karpe: Handb. d. Vorgesch. Bd. I: Altsteinzeit, 1977, S. 193 ff.
  74. Roemer- und Pelizaeus-Museum: Lascaux, S. 61 ff.
  75. Lorblanchet, S. 261–263.
  76. Roemer- und Pelizaeus-Museum: Lascaux, S. 63.
  77. Leroi-Gourhan: Prähistorische Kunst, 1975, S. 132 ff.
  78. Müller-Karpe: Handb. d. Vorgesch. Bd. I: Altsteinzeit, S. 195; Grundzüge, Bd. 1, 1998, S. 39; Chauvet, S. 114.
  79. Müller-Karpe: Grundzüge, Bd. 1, 1998, S. 41.
  80. Leroi-Gourhan: Die Religionen der Vorgeschichte, 1981, S. 108–127; vgl. auch Clottes/Lewis-Williams: Les chamanes de la préhistoire, S. 83–127.
  81. Ries, S. 35 ff.
  82. Müller-Karpe: Grundzüge, Bd. 1, 1998, S. 39.
  83. Clottes: Niaux, S.141 f.
  84. Müller-Karpe: Grundzüge, Bd. 1., S. 41 f.
  85. Lorblanchet, S. 57.
  86. Chauvet, S. 52–58.
  87. Leroi-Gourhan: Prähistorische Kunst, 1975, S. 136 ff.; Lorblanchet, S. 57–61.
  88. Plassard, S. 62.
  89. Lorblanchet, S. 58 (nach Leroi-Gourhan).
  90. Lorblanchet, S. 60 f.
  91. Leroi-Gourhan: Prähistorische Kunst, 1975, S. 183–186.
  92. Leroi-Gourhan: Prähistorische Kunst, 1975, S. 138–142; Lorblanchet, S. 61–64.
  93. Karte vgl. Clottes/Courtin: Cosquer, S. 66.
  94. Lewis-Williams, S. 216–220.
  95. Ries, S. 39 ff.
  96. Ries, S. 122, 143, 153–156.
  97. Clottes/Courtin: Cosquer, S. 166 f., 173 f.
  98. Vialou, S. 329–338; Lorblanchet, S. 64 f.; Leroi-Gourhan: Religionen der Vorgeschichte, 1981, S. 104–107.
  99. Lewis-Williams, S. 127, 130, 134, 151–154.
  100. Anati, S. 161–174.
  101. Hoffmann, S. 130 f.
  102. Lorblanchet, S. 65 f.
  103. Lorblanchet, S. 84–92; Roemer- und Pelizaeus-Museum: Niaux, S. 25.
  104. Müller-Beck, S. 44.
  105. Lorblanchet, S. 18.
  106. Müller-Karpe: Grundzüge, Bd. 1, 1998, S. 34 ff.
  107. Ries, S. 43.
  108. Lewis-Williams, S. 132–135.
  109. In: Eliade: Schamanismus und archaische Ekstasetechniken.
  110. Ries, S. 50.
  111. Ries, S. 50.
  112. Zu den neue entdeckten, wissenschaftlich noch nicht ausreichend beschriebenen Höhlen, die in dieser Übersicht fehlen siehe Lorblanchet S. 56.
  113. Müller-Karpe: Handb. d. Vorgesch. Bd. I: Altsteinzeit, 1977, S. 257–292.
  114. Leroi-Gourhan: Prähistorische Kunst, 1975, S. 344–444.
  115. Leroi-Gourhan: Religionen der Vorgeschichte, 1981, S. 97–102.
  116. ClottesCourtin: Cosquer, S. 164 f.
  117. Lorblanchet, Tabelle S. 268, zu den modernen Datierungstechniken siehe S. 267–309.
  118. Leroi-Gourhan: Prähistorische Kunst, 1975, S. 557–559; Müller-Karpe: Handb. d. Vorgesch. Bd. I: Altsteinzeit, 1977, Taf. 272/273.
  119. Z. B. Leroi-Gourhan: Prähistorische Kunst, 1975, S. 9557 ff.
  120. Stilübersicht: Leroi-Gourhan: Religionen der Vorgeschichte, 1981, S. 97–102.
  121. Lorblanchet, S. 81ff.
  122. Lorblanchet, S. 318.
  123. Leroi-Gourhan: Prähistorische Kunst, 1975, S. 355.
  124. Lorblanchet, S. 316.
  125. Lorblanchet, S. 316.
  126. Müller-Karpe: Handb. d. Vorgesch. Bd. I: Altsteinzeit, 1977, S. 274 f.
  127. Plassard, S. 41.
  128. Lorblanchet, S. 56.
  129. Le Merveilles: [3]. WP.fr.
  130. Les Fieux: [4]. WP.fr.
  131. Lorblanchet, S. 204, 206.
  132. Lorblanchet, S. 294.
  133. Lorblanchet, S. 63, 66, 186, 217, 287.
  134. Lorblanchet, S. 56.
  135. Lorblanchet, S. 56.
  136. Clottes: Niaux, 1997, S. 155 ff.
  137. Lorblanchet, S. 222, 307.
  138. Lorblanchet, S. 306.
  139. Vialou, S. 289, 294 ff. Abstrakte Zeichen, vor allem Punkte und schlüsselförmige Symbole (claviforme).
  140. Lorblanchet, S. 63.
  141. Massat: [5]. WP.fr
  142. Lorblanchet, S. 56.
  143. Isturitz: [6]. WP.fr
  144. Leroi-Gourhan: Prähistorische Kunst, 1975, S. 425; Lexikon der Kunst, Bd. IV, S. 306f,
  145. Clottes/Courtin: Cosquer, S. 7, 167; Lorblanchet, S. 314.
  146. Chauvet, S. 112.
  147. Lorblanchet, S. 314.
  148. Dokumentation: Clottes/Courtin, Cosquer, S. 81–125.
  149. Clottes/Courtin: Cosquer, S. 127–139.
  150. Clottes/Coortin, S. 155–161.
  151. Chauvet, S. 42 f.
  152. Dokumetation in: Chauvet: Grotte Chauvet, 1995.
  153. Lorblanchet, S. 300ff.
  154. Leroi-Gorurhan: Prähistorische Kunst, 1975, S. 431.
  155. Lorblanchet, S. 56.
  156. Leroi-Gourhan: Prähistorische Kunst, 1975, S. 432.
  157. Leroi-Gourhan: Prähistorische Kunst, 1975, S. 435.
  158. Altuna, S. 196.
  159. Altuna, S. 103–112.
  160. Lorblanchet, S. 314.
  161. Datierungen: Lorblanchet, S. 315.
  162. Lorblanchet, S. 282; Vialou, S. 348; [7].
  163. Lorblanchet, S. 56.
  164. Lorblanchet, S. 315.
  165. Altuna, S. 194f.
  166. Lorblanchet, S. 317.
  167. Lorblanchet, S. 317.
  168. Lorblanchet, S. 270.
  169. Lorblanchet, S. 56.
  170. Lorblanchet, S. 30–33.
  171. v. Koenigswald, S. 65, 89.
  172. Müller-Karpe: Handb. d. Vorgesch. Bd. I: Altsteinzeit, 1977, S. 206–215; Leroi-Gourhan: Prähistorische Kunst, 1975, S. 117–126.
  173. Müller-Karpe: Handb. d. Vorgesch. Bd. I: Altsteinzeit, 1977, S. 215 f.; Leroi-Gourhan: Prähistorische Kunst, 1975, S. 117–126.
  174. Müller-Karpe: Handb. d. Vorgesch. Bd. I: Altsteinzeit, 1977, S. 216–221; Leroi-Gourhan: Prähistorische Kunst, 1975, S. 108–117.
  175. Müller-Karpe: Handb. d. Vorgesch. Bd. I: Altsteinzeit, 1977, S. 221–223.
  176. Müller-Karpe: Handb. d. Vorgesch. Bd. I: Altsteinzeit, 1977, S. 207.
  177. Müller-Karpe: Handb. d. Vorgesch. Bd. I: Altsteinzeit, 1977, S. 214 f.
  178. Müller-Karpe: Handb. d. Vorgesch. Bd. I: Altsteinzeit, 1977, S. 205 f.
  179. Übersichten und Karten der Fundorte: Müller-Karpe, Handb. d. Vorgesch. Bd. I: Altsteinzeit, 1977, S. 287–339 und Taf. 272, 273; Leroi-Gourhan S. 425-436, Karten 538 f.; Vialou, S. 344–373; Lorblanchet, S. 54 f.
  180. Seemann, Bd. 4, S. 306 f.
  181. Müller-Karpe, Handb. d. Vorgesch. Bd. I: Altsteinzeit, 1977, S. 287–293.
  182. Müller-Karpe: Handb. d. Vorgesch. Bd. I: Altsteinzeit, 1977, S. 291.
  183. Leroi-Gourhan: Prähistorische Kunst, 1975, S. 436.
  184. Leroi-Gourhan: Prähistorische Kunst, 1975, S. 425f; Müller-Karpe: Handb. d. Vorgesch. Bd. I: Altsteinzeit, S. 321–329; Seemann, Bd.2, S. 478 f.
  185. Leroi-Gourhan: Prähistorische Kunst, 1975, S. 425.
  186. Gesamtdarstellung in Scelinskij/Sirokov: Höhlenmalerei im Ural.
  187. Lorblanchet, S. 301.
  188. Seemann, Bd. 3, S. 643 f.
  189. Seemann, Bd. 2, S. 478; Gesamtdarstellungen: Evers: Felsbilder: Botschaften der Vorzeit.
  190. Müller-Karpe: Grundzüge, Bd. 1, 1998, S. 43–51.
  191. Dokumentation: Müller-Beck: Die Anfänge der Kunst vor 30000 Jahren, 1987, S. 73–121.
  192. Hoffmann, S. 55.
  193. Müller-Beck: Anfänge der Kunst, 1987, S. 10.
  194. Wagner, S. 89–129.
  195. Müller-Beck: Anfänge der Kunst, 1987, S. 11.
  196. Müller-Beck, Dokumentation S. 93–100.
  197. Müller-Karpe: Handb. d. Vorgesch. Bd. I: Altsteinzeit, 1977, S. 249.

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