Carlo Borromeo

Carlo Borromeo
Karl Borromäus - Gemälde von Giovanni Ambrogio Figino (1548 - 1608).
Karl Borromäus (unten links) auf einem Gemälde von Giovanni Battista Crespi, 1581

Karl Borromäus (italienisch Carlo Borromeo, * 2. Oktober 1538 bei Arona; † 3. November 1584 in Mailand) war ein Kardinal und ist ein Heiliger der katholischen Kirche. Er stammte aus dem italienischen Adelsgeschlecht der Borromeo.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Karl Borromäus wurde als Sohn des Giberto Borromeo, Graf von Arona, und der Margherita de' Medici in der Burg von Arona am Lago Maggiore geboren. Im Vorantreiben des Konzils von Trient spielte er eine wichtige Rolle. Als Neffe von Pius IV. war er Kardinalnepot; er gab jedoch freiwillig seinen privilegierten Platz an der Spitze des römischen Vatikans auf, um als Gegenreformator zu wirken. 1565 wurde er Erzbischof von Mailand. Das Erzbistum galt als heruntergekommen und wurde durch das Wirken des römischen Kardinals zu einer Vorzeigediözese. Bereits zuvor hatte er 1561 in der zum Erzbistum Mailand gehörigen Universitätsstadt Pavia das Studenteninternat Collegio Borromeo gegründet, um vor allem ärmeren Studenten zu helfen, die nicht über ausreichende Geldmittel für einen Studienaufenthalt in Pavia verfügten.

Karl Borromäus führte die Gegenreformation, unterstützt auch von der weltlichen Macht, in den Kampf gegen den Protestantismus. Er setzte sich vor allem für eine moralische Erneuerung der römisch-katholischen Kirche ein. 1579 gründete er zu diesem Zweck das Collegium Helveticum. Unter Borromäus als Inquisitor wurde die Protestantenverfolgung bis in die höchstgelegenen Orte des Engadins getragen.

Karl Borromäus hatte als päpstlicher Visitator der Schweiz zwar kirchliche, aber keine weltlichen Vollmachten, um die protestantischen Ketzer (so die Sicht in der Folge des Konzils von Trient) zu vertreiben und den katholischen Glauben wiederherzustellen. Als er 1583 vom Generalrat des überwiegend katholischen Misoxertales um Hilfe gegen die Protestanten angegangen wurde, fand sich ein Ausweg. Da die Protestanten den Schutz der Landesgesetze genossen und darum nicht der Ketzerei angeklagt werden konnten, wurden sie von Borromäus und seinen Inquisitoren der Hexerei bezichtigt. 108 Personen kamen vor Gericht – vielfach aus Italien geflohene Protestanten. Während die meisten unter der Folter in den Schoß der Kirche zurückkehrten, wurden zehn Frauen und ein Mann der weltlichen Exekutivgewalt übergeben und verbrannt. Ein paar der "Hexerei" überführte Kinder fanden Milde vor dem Erzbischof und wurden im Hinblick auf ihr Alter zu bloßen Kirchenbußen begnadigt.

Im benachbarten Calancatal wurden weitere Frauen – "donne diaboliche" – bezichtigt und gefoltert. Von den 50 protestantischen Familien des Tales soll, als Borromäus nach einem Monat die Gegend verließ, keine mehr übrig geblieben sein. Über die Verbrennungen in jenem November 1583 berichtete der Priester, der den gequälten Opfern die Absolution erteilte: "Rings herum auf dem Platze stand eine unabsehbare Menge, zu Tränen gerührt und schrie mit lauter Stimme: Jesus! und auch von dem Scheiterhaufen her, wo diese Elenden brieten, vernahm man derartige Rufe, vermischt mit dem Knistern des Feuers. Zum Unterpfand des Heils hatten sie am Halse den heiligen Rosenkranz…" (C. Camenisch, S. 135).

Sein Vorgehen war selbst beim Klerus so verhasst, dass er 1569 beinahe Opfer eines Mordanschlages wurde, den vier Geistliche gegen ihn ausführten. In den Jahren der Pest 1576-1578 setzte er sich für umfangreiche Fürsorge ein, was seiner Gesundheit abträglich war. Bereits zu seinen Lebzeiten wurde er von seinen Anhängern glorifiziert. Er verkörperte wie wenige andere den Idealtypus des christlichen Kirchenfürsten. Karl Borromäus verstarb im Alter von 46 Jahren und wurde 1610 von Papst Paul V. heiliggesprochen.

Denkmäler

Auf Initiative seines Vetters Federico Borromeo wurde 1624 in seiner Geburtsstadt Arona mit der Errichtung einer 23 Meter hohe Kupfer-Kolossalstatue begonnen, die bis zum Bau der Freiheitsstatue in New York die höchste von innen begehbare Statue war. Im Jahre 1697 wurde das Denkmal in Arona vollendet. Der Carlone, der „Riesenkarl“, wie er im Volksmund genannt wird, war ursprünglich in Marmor geplant, ausgeführt wurde die Kolossalstatue aber dann in Kupfer. Federico Borromeo war von dem Vorbild seines berühmten und um 26 Jahre älteren Cousins so beeindruckt, dass er ernsthaft erwog, die Ernennung zum Erzbischof von Mailand durch Papst Clemens VIII. abzulehnen.

Stendhal schrieb im Jahr 1800 über die Statue an seine Schwester: „Schweigend beherrscht diese Statue den See. Lange Zeit hatte sie nichts in ihrer Ruhe gestört, bis vor kurzem bei der Belagerung von Arona eine Kanonenkugel ihre Brust traf, glücklicherweise ohne sie zu beschädigen. Niemals habe ich ein schöneres Bild gesehen.“

In Wien errichtete Kaiser Karl VI. nach dem Pestjahr 1713 ihm zu Ehren die Karlskirche.

1908 bis 1910 wurde auf dem Wiener Zentralfriedhof nach Entwürfen von Max Hegele, einem Schüler Otto Wagners die Friedhofskirche zum heiligen Karl Borromäus erbaut.

Am 27.März 1865 wurde von der katholischen Kirchengemeinde in Leer ein Kranken- und Armenhaus namens Borromäus-Hospital gegründet. Die so genannte Borromäus-Enzyklika, die 1910 von Papst Pius X. anlässlich des 300. Jahrestags der Heiligsprechung Borromäus’ veröffentlicht wurde, sorgte für Proteste, da der Papst darin die Reformation, gegen die Borromäus angekämpft hatte, als „Rebellion und Perversion des Glaubens“ bezeichnete.

Nach ihm benannt ist auch das Collegium Borromaeum, das Priesterseminar der Erzdiözese Freiburg und das Priesterseminar Borromaeum des Bistums Münster.

Die Pfarrkirche von Philippsreut in Bayerischen Wald ist, wie auch der Pfarrsaal, dem Heiligen Karl Borromäus geweiht. Der Heilige ist hier seit dem Jahr 1900 Patron, zunächst als Patron der 1900 errichteten Dorfkapelle, dann ab 1928 als Patron der Expositurkirche, die im April 1945 durch Granateneinschlag zerstört wurde. Die in den Jahren 1945 bis 1950 neu errichtete Pfarrkirche in der Ortsmitte wurde am 11. Oktober 1950 erneut zu Ehren des Heiligen Karl Borromäus geweiht. Der am 5. April 2009 geweihte Pfaarsaal trägt den Namen "Pfarrsaal St. Karl Borromäus". In der Kirche befinden sich zwei Borromäus-Statuen. ä

Weiters ist in Salzburg nach ihm das so genannte kleine Seminar (Erzbischöfliche Privatgymnasium) der Erzdiözese Salzburg, das Borromäum benannt.

In Hohenems in Vorarlberg ist die Stadtpfarrkirche dem hl. Karl Borromäus geweiht. Er ist Stadtpatron aufgrund seines kurzen und einzigen Besuchs bei Graf Jakob Hannibal, dem Gatten seiner Halbschwester Hortensia, im Jahre 1570.

Patronate

Der Heilige ist Schutzpatron der Universität Salzburg sowie der Seelsorger und Priesterseminaristen. Er wird bei Pestepidemien angerufen.

Gedenktag

Sein katholischer Gedenktag ist der 4. November. Es handelt sich dabei um einen gebotenen Gedenktag im Allgemeinen Römischen Kalender.

Bauernregel

Die dem Namenstag entsprechende Bauernregel lautet:

  • Wenn's an Karolus stürmt und schneit, dann lege deinen Pelz bereit.

Bildergalerie

Siehe auch

Literatur

  • Carl Camenisch: Carlo Borromeo und die Gegenreformation im Veltlin. Chur 1901
  • Eduard Wymann: Aus der schweizer. Correspondenz mit Cardinal Carl Borromeo, Erzbischof von Mailand. In: Geschichtsfreund. Mitteilungen des historischen Vereins der fünf Orte Luzern, Uri, Schwyz, Unterwalden und Zug 52 (1897), S. 261–305, 53 (1898), S. 1–100, 54 (1899), S. 1–225
  • Eduard Wymann: Der heilige Karl Borromeo und die schweizerische Eidgenossenschaft. Korrespondenzen aus den Jahren 1576–1584 (Ambrosiana F 135-F 175), nebst Beiträgen zur Geschichte der Wirksamkeit und der Verehrung des Heiligen in der Schweiz. (1903)
  • Eduard Wymann: Kardinal Karl Borromeo in seinen Beziehungen zur alten Eidgenossenschaft. Gedenkblätter zur dritten Jahrhundertfeier seiner Heiligsprechung. Teil 1. In: Der Geschichtsfreund 65 (1910), S. 217–288. Teil 2. In: Dass. (1911), S. 1-170
  • Eduard Wymann: Zeugnisse über den Besuch des heiligen Karl am Grabe des sel. Nikolaus von Flüe. In: Der Geschichtsfreund 71 (1916), S. 233–256
  • Eduard Wymann: Die Pest des heiligen Karolus Borromeo nach einer Tessiner Chronik (1937)
  • Eduard Wymann: Heinrich Federer und Karl Borromeo. 1538–1938 (1938)
  • Das Karl Borromeo-Denkmal im Kollegiumshof zu Altdorf. Geschichtliche Beiträge zur Denkmalweihe. Hg. v. Eduard Wymann (1952)
  • Giuseppe Alberigo: Karl Borromäus: Geschichtliche Sensibilität und pastorales Engagement., 1995, Aschendorff, ISBN 3402029766
  • Hedwig Bach: Karl Borromäus: Leitbild für die Reform der Kirche nach dem Konzil von Trient., 1985, Wienand, ISBN 3879091358
  • Benrath: Borromäus, Karl. In: Realencyklopädie für protestantische Theologie und Kirche (RE). 3. Auflage. Band 3, Hinrichs, Leipzig 1897, S. 333–336.

Weblinks


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