Frauen-Notruf

Frauen-Notruf

Frauen-Notrufe sind spezialisierte Fachberatungsstellen zum Thema Vergewaltigung und anderen Formen sexualisierter Gewalt an Frauen und Mädchen. Zu den Angeboten zählen kostenlose Beratung, Krisenintervention, Prozessbegleitung sowie Präventions- und Öffentlichkeitsarbeit.

Inhaltsverzeichnis

Leitbild und Ziele

Frauen-Notrufe engagieren sich bundesweit seit den 1980er Jahren in dem Themenfeld ‚Sexualisierte Gewalt'. Ihre Wurzeln haben diese Initiativen in der Frauenbewegung, die das Thema erstmals aus dem gesellschaftlichen Tabu befreite. Sexualisierte Männergewalt wird als Ausdruck gesellschaftlicher Machtverhältnisse verstanden. Langfristige Ziele der Arbeit bestehen daher in der Veränderung struktureller Ursachen von Gewalt und in der Etablierung einer selbstbestimmten und gewaltfreien Lebenswirklichkeit für Frauen und Mädchen. Handlungsprinzipien der Arbeit sind die Verbesserung der Situation Betroffener, die Entwicklung neuer Lebensperspektiven durch verschiedene Hilfsangebote und die Sensibilisierung der Öffentlichkeit für das Thema sexualisierte Gewalt.[1]

Organisationsstruktur und Arbeitsgrundsätze

Frauen-Notrufe befinden sich in Trägerschaft von freien gemeinnützigen Vereinen, in denen sich ausschließlich Frauen für Frauen und Mädchen engagieren. Sie sind partei- und konfessionsunabhängig. Je nach örtlichen Gegebenheiten sind Frauen-Notrufe als eigenständige Beratungsstelle oder in gemeinsamer Trägerschaft mit Frauenberatungsstellen oder Frauenhäusern organisiert. Im Mittelpunkt der Arbeit stehen die Wünsche, Interessen und Anliegen der betroffenen Frauen und Mädchen. Die Beratung ist kostenlos, auf Wunsch anonym und erfolgt in einer geschützten Atmosphäre. Die Mitarbeiterinnen unterliegen der Schweigepflicht. Gute Erreichbarkeit, kurze Wartezeiten, abgestimmte Beratungstermine und Niederschwelligkeit sind weitere Organisationsprinzipien der Frauen-Notrufe.

Infrastruktur und Vernetzung

Die Einrichtungen sind integriert in ein Netz von lokalen, regionalen und überregionalen Institutionen. Diese Vernetzung ermöglicht eine schnelle und unbürokratische Hilfe im Einzelfall sowie eine Verwirklichung umfassender Hilfskonzepte unter Einbeziehung unterschiedlicher Kompetenzen und Qualifikationen. Der intensive Austausch innerhalb von Arbeitskreisen mit Polizei, Justiz und Politik trägt zu einer Verbesserung rechtlicher Rahmenbedingungen und dem Ausbau des Opferschutzes bei.

Frauen-Notruf Münster

Als Beispiel sei hier der Frauen-Notruf Münster genannt, der sich 1982 als gemeinnütziger Verein gegründet hat. Dieser bietet Unterstützung und Beratung für betroffene Frauen und Mädchen, unterstützende Bezugspersonen und Fachkräfte bei allen Formen sexualisierter Gewalt an. Dazu zählen Vergewaltigung innerhalb und außerhalb von Ehe und Partnerschaft, sexuelle Belästigung auf der Straße, am Telefon, im Internet, am Arbeitsplatz, in der Ausbildung oder Schule sowie Zwangsprostitution und Zwangspornographie. Neben Beratung, Krisenintervention und Informationsvermittlung zählen auch Prozessbegleitung, Traumatherapie, Prävention und Fortbildungen zum Angebot des Frauen-Notruf Münster. Durch öffentlichkeitswirksame Maßnahmen wie Beiträge in Presse, Radio und TV, der Verbreitung von Informationsmaterial und der Durchführung von Informationsständen und öffentlichen Veranstaltungen wird das Ziel verfolgt, sexualisierter Gewalt langfristig entgegenzuwirken und entsprechenden Forderungen nach rechtlichen und sozialen Veränderungen Ausdruck zu verliehen. Informationskampagnen führt der Frauen-Notruf Münster unter anderem zu den Themen K.O.-Tropfen, sexuelle Belästigung im Internet und sexualisierte Gewalt unter Jugendlichen durch. Die Finanzierung erfolgt über öffentliche Mittel der Stadt und des Landes sowie durch Spenden.

Einzelnachweise

  1. LAG autonomer Frauen-Notrufe in NRW: Leitbilder, Ziele und Arbeitsgrundsätze

Weblinks


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