Friedrich Stolz (Philologe)

Friedrich Stolz (Philologe)

Friedrich Stolz (* 29. Juli 1850 in Hall in Tirol; † 13. August 1915 in Innsbruck) war ein österreichischer Indogermanist.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Friedrich Stolz war ein Sohn des Nervenarztes Josef Stolz (1811–1877). Der Mathematiker Otto Stolz war sein älterer Bruder.

Stolz studierte ab 1868 Klassische Philologie an der Universität Innsbruck, wo ihn Johannes Müller, August Wilmanns und ganz besonders Bernhard Jülg förderten. 1868 schloss er sich auch dem Corps Rhaetia Innsbruck an.[1] Das Wintersemester 1871/1872 verbrachte er an der Universität Leipzig, wo ihn Friedrich Wilhelm Ritschl und Georg Curtius an die lateinische Sprachwissenschaft heranführten. Ab Frühjahr 1872 arbeitete er als Hilfslehrer („Supplent“) am königlich-kaiserlichen Staatsgymnasium zu Görz; im Herbst wechselte er an das Staatsgymnasium zu Graz. Gleichzeitig besuchte er Lehrveranstaltungen an der Universität Graz bei Karl Schenkl. Dort bereitete er seine Promotion vor, die am 26. März 1874 stattfand. Bereits ein Jahr zuvor war Stolz nach Klagenfurt versetzt worden. Von dort aus habilitierte sich Stolz am 6. Februar 1879 an der Universität Innsbruck für das Fach Klassische Philologie.

Nach dem Tod seines Lehrers Jülg (1886) wurde Stolz zu seinem Nachfolger bestellt. Während sein Vorgänger eine ordentliche Professur innegehabt hatte, wurde Stolz jedoch nur als außerordentlicher Professor bestellt. Zum 7. Februar 1887 trat er den Lehrstuhl an, der bezeichnenderweise von der Klassischen Philologie zur Vergleichenden Sprachwissenschaft umgewidmet wurde. Neben sprachwissenschaftlichen Vorlesungen und Übungen war Stolz auch mit der Abhaltung von philologischen Lehrveranstaltungen beauftragt. Zum 1. Jänner 1890 wurde er zum ordentlichen Professor ernannt, 1894/1895 zum Dekan gewählt, 1898/1899 zum Rektor ernannt und 1911 mit dem Titel „Hofrat“ ausgezeichnet. Die Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften zu Wien wählte ihn zum korrespondierenden Mitglied. Aus gesundheitlichen Gründen trat er 1912 vorzeitig in den Ruhestand. Nachfolger wurde sein Schüler Alois Walde, der sich als Erster in Innsbruck für Sprachwissenschaft habilitiert hatte.

Friedrich Stolz starb nach langer, schwerer Krankheit am 13. August 1915.

Im Zentrum seiner Forschung stand die lateinische und griechische Grammatik und Sprachforschung. Neben zahlreichen Monografien und Aufsätzen verfasste er in der Reihe Handbuch der Altertumswissenschaft gemeinsam mit Joseph Hermann Schmalz (1846–1917) die Lateinische Grammatik: Laut- und Formenlehre, Syntax und Stilistik. In diesem Buch stellte Stolz die lateinische Grammatik auf der Grundlage breiter Forschung systematisch dar. Das Werk erschien 1885, 1890, 1900 und 1910 in vier Auflagen. Nach seinem Tod wurde es von Manu Leumann neu bearbeitet.

Literatur

  • Alois Walde: Friedrich Stolz. In: Indogermanisches Jahrbuch. Band 3 (1916), S. 187–197
  • Oswald Menghin: Friedrich Stolz 1850–1915. In: Wiener prähistorische Zeitschrift. Band 3 (1916), S. 146–149
  • Robert Muth: Die Habilitationen aus Klassischer Philologie an der Universität Innsbruck. In: Acta philologica Aenipontana. Band 4 (1979), S. 7–21 (zu Stolz besonders S. 12–13)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Kösener Corpslisten 1960, 74, 60

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Friedrich Stolz (Begriffsklärung) — Friedrich Stolz ist der Name folgender Personen: Friedrich Stolz (Gewerke) (1829–1897), deutscher Bergwerksbesitzer im Siegerländer Erzbergbau Friedrich Stolz (Philologe) (1850–1915), österreichischer Indogermanist Friedrich Stolz (1860–1936),… …   Deutsch Wikipedia

  • Stolz (Begriffsklärung) — Stolz bezeichnet: Stolz, das Gefühl einer großen Zufriedenheit mit sich selbst, Stolz ist der Familienname folgender Personen: Alban Stolz (1808–1883), deutscher Theologe Alexander Stolz (* 1983), deutscher Fußballspieler Daniel Stolz (* 1968),… …   Deutsch Wikipedia

  • Otto Stolz (Mathematiker) — Otto Stolz (* 3. Juli 1842 in Hall in Tirol; † 23. November 1905 in Innsbruck) war ein österreichischer Mathematiker. Inhaltsverzeichnis 1 Ausbildung und Beruf 2 Werk 3 Schriften …   Deutsch Wikipedia

  • Johannes Müller (Philologe) — Johannes Müller (* 12. Februar 1832 in Irmtraut; † 20. November 1918 in Innsbruck) war ein österreichischer Klassischer Philologe. Leben Johannes Müller studierte Philologie an den Universitäten zu Bonn, Göttingen und Wien. Zu seinen akademischen …   Deutsch Wikipedia

  • Ernst Diehl (Philologe) — Ernst Diehl 1899 als Assistent an der Universität Göttingen Ernst Diehl (* 9. Juni 1874 in Emmerich; † 2. Februar 1947 in München) war ein deutscher klassischer Philologe und Epigraphiker …   Deutsch Wikipedia

  • Kaiserin Friedrich — Victoria, preußische Kronprinzessin, 1867. (Maler: Franz Xaver Winterhalter.) Die verwitwete Kaiseri …   Deutsch Wikipedia

  • Hall in Tirol — Hall in Tirol …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Biografien/Sto — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Heilbronner Persönlichkeiten — Inhaltsverzeichnis 1 Ehrenbürger 1.1 Ehrenbürger von Heilbronn 1.2 Ehrenbürger der früheren Gemeinden 2 Ehrenringträger …   Deutsch Wikipedia

  • Corps Rhaetia-Innsbruck zu Augsburg — Das Corps Rhaetia Innsbruck zu Augsburg ist ein Corps (Studentenverbindung) im Kösener Senioren Convents Verband (KSCV). Das Corps ist pflichtschlagend und farbentragend. Am 30. Dezember 1859 gestiftet, ist es die älteste heute noch… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”