Fähre Loreley

Fähre Loreley
50.1530362100057.7173805236816

Die Fähre Loreley (Nummer VI) ist eine Rheinfähre der Fähre Loreley GmbH & Co. KG. Die Binnenfähre quert den Rhein bei Stromkilometer 556 und verbindet die beiden Schwesterstädte Sankt Goar und Sankt Goarshausen.

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Fähre Loreley VI
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Schiffsdaten
Flagge Deutschland
Schiffstyp Fähre
Heimathafen Sankt Goarshausen
Eigner Fähre Loreley GmbH & Co. KG
Bauwerft SET Tangermünde
Stapellauf 2002
Übernahme 2003
Verbleib in Fahrt
Schiffsmaße und Besatzung
Länge
50,50 m (Lüa)
Breite 14,86 m
Tiefgang max. 1,05 m
 
Besatzung ≥ 2
Maschine
Maschine 2 x Voith-Schneider-Propeller 12 K/EC
Dieselmotor
Maschinen-
leistung
2 x 279 kW (MAN D 2866 LXE)
Propeller 2
Transportkapazitäten
Tragfähigkeit 150 tdw
Zugelassene Passagierzahl 600
Fahrzeugkapazität 30 PKW

Inhaltsverzeichnis

Lage

Die Fähre fährt in Nord-Süd-Richtung über den von Südosten nach Nordwesten fließenden Rhein. Im Norden liegt Sankt Goarshausen; im Osten liegt der Loreleyhafen von Sankt Goarshausen; im Süden liegt Sankt Goar; und im Westen liegt der Hafen von Sankt Goar.

Die Anlegestellen der Fähre sind beide je direkt an eine Bundesstraße angeschlossen: Linksrheinisch verläuft die B 9 parallel zum Rhein und Rechtsrheinisch verläuft die B 42 parallel zum Rhein. Parallel zur B 9 verläuft die A 61, welche nur wenige Kilometer entfernt ist.

Geschichte

400 bis 55 vor Christus

In der ersten Zeit wurden zum Übersetzen von Menschen, Tieren und kleinen Wagen einfache Flöße genutzt. Das Floß wurde mit einem Staken mit Hilfe der Strömung zum anderen Ufer getrieben. Den durch die Flussströmung zurückgelegten Weg musste man das Floß am anderen Flussufer wieder zurückziehen. In der Region angesiedelte Kelten und Germanen nutzten diese Möglichkeit den Fluss zu überqueren, was sich durch das bekannte Wegenetz derer belegen lässt.

55 vor Christus bis 400 nach Christus

Während der Herrschaft der Römer über die Länder westlich des Rheins wurde das Wegenetz der Kelten nicht nur übernommen, sondern auch ausgebaut. Die Fähren wurden größtenteils zur Versorgung des Limes betrieben. Da die Römer bereits Anker kannten wird vermutet sie hätten diese auch bei den Flößen eingesetzt, um diese gegen Abtreiben zu sichern. Westlich des Rheins wurde am Ufer ein Weg für Boten errichtet, der auch als Treidelpfad genutzt werden konnte.

400–1532

In technischer Hinsicht wurden die Flöße in dieser Zeit nur wenig weiterentwickelt: Durch Portalkonstruktionen wurde die Stabilität der Fähren gesteigert. Später wurden Flöße durch Fährprahmen ersetzt.

Karl der Große übertrug das Recht eine Fähre zu betreiben auf den König und verlieh dieses nur gegen eine entsprechende Gegenleistung. Das Recht die Fähre Loreley zu betreiben wurde erst an die Grafschaft Katzenelnbogen und später an die Landgrafschaft Hessen verliehen.

Zum Betrieb der Fähre wurden zu dieser Zeit Knechte eingesetzt (kurz: Fährknechte genannt). Diese verrichteten die körperlich schwere Arbeit, die Flöße und später Prahme zu warten und diese am anderen Ufer wieder flussaufwärts an die Fährstelle zu ziehen.

1479 wurde der Besitz der Grafschaft Katzenelnbogen an die Landgrafschaft Hessen vererbt, bis zum Ende des 18. Jahrhunderts herrschten die Hessen über die Region. Sankt Goar fungierte für die Hessen im Westen ihres Herrschaftsgebietes als Brückenkopf in die kurtrierische Region. Die Fähre spielte hierbei eine wichtige Rolle, wie auch beim strategischen Ausbau der Burg Rheinfels zur Festung (1497–1527).

1532–1794

Da für Landgraf Philipp von Hessen der Fährverkehr wichtig war, ließ er eine Gierfähre mit einem Längsseil errichten. Diese (auch „Fliegende Brücke genannt“) bestand aus zwei zu einer Plattform verbundenen Nachen und war auch durch eine Portalkonstruktion verstärkt. Sie war mit einer Kette ungefähr in Flussmitte verankert und konnte so mit einem Ruder einfach zwischen beiden Ufern pendeln. Der Begriff „Fliegende Brücke“ entstand vermutlich, da die Fähre den Fluss viel schneller überquerte als bisherige Fähren.

Sieben Fährleute setzten an einem Tag bis zu 800 Personen über den Rhein. Diese Fähre benötigte eine Landebrücke zum Be- und Entladen, da sie so viel Tiefgang hatte. Hierdurch konnten Menschen, Tiere und schweres Arbeitsgerät auf die Fähre geladen werden, was 1532 erstmals erwähnt wurde: Peter Menges aus Sankt Goar wurde zum „Schiffsbrückendiener“ ernannt. Die Fähre wurde nicht durch deren Nutzer bezahlt: Sankt Goar und Sankt Goarshausen unterstützten die Fähre mit einer jährlichen „Brückenabgabe“, Geld, Holz und Dienstleistungen beim „Schiffbrückenbau“ und anfallenden Reparaturen. Einzige Ausnahme war Ostern: Hier brachten die Fahrgäste Eier mit, die den Fährleuten als Dank für deren Dienste gegeben wurden. Heute erinnert das „Fest der fliegenden Brücke“ am Ostermontag an diesen Brauch.

Sankt Goarshausen gehörte zur Gemeinde Sankt Goar und so brachten Bauern ihre Waren auf den Markt nach Sankt Goar, wofür sie die Fähre nutzten. Auch für den Weinbau waren Fähren eine wichtige Voraussetzung: An vielen Stellen wurden wieder Nachen als Fähren genutzt. Vermutlich wurde 1555 der gesamte Verkehr wieder mit Nachen durchgeführt und erst im Jahr 1622 wurde erneut eine „Fliegende Brücke“ gebaut.

Diese wurde 1657 vergrößert und in den Jahren 1692 und 1748 ersetzten Neubauten jeweils die Vorgängerfähre. Auf dieser letzten Gierfähre waren Christian Anton Menges (von 1749 bis 1780) und dessen Sohn Christof Menges (von 1780 bis 1794) als „Brückengehilfen“ im Dienst. Diese sind mit Peter Menges die Ahnen der heutigen Fährfamilie.

1794–1868

Im Oktober 1794 belagerten Französischen Revolutionstruppen die bis dahin unbesiegte Burg Rheinfels; daraufhin verließen am 1. November 3000 Soldaten Hessens die Festung und setzten mit der Fähre über. Diese entführte die französische Besatzung 1796 nach Neuwied, so dass dort die Truppen Napoleons schneller übersetzen konnten.

Christof Menges hat 1794 das Fährunternehmen im rechtsfreien Raum gegründet, zwischen französischer und hessischer Herrschaft. Dieses Fährunternehmen wurde zunächst nur geduldet, wurde aber seitdem von derselben Familie ununterbrochen betrieben. 1796 wurde Menges die „Zwerchfahrt auf eigene Rechnung“ überlassen und wurde verpflichtet zwei Fähren bereitzustellen:

„… einen großen Kahn für Vieh oder für die Überfahrt von 10 Erwachsenen und einen kleinen Kahn für geringe Lasten.“

Nach der Niederlage Napoleons wurde Sankt Goar der preußischen Rheinprovinz und Sankt Goarshausen dem Herzogtum Nassau zugeteilt. Daraufhin wurden zwei Fähren zwischen den beiden Städten betrieben, da die Fähre aus Sankt Goar nur noch von Sankt Goar nach Sankt Goarshausen übersetzen durfte. Gleiches galt für die andere Seite: Der Fährmann Menges wohnte mittlerweile in Sankt Goarshausen und durfte Personen daher nur von Sankt Goarshausen nach Sankt Goar transportieren, zurück fuhr er leer. Diese Vorschrift endete erst 1866, aufgrund des Übergangs von Herzogtum Nassau an Preußen.

Christof Menges starb 1831 und sein Sohn Johannes übernahm das Recht in Sankt Goarshausen gewerbsmäßig eine Fähre zu betreiben, welches auf neun Jahre gepachtet wurde. Dieses Recht war gleichzeitig eine Pflicht und kostete von 1831 bis 1840 pro Jahr 62 Gulden. 1858 starb Johannes Menges und dessen Witwe führte das Unternehmen mit einem Teilhaber weiter, bis ihr Sohn Jakob Menges 1867 den Betrieb übernahm, als er 25 Jahre alt war.

1868–1930

Jakob Menges kaufte 1868 ein „Schraubendampfboot“ in den Niederlande, welches als „Loreley I“ die erste Dampffähre am Mittelrhein war. Als Fußgänger konnte man über Landebrücken an Bord dieser Fähre gelangen. Da sie allerdings weder Großvieh noch Wagen befördern konnte, wurde eine befahrbare Nähe von der Fähre mitgezogen. Helfer mussten sie das letzte Stück zum Ufer rudern, wo sie be- und entladen werden konnte. Jakob Menges ließ 1884 eine eigene eiserne Nähe bauen, welche so schwer war, dass die „Loreley I“ sie nur mit Mühe ziehen konnte: Ruderer mussten die Fähre unterstützen, um zwischen den Schleppzügen übersetzen zu können.

Jakob Menges nahm 1888 die „Loreley II“ in Betrieb und übergab das Unternehmen 1905 an seinen Sohn Felix Menges. Dieser plante zusammen mit der Ruthof-Werft in Mainz eine neue Fähre, die benötigt wurde, aufgrund schneller und dichter werdender Längsschifffahrt und höherer Strömungsgeschwindigkeit. Die wesentlich stärkere „Loreley III“ zog die Nähe ab 1906.

Der Verkehr ging 1920 nach dem Ersten Weltkrieg so stark zurück, dass die Fähre vier Monate lang nicht fuhr; und im Herbst 1923 überstand das Unternehmen die Inflationszeit nur mit Hilfe des unternehmenseigenen Weinbaus. Da Felix Menges 1924 starb, musste dessen Witwe Weinlokal, Weinbau und Fährbetrieb übernehmen. Ihr Sohn Willy-Franz Menges übernahm 1929 das Unternehmen und erkannte den Bedarf für eine neue Fähre: bisher konnten nur drei Autos oder zwei LKW transportiert werden, während die Anzahl der Automobile stark zugenommen hatte.

1930–1959

Willy-Franz Menges kaufte vom Fährbetrieb Königswinter eine Fähre. Sie wurde im Jahr 1903 gebaut, „Loreley IV“ genannt und besaß zwei Dampfmaschinen. Für ihren Betrieb mussten zwei Anlegestellen gebaut werden, die auch von LKW befahren und unabhängig vom Wasserstand genutzt werden konnten. Diese Fähre konnte bis zu 13 Fahrzeuge transportieren, welche über Klappen an den Schiffsseiten auf die Fähre gelangten. Während dem Zweiten Weltkrieg versenkten die Nationalsozialisten die Fähre im Loreleyhafen. Aber nach dem Krieg konnte die Fähre wieder gehoben und repariert werden; trotz hoher Kosten wurde dafür keine staatliche Hilfe benötigt.

Im Laufe der Jahre wurde die „Loreley IV“ zu klein für die veränderten Anforderungen: In der Zeit des Wirtschaftswunders nahm der Kraftfahrzeugverkehr stark zu.

1959 bis heute

Willy-Franz Menges plante mit der Ruthof-Werft eine neue Fähre mit zwei befahrbaren Seiten, so dass Fahrzeuge die Fähre in Fahrtrichtung verlassen konnten, ohne wenden zu müssen. Die „Loreley V“ besaß zwei Dieselmotoren, die jeweils mit 165 PS einen Verstellpropeller antrieben. Sie konnte bis zu 21 PKW transportieren, wurde 1970 mit einer Funkanlage ausgestattet und verkehrte seit 1985 mit Radar.

Da Willy-Franz Menges keine Kinder hatte, übergab er im Jahr 1974 den Betrieb an seinen Neffen Wolfgang Hammerl. Zum erfolgreichen Betrieb der Fähre waren neue Laderampen an Land nötig, welche Wolfgang Hammerl 1976 an beiden Ufern bauen ließ: Je eine lange Betonrampe wurde mit einer Führung für einen Rampenwagen gebaut, so dass der Betrieb der Fähre unabhängig vom Wasserstand war.

Im Laufe der Jahre haben sich die Größe und das Gewicht der zu befördernden Fahrzeuge so stark vergrößert, dass die Kapazitäten der Fähre bald zu gering waren. Die immer wiederkehrende politische Diskussion über eine Mittelrheinbrücke erschwerte die Entscheidung über eine neue Fähre. Klaus Hammerl ließ 2002 als Sohn Wolfgang Hammerls die „Loreley VI“ bauen. Diese wurde im Mai von dem Werftbetrieb SET Schiffbau- und Entwicklungsgesellschaft Tangermünde (vor 2000 Deutsche Binnenwerften) in Tangermünde über die Nordsee nach Sankt Goarshausen geschleppt. Sie wird seit April 2003 eingesetzt und kann bis zu 30 PKW transportieren.

Fährzufahrt

Die Rampen der Fährzufahrt haben ein maximales Gefälle von 11 % und haben keine Höhenbegrenzung. Die minimale lichte Breite der Rampen ist 5,20 m. Die Rampen sind so gebaut, dass sie auch bei sehr hohem Wasserstand genutzt werden können. Bei ungefähr 5,70 m Wasserpegel (in Kaub) ist die maximale Wasserhöhe erreicht und bei höherem Wasserstand ist ein Fährbetrieb nicht mehr möglich. In diesem Fall steht das Wasser bereits so hoch, dass auch schon die Zufahrtsstraßen überschwemmt sind.

Auf den Zufahrtsstraßen der Fähre ist die Höhe der Fahrzeuge begrenzt: Die Durchfahrt der B 42 zur Loreley hat eine lichte Höhe von 3,90 m, von der B 9 in Richtung Gründelbachtal ist 4,10 m und in Richtung Pfalzfeld 3,20 m die lichte Höhe. In Richtung Oberwesel von der B 9 in Richtung Engehöll und zwischen der B 42 und B 274 ist die lichte Höhe jeweils über 4 Meter.

Fahrzeiten und -preise

Die Fähre verkehrt täglich, wobei die Betriebszeiten zu speziellen Anlässen variieren. Werktags fährt die Fähre nach einem festen Fahrplan. Die Zeit zwischen zwei Überfahrten variiert je nach Uhrzeit von 15 Minuten in den Hauptverkehrszeiten bis 30 Minuten am Abend.

Die Kosten für eine Fahrt werden nicht nach Länge, sondern nach Art des Fahrzeuges berechnet. Das Weltkulturerbe-Ticket für Radfahrer gilt auf allen Fähren zwischen Koblenz und Ingelheim.

Weblinks


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