Úvaly (Valtice)

Úvaly (Valtice)
Úvaly
Úvaly führt kein Wappen
Úvaly (Valtice) (Tschechien)
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Basisdaten
Staat: Tschechien
Region: Jihomoravský kraj
Bezirk: Břeclav
Gemeinde: Valtice
Fläche: 965 ha
Geographische Lage: 48° 45′ N, 16° 42′ O48.74333333333316.701111111111215Koordinaten: 48° 44′ 36″ N, 16° 42′ 4″ O
Höhe: 215 m n.m.
Einwohner: 142 (1. März 2001)
Postleitzahl: 691 42
Verkehr
Straße: Valtice - Úvaly

Úvaly (deutsch Garschönthal) ist ein Ortsteil der Stadt Valtice in Tschechien. Er liegt vier Kilometer westlich von Valtice (Feldsberg) an der Grenze zu Österreich und gehört zum Okres Břeclav (Bezirk Lundenburg).

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Nachbarorte sind Sedlec (Voitelsbrunn) im Norden, Hlohovec (Bischofswarth) im Nordosten, Valtice (Feldsberg) im Osten, Schrattenberg im Südosten, Herrnbaumgarten im Süden, Poysbrunn im Südwesten sowie Steinebrunn im Westen.

Geschichte

Der Ort wurde erstmals im Jahre 1269 urkundlich erwähnt. Die „ui“- Mundart (bairisch-österreichisch) mit ihren speziellen Bairischen Kennwörtern, weist auf eine Besiedlung durch bayrische deutsche Stämme hin, wie sie vor allem im 12/13. Jahrhundert erfolgte.[1] Der Ortsname änderte sich im Laufe der Jahrhunderte mehrmals. So schrieb man 1269 "Garssenthal", 1386 "Garschenthal", 1422 "Garsentol" und ab 1877 "Garschental". Ab dem Jahre 1386 kam der Ort in den Besitz der Fürsten zu Liechtenstein. In den Hussiten-, den Türkenkriegen und im Dreißigjährigen Krieg wurde Garschönthal mehrmals geplündert und niedergebrannt. Ab 1783 ist eine Schule im Ort nachweisbar.

1834 standen im Ort 84 Häuser.[2] Im Deutsch-Österreichischen Krieg wurde die Cholera von preußischen Soldaten eingeschleppt. Dieser Seuche fielen 37 Ortsbewohner zum Opfer. Die Matriken werden seit 1615 geführt. Onlinesuche über das Landesarchiv Brünn. [3] Die Grundbücher werden seit 1724 aufgezeichnet und werden in Feldsberg geführt. 1894 brach ein schweres Unwetter über das Ortsgebiet aus und zerstörte große Teile der Ernte. [4] Im Jahre 1897 wurde eine Freiwillige Feuerwehr gegründet. Die Einwohner lebten größtenteils von der Landwirtschaft, wobei der in Südmähren seit Jahrhunderten gepflegte Weinbau eine besondere Stellung einnahm. Neben dem üblichen Kleinhandwerk gab es noch eine Raiffeisenkassa und bis 1930 eine Ziegelei.

Nach dem Ersten Weltkrieg und dem Vertrag von Saint-Germain[5], 1919, wurde der Ort der immer zu Niederösterreich gehörte und dessen Bewohner im Jahre 1910 zu 98 % von Deutschsüdmährern bewohnt war, Bestandteil der neuen Tschechoslowakei. Der Ort bekam den tschechischen Namen Úvaly. Durch die Neubesetzung von Beamtenposten und Siedler kam es in der Zwischenkriegszeit zu einem vermehrten Zuzug von Personen tschechischer Nationalität.[6] 1930 ging die örtliche Ziegelei ein. Nach dem Münchner Abkommen,[7] 1938, kam der Ort an das Deutsche Reich und wurde ein Teil des Reichsgau Niederdonau.

Gedenkstein der Garschönthaler in Mistelbach

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, der 38 Opfer unter den Garschönthalern forderte, kam die Gemeinde wieder zur Tschechoslowakei zurück. Alle, bis auf 40 deutsche Bürger flohen vor den einsetzenden Nachkriegsexzessen durch militante Tschechen und nationale Milizen, oder wurden über die Grenze nach Österreich vertrieben. Dabei kam es unter der deutschen Ortsbevölkerung zu Ziviltoten. [8] Nach dem Potsdamer Kommuniqué (Protokoll) erfolgte zwischen März und Oktober 1946, die 'offizielle' Zwangsaussiedlung der noch verbliebenen Deutsch-Südmährer. Lediglich 14 Personen konnten im Ort verbleiben. Im August 1945 stimmten die siegreichen Alliierten in diesem Kommuniqué der Forderung der ČSR-Regierung Beneš zu, die deutsche Minderheit im Lande „ordentlich und human“ abzuschieben, es gibt darin jedoch keine Niederschrift über akzeptierte Enteignung oder Vermögensentzug.[9] Nach Bericht von Francis E. Walter an das US-Repräsentantenhaus erfolgten diese Transporte zu keiner Zeit in „ordnungsgemäßer und humaner“ Weise. [10] Aufgrund des Beneš Dekretes 108 vom 25.Oktober 1945, wurde das gesamte Vermögen der deutschen Einwohner konfisziert und unter staatliche Verwaltung gestellt. Seitens der Tschechischen Republik erfolgte keine Abgeltung für das eingezogene Vermögen.

In Übereinstimmung mit den ursprünglichen Überführungs-Zielen der Potsdamer Protokolls verlangte im Jänner 1946 die UdSSR, den Umsiedlung aller Sudetendeutschen aus Österreich nach Deutschland. Da Garschönthal bis 1920 zu Österreich gehörte, wurden 546 Garschönthaler rasch in Österreich eingebürgert und nur 71 Personen nach Deutschland weitertransferiert.[11] [12]

Im Jahre 1964 wurde Úvaly nach Valtice (Feldsberg) eingemeindet. Im Jahre 2001 bestand das Dorf aus 62 Wohnhäusern, in denen 142 Menschen lebten.

Zum Gedenken der Todesopfer während der Vertreibung wurde am Mistelbacher Friedhof ein Gedenkstein errichtet.

Siegel und Wappen

Das älteste bekannte Siegel der Herrschaftsinhaber stammt aus dem 16. Jahrhundert. Eine Abbildung des Dorfsiegels bzw. des im 19. Jahrhundert verwendeten Gemeindestempels konnte noch nicht gefunden werden.[13]

Bevölkerungsentwicklung

Volkszählung Einwohner gesamt Volkszugehörigkeit der Einwohner
Jahr Deutsche Tschechen Andere
1880 598 598 0 0
1890 650 648 0 2
1900 706 697 5 4
1910 657 648 3 9
1921 702 621 12 69
1930 732 630 52 50
1991 142
2001 142

[14][15]

Sehenswürdigkeiten

  • Filialkirche des hl. Stanislaus (1842) von Josef Popelak; davor war sie eine Kapelle
  • Pfarrhof von 1920
  • Christophorus-Statue neben der Kirche
  • Kriegerdenkmal (1920)
  • Statue des Kaisers Franz Joseph I. (nach dem Ersten Weltkrieg von Tschechen zerstört)

Persönlichkeiten

  • Rudolf Johann Geist (1900–1957), Lyriker und Erzähler

Literatur und Quellen

  • Wilhelm Szegeda: Heimatkundliches Lesebuch des Schulbezirks Nikolsburg, 1935, approbierter Lehrbehelf, Lehrerverein Pohrlitz Verlag, Garschönthal S.41
  • Wenzel Max: Thayaland, Volkslieder und Tänze aus Südmähren, 1984, Geislingen/Steige
  • Felix Bornemann: Kunst und Kunsthandwerk in Südmähren., Garschönthal: s. 10;C. Maurer Verlag, Geislingen/Steige 1990, ISBN 3-927498-13-0
  • Bruno Kaukal: Die Wappen und Siegel der südmährischen Gemeinden., Garschönthal, s.64, Josef Knee,Wien 1992, ISBN 3-927498-19-X
  • Alfred Schickel, Gerald Frodl: Geschichte Südmährens Bd. 3, Garschönthal: s.222f C. Maurer Verlag,Geislingen/Steige 2001, ISBN 3-927498-27-0
  • Walfried Blaschka, Gerald Frodl: Der Kreis Nikolsburg von A bis Z, Garschönthal, s.87f, Südmährischen Landschaftsrat, Geislingen/Steige 2006

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Leopold Kleindienst: Die Siedlungsformen, bäuerliche Bau- und Sachkultur Südmährens, 1989, S. 9
  2. Friedrich Schweickhardt:Darstellung des Erzherzogthums Oesterreich unter der Enns, Band 2, Teil 4, 1834, s.78
  3. Acta Publica Registrierungspflichtige Online-Recherche in den historischen Matriken des Mährischen Landesarchivs Brünn (cz,dt). Abgerufen am 21 März 2011.
  4. Österreichische Gesellschaft für Meteorologie, Schweizerische Gesellschaft für Geophysik: Meteorologische Zeitschrift, Band 11, s.428
  5. Felix Ermacora: Der unbewältigte Friede: St. Germain und die Folgen; 1919−1989 , Amalthea Verlag, Wien, München, 1989, ISBN 3-85002-279-X
  6. Wolfgang Brügel: Tschechen und Deutsche 1918 – 1938, München 1967
  7. O. Kimminich: Die Beurteilung des Münchner Abkommens im Prager Vertrag und in der dazu veröffentlichten völkerrechtswissenschaftlichen Literatur, München 1988
  8. Walfried Blaschka, Gerald Frodl: Der Kreis Nikolsburg von A-Z, Südmährischer Landschaftsrat, Geislingen an der Steige, 2006, S.216
  9. Milan Churaň: Potsdam und die Tschechoslowakei, 2007. Herausgegeben von der Arbeitsgemeinschaft Sudetendeutscher Lehrer und Erzieher E.V. ISBN 978-3-9810491-7-6
  10. Walter, Francis E. (1950): Expellees and Refugees of German ethnic Origin. Report of a Special Subcommittee of the Committee on the Judiciary, House of Representatives, HR 2nd Session, Report No. 1841, Washington, March 24, 1950.
  11. Cornelia Znoy: Die Vertreibung der Sudetendeutschen nach Österreich 1945/46, Diplomarbeit zur Erlangung des Magistergrades der Philosophie, Geisteswissenschaftliche Fakultät der Universität Wien, 1995
  12. Alfred Schickel, Gerald Frodel: Geschichte Südmährens, Band 3 (2001), Garschönthal, s.222f
  13. A.Kreuzer: Das mittelalterl. Feldsberg, 1971
  14. Historický místopis Moravy a Slezska v letech 1848–1960, sv.9. 1984
  15. http://www.czso.cz/csu/2009edicniplan.nsf/t/010028D080/$File/13810901.pdf

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