Geoscoring

Geoscoring

Geoscoring dient der Ermittlung der Kreditwürdigkeit von Kunden anhand des Wohnortes. Dabei geht es nicht um die individuellen Merkmale eines jeden Kunden und seiner persönlichen Zahlungsfähigkeit. Beim Geoscoring wird geprüft, ob Nachbarn ihre Kredite und Rechnungen bezahlen um Rückschlüsse auf die eigene Kreditwürdigkeit zu schließen. Die Logik dahinter ist, dass die Bewohner einer Wohngegend häufig eine ähnliche wirtschaftliche Leistungsfähigkeit besitzen und das "Risiko" für alle Bewohner höher eingestuft wird unabhängig von der tatsächlichen Situation. Besonders Versandhändler möchten so Zahlungsausfälle vermeiden. Die Unternehmen können ihre elektronischen Bestellsysteme so einem bestimmten Kundenkreis anpassen und bspw. die Bezahlung von Waren per Rechnung nicht zur Verfügung stellen und stattdessen nur die Option der Vorkasse anbieten.

Inhaltsverzeichnis

Kritik

Geoscoring wird daher oft als diskriminierend bezeichnet, da man Menschen in unzulässiger Weise verallgemeinert.[1] In der Kritik steht dieses Verfahren auch deswegen, weil es stark an das in den USA im 20. Jahrhundert verbreitete, aber längst verbotene Verfahren des Redlining erinnert, bei dem ganze Wohnbezirke und Stadtviertel von Banken als „nicht investitionswürdig“ eingestuft wurden und in Folge dessen starken wirtschaftlichen Niedergang erlitten.[2]

Der Landesdatenschutzbeauftragter von Schleswig-Holstein, Thilo Weichert, erklärte, niemand darf aufgrund seines Wohnortes diskriminiert werden und verweist auf die Novelle des Bundesdatenschutzgesetzes (BDSG) ab 1. April 2010 hin, wonach ein Wahrscheinlichkeitswert für ein bestimmtes zukünftiges Verhalten nur verwendet werden darf, wenn nicht ausschließlich Anschriftendaten genutzt werden.[3]

Verbreitung

Von den in Deutschland tätigen Auskunfteien gibt lediglich die Schufa an, vollständig auf Geoscoring zu verzichten.[2]

Vergleiche

Geoscoring ähnelt der Einstufung von Fahrzeugen in Regionalklasse im Versicherungswesen, die allerdings nicht personenbezogen erfolgt und sehr weiträumig (Zulassungsbezirke) gefasst sind. Es ist allerdings auch hier eine Anpassung der Regionalstatistik auf den Kreisgemeindeschlüssel (KGS) geplant. Auch die Deutsche Post AG nutzt Daten für Potenzialorientierten Sales Support und Umfeld-Promotion auf Basis von präzisen soziodemografischen Daten um bspw. für Kunden Werbung (bspw. Postwurf Spezial) an entsprechende Zielgruppen (z.B. kaufkräftige Kunden) in einzelnen Wohngebieten zu zustellen. Dabei gibt es Selektionskriterien mit Gebäudedaten oder Wohnsituation.

Einzelnachweise

  1. Datenschützer: Geoscoring sorgt für soziale Diskriminierung. Artikel bei heise-online, abgerufen am 18. Oktober 2009
  2. a b „Du bist, wo du wohnst“ - Beitrag aus der Reihe Quarks & Co vom 15. September 2009 - Onlineinfos abgerufen am 18. Oktober 2009
  3. Stiftung Warentest, test Ausgabe 2/2010, Seite 9, ISSN 0040-3946

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