George Byrd

George Byrd

George Byrd (* 22. März 1926 in Anson County / North Carolina, USA; † 12. März 2010 in München) war ein US-amerikanischer Dirigent. Er sah sich als „Wahl-Münchner“, seit Mitte der 80er-Jahre hatte er seinen Wirkungsbereich vor allem in Deutschland.

George Byrd

Inhaltsverzeichnis

Künstlerischer Werdegang

1947 wurde George Byrd in die Juilliard School of Music in New York aufgenommen und begann mit seiner professionellen Musik- und Gesangsausbildung. Dort belegte er auch Sprachunterricht in französisch, deutsch, italienisch und spanisch. Trotz seines großen Talentes wurde er aus den Reihen seiner Kommilitonen wie auch Dozenten, immer wieder auf Grund seiner Hautfarbe diskriminiert. Um diesem Rassismus zu entfliehen, wechselte er 1951 zum Studium an das „Conservatoire de Paris de musique et de danse“.

Dort besuchte er Proben von Hans Knappertsbusch im „Théâtre des Champs-Élysées“ und sprach schließlich den Meisterdirigenten persönlich an. Dieser erkannte sein Talent und schrieb ihm eine Empfehlung, mit der Byrd nach München reiste und schließlich 1951 sein erstes Konzert mit den Münchner Philharmonikern im Herkulessaal gab. Es schlossen sich weitere Gastidirigate in Frankreich, Belgien, der Schweiz, Jugoslawien, England, Norwegen, Dänemark und Deutschland an und es folgten viele Aufnahmen, beim Bayerischen Rundfunk, RIAS Berlin und dem NDR Hamburg.

1955 besuchte George Byrd den Meisterkurs von Herbert von Karajan in Luzern, den er bald mit Bravour abschloss. Es folgten ausgedehnte Gastdirigate in ganz Europa.

1963 litt George Byrd auch in Europa zunehmend unter der fortbestehenden Diskriminierung und sah sich nach einem anderen Betätigungsort um. Er schrieb an den letzten Kaiser von Äthiopien, Haile Selassie und schlug ihm vor, ein dortiges Orchester aufzubauen. Nach längerer Vermittlung des äthiopischen Konsulats in Paris gründete er schließlich im Auftrag der UNESCO und auf Einladung der äthiopischen Regierung das „Ethiopian Symphony Orchestra“, das erste Symphonie-Orchester Schwarzafrikas, in Addis Abeba. Außerdem wurde ein Musikkonservatorium für Musik, Tanz und Folklore eröffnet. George Byrd blieb einige Jahre dort und unterrichtete. In dieser Zeit eignete er sich gute Kenntnisse der amharischen Sprache an.

1967 fungierte er als Dirigent beim „American Ballet Theatre“ in New York. 1970 dirigierte er erneut Konzerte mit den Münchner Philharmonikern. 1972 gab er Gastspiele in New York mit der „Symphony of the New World“.

1973 wurde George Byrd durch die Fulbright-Kommission und das US-Außenministerium an die Brasilianische Bundesuniverstiät in Salvador de Bahia berufen. Er übernahm die Leitung der Dirigentenklasse, zweier Meisterkurse, des Madrigalchors und eines jungen Opernensembles. Er blieb bis 1976 in Brasilien.

1977-1985 arbeitete er wieder in Europa als gefeierter Dirigent bei führenden Orchestern in einer Vielzahl von Ländern. Ab 1984 gab er in mehr als fünfzig Städten der Bundesrepublik Gastdirigate. Es wurden beim WDR und Radio Bremen Aufnahmen produziert, sowie auch bei der Swedish Radio Company in Göteborg. Im Rahmen der 750-Jahr-Feier von Berlin 1987 gab er gemeinsam mit der Dresdner Philharmonie in Berlin und Dresden mehrere Konzerte, die für Radio und Fernsehen aufgezeichnet wurden.

Bedeutung

George Byrd war in den Konzertsälen des Europas der 1950er und 60er Jahre anfangs vor allem auf Grund seiner Hautfarbe ein absolutes und vieldiskutiertes Novum. Seine imposante Erscheinung jedoch, die ihm innewohnende vibrierende Energie sowie sein mitreißendes Temperament – gepaart mit dirigiertechnischer Disziplin ebenso, wie mit einem charmantem Lächeln -, überzeugten sowohl Orchester als auch Publikum jedoch schnell. Meist erhielt er zur Anerkennung der suggestiven Wirkung und „Plastik“, die seine Performance den (bis in die Achtzigerjahre hinein insgesamt rund 80) von ihm dirigierten Symphonie-Orchestern verliehen hatte, standing ovations. Nicht selten wurde über ihn geschrieben, er hätte die Instrumente mit seinen klangschönen Interpretationen „erst wirklich zum Singen“ gebracht. Da er den Stoff „lebte“, war es für ihn absolute Priorität, ihn bis ins Detail zu beherrschen, wodurch für die Hörer eine deutlich spürbare Authentizität transportiert wurde.

Leider wurde er trotz seines großen Talents weiterhin immer wieder wegen seiner Hautfarbe angefeindet, wodurch er sich jedoch nie entmutigen ließ. Seine pädagogischen Fähigkeiten ließen nicht nur europäische Orchester nach kurzen Proben über sich selbst hinaus wachsen, sondern brachten auch sehr junge Orchester in Afrika und Südamerika zu hervorragenden Leistungen.

"Gott gibt dem Künstler durch die Musik eine Botschaft für viele Menschen. Ich habe sie angenommen und mein Leben der Musik gewidmet." George Byrd

Andere Aktivitäten

Neben seinen von vielen als genial anerkannten Fähigkeiten als Dirigent hatte George Byrd jedoch auch bemerkenswertes schauspielerisches Talent. 1979 nahm er eine Rolle in Rainer Werner Fassbinders international erfolgreichstem Film „die Ehe der Maria Braun“ an. Hier spielte er den amerikanischen Soldaten „Bill“, der sich im Nachkriegsdeutschland in die vermeintliche Witwe Maria Braun (Hanna Schygulla) verliebt. Als die beiden gerade eine Familie gründen wollen, kehrt jedoch der totgeglaubte Ehemann zurück und bereitet der Affäre ein fatales Ende.

1985 stand George Byrd dann erneut vor der Kamera, diesmal für eine TV-Produktion des Kultursenders Eins Plus über das Leben eines fiktiven Dirigenten. Obwohl Byrds wahre Liebe zeitlebens nur der Musik galt, hat sich seine darstellerische Gabe in seinem Sohn Vincent fortgepflanzt, der heute ein bekannter Schauspieler und Autor in Frankreich ist.

Lebensabend

George Byrd sprach fließend Englisch, Französisch, Deutsch, Italienisch, Spanisch und Portugiesisch. Er, der im Zeichen der Mobilität der modernen Zeit sehr viele Länder bereist und dort gearbeitet hatte, fand seine Wahlheimat in München. Dort schlug er schließlich „Wurzeln“ und verbrachte er seinen Lebensabend in einer Wohnung im Herzen der Stadt mit Blick auf den Münchner Viktualienmarkt. Hier entschlief er nach einem schaffensreichen Leben friedlich am 12. März 2010 im Alter von 83 Jahren.

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Einzelnachweise


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