Gerbert Castus

Gerbert Castus
Gerbert-Castus-Denkmal bei der Pfarrkirche St. Vitus in Visbek

Gerbert (Castus) (* vor 784; † nach 819) war ein Schüler des Heiligen Liudger und Missionar der Sachsen im Lerigau, im Hasegau und im Venkigau.

Inhaltsverzeichnis

Biografie

Historisch Gesichertes

Schriftlich bezeugt ist Gerberts Auftreten in den Jahren 784 und 819:

784 ging Liudger, Apostel der Friesen, durch Unruhen in Friesland in seiner Tätigkeit als Missionar bedroht, für zweieinhalb Jahre nach Rom und Monte Cassino. Er wurde von Gerbert, dem der Beiname „Castus“ („der Keusche“) gegeben worden war, auf seiner Reise begleitet.

Aus einer Schrift der Abtei Werden geht hervor, dass Castus Stifter eines Benediktinerklosters im Lerigau gewesen sei.

Am 1. September 819 verlieh Ludwig der Fromme dem Abt der Visbeker Kirche, Gerbert Castus, für die Missionszelle Visbek („cellula fiscbechi“) die völlige Freiheit von allen Abgaben und eine eigene Gerichtsbarkeit. Die Abtei Visbek ging 855 auf Anordnung Ludwigs des Deutschen in das Eigentum des Klosters Corvey über.[1]

Vermutungen

Wahrscheinlich war Gerbert ein Mitglied der westfälischen Sippe, der auch der Sachsenführer Widukind angehörte. Bereits früh christianisiert, hat er wohl spätestens 782 auf Grund des Widerstandes heidnischer Sachsen seine Heimat verlassen, um sich Liudger anzuschließen. Um dem 799 gegründeten Kloster Werden eine wirtschaftliche Grundlage zu schaffen, soll Gerbert Castus aus seinem Fundus diesem Kloster Ländereien, unter anderem in Calveslage, geschenkt haben.[2]

Im 9. Jahrhundert kehrte er in seine Heimat zurück, um Visbek zu einer Abtei zu entwickeln, von der aus der Lerigau christianisiert werden sollte. Möglicherweise wurde von Gerbert Castus und seinen Gefährten auch der Norden des Dersagaus christianisiert.[3]

Wirkung

Die Missionierung des Lerigaus und der angrenzenden Gebiete durch den Abt Gerbert Castus wirkt bis heute fort.

Nach Gerbert Castus sind in dessen Wirkungsbereich zahlreiche Straßen, Schulen und andere Einrichtungen benannt. Seit 1984 steht bei der Pfarrkirche St. Vitus in Visbek eine Bronzeplastik des Dombildhauers Willi Witte (Osnabrück). Sie stellt den Abt Gerbert Castus, den Priester Folkard[4] und einen Gefährten der beiden dar.

Im Jahr 2009 wurde in Visbek ein Kinder-Musical über Gerbert Castus aufgeführt.[5]

Im Rathaus von Großenkneten wurde ein „Pilgerbüro“ eingerichtet, das mehrmals im Jahr „auf Wegen des Abtes Gerbert Castus“ geführte Pilgerwanderungen als „Zeitreise durch das Christliche Erbe“ organisiert. Besucht werden dabei die Missionszelle Visbek (St. Vitus), die ehemalige Kirche in Westerstedi (Westerburg), der Wallfahrtsort Bethen, die Marienkirche in Wardenburg und die einzige Basilika im Oldenburger Land, die Alexanderkirche in Wildeshausen.[6]

Einzelnachweise

  1. Hans Friedl u.a. (Hrsg.): Biographisches Handbuch zur Geschichte des Landes Oldenburg. Artikel „Gerbert“ Oldenburg: Isensee, 1992. S. 230ff.
  2. Uwe Büssing: 890 - Erste urkundliche Erwähnung von Calveslage
  3. Katholische Kirchengemeinde St. Gertrud Lohne: Die geschichtliche Entwicklung der Pfarrgemeinde Lohne
  4. Ökumenisches Heiligenlexikon: Artikel „Folkard“
  5. Vikar von Visbek schrieb ein Kinder-Musical. Die Idee kam bei McDonald's: Gerbert für Kinder. Kirchensite (Online-Zeitung für das Bistum Münster). 27. März 2009
  6. Gemeinde Großenkneten: Auf Wegen des Abtes Gerbert Castus. 2011

Literatur

  • Bernhard Brockmann: 1175 Jahre Visbek 819 – 1994. Abtei Visbek. Vechta 1994
  • Bernhard Brockmann: Die Christianisierung des Oldenburger Münsterlandes. Abt Gerbert-Castus in seiner Zeit. Vechta 1996 (ISBN 3-929358-51-4)

Weblinks


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