Goethe (Schiff)

Goethe (Schiff)
Goethe
Schiff 31.JPG
p1
Schiffsdaten
Flagge MaltaMalta (Handels- und Dienstflagge zur See) Malta
Schiffstyp Passagierschiff
Heimathafen Valletta, MaltaMalta Malta
Eigner Köln-Düsseldorfer
Stapellauf 1913
Indienststellung 4. August 1913
Schiffsmaße und Besatzung
Länge
83,4 m (Lüa)
Breite 8,25 m
über Radkästen: 15,6 m
Tiefgang max. 1,35 m
 
Besatzung 37 Mann
Maschine
Maschine Dieselmotor
Maschinen-
leistung
980 PS (721 kW)
Propeller 2 Seitenräder ∅ 4 m
Transportkapazitäten
Zugelassene Passagierzahl 900

Die Goethe wurde als 94. von insgesamt 102 Raddampfern der Köln-Düsseldorfer (KD) 1913 gebaut. Als sie am 4. August 1913 in Dienst gestellt wurde, war sie einer der größten Seitenraddampfer in Europa. Er bediente als letzter Dampfer auf dem Rhein die touristisch reizvolle Strecke im Oberen Mittelrheintal zwischen Koblenz und Rüdesheim, das 2002 zum Weltkulturerbe ernannt wurde. Im Winter 2008/2009 wurde die Goethe auf Dieselantrieb umgerüstet.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Goethe vor der Festung Ehrenbreitstein
Bug- und Heckansicht der Goethe
Die Goethe 1975, vor dem letzten Umbau
Die Goethe vor der Loreley

Nach der Indienststellung war die Goethe für den kombinierten Personen- und Frachtverkehr in Fahrt. Die Fracht wurde auf dem Vorschiff unter einem Sonnensegel gestaut. Das Achterschiff war für den Personentransport bestimmt. Da die Passagierzahlen immer mehr zunahmen, wurde die Goethe 1925 zu einem Salonschiff umgebaut, bei dem das Oberdeck mit einem Sonnensegel überdacht war.

Während des Zweiten Weltkriegs diente der Dampfer auch wieder dem Gütertransport; 1941 erhielt er einen Tarnanstrich. Am 29. Juli 1942 fiel bei einem Luftangriff auf Koblenz neben der Goethe eine Bombe in den Rhein und beschädigte sie. Von den 600 Fahrgästen wurden 21 verletzt. Trotz eines Ruderschadens gelang es dem Schiffsführer noch anzulegen, sodass die Passagiere aussteigen konnten. Anschließend wurde das Schiff in Begleitung von zwei Pumpbooten von Koblenz nach Köln in eine Werft geschleppt. Dort wurden weitere Beschädigungen am Rumpf festgestellt. Am 3. März 1945 versenkte ein Bombentreffer die Goethe in Oberwinter.

1949 wurde die Goethe gehoben und 1951/52 auf der Ruthofwerft in Mainz-Kastel repariert und umgebaut. Sie wurde auf 83 Meter verlängert, die Kessel wurden auf Ölfeuerung umgestellt und die Aufbauten neu gestaltet. 1953, zum 100. Jubiläum der KD am 12. Mai, nahm sie wieder ihren Dienst im Linienverkehr auf. 1958 erfolgte wieder ein Umbau, um das Schiff den neuen Sicherheitsvorschriften anzupassen. Wegen Kesselschäden sollte es 1980 stillgelegt werden, doch die Reederei entschloss sich zu einer Reparatur. Sieben Jahre später wurde die Dampfmaschine überholt, und 1988 feierte die Goethe ihren 75. Geburtstag. Bis dahin hatte sie knapp zwei Millionen Kilometer zurückgelegt und mehr als fünf Millionen Fahrgäste befördert. Im Oktober 1988 hatte sie einen Maschinenschaden und wurde 1989 wegen zu hoher Reparaturkosten stillgelegt.

Auf Betreiben des 1992 gegründeten Freundeskreises Raddampfer Goethe Köln stimmte der neue Vorstand der KD 1995 der Wiederinbetriebnahme des Dampfers zu. Auf der Dordrechter Werft de Biesbosch wurde das Schiff umgebaut. Es erhielt neue Dampfkessel, zwei Dieselgeneratoren und ein Bugstrahlruder und ein Querstrahlruder achtern. Das äußere Erscheinungsbild und auch die Innenräume wurden im Stil der Jahrhundertwende verändert. Die dreizehn Millionen Mark teure Restaurierung wurde pünktlich vor Johann Wolfgang von Goethes Geburtstag am 28. August 1996 abgeschlossen; zwei Tage zuvor nahm die Goethe ihren Dienst wieder auf und bediente täglich im Linienbetrieb die Strecke zwischen Koblenz und Rüdesheim.

Am 7. Oktober 2008 absolvierte sie ihre letzte Fahrt unter Dampf von Koblenz nach Köln in den KD-eigenen Niehler Hafen. Anschließend wurde die alte Dampfmaschine durch einen Antrieb mit Dieselmotoren ersetzt.[1][2] Damit verschwand nach fast 100 Jahren der letzte echte Schaufelraddampfer vom Rhein. Die Kessel für die Zweizylinder-Heißdampf-Verbundmaschine wurden mit Heizöl betrieben und verbrauchten bis zu 500 Liter/h. Die Schaufelräder haben einen Durchmesser von vier Metern und drehen sich 40-mal in der Minute. Früher wurden rund zehn Zentner Kohle in der Stunde verbrannt. Nach der Umstellung auf Ölfeuerung und moderne Schiffstechnik wurden nur noch sieben anstatt zwölf Mann Besatzung benötigt. In der Bordgastronomie sind bis zu 30 Personen beschäftigt. Nach dem Umbau auf dieselhydraulischen Antrieb mit 950 PS, können die Schaufelräder unabhängig voneinander bewegt werden. 1925 war die Goethe für 2440 Fahrgäste zugelassen, 1953 sogar 2500, heute sind es nur noch 900.

Aktueller Einsatz

Nach dem Abschluss der Umbauarbeiten wird die Goethe seit der Saison 2010 wieder planmäßig im Ausflugsverkehr zwischen Koblenz und Rüdesheim eingesetzt. Nur bei extremem Niedrigwasser, wie im Mai 2011, und in der Nebensaison (z.B. Adventsfahrten) übernimmt die Goethe auch häufig Fahrten ab Köln [3].

Einzelnachweise

  1. "Goethe": Massiver Protest gegen Umbau in: Rhein-Zeitung, 22. August 2008
  2. Zum letzten Mal lässt die alte „Goethe“ Dampf ab”, General-Anzeiger Bonn, 8. Oktober 2008, Seite 13
  3. Aktuelle Einsätze der Goethe sind jeweils mit "Gh" bezeichnet

Literatur

  • Beiträge zur Rheinkunde, Herausgeber Rhein-Museum, Koblenz Heft 50/1998
  • Die Schiffe der Köln-Düsseldorfer einst und jetzt, Autor Hans Rindt, Herausgeber Gunter Dexheimer
  • Georg Fischbach: Die Schiffe der KD Eine detaillierte Aufstellung auf über 1000 Seiten mit vielen historischen und aktuellen Fotos aller Schiffe der KD von 1826 bis 2005. Herausgeber: Eigenverlag, zu beziehen über KD Köln
  • Heino Möhring: „Goethe" vor Oberwinter versenkt. Die Salondampfer der KD im Zweiten Weltkrieg und ihr trauriges Schicksal am Mittelrhein, in: Heimatjahrbuch Kreis Ahrweiler, Jg.2003, S.211

Weblinks

 Commons: Goethe (Schiff) – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

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