Grégoire Haddad

Grégoire Haddad

Grégoire Haddad (* 25. September 1924 in Souk-el-Gharb, Libanon) war von 1968-1975 melkitischer Erzbischof von Beirut und Jbeil. Er galt als der „Rote Bischof von Beirut“ und legte 1975, auf Druck des Heiligen Stuhls, sein Amt nieder. Seit dieser Demission ist er emeritierter Erzbischof.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Grégoire Haddad wurde in Souk El Ghard, einer Kleinstadt im Libanon-Gebirge geboren. Sein Vater war ein evangelischer Christ und seine Mutter gehörte der römisch-katholischen Kirche an. Die Grundschule besuchte er von 1934-1936, danach ging er für ein Jahr auf eine weiterführende Schule, die von Basilianern geleitet wurde. Bis 1943 wurde er in einer Schule der Ostkirchen von Jesuiten unterrichtet und erlangte das Abitur. Er begann das Studium für Philosophie und Theologie und wurde 1949 vom Erzbischof Philippe Nabaa, seinem Vorgänger im Bischofsamt von Beirut, (Ordination von 1948–1967) zum Priester geweiht. Er arbeitete danach als Sekretär im erzbischöflichen Ordinariat in Beirut und widmete sich mehreren sozialen Projekte, er gründete die Libanesische Sozialbewegung. Am 30. Juli 1965 folgte die Ernennung zum Weihbischof in Beirut und Jbeil sowie zum Titularbischof von Palmyra dei Greco-Melkiti. Am 5. September 1965 wurde er von Maximos IV. Kardinal Saigh SMSP (Erzbischof von Beirut und Jbeil 1933-1947) sowie den Mitkonsekratoren Erzbischof Philippe Nabaa (Erzbischof von Beirut und Jbeil 1948-1967) und Erzbischof Joseph Elias Tawil (Erzbischof der Eparchie Newton) zum Bischof geweiht. In dieser Funktion nahm er auch an der vierten Sitzungsperiode des Zweiten Vatikanischen Konzils teil. Nach dem Tod des Erzbischofs leitete er die Diözese Beirut und wurde am 9. September 1968 zum Erzbischof von Beirut und Jbeil ernannt. Er war Mitkonsekrator der Erzbischöfe Elias Nijmé BA (Erzbischof der Erzeparchie Tripoli) und Jean Assaad Haddad (Erzbischof von Tyros).

Der „Rote Bischof von Beirut“

In den ersten Jahren seiner Amtszeit hatte der neue Erzbischof viele Entscheidungen zu treffen um die Beschlüsse des Zweiten Vatikanischen Konzils umzusetzen. Hierzu gehörte auch die neue Situation für die Beteiligung der Laien. 1975 erfolgte die periodische Herausgabe eines Magazins, in dem geistliche, theologische und soziale Themen behandelt wurden. Mit einigen von ihm verfassten Artikel zur Frage des Zusammenlebens von Moslems und Christen stieß er auf Widerstand aus Rom. Insbesondere die aktiven Kontakte zur Amal-Bewegung und sein Eintreten für eine Zusammenarbeit unter weltlichen Voraussetzungen, führten zu Ermahnungen aus dem Vatikan.[1] Erschwerend für Rom gestaltete sich die Zusammenarbeit mit dem Gründer der Amal-Bewegung, dem schiitischen Imam Musa as-Sadr.[2] Gemeinsam hatten sie 1960 die „Soziale Bewegung“ gegründet und förderten in den folgenden Jahren den Islamisch-Christlichen-Dialog. In einer dieser Veranstaltungen hielt Musa as-Sadr zu Ostern in einer Kirche des Kapuzinerordens eine Ansprache. Zudem hatte Grégoire Haddad seine Theorie über eine Annäherung zwischen Sozialismus und Kirche veröffentlicht. Er vertrat öffentlich Gedanken zur Säkularisierung, welches nicht nur unter seinen Mitbrüdern sondern mit der Glaubenskongregation zur scharfen Auseinandersetzung führte. Seine Zielsetzung war der Versuch eine friedensstiftende Religion zu begründen [3].

Nicht nur der politische Druck, sondern auch die Androhung innerkirchlicher Sanktionen führte schließlich dazu, dass Grégoire Haddad am 19. September 1975 um seinen Rücktritt ersuchte, dem seitens Papst Paul VI. bei der gleichzeitigen Ernennung zum Titularerzbischof von Adana dei Greco-Melkiti zugestimmt wurde. Nach seiner Demission zog er sich in ein Kloster zurück, er lehnte alle weiteren, ihm angeboten Bischofsämter innerhalb der Melkitisch-griechisch-katholischen Kirche, ab. Er fördert weiterhin soziale Bewegungen im Libanon.

Literatur

  • Grégoire Haddad : Was kümmert den wahren Christen die Mehrheitsfrage? In: Die Zukunft der orientalischen Christen, Eine Debatte im Mittleren Osten, Hrsg.: Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern, Verlag: EMW / Informationsprojekt Naher und Mittlerer Osten (inamo), 2001, ISSN: 1436-2058
  • Antoine Fleyfel, La théologie contextuelle arabe. Modèle libanais, Paris, L'Harmattan, 2011. [2].

Einzelnachweise

  1. Hizbullah: The Islamic Resistance in Lebanon
  2. Lebanon: Hizbullah, a progressive Islamic party? - Interview with Joseph Alagha [1]
  3. Friedensstiftende Religionen? Religion und die Deeskalation politischer Konflikte, Hrsg. Manfred Brocker, Mathias Hildebrandt, 1. Auflage 2008, VS Verlag für Sozialwissenschaften, ISBN 978-3-531-15724-5

Weblinks


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