Gut Lauer

Gut Lauer

Das Gut Lauer war ein Rittergut im Süden Leipzigs, das im Zuge des Braunkohlebergbaus verloren ging.

Das Gut Lauer um 1840

Inhaltsverzeichnis

Lage

Das Gut Lauer befand sich sieben Kilometer südsüdwetlich des Stadtzentrums von Leipzig in der Elsteraue an der Verbindungsstraße von Markkleeberg-West nach Knauthain. Es war von Wassergräben umgeben, die Verbindung zur Schwarzen Lache hatten. Im Volksmund wurde die Gegend um das Gut auch „die Lauer“ genannt.

Geschichte

Treppentor am Gut Lauer von 1648 (nach Gurlitt, 1896)

1378 wird erstmals ein „Lugrede“ erwähnt, das dem „Gericht vor der Harth“ unterstand.[1] 1513 ist dann von einem Vorwerk die Rede, das offenbar zum benachbarten Gute Knauthain und damit der Familie Pflugk gehörte. Sein Name wandelte sich von Luwerde (1440) über Lawerde (1488), Lauerde (1508) und Lawerde (1564) zu Lauer (1696). Über die Familie Schönberg kam es 1629 an jene von Dieskau, von denen es durch Heirat im Jahre 1683 an die Herren von Ponickau überging. Im Jahre 1696 wird es nicht mehr als Vorwerk sondern als Rittergut bezeichnet.[1] 1729 verkaufte Adolf von Ponickau das Gut an den kursächsischen Kabinettsminister Graf Ernst Christoph von Manteuffel. 1749 gehörte es Adam Friedrich von Glafey, bevor es im 19. Jahrhundert an die Familie von Hohenthal kam.[2]

Nachdem 1564 noch von einem wüst gefallenen Dorf die Rede ist,[1] hat das Gut danach immer nur als Einzelgut mit einer angrenzenden Ziegelei existiert. Bewohnt war das Anwesen von einem Verwalter oder einem Pächter dem zugehörigen Personal, dem herrschaftlichen Revierförster und dem Ziegeleibetreiber mit ihren Familien.[3]

1875 wurde das Gut Ortsteil von Gautzsch und 1920 nach Knauthain eingemeindet, mit dem es 1936 zu Leipzig kam. Eingepfarrt war es jedoch immer nach Markkleeberg-Gautzsch. 1949 wurden die ehemaligen Stadtgüter Knauthain und Lauer zum Volkseigenen Gut Knauthain zusammengeschlossen.

Bevor der Tagebau Cospuden, eine Abzweigung des Tagebaus Zwenkau, das Gut Lauer erreichte, wurde es 1987 abgerissen, wobei einige geschichtlich wertvolle Architekturdetails geborgen werden konnten.[4] 43 Bewohner wurden umgesiedelt. Nach der Stilllegung des Tagebaus 1990 entstand an seiner Stelle bis 2000 der Cospudener See, der nun die Gegend bedeckt, wo einst das Gut Lauer stand.

Weiteres

Ende der 1970er Jahre wurde im Waldgebiet nordöstlich des Gutes Lauer infolge der Materialgewinnung zum Bau der verlegten Fernstraße F2/F95 ein künstlicher Badesee angelegt, dessen Name „Waldbad Lauer“ an das ehemalige Gut erinnert. Inzwischen ist der Badebetrieb zum benachbarten Cospudener See gewechselt und der See wird nun auch „Waldsee Lauer“ oder „Wolfsee“ genannt.

Ebenfalls an den Namen Lauer erinnert das Leipziger Naturschutzgebiet Lehmlache Lauer[5], das sich südlich der Brückenstraße an den Kelchsteinwiesen befindet.

Literatur

  • Lauer. In: August Schumann: Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen. 3. Band, Zwickau 1816, S. 394.
  • Cornelius Gurlitt: Lauer. In: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen, 16. Heft: Amtshauptmannschaft Leipzig (Leipzig Land). C. C. Meinhold, Dresden 1894, S. 71.

Einzelnachweise

  1. a b c Gut Lauer im Digitalen Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
  2. Schlossarchiv.de
  3. Poenicke, G.A. (Hg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen I. Section: Leipziger Kreis. Leipzig (um 1860)
  4. Lauer auf der Website von Markkleeberg
  5. Schutzgebiete in Leipzig

Weblinks

  • Gut Lauer im Digitalen Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
51.2793112.3379

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