Gymnasium Lyck

Gymnasium Lyck
Königliches Gymnasium (1830)
Das alte Gymnasium in Lyck (1859)

Das Gymnasium in Lyck war eine alte Schule in Masurens Hauptstadt Lyck.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

1472 als Kirchenschule gegründet und 1546 zur Lateinschule erweitert, sollte die Schule die Masurisch sprechenden Schüler auf das Theologie-, Medizin- und Jurastudium an der Albertus-Universität vorbereiten.

Auf Betreiben der Stände erhob Georg Friedrich die Schule 1587 zur Provinzial- oder Partikularschule. Sie wurde Hohenstein vorgezogen, weil Lyck als geistiger Mittelpunkt Masurens galt und die zweite Buchdruckerei des Landes auf einem Gut in seiner Nähe hatte.

Durch Verfügung vom 16. Februar 1599 wurde die Provinzialschule gleichzeitig mit den Schulen von Tilsit und Saalfeld zur Fürstenschule - schola illustris apud Liccenses - erhoben: Tilsit für Litauen, Saalfeld für das deutsche Gebiert der Ordenslande, Lyck für Masuren. Diese Schulen anstelle von Gymnasien wurden zugleich der Oberaufsicht der Philosophischen Fakultät in Königsberg uinterstellt. Im 17. Jahrhundert geriet die Schule durch die Tataren und die Pest in große Not. Im Siebenjährigen Krieg stand die Schule infolge der russischen Besetzung des Landes leer.

1813 setzte der Rektor Wollner durch, daß sie Königliches Gymnasium wurde. Als sie geweiht wurde, fehlten die Primaner. Wenige Wochen vor der Völkerschlacht bei Leipzig standen sie im Felde. Mit der Erhöhung der Anstalt wurde der Rektor zum Direktor. Zugleich entfiel die Oberaufsicht des Ersten Stadtgeistlichen.

1913 wurde die Schule ein Reformgymnasium mit angeschlossener Realschule, 1924 wieder ein humanistisches Gymnasium mit Realschule. 1931 wurde sie zur staatlichen Oberrealschule umgewandelt und nach Ernst Moritz Arndt benannt. 1937 wurde sie zur gleichgeschalteten Oberschule herabgestuft. Stürmer und Albertus-Nadeln wurden verboten, das 13. Schuljahr abgeschafft, um zusätzliche Offizieranwärter zu gewinnen.

Bei der 500-Jahrfeier von Lyck, am 11. Oktober 1925, wurde die Tafel zur Erinnerung an die Völkerschlacht erneuert, die an der 1863 gepflanzten deutschen Eiche angebracht worden war. Außerdem wurde zwei ehemaligen Lehrern eine Erinnerungstafel gestiftet, dem Dichter des Masurenliedes Friedrich Dewischeit und dem Dichter des Preußenliedes Bernhard Thiersch. 1931 wurde ein Anbau mit der Turnhalle fertiggestellt.

Die Schule war vor dem Zweiten Weltkrieg die einzige in Ostpreußen, an der Polnisch von einem Lehrer unterrichtet wurde, alternativ zu Französisch als dritter Fremdsprache nach Englisch und Latein.[1] Sie hatte 20 Lehrer und über 500 Schüler in neun gymnasialen und sechs realen Klassen. Die Schüler kamen aus den Kreisen Oletzko und Johannisburg. 240 Abiturienten wurden Mitglieder des Corps Masovia.[2]

1941 wurde das Schulgebäude zum Wehrmachtslazarett umgewidmet. Am 20. Oktober 1944 wurde der Schulbetrieb endgültig eingestellt. Am 20. Januar 1945 drangen die ersten Verbände der Roten Armee in Lyck ein.

Gedenktafel

1956 wurde eine (in Vergessenheit geratene) Patenschaft mit einer Schule der Patenstadt Hagen abgeschlossen. 2001 stiftete die Kreisgemeinschaft Lyck der Schule eine Ehrentafel für die gefallenen Schüler des Zweiten Weltkriegs in deutscher und polnischer Sprache.

Siehe auch: Gymnasien in Ostpreußen

Schulleiter

  • 1587-1588 Johannes Cupzovius
  • 1588-1598 Anton Clossaeus
  • 1598-1602 Petrus Hagius (Peter von Hagen)
  • 1602-1607 Christopfor Chioretius
  • 1607-1626 Issak Mittelpfort
  • 1626-1627 M. Zacharias Puzius (trat das Amt nicht an), Andreas Meyer (fungierte nur kurze Zeit)
  • 1627-1629 M. Georgius Rhetellius
  • 1629-1631 ?
  • 1631-1642 Michael Blenno
  • 1642-1653 Michael Gorlovius
  • 1653-1657 M. Georgius Caroenicke
  • 1657-1674 ?
  • 1674-1686 M. Joachim Columbus
  • 1686-1692 Christopf Großjohann
  • 1692-1693 M. Johann George Spieß (trat das Amt nicht an), Eustachius Wilhelm Romanus
  • 1693-1710 Fabian Stavinski
  • 1710-1716 Joh. Victorinus Gregorovius
  • 1717-1731 Hieronymus Kozik
  • 1731-1732 Jacobus Cibulcovius
  • 1732-1759 Johann Andreas Boretius
  • 1759-1795 Christian Fridrich Rhode
  • 1795-1823 Johann Friedrich Wollmer
  • 1823-1842 Johann Samuel Rosenheyn (Ehrenbürger von Lyck)[3]
  • 1842-1864 Prof. Michael Fabian
  • 1864-1868 Carl Schaper
  • 1868-1880 Dr. Hermann Hampke
  • 1880-1891 Prof. Dr. Edmund Kammer
  • 1891-1919 Geheimrat August Kotowski
  • 1919-1921 Oberstudienrat Prof. Dr. Albert Scheffler (vertretungsweise)[4]
  • 1921-1924 Oberstudiendirektor Dr. Alfred Krah
  • 1924-1934 Oberstudiendirektor Prof. Wilhelm Bock
  • 1934-1944 Oberstudiendirektor Dr. Werner Voß

Lehrer

  • Friedrich Dewischeit (1805-1884), Dichter des Masurenliedes
  • Orlando Gortzitza (1811-1889), Kirchenlieddichter, Mitglied des Preußischen Abgeordnetenhauses
  • Hieronymus Maletius, erster bekannter Rektor (1546-1552)
  • Hermann Karl Meissner[5]
  • Wilhelm Menzel (Philologe)[5]
  • Julius Meyer (Philologe)[5]
  • Albert Scheffler (1858-1928), Dr. phil., Gymnasialprofessor
  • Bernhard Thiersch (1793-1855), Dichter des Preußenliedes

Schüler

Einzelnachweise

  1. Peter Dziengel (Berlin), Kreisgemeinschaft Lyck
  2. Verzeichnis sämtlicher Mitglieder des Corps Masovia 1823 bis 2005. Potsdam 2006
  3. Franz Kößler: Personenlexikon von Lehrern des 19. Jahrhunderts (R)
  4. Mitglied des Corps Masovia. Schrieb das erfolgreiche Schauspiel „Graf Yorck von Wartenburg“
  5. a b c Franz Kößler: Personenlexikon von Lehrern des 19. Jahrhunderts (M)

Siehe auch

Literatur

  • [Wilhelm] Bock: Geschichte des Gymnasiums, in: Festschrift zur Feier des 500jährigen Bestehens von Lyck 1425-1925. Lyck 1925, S. 31-34
  • Heinz Seidel, Peter Dziengel: Das Gymnasium zu Lyck (Ernst-Moritz-Arndt-Schule) 1587-1987. O. O., o. J.
  • Fritz Skowronnek: Der Musterknabe. Berlin 1924
  • Fritz Skowronnek:Jugenderinnerungen, in: Festschrift zur Feier des 500jährigen Bestehens von Lyck 1425-1925. Lyck 1925, S. 27-30

Weblinks


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