Casablanca (Film)

Casablanca (Film)
Filmdaten
Deutscher Titel Casablanca
Produktionsland USA
Originalsprache Englisch
Erscheinungsjahr 1942
Länge 102 Minuten
Altersfreigabe FSK 6
Stab
Regie Michael Curtiz
Drehbuch Julius J. Epstein,
Philip G. Epstein
Produktion Hal B. Wallis,
Jack L. Warner
Musik Max Steiner
Kamera Arthur Edeson
Schnitt Owen Marks
Besetzung

Casablanca ist ein US-amerikanischer Spielfilm von Michael Curtiz aus dem Jahr 1942. Er verbindet Stilelemente eines Melodrams mit denen eines Abenteuer- und Kriminalfilms. Casablanca entstand unter dem Eindruck des Zweiten Weltkriegs und enthält Elemente der Hollywood-Propaganda gegen das nationalsozialistische Deutschland.

Casablanca ist ein Klassiker des Kinofilms und genießt bis heute große Popularität. Einige Zitate aus Casablanca gehören zu den bekanntesten der Filmgeschichte. Die Hauptdarsteller Humphrey Bogart und insbesondere Ingrid Bergman verbindet man heute vor allem mit ihren Rollen in Casablanca, obwohl beide zu den erfolgreichsten Schauspielern ihrer Generation gehörten und davor und danach in zahlreichen großen Produktionen mitwirkten. Das American Film Institute wählte Casablanca 2002 zum besten US-Liebesfilm aller Zeiten[1] und 2007 zum drittbesten US-Film aller Zeiten.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Der Film spielt während des Zweiten Weltkrieges. Frankreich ist von der deutschen Wehrmacht erobert und teilweise besetzt, nicht dagegen das französische Protektorat Marokko, das zu Französisch-Nordafrika gehört und damit durch das Vichy-Regime verwaltet wird. Viele fliehen nach Casablanca, um dort einen Flug ins neutrale Lissabon zu erwischen, von wo aus sie hoffen weiter nach Amerika gelangen zu können. Die meisten der Flüchtlinge gelangen allerdings nicht über Casablanca hinaus. Der korrupte französische Polizeichef Capitaine Louis Renault, der mit den Deutschen zusammenarbeitet, erteilt Transit-Visa nur gegen Bezahlung mit Geld oder Sex. Zwielichtige Gestalten wie der Italiener Ugarte bieten Visa auf dem Schwarzmarkt gegen Höchstbeträge an. Darüber hinaus hält sich in der Stadt der Amerikaner Rick Blaine auf, dessen Nachtclub Rick’s Café Américain Treffpunkt vieler Emigranten ist. Rick hat in den 1930er Jahren Waffenschmuggel für das von Italien angegriffene Äthiopien betrieben und auf der Seite der Republikaner im Spanischen Bürgerkrieg gekämpft. Inzwischen ist er jedoch ein desillusionierter Zyniker geworden, der, wie er sagt, kein Interesse mehr daran hat, für andere den Kopf hinzuhalten.

Als eines Tages zwei deutsche Offiziere ermordet und die Transit-Visa gestohlen werden, die sie bei sich getragen haben, nimmt die Polizei sich vor, in Ricks Café Ugarte zu verhaften, den sie als den Täter ermittelt hat. Ugarte bittet seinen Bekannten Rick, für ihn die Transit-Visa aufzubewahren, bis die Aufregung sich gelegt habe; Rick versteckt die Dokumente im Klavier seines Pianisten Sam. Ugarte wird am Abend in der Bar durch Renaults Leute festgenommen und kurze Zeit später getötet. Die Visa bleiben unentdeckt.

Rick erfährt von Renault, dass der berühmte und einflussreiche tschechische Widerstandskämpfer Victor László, der den Nazis schon mehrmals entkommen ist, auf dem Weg nach Casablanca sei. László will sich mit seiner Frau Ilsa Lund nach Amerika absetzen, während der deutsche Major Strasser ihm nach Casablanca hinterherreist, um ihn daran zu hindern.

László benötigt zwei Transit-Visa und sucht mit Ilsa Ricks Lokal auf. Ilsa ist eine ehemalige Geliebte Ricks. Die beiden haben sich ein Jahr zuvor in Paris kennengelernt und haben eine leidenschaftliche Affäre gehabt. Ilsa erkennt Sam wieder und bittet ihn, den Song As Time Goes By zu spielen, wie er es auch in Paris immer für sie getan hat. Rick stürmt, als er das durch ihn verbotene Lied hört, herein und ist erschüttert, als er Ilsa gegenübersteht − sie hat ihm damals das Herz gebrochen. Er und sie haben Paris gemeinsam verlassen wollen, als die Deutschen in Frankreich einmarschiert sind, Ilsa ist damals aber nicht am vereinbarten Treffpunkt erschienen und hat ihn wissen lassen, dass sie nicht mit ihm gehen könne.

László versucht währenddessen überall in Casablanca, Transit-Visa aufzutreiben. Als ihm geraten wird, es bei Rick zu versuchen, bietet er diesem für die Dokumente 200.000 Franc. Rick, wegen Ilsas gekränkt, weigert sich, dem Rivalen zu helfen. Er gibt nicht einmal nach, als Ilsa ihn mit einer Pistole bedroht, schwenkt aber um, als sie ihm offenbart, dass sie ihn immer noch liebt, während sich andererseits herausstellt, dass sie schon in Paris mit László verheiratet gewesen und lediglich zunächst davon ausgegangen ist, dass die Nazis diesen umgebracht haben; als sie erfahren hat, dass László noch lebt, ist sie zu diesem zurückgekehrt und hat sie Rick verlassen.

In der Zwischenzeit verhaftet Renault László aufgrund seiner Teilnahme an einem illegalen Meeting. Rick gewinnt Renault für den Pakt, László wegen Mordes an den deutschen Kurieren an die Polizei auszuliefern, wenn im Gegenzug er und Ilsa unbehelligt das Land verlassen dürfen. Am Abend kommt es im Café Americain zu einem fingierten Treffen Ricks, Ilsas und Lászlós. Als Rick Anstalten macht, László die Transit-Visa zu übergeben, bemüht Renault sich, den Kunden zu verhaften. Rick bedroht Renault mit einer Waffe und fährt mit ihm, Ilsa und Laśzló zum Flughafen. Dort besteht Rick darauf, dass Ilsa mit László gehe. Er lässt sie ziehen, gerade weil er sie liebt und weil László ihrer, wie ihm scheint, stärker bedürfe als er. Ilsa zögert unterdessen und steigt erst in das Flugzeug, als Rick László verinnerlichen geholfen hat, wie sehr er durch sie geliebt sei und wie endgültig die Pariser Affäre der Vergangenheit angehöre. Als kurz darauf Strasser am Flughafen eintrifft und den Kontrollturm verständigen will, um Lászlós und Ilsas Abflug in letzter Sekunde zu verhindern, wird er durch Rick erschossen. Renault entdeckt überraschend seinen Patriotismus und schützt Rick, indem er die herbeieilenden Polizisten anweist, „die üblichen Verdächtigen“ zu verhaften. Der Film endet mit Ricks Worten: „Louis, ich glaube, dies ist der Beginn einer wunderbaren Freundschaft.“

Historischer Hintergrund 1942

Casablanca (Marokko)
Casablanca
Casablanca
Casablanca in Nordafrika

Durch die 1935 erlassenen Nürnberger Gesetze verloren alle Juden die deutsche Staatsbürgerschaft und ihre bürgerlichen Rechte, weshalb viele es vorzogen, Deutschland zu verlassen, 1939 drohte Hitler im Falle eines neuen Weltkrieges mit der „gänzlichen Vernichtung der jüdischen Rasse in Europa“. Der deutsch-sowjetische Nichtangriffspakt lähmte die Kommunisten europaweit. Der Angriff auf Polen am 1. September 1939 gilt als der Beginn des Zweiten Weltkrieges. In mehreren Staaten gab es Marionetten-Regimes. Ab 1941 verboten die Nazis die Ausreise von Juden, weil sie Arbeitskräfte für die Rüstung brauchten. Himmlers Stellvertreter Reinhard Heydrich ließ alle Juden Polens in Ghettos und Konzentrationslager deportieren. Im besetzten Polen begann 1942 (nach der Wannsee-Konferenz) die systematische Deportation, Versklavung und Ermordung von Juden aus ganz Europa. Am 10. Juni 1942 wurde nach dem Prager Attentat auf Heydrich der tschechische Ort Lidice von der SS dem Erdboden gleichgemacht.

Paris fiel 1940. London war bedroht und im Sommer 1941 begann Hitlers Einmarsch in die UdSSR. US-Präsident Franklin Delano Roosevelt konnte den in der Bevölkerung tief verankerten Isolationismus nach Pearl Harbor im Dezember 1941 beenden. Die amerikanische Bevölkerung wurde auf die Kriegssituation eingestimmt und die Filmfabriken propagandistisch mit Hilfe des United States Office of War Information eingegliedert. Noch siegte Hitler. In Libyen fiel im Juni die britische Festung Tobruk. Die USA verstärkten ihre Hilfslieferungen und sandten Truppen. Es begann die alliierte Invasion in Nordafrika. Im Januar 1943 kam es in der marokkanischen Hafenstadt auf der Casablanca-Konferenz zu einem Treffen zwischen Roosevelt und Churchill. Auf der Konferenz von Teheran Ende 1943 schlossen Roosevelt, Churchill und Stalin ein Bündnis.

Entstehungsgeschichte

Humphrey Bogart (1946)

Vorlage

Als Vorlage für den Film diente das unproduzierte Theaterstück Everybody Comes to Rick’s (Jeder geht in Ricks Bar) von Murray Burnett und Joan Alison aus dem Jahr 1939.

Am 8. Dezember 1941, dem Tag des Kriegseintritts der Vereinigten Staaten, wurde das Bühnenwerk an die Produktionsfirma Warner Bros. geschickt.[2] Der zuständige Drehbuchleser Stephen Karnot bezeichnete es als „anspruchsvollen Kitsch“ und prognostizierte dem Stoff ein großes Erfolgspotential. Für die Hauptrolle schlug er Humphrey Bogart, James Cagney oder George Raft vor, die zu dieser Zeit vornehmlich als Schurken besetzt wurden.[3]

Am 22. Dezember 1941 sicherte sich Warner Bros. die Rechte an dem Stück. Die Autoren erhielten 20.000 Dollar, eine für damalige Verhältnisse außergewöhnlich hohe Summe. Ein Angebot der Produktionsfirma MGM über 5.000 Dollar war zuvor bereits abgelehnt worden.[4]

In einem Memorandum vom 31. Dezember änderte der Produzent Hal B. Wallis den Titel der Produktion in Casablanca.[5] Vermutlich wollte er durch diese Maßnahme an den Erfolg des United-Artists-Films Algiers aus dem Jahr 1938 anknüpfen, der ebenfalls nach einer afrikanischen Stadt benannt war. Wallis sagte dazu: „Dies könnte tatsächlich ein weiteres Algier werden – eine romantische Geschichte an einem exotischen Schauplatz.“[6]

Drehbuch

Die ersten Autoren, die mit der Erstellung des Drehbuchs beauftragt wurden, waren Eneas MacKenzie und Wally Kline, die das Projekt aber schon nach sechs Wochen verließen.[7] Im Februar 1942 engagierte Warner Bros. die Zwillinge Julius und Philip Epstein. Sie fügten der Geschichte vor allem humoristische Elemente hinzu, darunter die meisten Dialoge zwischen Rick und Louis. Auch für den Anfang der Geschichte waren sie verantwortlich.

Als die Epsteins im April das erste Drittel des Drehbuchs fertiggestellt hatten, leitete man das Material zur Überarbeitung an Howard Koch weiter. Dieser konzentrierte sich mehr auf die politischen und melodramatischen Aspekte der Handlung.

Die Szenen, in denen sich Ilsa und Rick alleine im Café treffen, stammen größtenteils von Casey Robinson, der im Vorspann nicht genannt wird. Der Regisseur Michael Curtiz achtete besonders darauf, dass die Romantik nicht zu kurz kam und entwickelte unter anderem die Szenen, die in Paris spielen. Einzelne Zeilen und Ideen des Drehbuchs wurden auch vom Produzenten Hal B. Wallis beigesteuert, darunter der berühmte Schlusssatz „Louis, ich glaube, dies ist der Beginn einer wunderbaren Freundschaft.“

Das Theaterstück Everybody Comes To Rick’s spielte im unbesetzten Südfrankreich. Als während der Vorproduktion auch dieses Gebiet von deutschen Truppen besetzt wurde, entschloss man sich, die Handlung in die nicht besetzte französische Kolonie Marokko zu verlegen. Die Transitvisa, die im Film eine bedeutende Rolle spielen, existierten in Wirklichkeit gar nicht.

Besonders große Probleme bereitete den Autoren die letzte Szene, die immer wieder umgeschrieben wurde. Die größte Schwierigkeit bestand darin, Ricks Entscheidung, Ilsa gehen zu lassen, plausibel wirken zu lassen. Zeitweise zog man sogar in Betracht, Victor sterben oder Ilsa bei Rick bleiben zu lassen.

Am 22. April 1942, drei Tage vor Beginn der Dreharbeiten, schlossen die Epsteins die Arbeiten an ihrem Teil des Drehbuchs ab. Howard Koch beendete seinen Teil erst drei Wochen später.

Einige Stellen des Skripts wurden von der Hays-Zensurbehörde beanstandet. Louis’ Bemerkung „You enjoy war. I enjoy women“ wurde in „You like war. I like women“ geändert. Die Zeile „Sometimes they [women] might be rationed“ ersetzte man durch „Sometimes they might be scarce“.[8] Ein großer Streitpunkt war die Affäre zwischen Rick und Ilsa in Paris, da Ilsa zu diesem Zeitpunkt bereits mit Victor verheiratet war. Da sie jedoch davon ausging, er sei in einem Konzentrationslager gestorben, wurden die entsprechenden Szenen letztendlich doch genehmigt.

Um die Vermarktung des Films in anderen Ländern nicht zu beeinträchtigen, bestand die Produktionsfirma darauf, dass alle unsympathischen Figuren verfeindeten Nationen angehören mussten. Daher sind Ferrari, Ugarte und der Taschendieb italienischer Herkunft.[4]

Noch Jahre nach der Veröffentlichung von Casablanca kam es immer wieder zu Streitigkeiten zwischen den verschiedenen Autoren. 1973 schrieb Howard Koch in einem Artikel des New York Magazine, er allein sei für das Drehbuch verantwortlich gewesen. Später entschuldigte er sich für diese Behauptung. Julius Epstein sagte in den 1970er Jahren, Casablanca sei einer seiner schlechtesten Filme und er sei es leid, ständig darüber sprechen zu müssen.[9]

Regie und Kamera

Hal B. Wallis’ erste Wahl für die Regie war William Wyler, der jedoch nicht verfügbar war.[7] Wallis wandte sich daraufhin an seinen guten Freund Michael Curtiz, dessen Gage rund 73.000 Dollar betrug. Die Aufnahmen der Second Unit entstanden unter der Leitung des späteren Regisseurs Don Siegel.

Als Kameramann wurde Arthur Edeson engagiert, der zuvor an Filmen wie Frankenstein und Die Spur des Falken mitgewirkt hatte. Für die Großaufnahmen von Ingrid Bergman verwendete Edeson einen speziellen Gaze-Filter, das ihr Gesicht weich, „traurig, sanft und nostalgisch“ erscheinen lassen sollte. Durch eine gezielte Beleuchtung erhielten ihre Augen zusätzlichen Glanz. Bergman wurde meist von ihrer linken Seite aufgenommen, die sie für ihre bessere hielt. Daher befindet sie sich häufig auf der rechten Seite des Bildes.[10]

Musik

Die Filmmusik wurde von Max Steiner komponiert. As Time Goes By von Herman Hupfeld wurde bereits in der Vorlage Everybody Comes To Rick’s verwendet. Steiner hasste den Song und meinte, er sei viel zu primitiv für ein Liebeslied.[11] Sein Vorhaben, ihn nachträglich durch eine Eigenkomposition zu ersetzen, scheiterte, da sich Ingrid Bergman für den Film Wem die Stunde schlägt bereits die Haare kurz geschnitten hatte und daher ein Nachdreh nicht mehr in Frage kam.

1943 räumte Steiner in einem Interview ein, As Time Goes By müsse wohl etwas an sich haben, da der Song so erfolgreich sei.[4]

Ein Großteil der Filmmusik von Casablanca besteht aus Variationen von As Time Goes By und der französischen Nationalhymne Marseillaise. Das Lied, das in Ricks Bar von den Deutschen gesungen wird, trägt den Titel Die Wacht am Rhein. Ursprünglich wollte man für diese Szene das Horst-Wessel-Lied verwenden, das zu dieser Zeit quasi die inoffizielle deutsche Nationalhymne war und daher über eine weitaus größere Symbolkraft verfügte. Da es jedoch in einigen Ländern noch unter Urheberrechtsschutz stand, entschied man sich anders.[4]

Zu den weiteren Stücken, die in Casablanca zu hören sind, zählen It Had to Be You von Isham Jones und Shine von Ford Dabney. Der einzige Song, der eigens für den Film geschrieben wurde, ist Knock on Wood von M. K. Jerome.

Besetzung

Am 5. Januar 1942 kündigte ein Artikel in der Zeitschrift The Hollywood Reporter an, Ann Sheridan, Dennis Morgan und Ronald Reagan würden die Hauptrollen in Casablanca übernehmen. Diese Meldung stellte sich im Nachhinein als falsch heraus.[11] Von Januar bis März 1942 fanden Probeaufnahmen und Vorsprechen statt.[2]

Humphrey Bogart wurde durch Casablanca zum Star. Zuvor hatte er überwiegend Gangsterrollen gespielt. Bogart war entgegen vielen Gerüchten die erste Wahl für die Rolle des Rick. Jack L. Warner zog zunächst George Raft in Betracht, wurde aber von Hal B. Wallis überstimmt. Am 14. Februar 1942 stand fest, dass Bogart den Part übernehmen würde. Seine Gage betrug 36.667 Dollar.

Für die Rolle der Ilsa kamen unter anderem Hedy Lamarr und Michèle Morgan in die engere Wahl. Ursprünglich sollte Morgan die Rolle übernehmen.[12] Als sie jedoch 55.000 Dollar verlangte, entschied man sich statt ihrer für Ingrid Bergman, die die Rolle für 25.000 Dollar übernahm. Bergman stand zu dieser Zeit bei MGM unter Vertrag und wurde von Warner Bros. ausgeliehen. Am 22. April, nachdem sie die Rolle bekommen hatte, schrieb sie ihrer Freundin Ruth Roberts: „Mir war warm und kalt zur gleichen Zeit. (…) Der Film heißt Casablanca und ich habe wirklich keine Ahnung, worum es geht.“[8]

Paul Henreid war zunächst dagegen, die Rolle des Victor László anzunehmen, da er befürchtete, in eine Schublade gesteckt zu werden. Erst als man ihm den dritten Platz im Vorspann und eine Gage von 25.000 Dollar zusicherte, willigte er am 1. Mai 1942 ein. Bevor er verfügbar wurde, zog man für den Part unter anderem Herbert Marshall, Dean Jagger und Joseph Cotten in Betracht. Henreid verstand sich nicht gut mit seinen Co-Stars Ingrid Bergman und Humphrey Bogart, den er als mittelmäßigen Schauspieler bezeichnete.

Die Rolle des Sam übernahm Dooley Wilson. Er war einer der wenigen gebürtigen Amerikaner, die an der Produktion beteiligt waren, und der einzige, der jemals in Casablanca gewesen war. Ursprünglich erwog Hal Wallis, die Rolle des Sam einer weiblichen Schauspielerin zu geben. Hazel Scott, Lena Horne und Ella Fitzgerald kamen in die engere Wahl. Nach der Veröffentlichung von Casablanca erhielt Wilson 5.000 Fanbriefe pro Woche.

Viele der Darsteller und Crewmitglieder von Casablanca waren europäischer Herkunft – nicht nur der 1926 nach Hollywood gegangene Regisseur Kertész Mihály -, darunter Ungarn, Russen, Österreicher, Franzosen und Schweden. Conrad Veidt war 1933 aus Deutschland ausgewandert. Er bekam die Rolle des Major Strasser, weil er 2.000 Dollar pro Woche weniger forderte als der ursprünglich vorgesehene Österreicher Otto Preminger.

Zu den Schauspielern, die nach der Machtergreifung der Nazis aus Deutschland geflohen waren, zählen neben Veidt auch Peter Lorre, S. Z. Sakall, Curt Bois, Marcel Dalio, Helmut Dantine, Wolfgang Zilzer, Hans Twardowski, Ludwig Stössel, Ilka Grüning, Lotte Palfi-Andor, Trude Berliner, Louis V. Arco und Richard Ryen. Die meisten von ihnen waren jüdischer Abstammung.

Durch die Internationalität der Besetzung und die persönlichen Schicksale der Darsteller erhielt der Film eine sehr authentische Note.

Dreharbeiten

Die Dreharbeiten zu Casablanca (Produktionsnummer 410) begannen am 25. Mai 1942.[2] Zu diesem Zeitpunkt war das Skript immer noch nicht fertig. Michael Curtiz arbeitete so schnell, dass er die Autoren bald eingeholt hatte.

Die Szenen in Paris waren die ersten, die gedreht wurden. Die meisten Aufnahmen fanden im Studio statt. Ricks Cafe war dem Hotel El Minzah in Tanger nachempfunden und entstand zu einem Preis von 9.200 Dollar. Viele der Kulissen, wie etwa der Pariser Bahnhof, stammten aus alten Warner Bros.-Produktionen, darunter The Desert Song von 1929.

Da sich die Vereinigten Staaten im Krieg befanden, waren Dreharbeiten am Flughafen nach Einbruch der Dunkelheit verboten und das Rollfeld musste im Studio nachgebaut werden. Das Flugzeug in der letzten Szene ist ein Pappmodell. Um diesen Umstand zu verbergen, wurde es in Kunstnebel gehüllt, während die Mechaniker von kleinwüchsigen Komparsen dargestellt wurden.

Major Strassers Ankunft am Flughafen ist die einzige Szene, die außerhalb des Studios gedreht wurde. Sie entstand am Van Nuys Airport in Los Angeles.

Um den Größenunterschied zwischen dem 5 cm kleineren Humphrey Bogart und der größeren Ingrid Bergman auszugleichen, stellte der Regisseur in vielen Szenen Bogart auf eine Kiste oder setzte ihn in Sitzszenen auf Kissen.

Dooley Wilson, der Sam spielte, war ein ausgebildeter Schlagzeuger und Sänger. Er musste für seine Rolle extra Klavierspielen erlernen; Lieder wurden von ihm original gesungen.

Einige der bekanntesten Dialoge des Films entstanden erst während der Dreharbeiten. Die Zeile „Here’s looking at you, kid“ (in der deutschen Synchronfassung „Ich seh dir in die Augen, Kleines“), ein Trinkspruch, wurde von Humphrey Bogart improvisiert (im Drehbuch stand: „Here’s good luck to you“). Er hatte diesen Satz bereits acht Jahre zuvor in Midnight gesagt. Michael Curtiz gefiel der Spruch so gut, dass er ihn öfter benutzte. Die letzte Zeile des Films „Louis, I think this is the beginning of a beautiful friendship“ wurde auf Anregung des Produzenten Hal B. Wallis nachträglich eingefügt. Bogart nahm sie nach Abschluss der Dreharbeiten in einem Tonstudio auf. „Louis, I begin to see a reason for your sudden attack of patriotism. While you defend your country you also protect your investment“, „If you ever die a hero’s death, Heaven protect the angels“ und „Louis, I might have known you'd mix your patriotism with a little larceny“ waren Alternativvorschläge, die nicht verwendet wurden.

Die Dreharbeiten wurden am 3. August 1942 abgeschlossen. Die Premiere fand am 26. November 1942 im Hollywood-Theater von Warner in New York statt.

Film-Budget und Einspielergebnis

Das Drehbuch wuchs mit den Dreharbeiten. Die Kosten betrugen 950.000 US-Dollar. Bergman wurde von den MGM-Studios ausgeliehen, um Kosten für Stars zu sparen, die teurer gewesen wären.

Im Film spielten eine ganze Reihe von Emigranten mit. Sie mussten zum Teil Statistenrollen übernehmen, die vollkommen konträr zum eigenen Schicksal standen, so etwa Conrad Veidt in der Rolle Major Strassers.

Die Einspielergebnisse sollen 3,5 oder 4 Mio. US-Dollar schon bei der Erstverwertung gebracht haben. Es folgten Radiozweitverwertungen und mehrere Wiederauflagen.

Rezeption

In den Vereinigten Staaten

Warner bewarb Casablanca als „den größten und zeitgemäßesten Film, der je zu sehen war“. Man könne schon an der Besetzung erkennen, wie wichtig er sei.[11] Am 22. September 1942 fanden in Huntington Park und Pasadena, Kalifornien, zwei Testvorführungen statt.[2] Die Publikumsreaktionen waren durchweg positiv. Der Film feierte seine Premiere am 26. November 1942 im New Yorker Hollywood Theatre. Nur wenige Tage zuvor war die Stadt Casablanca von alliierten Streitkräften erobert worden.

Am 14. Januar 1943 kamen der britische Premierminister Winston Churchill und der US-Präsident Franklin D. Roosevelt in Casablanca zu einer Konferenz zusammen, in der sie die weitere Kriegsführung festlegten. Diesen werbewirksamen Umstand nutzte Warner Bros. zu Vermarktungszwecken. Am 23. Januar 1943 kam Casablanca landesweit in die Kinos.

Der Film war ein kommerzieller Erfolg und spielte alleine in den Vereinigten Staaten 3,7 Millionen Dollar ein. Damit war er jedoch nur die siebterfolgreichste Produktion des Jahres 1943. Von der Kritik wurde Casablanca überwiegend positiv aufgenommen. Das Fachblatt Variety bezeichnete ihn als großartige Propaganda gegen die Achsenmächte, wohingegen der New Yorker den Film nur „ganz passabel“ fand. In einer Umfrage unter 439 Filmkritikern, die das Magazin Film Daily Ende 1943 durchführte, belegte Casablanca den fünften Rang der besten Filme des Jahres.

Der Song As Time Goes By, der bereits 1931 komponiert worden war, erlangte durch Casablanca nachträgliche Berühmtheit und hielt sich 21 Wochen in der Hitparade. Bei der Oscar-Verleihung 1943 wurde der Film mit drei Academy Awards ausgezeichnet.

Bis heute ist die Popularität Casablancas ungebrochen. In den Vereinigten Staaten wird der Film so häufig im Fernsehen ausgestrahlt wie kein anderer. Während der 1950er Jahre begann das Brattle Theater in Cambridge (USA), in der Abschlusswoche der Examen an der Harvard-Universität eine Casablanca-Vorführung zu veranstalten. Diese Tradition wird bis zum heutigen Tage fortgesetzt und wurde auch von anderen Universitäten aufgenommen. Casablanca gilt zudem als einer der Filme über die am meisten publiziert worden ist[13][14] und mit dem sich auch nach über 60 Jahren weiterhin eine Vielzahl von neuen Publikationen beschäftigen.

Howard Koch versuchte den Erfolg damit zu erklären, dass das Publikum den Film gebraucht habe. Da ging es um Werte, für die es sich lohnt, Opfer zu bringen. Und diese Botschaft wurde auf sehr unterhaltsame Weise vermittelt. Murray Burnett, der Autor der Theatervorlage, bezeichnete Casablanca als „true yesterday, true today, true tomorrow“.

In der Bundesrepublik

Als Casablanca am 29. August 1952 in die deutschen Kinos kam, enthielt der Film kaum noch Hinweise auf den Zweiten Weltkrieg. Alle Szenen mit Major Strasser und anderen Nazis waren herausgeschnitten worden. Auch die Szene, als die Deutschen Die Wacht am Rhein anstimmen und von französischen Patrioten mit der Marseillaise niedergesungen werden, fehlte. Victor László wurde zu Victor Larsen, einem norwegischen Atomphysiker, der die rätselhaften Delta-Strahlen entdeckt hat. Captain Renault wurde in Monsieur Laporte umbenannt und war nun ein Mitglied der Interpol.

Casablanca war in dieser um 25 Minuten gekürzten Version eher eine harmlose Romanze als ein Propagandafilm gegen die Nationalsozialisten und das Vichy-Regime. Erst im Oktober 1975 strahlte die ARD die ungekürzte und neu synchronisierte Fassung aus, die bis heute bekannt ist.[15]

In der ersten Fassung waren als Sprecher unter anderem Paul Klinger als Rick, Marianne Kehlau als Ilsa, Ernst Fritz Fürbringer als Captain Renault und Ernst von Klipstein als Victor László zu hören.[16]

In der zweiten Version übernahmen Joachim Kemmer als Rick, Rose-Marie Kirstein als Ilsa, Wolfgang Preiss als Major Strasser, Claus Biederstaedt als Captain Renault, Wolfgang Hess als Sam und Christian Rode als Victor László die Hauptrollen. Weitere Sprecher waren u. a. Gerhard Geisler als Signor Ferrari, Franz Stoß als Carl, Heidi Treutler als Yvonne, Peter Thom als Barkeeper Sascha, Horst Raspe als Berger und Gerd Vespermann als Taschendieb.[17]

Filmhistorische Rezeption

Neben Chaplins Der große Diktator und Ernst Lubitschs Sein oder Nichtsein ist Casablanca einer der im deutschen Sprachraum bekannten Hollywood-Filme, die den Nationalsozialismus zum Thema hatten und Anfang der 1940er in die Kinos kamen. Während Charlie Chaplin, Ernst Lubitsch und Mel Brooks den komödiantischen Ansatz wählten, zeigt Casablanca die Situation der Flüchtlinge als Thriller.

Casablanca gilt als Propagandafilm. Deutlich lässt sich das an Szenen wie dem Gesangskrieg erkennen. In der Szene stimmt Major Strasser am Klavier in Ricks Bar Die Wacht am Rhein an. Die Deutschen werden jedoch von allen anderen Gästen in der Bar übertönt, die nach Initiative von László aufstehen und die von Corinna Mura angestimmte und vom Orchester auf Ricks Wink hin unterstützte republikanische Marseillaise singen. Die Deutschen treten ab. Ursprünglich wollte Warner das Horst-Wessel-Lied als deutsches Nazi-Lied singen lassen. Doch die Urheberrechte lagen bei einer deutschen Gesellschaft und die Produzenten befürchteten darin eine mögliche Handhabe im internationalen Filmverleih.

Auch die Herkunft des Widerstandskämpfers ist Programm – Victor László – ein Tschechoslowake mit ungarischem Namen, der für das unter dem Faschismus und Nationalsozialismus leidende (Mittel-)Europa steht. Zu Beginn erschießt die Polizei einen Flüchtling ohne Papiere vor einem Plakat von Marschall Pétain, am Ende des Films gibt es eine Szene, in der Polizeihauptmann Renault eine Flasche Vichy-Wasser in den Mülleimer wirft. Vichy war der Sitz des mit den Nazis kollaborierenden Vichy-Regimes des Feldmarschalls Pétain, dessen Einfluss auf Nordafrika zu diesem Zeitpunkt vollkommen unklar war.

Mediale Referenzwirkung

Aufgrund seiner großen Popularität wurden ganze Szenen, einzelne Einstellungen oder Dialogsätze aus Casablanca im Laufe der Zeit in zahlreichen anderen Filmen, Fernsehserien oder Liedern kopiert, zitiert und parodiert. Eine der berühmtesten Parodien ist Eine Nacht in Casablanca.[18] von den Marx Brothers (1946). Peter Falk brillierte 1978 in Der Schmalspur-Schnüffler, einer Bogart-Parodie die jede wichtige Szene aus Casablanca persifliert.[19] Ebenfalls um Bogart und den Film Casablanca geht es in dem Theaterstück und gleichnamigen Film von Woody Allen Mach’s noch einmal, Sam.

Filmkritiken

  • Lexikon des internationalen Films 1997:
    „Das spannende, zuweilen witzige Melodram mit zeitgeschichtlichem Hintergrund besticht durch optisches Raffinement, darstellerische Präzision, dramaturgisches Timing und dichte Atmosphäre.“
  • Der Spiegel, September 1952:
    „Beklemmend edelmütig ausgetragener Dreieckskonflikt, nicht ohne Spannung so kunstreich kompliziert, dass alle drei am Leben bleiben: Ingrid Bergman, liebend lächelnd, wie nur sie es kann, zuweilen eine Träne vertropfend; Humphrey Bogart als Barbesitzer, ein Amerikaner in Casablanca, zu vielem fähig geworden; Paul Henreid als Leuchte der Naturwissenschaft zur Zeit politischer Flüchtling, Peter Lorre spielt einen Mann, der gemordet hat. In den Hauptrollen der Weltkrieg II und Casablanca, Umsteigequartier für Schiffbrüchige aller Art. Bessere Hollywood-Konfektion.“
  • Time, November 1942:
    „Humphrey Bogart [is] so tough that at one moment he looks like Buster Keaton playing Paul Gauguin.“[20]
  • Ulrich Behrens in der filmzentrale:
    „Casablanca ist Symbol für einen Ort, der unabhängig vom konkreten Filmgeschehen und den zeitlichen Umständen, existiert, und das macht einen Film zeitlos, der für viele in den Zeiten des Krieges vielleicht vor allem ein Liebesfilm und ein »antifaschistischer Propagandafilm« war. Er umfasst das Gefühl des Wartens in einer Welt, in der sich der Schrecken, der Horror, die Verzweiflung, der Tod in einer »sozialen Maschinerie« konzentriert hat, die scheinbar unaufhaltsam alles in Trümmer legen wird. Ricks »Café Américain« ist insofern vielleicht eben nicht nur Fluchtpunkt, sondern auch Zeichen einer anderen Welt. Die Figuren in diesem Film – abgesehen von Major Strasser, der nichts als ein Rädchen in der Maschinerie darstellt – sind nicht nur Betrüger, Einzelgänger, Diebe, (…) Schwarzmarkthändler. Sie sind – abseits aller Fehler, charakterlicher Mängel usw. – miteinander verbunden – entgegen den skrupellosen Erwartungen ihrer Verfolger.“
  • Adolf Heinzlmeier und Berndt Schulz in Lexikon „Filme im Fernsehen“:[21]
    „Ein Liebes-, Abenteuer-, Spionage-, Antinazi- und Nostalgiefilm, der den Mythos Bogart begründete: der Kult- und Kitschfilm vom langen Abschied.“ (Wertung: 3½ Sterne = außergewöhnlich)
  • 6000 Filme. Handbuch der katholischen Filmkritik:[22]
    „Gut gespielter Reißer.“
  • Walter Laufenberg Filmrezension „Casablanca“:[23]
    Es gibt Filme nach berühmteren literarischen Vorlagen, von denen weniger Sprachliches im Gedächtnis bleibt als von dem Film „Casablanca“. Sind doch vier Sätze aus diesem Kinovergnügen zu unsterblicher Literatur geworden, nämlich: „Spiel es noch einmal, Sam“ und „Schau mir in die Augen, Kleines“ und „Verhaften Sie die üblichen Verdächtigen“ und „Ich glaube, das ist der Beginn einer wunderbaren Freundschaft“. Sätze, die irgendwo und irgendwann gebraucht, immer als Zitate aus „Casablanca“ erkannt werden.
  • prisma-online:
    Ein Meilenstein der Kinogeschichte, der 1943 drei Oscars (bester Film, beste Regie, bestes Drehbuch) gewann. Unvergessen auch die Flughafen-Abschiedsszene mit Bogie und Ingrid Bergman.
  • Die Zeit Juni 1974:[14]
    […]Eine Legende ist „Casablanca" ganz gewiß geworden. Kein anderer amerikanischer Film hat seine Popularität so mühelos über die Jahrzehnte gerettet,[…]Die Dialoge zwischen den beiden gehören längst zur amerikanischen Folklore, ebenso wie Dooley Wilsons unendlich melancholisches Lied „As Time Goes By" und der finale Satz des Films: „Louis, I think this is the beginning of a beautiful friendship"[…]„Casablanca", nach wie vor das wohl eindruckvollste Beispiel für die verschwundenen Tugenden des klassischen amerikanischen Atelierkinos, traumhaft perfekt inszeniert und gespielt[…]
  • Roger Ebert September 1996[24]
    Auch wenn man den Film Jahr für Jahr immer wieder sieht, so wird er doch niemals zu vertraut. Es ist wie bei dem Lieblingsmusikalbum, je besser man es kennenlernt desto mehr schätzt man es.
  • Guardian November 2002:[25]
    Casablanca ist ein Film mit einer Beziehung zum Publikum, die kein anderer Film so erreicht hat. Es ist eine 60-jährige Liebesaffäre, die immer noch so frisch wie beim ersten Aufeinandertreffen ist. Jedes Mal, wenn man sich hinsetzt, um ihn zu schauen, ist es wieder der Beginn einer wunderbaren Freundschaft

Auszeichnungen

Casablanca war 1944 für acht Oscars nominiert, darunter in den Kategorien Bester Hauptdarsteller (Humphrey Bogart), Bester Nebendarsteller (Claude Rains), Beste Schwarzweiß-Kamera (Arthur Edeson), Bester Schnitt (Owen Marks) und Beste Filmmusik (Max Steiner). Er wurde als Bester Film (Hal B. Wallis), für die Beste Regie (Michael Curtiz) und das Beste adaptierte Drehbuch (Julius und Philip Epstein, Howard Koch) ausgezeichnet.

Als Hal B. Wallis den Oscar für den Besten Film entgegennehmen wollte, kam ihm der Warner-Bros.-Gründer Jack L. Warner zuvor und ging an seiner Stelle auf die Bühne. Der Vorfall machte Schlagzeilen. Wallis war eingeschnappt und verließ Warner Bros. kurze Zeit später.

1977 wählte das American Film Institute Casablanca auf den dritten Platz der besten amerikanischen Filme aller Zeiten. 1998 erreichte er den zweiten Platz. Der Film ist auch auf anderen Bestenlisten des AFI vertreten: Casablanca belegt den 37. Platz der besten Thriller, den ersten Platz der besten Liebesfilme, den vierten Platz der größten Filmhelden (Rick Blaine), den zweiten Platz der besten Filmsongs (As Time Goes By) und den 32. Platz der inspirierendsten Filme.

Auf der Liste der besten Filmzitate ist Casablanca sechsmal vertreten („Ich seh dir in die Augen, Kleines“, Platz 5, „Louis, ich glaube, dies ist der Beginn einer wunderbaren Freundschaft“, Platz 20, „Spiel es, Sam. Spiel 'As Time Goes By'“, Platz 28, „Verhaften Sie die üblichen Verdächtigen“, Platz 32, „Uns bleibt immer noch Paris“, Platz 43, „Von allen Kaschemmen der ganzen Welt kommt sie ausgerechnet in meine“, Platz 68)

1989 wurde Casablanca von der Library of Congress in das National Film Registry aufgenommen.

Die Writers Guild of America (WGA) setzte das Skript von Julius Epstein, Philip Epstein und Howard Koch auf den ersten Platz der Liste der 101 besten Drehbücher.[26][27]

Zitate

Viele Zitate aus der deutschen Synchronfassung haben eine große Bekanntheit erlangt, auch unter Menschen, die den Film nicht oder nicht ganz gesehen haben.

  • „Spiel’s noch einmal, Sam!“ ist – leicht verfälscht – eines der bekanntesten Zitate der Filmgeschichte.
    im Original:
    Ilsa: Play it once, Sam. For old times’ sake.
    Sam: [lying] I don’t know what you mean, Miss Ilsa.
    Ilsa: Play it, Sam. Play „As Time Goes By“.
    Das Falschzitat stammt von der Marx-Brothers-Parodie von 1946 „Eine Nacht in Casablanca“ und wurde in der Erinnerung des Publikums irrtümlich mit dem Originalfilm assoziiert. Der Film Play it again, Sam! von Woody Allen aus dem Jahr 1972 spielt ebenfalls darauf an.
  • „Schau mir in die Augen, Kleines!“ Dieses Zitat stammt aus der – oben erwähnten – ersten Synchronfassung. In der neueren sagt Rick: „Ich seh dir in die Augen, Kleines!“. Im englischen Original sagt er: „Here’s looking at you, kid“. Zweimal in Szenen in Paris und dann in der Abschiedsszene. Das Originalzitat aus der Abschiedsszene lautet:
    Ilsa: And I said that I would never leave you!
    Rick: (taking her by the shoulders): And you never will. But I’ve got a job to do, too. Where I’m going you can’t follow – what I’ve got to do – you can be no part of. I’m not good at being noble. Ilsa – but it doesn’t take too much to see that the problems of three little people don’t amount to a hill of beans in this crazy world. Someday you’ll understand that. Not now. Here’s looking at you, kid.
  • „Verhaftet die üblichen Verdächtigen!“ (Round up the usual suspects) ist im Original die eigene, zynische Beschreibung der kriminalistischen Vorgehensweise des Polizeichefs Renault und wird heute manchmal zur Rechtfertigung einer praxisorientierten Problemlösungsstrategie herangezogen.
  • „Ich glaube, dies ist der Beginn einer wunderbaren Freundschaft.“ (I think this is the beginning of a beautiful friendship, zwei Wochen nach Drehschluss einsynchronisiert) beendet doppeldeutig den Schlussdialog zwischen Rick und Kapitän Renault und wird heute gerne als Ausdruck des plötzlichen Erkennens von gemeinsamen Interessen oder Zielen verwandt, die vorher nicht offenkundig waren. Hier war es doppeldeutig auf die historische Bündnissituation und einen möglichen Nachfolgefilm gemünzt.
  • „Uns bleibt immer noch Paris.“ (We’ll always have Paris) sind die Worte, mit denen sich Rick auf dem Rollfeld des Flughafens für immer von Ilsa verabschiedet.
  • „Vielleicht nicht heute, vielleicht nicht morgen, aber bald und dann für den Rest deines Lebens.“ (Maybe not today, maybe not tomorrow, but soon and for the rest of your life). Mit diesen Worten warnt Rick Ilsa auf dem Rollfeld eindringlich, dass sie es bereuen wird, wenn sie jetzt nicht zusammen mit László das Land verlässt.
  • Als das American Film Institute 2005 eine Liste der Top 100 Filmzitate aus 100 Jahren amerikanischer Filmgeschichte aufstellte, fanden sich mit „Here’s looking at you, kid“ (Platz 5), „Louis, I think this is the beginning of a beautiful friendship.“(20), „Play it, Sam. Play 'As Time Goes By.“ (28), „Round up the usual suspects.“ (32), „We’ll always have Paris.“ (43), und „Of all the gin joints in all the towns in all the world, she walks into mine.“ (67) gleich sechs Casablanca-Zitate auf der Liste – mehr als aus jedem anderen Film (danach kommen mit je drei Zitaten Vom Winde verweht und Der Zauberer von Oz).[28]

Fortsetzungen und andere Versionen

Bereits kurz nach der Veröffentlichung Casablancas begann man bei Warner Bros., über eine Fortsetzung nachzudenken. Ein geplanter zweiter Teil mit dem Titel Brazzaville (in Bezug auf die französisch-kongolesische Stadt, die in der letzten Szene erwähnt wird) wurde aber nie gedreht.

Am 26. April 1943 sendete eine amerikanische Rundfunkstation ein Hörspiel, in dem Bogart, Bergman und Henreid ihre Rollen ein weiteres Mal übernahmen. Im Januar 1944 wurde eine zweite Radioadaption des Films ausgestrahlt, diesmal mit Alan Ladd, Hedy Lamarr und John Loder in den Hauptrollen.

Die Pläne des Drehbuchautors Julius Epstein, ein Casablanca-Musical zu produzieren, wurden nicht in die Tat umgesetzt. Das Theaterstück Everybody Comes To Rick’s, das dem Film als Vorlage gedient hatte, feierte seine Premiere 1946 in Newport. Im April 1991 wurde es in London erneut auf die Bühne gebracht, aber nach nur einem Monat wieder abgesetzt.

Im Jahr 1955 produzierten Warner Bros. und der Sender ABC eine Fernsehserie, die auf Casablanca basierte und die Vorgeschichte des Films behandelte. Charles McGraw übernahm die Rolle des Rick, Marcel Dalio, der auch im Original mitgewirkt hatte, spielte Captain Renault. 1983 lief auf NBC eine weitere kurzlebige Serie mit David Soul als Rick, Hector Elizondo als Renault und Scatman Crothers als Sam. Sie war zeitlich ebenfalls vor dem Film angesiedelt.

Der französische Regisseur François Truffaut erhielt 1974 das Angebot, eine Neuverfilmung zu drehen, was er jedoch ablehnte.

David Thomson, ein britischer Filmkritiker, veröffentlichte 1985 den Roman Suspects. 1998 erschien As Time Goes By von Michael Walsh. Beide Bücher stellen eine literarische Fortsetzung der Geschichte von Casablanca dar. In den 1980er Jahren entstand eine kolorierte Version des Films, die erstmals 1988 im australischen Fernsehen gezeigt wurde. Der Brasilianer Joao Luiz Albuquerque fertigte 1987 eine neue Schnittfassung des Originals an, in der sich Ilsa am Ende für Rick entscheidet. Diese Version wurde beim Rio Film Festival gezeigt.

Zwischen den verschiedensprachigen Fassungen des Films existieren teilweise gravierende Unterschiede: In der spanischen Version, die während der Franco-Ära entstand, wurden alle Hinweise auf Ricks Einsatz für die Sozialisten im Spanischen Bürgerkrieg herausgeschnitten. Im Original erwähnt Renault in einer Szene, Rick habe in den 1930er Jahren Waffen nach Äthiopien geschmuggelt (eine Anspielung auf den Italienisch-Äthiopischen Krieg von 1935). In der italienischen Übersetzung ist an dieser Stelle von China die Rede. Die größten Eingriffe nahm man jedoch in Deutschland vor. (siehe Die Rezeption des Films in der Bundesrepublik)

Ferner gibt es auch eine Comic-Adaption von Giorgio Cavazzano mit Micky Maus, Minni Maus, Goofy, Kater Karlo, Kommissar Hunter und anderen bekannten Figuren in den Hauptrollen. 1987 entstanden, wurde sie in Deutschland erst 2007 im Rahmen der LTB-Edition 40 JAHRE LTB unter dem Titel Cusubluncu veröffentlicht.

Der 6. Teil der 2. Staffel der Serie Mini-Max ist eine deutliche Parodie des Films. Unter anderem sagt Agent 86 zu einem Klavierspieler in Casablanca: „Spiel das doch noch mal, Sam!“ Dieser antwortet jedoch: „Ich heiße nicht Sam!“

Literatur

  • Aljean Harmetz: Verhaften Sie die üblichen Verdächtigen: wie Casablanca gemacht wurde. Berlin-Verlag, Berlin 2001, ISBN 3-8270-0329-6
  • Ulrich Hoppe: Casablanca. Heyne, München 1987, ISBN 3-453-86062-4
  • Andreas Missler-Morell: Ich seh’ dir in die Augen, Kleines – Casablanca. Der Kultfilm. Heyne, München 1998, ISBN 3-453-14148-2
  • Hans-Jürgen Kubiak: Die Oscar-Filme. Die besten Filme der Jahre 1927/28 bis 2004. Die besten nicht-englischsprachigen Filme der Jahre 1947 bis 2004. Die besten Animationsfilme der Jahre 2001 bis 2004. Schüren, Marburg 2005, ISBN 3-89472-386-6
  • Umberto Eco: „Casablanca oder die Wiedergeburt der Götter“ aus: „Über Gott und die Welt“. Carl Hanser, München, ISBN 3-446-13933-8
  • P.O.V. Number 14 December 2002 (pdf) – Ausgabe einer Zeitschrift für Filmstudien der Universität Aarhus die sich ausschließlich dem Film Casablanca widmet. (1,41 MB)

Weblinks

 Wikiquote: Casablanca – Zitate

Einzelnachweise

Hauptquellen für diesen Artikel waren das Buch Verhaften Sie die üblichen Verdächtigen: wie Casablanca gemacht wurde von Aljean Harmetz und der Artikel in der englischsprachigen Wikipedia (Liste der Autoren).

  1. Casablanca ist die schönste Schnulze auf Spiegel Online vom 12. Juni 2002
  2. a b c d Casablanca Timeline
  3. Editors Guild Magazine
  4. a b c d Internet Movie Database: Trivia
  5. Bild des Original-Memorandums
  6. German Hollywood
  7. a b Hollywood Lost and Found: Making Casablanca
  8. a b The History/Making of Casablanca
  9. German Hollywood: The Casablanca Connection
  10. Roger Eberts Audiokommentar auf der Casablanca-DVD
  11. a b c Reel Classics
  12. The Alternative Cast
  13. Kult um Rick. In: Der Spiegel. Nr. 31, 1973, S. 88 (online).
  14. a b Hans C. Blumenberg: Schon Legende. In: Die Zeit, Nr. 24/1974
  15. Dirk Jasper Filmlexikon
  16. Synchrondatenbank: Casablanca, 1952
  17. Synchrondatenbank: Casablanca, 1975
  18. A Night in Casablanca in der IMDb
  19. The Cheap Detective in der IMDb
  20. Time, 1942
  21. Adolf Heinzlmeier und Berndt Schulz in Lexikon „Filme im Fernsehen“ (Erweiterte Neuausgabe). Rasch und Röhring, Hamburg 1990, ISBN 3-89136-392-3, S. 120
  22. 6000 Filme. Kritische Notizen aus den Kinojahren 1945 bis 1958. Handbuch V der katholischen Filmkritik, 3. Auflage, Verlag Haus Altenberg, Düsseldorf 1963, S. 59
  23. netzine.de
  24. http://rogerebert.suntimes.com/apps/pbcs.dll/article?AID=/19960915/REVIEWS08/401010308/1023 (abgerufen 18. August 2008)
  25. Martin Smith:The history of a beautiful friendship auf guardian.co.uk am 28. November 2002
  26. Frankfurter Rundschau, 11. April 2006
  27. Autoren wählen "Casablanca" zum Über-Drehbuch auf Spiegel Online vom 8. April 006
  28. afi.com

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