Hans Burkhardt

Hans Burkhardt
Dr. Hans Burkhardt

Hans Burkhardt (* 13. September 1891 in Landsberg am Lech; † unbekannt [in Polen?]) war ein deutscher Politiker (NSDAP).

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Jugend und Weimarer Republik

Nach dem Besuch der Volksschule in Landsberg sowie des Gymnasiums in Schästlarn und Neuburg studierte Burkhardt von 1911 bis August 1914 Veterinärmedizin an der Universität München. Von 1914 bis 1918 nahm er am Ersten Weltkrieg teil, in dem er mit dem Alpenkorps und dem 1./II. des 6. Bayerischen Fußartillerie-Regiment eingesetzt wurde. Im Krieg wurde er mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse und dem bayerischen Militär-Verdienstkreuz 1. Klasse mit Schwertern ausgezeichnet.

Von 1919 bis 1933 arbeitete Burkhardt als Tierarzt in Sontra. Seine Promotion zum Dr. med. vet. legte er Anfang Juli 1927 in Gießen vor.[1]

NS-Zeit

Landrat in Fulda (1933 bis 1939)

Wenige Monate nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten im Frühjahr 1933 wurde Burkhardt im Oktober 1933 zum Landrat des Landkreises Fulda ernannt. Er ersetzte auf diesem Posten den den Nationalsozialisten unliebsamen Landrat Heinrich von Gagern.

Als Landrat war Burkhardt in den folgenden Jahren maßgeblich für die Befestigung des NS-Systems und die Durchsetzung der NS-Politik in seinem Zuständigkeitsbereich mitverantwortlich: Neben Repräsentationsaufgaben entschied er etwa über die Verfolgung potentieller politischer Dissidenten, über Verbote von lokalen Zeitschriften und die Auflösung von Versammlungen. In bezug auf die Judenpolitik in seinem Gebiet setzte er die Anlegung umfangreicher Register mit Daten über die ansässigen Juden sowie die Eintragung der Beinamen Israel und Sarah in Ausreiseanträge durch. Wirtschaftspolitisch war Burkhard insbesondere um die Vorantreibung des Ausbaus der Landwirtschaft auf der Rhön bemüht.

In seiner Eigenschaft als Landrat hatte Burkhardt von 1933 bis zur Auflösung dieser Körperschaft einen Sitz im Preußischen Staatsrat. Außerdem war er aufgrund seiner Landratsfunktion Mitglied im Aufsichtsrat des Überlandwerks Fulda, der Landeskreditanstalt Kassel und der Bäder AG Bad Salzschlirf.

Ebenfalls 1933 war Burkhardt zum Präsidenten des Provinziallandtages von Hessen-Nassau ernannt, dem er als einfaches Mitglied bereits seit November 1929 angehört hatte. Von Sommer 1934 bis Ende Januar 1938 war er als Stellvertreter von Karl Weinrich außerdem stellvertretender Gauleiter des Gaues Kurhessen.[1]

Im Juli 1934 trat Burkhardt im Nachrückverfahren für den ausgeschiedenen Abgeordneten Wilhelm Freiherr von Schorlemer in den nationalsozialistischen Reichstag ein, dem er bis zum März 1936 als Vertreter des Wahlkreises 14 und dann von März 1936 bis zum Ende der NS-Herrschaft im Frühjahr 1945 als Vertreter des Wahlkreises 19 (Hessen-Nassau) angehörte. Seit Ende 1934 war er zudem Mitglied des Preußischen Provinzialrates.

1939 wurde Burkhardt als Landrat in Fulda durch Otto Feuerborn ersetzt. Grund hierfür war angeblich eine politische Ungeschicklichkeit seinerseits, die in der Verwendung seines Dienstwagens für eine Erholungsreise bestand. Mit Feuerborn hatte er einen Bericht des Aufbauwerks Rhön erarbeitet, der 1948 in der SBZ in die Liste der auszusondernden Literatur aufgenommen wurde.[2].

Tätigkeit in der Ostverwaltung (1939 bis 1944)

Nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges wurde Burkhardt im deutsch besetzten Polen Kreishauptmann in Kielce im Generalgouvernement. Er unterstand in diesem Amt dem Distriktgouverneur von Radom Karl Lasch. Ab Anfang Januar 1940 wurde Burkhardt im neugeschaffenen Regierungsbezirk Hohensalza des Warthegaus als Regierungspräsident und Gauinspekteur eingesetzt. Ende Juni 1944 wurde er durch Gauleiter Arthur Greiser in den Wartestand versetzt, da seine Tochter kirchlich geheiratet hatte.[1]

Burkhardts Verbleib nach Kriegsende ist ungeklärt.

Schriften

  • Zur Transpulvet-Therapie bei Erkrankungen der Luftwege in der Veterinärpraxis. Diss. Gießen 1929.
  • Hans Burkhardt (Hrsg.), Otto Feuerborn (Hrsg.): Wir bauen auf : Ein Leistungsbericht über d. Aufbauwerk in d. Preuß. Rhön nach d. Stande vom 1. Jan. 1939. Parzeller, Fulda 1939.

Literatur

  • Joachim Lilla, Martin Döring (Bearbeiter): Statisten in Uniform. Die Mitglieder des Reichstags 1933-1945. Droste, Düsseldorf 2004, ISBN 3-7700-5254-4.
  • Markus Roth: Herrenmenschen. Die deutschen Kreishauptleute im besetzten Polen - Karrierewege, Herrschaftspraxis und Nachgeschichte. Wallstein Verlag, Göttingen 2009, ISBN 978-3-8353-0477-2.
  • Erich Stockhorst: 5000 Köpfe – Wer war was im Dritten Reich. Arndt, Kiel 2000, ISBN 3-88741-116-1.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c Markus Roth: Herrenmenschen. Göttingen 2009, S. 463.
  2. Liste der auszusondernden Literatur 1948 #8778

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