Hazel McCallion

Hazel McCallion
Hazel McCallion 2010

Hazel McCallion, CM (* 14. Februar 1921 in Port Daniel, Québec, Kanada), ist Bürgermeisterin von Mississauga, Ontario, der mit 704.000 Einwohnern sechstgrößten Stadt Kanadas. McCallion hat dieses Amt seit 1978 inne. Sowohl ihre Anhänger als auch die Medien haben sie als Hurricane Hazel bezeichnet.[1] Als sie im Oktober 2010 im Alter von 89 Jahren zum elften Mal wiedergewählt wurde, erhielt sie 76 % der Stimmen.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Hazel McCallion wurde am 14. Februar 1921 in Port Daniel auf der Gaspésie in der Provinz Québec geboren. Ihr Vater besaß einen Fischfang- und Fischverarbeitungsbetrieb,[2] ihre Mutter war Hausfrau und bewirtschaftete den Bauernhof der Familie. Zur Familie gehörten die beiden Schwestern Linda und Gwen und die beiden Brüder Lorne und Lockhart. Nach der High School besuchte sie Büro- und Wirtschaftsschulen in Québec und Montreal. Später hat sie verschiedentlich geäußert, dass sie gern studiert hätte, ihre Familie sich das aber nicht leisten konnte. Sie war für das Ingenieur- und Bauunternehmen Canadian Kellogg Company Ltd. zunächst in Montreal und ab 1942 in Toronto tätig, bis sie 1967 ihre Berufstätigkeit zugunsten ihrer politischen Aktivitäten aufgab.

Kurz nach ihrer Übersiedlung nach Toronto lernte sie in einer anglikanischen Kirchengemeinde ihren späteren Ehemann Sam McCallion kennen. Als Hochzeitsgeschenk erhielten sie von den Eltern ihres Mannes ein Stück Land in der Nähe des Dorfes Streetsville, das später zu einem Teil von Mississauga wurde. Aus der Ehe gingen zwei Söhne und eine Tochter hervor. McCallion hat in Interviews oft gesagt, dass ihr Ehemann sie stets ermutigt habe, eine politische Karriere einzuschlagen. Bevor sie Bürgermeisterin Missisaugas wurde, gründete sie mit ihrem Ehemann die Zeitung The Mississauga Booster, die inzwischen von ihrem Sohn herausgegeben wird. Sam McCallion starb 1997 an der Alzheimer-Krankheit. Hazel McCallion wohnt immer noch in Streetsville.

Mississaugas Stadtteil Streetsville

Zu McCallions persönlichen Vorlieben gehört Eishockey. Während ihrer Schulzeit und später in Montreal war sie selbst aktive Spielerin. Zu ihren Freunden gehört der Eishockeykommentator Don Cherry, der bei ihrem 87. Geburtstag scherzte, sie sei zwar nur von 99,8 Prozent der Bürger gewählt worden, man sei jedoch immer noch auf der Suche nach den 0,2 Prozent, die sie nicht gewählt hätten.[3]

Politische Karriere

McCallion begann ihre politische Karriere in Streetsville, das inzwischen in Mississauga eingemeindet wurde, 1967 als Vorsitzende des Planungskomittees. Später wurde sie stellvertretende Ortsvorsteherin und wurde kurz darauf zur Ortsvorsteherin ernannt. 1970 wurde sie zur Bürgermeisterin des Ortes gewählt. Diesen Posten behielt sie, bis 1973 der Ort eingemeindet wurde.

1978 wurde sie zum ersten Mal zu Mississaugas Bürgermeisterin gewählt, als sie den populären Amtsinhaber Ron A. Searle knapp besiegte. McCallion war nur einige Monate im Amt, als sich ein Krisenfall in der öffentlichen Sicherheit ereignete. Am 10. November 1979 entgleiste ein Zug mit giftigen Chemikalien auf der Trasse der Canadian Pacific Railway in einem dicht besiedelten Gebiet in der Nähe der Mavis Road. Einer großen Explosion und dem Feuer folgte der Austritt gefährlicher Chemikalien. Unter McCallions Aufsicht evakuierten die Polizei und andere Regierungsbehörden die komplette Bevölkerung der Stadt, die damals rund 200.000 Einwohner zählte. Während des rund eine Woche andauernden Notfalls verstauchte sich McCallion zwar ihren Knöchel, unter der Bevölkerung kam es aber zu keinen größeren Verletzungen oder gar Verlusten an Menschenleben.

Während McCallions Amtszeit wuchs Mississauga von einer kleinen Ansammlung von Städten und Dörfern zu einer der größten Städte Kanadas. Das dynamische Wachstum im Großraum Toronto geht auf die Wahl 1976 in der Provinz Québec zurück, in der die Parti Québécois unter René Lévesque in die Regierung gewählt wurde und eine Abwanderung der Anglosphäre aus Montreal nach Toronto einleitete.[4][5][6] Während McCallions Amtszeit entstanden auch das Civic Centre einschließlich des neuen Rathauses, eine Bibliothek, das Mississauga Living Arts Centre, in den 1980er Jahren der Highway 403 und in den 1990er Jahren das Hershey Centre.

Andere Vorhaben McCallions waren weniger erfolgreich. Nach den Gesetzen Ontarios bildet Mississauga zusammen mit Brampton und Caledon die Regional Municipality of Peel. McCallion und der Stadtrat Mississaugas setzten sich dafür ein, dass Mississauga eine Eigenständigkeit als Munizipalität bekommt. Bislang wurde dieses Anliegen von der Provinzregierung abgelehnt. Zwar hat Mississauga im Regionalrat zwei zusätzliche Sitze erhalten, verfügt aber dennoch proportional zu Bevölkerung und Steueraufkommen über eine zu geringe Vertretung. Dies hat zu Kontroversen in der Region geführt, weil Politiker aus Brampton und Caledon gegen McCallion damit argumentieren, dass sich die wirtschaftliche Entwicklung Mississaugas verlangsamt hat und dass die Stadt sowieso am meisten von den Infrastrukturprojekten der 1970er Jahre profitiert hatte.

McCallion wurde 1982 eines Interessenkonflikts für schuldig befunden, da sie an der Sitzung des Stadtrates teilnahm, an der eine Entscheidung des Ontario High Court of Justice diskutiert wurde, von der sie selbst betroffen war. Allerdings wurde sie nicht zur Aufgabe ihres Amtes aufgefordert.[7] McCallion wurde nach ihrer ersten Amtszeit zehnmal wiedergewählt, seit zwei Jahrzehnten ohne nennenswerte Chancen für ihre Herausforderer, sodass sie keinen Wahlkampf betreibt und keine Wahlkampfspenden annimmt, sondern ihre Anhänger bittet, für wohltätige Zwecke zu spenden. Zu ihren Prinzipien gehört es, die Stadt müsse wie ein Unternehmen geführt werden. Mississauga ist eine der wenigen Städte in Kanada ohne kommunale Schulden.[8]

Sie ist ein Gemeindemitglied der Trinity Anglican Church von Streetsville und setzt sich als Schirmherrin von Hazel's Hope für mit HIV infizierte und an AIDS erkrankte Kinder im südlichen Afrika ein.

McCallion zählte zu den ersten Politikern Kanadas, die offen eine Zwei-Staaten-Lösung und die Gründung eines palästinensischen Staates unterstützten. Schon 1983 erklärte sie vor der Jahresversammlung der Canadian Arab Federation, dass „die Palästinenser ein eigenes Land brauchen und benötigen und verdienen“.[9]

Ehrungen

McCallion ist Trägerin des Order of Canada und des Bundesverdienstkreuzes.[10]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Rt. Hon. Dalton McGuinty, Premier of Ontario (2004. Februar 4): Remarks In Tribute To Hazel McCallion (Englisch). Government of Ontario. Abgerufen am 23. Juni 2009.
  2. vgl. Patrick, Kelly: Hazel McCallion: She'll be the mayor of Mississauga until she's dead. Or possibly longer. In: National Post, 8. April 2006. S. T08
  3. vgl. Warmington, Joe: Fishing for a reel angle. In: Toronto Sun, 23. August 2008, S. 6
  4. William K Carroll (2002): Westward ho? The shifting geography of corporate power in Canada (Englisch). Journal of Canadian Studies. Abgerufen am 23. Juni 2009.
  5. Paul-Andre Linteau: Montreal: Economy and Labour (Englisch). The Canadian Encyclopedia. Abgerufen am 23. Juni 2009.
  6. Patrick Couture: René Lévesque: La loi 101 (Englisch). Republique Libre. Abgerufen am 23. Juni 2009.
  7. Kelly Patrick (4. August 2006): Hazel McCallion (Englisch). Canada: National Post. Abgerufen am 23. Juni 2009.
  8. Tann vom Hove (editor) (2. Januar 2004): Mayor of Mississauga Interview (Englisch). City Mayors, of Canada. Abgerufen am 23. Juni 2009.
  9. „Palestinians get support from Mississauga mayor“, Globe and Mail, 23. Mai 1983, Seite 5.
  10. Hazel McCallion: Mayor of Mississauga. City Mayors, of Canada, archiviert vom Original am 8. April 2009, abgerufen am 10. November 2011 (englisch).

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