Heimat (Filmreihe)

Heimat (Filmreihe)

Heimat ist der Titel einer Film-Trilogie von Regisseur und Autor Edgar Reitz. Sie ist zum Genre „Neuer Heimatfilm“ zu rechnen. Hauptort des Geschehens ist die fiktive Gemeinde Schabbach im Hunsrück.

Inhaltsverzeichnis

Die Filme

Die einzelnen Teile der Trilogie wurden im Zuge der DVD-Veröffentlichung Heimat 1, Heimat 2 und Heimat 3 genannt.

Hintergründe

Die Begebenheiten der Filme sind zu einem großen Teil authentischer Natur. Reitz und sein Co-Autor Peter Steinbach trugen sie aus alten Tageszeitungen, eigenen Erinnerungen und den Erzählungen der Dorfbewohner zusammen und verknüpften sie so zu einem fiktiven Gesamtwerk, das auch (semi-)dokumentarische Züge aufweist.

Heimat ist gleichzeitig eine Chronik deutscher Geschichte. „Der Film berichtet vom Weg in den Faschismus, von der Nazizeit, vom Wiederaufbau und vom Wirtschaftswunder mit seinen Spätfolgen. Es ist ein Film über Liebe und Tod, über Erinnern und Vergessen. Heimat ist die Geschichte von denen, die immer Verlierer bleiben, und von den anderen, die – wie die Katz oder Lucie - immer wieder auf die Füße fallen.“[1]

Karsten Witte, Kritiker der Zeit schrieb dazu: „Heimat übersetzt die große deutsche Geschichte in eine Dimension, in der sie der Größe entkleidet wird, nämlich die der kleinen Leute, die ihr Leben in Würde auch ohne Größe führen. Reitz lenkt seinen Film durch den Wärmestrom der Geschichte: ein seltener Glücksfall!“[2]

Anders als im Heimatfilm der 1950er Jahre wird Heimat nicht verklärt. Das Leben bedeutet Geborgenheit und Gebundenheit, ja Zwang; es ist zugleich weit und eng. Mundart ist damit nicht origineller Kitsch, sondern ländliche Realität. Heimat fand – ebenso wie Die Zweite Heimat – international große Beachtung.

Stilistisch besonders auffällig ist zum einen der Wechsel zwischen Schwarz-Weiß- und Farbfilmmaterial, über den nach Ausstrahlung der Filme gediegen philosophiert wurde, während Edgar Reitz und sein Kameramann Gernot Roll nicht häufig genug beteuern konnten, dass sie dabei keiner ausgeklügelten Theorie gefolgt seien, sondern die Materialauswahl oft spontan getroffen hätten. Ein wesentliches Kriterium dabei sei die Vorstellung gewesen, dass in unserer Erinnerung der Vergangenheit Farbeindrücke nur bei bestimmten Motiven eine Rolle spielten. Des Weiteren fand die Präzision und Bedächtigkeit des Reitzschen Erzählrhythmus viel Lob bei Zuschauern und Kritikern.

Literatur

  • Edgar Reitz: Die Heimat-Trilogie; Rolf Heyne Collection, 2004; ISBN 3-89910-240-1
  • Edgar Reitz: Heimat 3. Chronik einer Zeitenwende; München 2004, ISBN 3-8135-0248-1
  • Edgar Reitz: Drehort Heimat; Verlag der Autoren, 2004; ISBN 3-88661-272-4
  • Edgar Reitz, Peter Steinbach: Heimat. Eine deutsche Chronik. Dreh- und Lesebuch mit allen 658 Szenen; 1988; ISBN 3-89190-899-7
  • Edgar Reitz: Heimat. Eine Chronik in Bildern; 1985; ISBN 3-76580-487-8
  • Marion Dollner: Sehnsucht nach Selbstentbindung. Die unendliche Odyssee des mobilgemachten Helden Paul im Film „Heimat“. Mit einem Interview mit Edgar Reitz.; 2005; ISBN 3-86110-384-2
  • Hans Kobialka: Woppenroth – ein Grenzort mitten in der Welt; Hrsg.: Ortsgemeinde Woppenroth; dort S. 445–466 (zu Heimat 1)
  • Rachel Palfreyman: Edgar Reitz’s „Heimat“: Histories, Traditions, Fictions; Peter Lang AG, Europäischer Verlag der Wissenschaften; ISBN 3-9067-6587-3
  • LiteraturBüro Mainz e. V. (Hrsg.): Heimat – Die Zweite Heimat. Eine Dokumentation der Heimat-Projekte 1995 und 1997; Mainz 1997; ISBN 3-93055-939-0

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Quelle unbekannt; unter dem per Internet Archive noch zugänglichen, mittlerweile ungültigen URL [1] findet sich das Zitat jedenfalls nicht.
  2. Karsten Witte: Europäisches Film fest in München: Niemand sucht nach der verlorenen Heimat; in: Die Zeit, Ausgabe 29/1984 vom 13. Juli 1984.

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