Helene Wieruszowski

Helene Wieruszowski

Helene Wieruszowski (* 13. Dezember 1893 in Elberfeld; † 9. November 1978 in Sorengo) war eine US-amerikanische Historikerin deutsch-jüdischer Herkunft.

Helene Wieruszowski entstammte dem wohlhabenden Bildungsbürgertum. Ihr Vater Alfred Ludwig Wieruszowski war Senatspräsident am Oberlandesgericht und später Honorarprofessor an der Universität zu Köln. Die Eltern konvertierten vom Judentum zum Protestantismus. Wieruszowski wurde protestantisch getauft und auch protestantisch erzogen. Ihre Kindheit verbrachte sie in Köln. 1912 legte sie am Humanistischen Mädchengymnasium in Köln die Reifeprüfung ab. Bereits als Schülerin beschloss sie sich dem Mittelalter und der Historischen Hilfswissenschaften zuzuwenden. 1913 begann sie das Studium der Geschichte, Germanistik und Philosophie an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. 1913 begann sie das Studium der Geschichte, Germanistik und Philosophie an der Universität Freiburg. Besonders nachhaltig wurde sie im Studium von Friedrich Meinecke geprägt. Sie wechselte schon nach zwei Semestern von Freiburg nach Heidelberg, dann nach Bonn und schließlich nach Berlin. In Bonn wurde ihr die Chance zur Promotion gegeben. 1918 promovierte sie in Bonn bei Wilhelm Levison mit der Arbeit Die Zusammensetzung des gallischen und fränkischen Episkopats bis zum Vertrag von Verdun. Von 1922 bis 1924 war sie Forschungsassistentin bei der Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde in Köln und von 1924 bis 1926 am Preußischen Historischen Institut in Rom. Ihr Wunsch nach einer Habilitation wurde von der Universität zu Köln abgelehnt.

Von 1926 absolvierte sie eine Ausbildung als Bibliothekarin an der Preußischen Staatsbibliothek in Berlin. 1928 ging sie als Bibliothekarin an die Bonner Universitätsbibliothek. 1933 wurde sie zunächst beurlaubt und zum 1. Februar 1934 entlassen. Ihre Versuche auf eine unbezahlte Stelle bei den Monumenta Germaniae Historica oder auf eine Anstellung bei einem deutschen Forschungsinstitut im Ausland blieben erfolglos. Es folgten Jahre intensiver Forschung in Barcelona und Madrid (1934–1938) und in Florenz seit 1938. 1940 emigrierte sie in die USA. Dort lehrte sie an verschiedenen Universitäten. 1949 wurde sie Professorin für Geschichte am City College New York und erreichte damit das Ziel, das ihr in Deutschland verweigert wurde. Zunächst lehrte sie dort als Assistant und später als Associate Professor. 1961 wurde sie emeritiert und führte ihre Forschungen über Politik und Kultur im mittelalterlichen Spanien und Italien fort. 1971 ging sie zurück nach Europa und ließ sich in Lugano nieder.

Helene Wieruszowski schrieb an einem für ein breiteres Publikum bestimmtem Werk über Karl den Großen mit und verfasste ein Buch über die mittelalterliche Universität. Wichtige Aufsätze, die schwerpunktmäßig die mediterrane Expansion Aragons nach Sizilien, vor allem die Vorgeschichte der Sizilianischen Vesper, und die italienische Kultur im Zeitalter Dantes behandeln, vereinigt der 1971 erschienene Sammelband Politics and culture in Medieval Spain and Italy. Aus ihren Studien zur Ars dictaminis erwuchs der Beitrag über die Gleichsetzung von rex und tyrannus, den Tyrannen der sizilischen Magna Graecia, bei der Königserhebung Rogers II. von Sizilien.

Schriften

  • Politics and culture in Medieval Spain and Italy. Rom 1971.
  • Vom Imperium zum nationalen Königtum. Vergleichende Studien über die publizistischen Kämpfe Kaiser Friedrichs II. und König Philipps des Schönen mit der Kurie. Aalen 1965 (Neudr. der Ausg. München 1933)

Literatur

  • Hans-Paul Höpfner: Die Universität Bonn im Dritten Reich. Akademische Biographien unter nationalsozialistischer Herrschaft. Bonn 1999, S. 65, ISBN 3-416-02904-6.
  • Friedrich Meinecke. Akademischer Lehrer und emigrierte Schüler. Briefe und Aufzeichnungen 1910–1977. Eingel. und bearb. von Gerhard A. Ritter. München 2006, S. 66–69, ISBN 3-486-57977-0.

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • WIERUSZOWSKI, HELENE — (1893–1978), German U.S. historian. Born in Elberfeld, her career in historical research was ended in 1933 by the Nazis. After teaching in Spain and Italy, she emigrated to the United States in 1940. In 1949 she joined the history faculty at City …   Encyclopedia of Judaism

  • Abtei Weingarten — Kloster Weingarten um 1500, aus der „Bauernkriegs Chronik“ des Klosters Weißenau von Jacob Murer, 1525 …   Deutsch Wikipedia

  • Wilhelm Levison — (* 27. Mai 1876 in Düsseldorf; † 17. Januar 1947 in Durham) war ein deutscher Historiker. Wilhelm Levison lehrte als Professor für Geschichte an der Universität Bonn. Wegen seiner jüdischen Herkunft wurde er 1935 auf Druck der Nationalsozialisten …   Deutsch Wikipedia

  • Historia Welforum — Die Historia Welforum ist die aus der Zeit um 1170 stammende lateinisch verfasste Geschichte der schwäbischen Welfen. Sie gilt als bedeutender Teil der Geschichtsschreibung des 12. Jahrhunderts, vor allem da sie „ausschließlich der Geschichte… …   Deutsch Wikipedia

  • List of Jewish historians — List of Jewish historians:See also lists of Jews by country and List of Jewish American historians.A* David Abulafia, professor of history, University of Cambridge (Jewish Year Book 2005, p.218) * Ignac Acsady, Hungarian social and economic… …   Wikipedia

  • Annales Welfici — Die Annales Welfici (Weingartenses) sind eine Geschichtsquelle des 12. Jahrhunderts, die in annalistischer Form Informationen vornehmlich über die Geschichte der süddeutschen Welfen in den Jahren zwischen 1101 und 1184 bietet. Der Titel stammt… …   Deutsch Wikipedia

  • Annales Welfici Weingartenses — Die Annales Welfici (Weingartenses) sind eine Geschichtsquelle des 12. Jahrhunderts, die in annalistischer Form Informationen vornehmlich über die Geschichte der süddeutschen Welfen in den Jahren zwischen 1101 und 1184 bietet. Der Titel stammt… …   Deutsch Wikipedia

  • Emmy Heller — (* 5. November 1886 in Frankfurt am Main geborene Lautz; † 26. Mai 1956 in Glen Cove, Long Island, New York) war eine deutsche Historikerin. Emmy Heller promovierte 1926 in Heidelberg bei Karl Hampe mit der Arbeit Die Summa dictaminis des Thomas… …   Deutsch Wikipedia

  • education — /ej oo kay sheuhn/, n. 1. the act or process of imparting or acquiring general knowledge, developing the powers of reasoning and judgment, and generally of preparing oneself or others intellectually for mature life. 2. the act or process of… …   Universalium

  • KANTOROWICZ, ERNST HARTWIG — (1895–1963), German medieval historian. Born and educated in Prussia, he joined the army in World War I and was wounded at Verdun. At Heidelberg, Kantorowicz carried out research in ancient and then in medieval history and produced his first and… …   Encyclopedia of Judaism

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”