Helmut Hirsch (Historiker)

Helmut Hirsch (Historiker)

Helmut Hirsch (* 2. September 1907 in Barmen; † 21. Januar 2009 in Düsseldorf) war ein deutscher Historiker und Autor.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Helmut Hirsch gehörte in Elberfeld eine Zeit lang dem jüdischen Wanderbund Blau-Weiß an. Ab 1928 studierte er in München das Fach Theaterwissenschaft, dann 1929 Zeitungswissenschaft in Berlin, 1930 Philosophie in Bonn und von 1930 bis 1932 Kunstgeschichte und ebenfalls Zeitungswissenschaft in Leipzig. Seine Dissertation über Karl Friedrich Köppen konnte Hirsch aus politischen Gründen nicht mehr einreichen. Sein Studium brach er 1933 ab - nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten – und flüchtete ins damalige Saargebiet. Seine Ehefrau Eva Buntenbroich-Hirsch folgt ihm nach. Das Ergebnis der Saarabstimmung veranlasste das Ehepaar schließlich 1935 zur Flucht über die Grenze bei Straßburg nach Frankreich. In Paris arbeitete Hirsch als Journalist für die Wochenzeitschrift Westland und ab 1936 für die Filiale des Internationalen Instituts für Sozialgeschichte (IISG). 1938 wurde Hirsch Redakteur der Zeitschrift Ordo. Zugleich war er – gemeinsam mit Rudolf Leonhard und Maximilian Scheer – im Pariser Aktionsausschuß für Freiheit in Deutschland tätig.

Als deutscher Flüchtling wurde er 1939 interniert, ein Jahr später jedoch zur französischen Armee eingezogen. Dank eines Notvisums, das Hubertus Prinz zu Löwenstein beschafft hatte, konnte sich das Ehepaar Hirsch am 21. Juni 1941 nach New York retten. Sein amerikanisches Exil begann Helmut Hirsch als Lagerarbeiter in Chicago. Das in Deutschland begonnene Studium setzte er 1942 an der University of Chicago fort und beendete es 1945 mit dem Ph.D. in den Fächern Geschichte und Germanistik. Danach lehrte er Europäische Geschichte am von ihm mitgegründeteten Chicagoer Roosevelt College, der späteren Roosevelt University, wo er den Titel eines Associate Professor erhielt. 1957 kehrte er nach Deutschland zurück.

Mit Hilfe einer Fürsprache von Johannes Rau gelang Helmut Hirsch die Übernahme von Lehraufträgen von 1958 bis 1971 an der Düsseldorfer Verwaltungs- und Wirtschaftsakademie. Von 1972 bis 1977 lehrte Hirsch als Honorarprofessor für Politikwissenschaft an der Gesamthochschule Duisburg.

Ehrungen

Werke

Wichtige Werke veröffentlichte Helmut Hirsch vor allem zur deutschen Sozialgeschichte sowie eine große Zahl von Biografien:

  • Karl Friedrich Köppen - der intimste Berliner Freund Marxens. In: IISG (Hrsg.): International Review of Social History, Heft 1, Leiden 1936 (Fassung der in Deutschland nicht eingereichten Dissertation).
  • Jean Jaurès as historian, Laramie (Wyoming), 1944
  • The History of the Saar Territory. Dissertation an der University of Chicago, 1945
  • Amerika, Du Morgenröte. Verse eines Flüchtlings (1939-1942). Willard, New York 1947.
  • Die beiden Hilgards. Ein biographischer Beitrag zur Geschichte der achtundvierziger Revolution und des Deutschamerikanertums, Karlsruhe (?) 1950
  • Die Saar in Versailles. Die Saarfrage auf der Friedenskonferenz von 1919. Röhrscheid, Bonn 1952.
  • Die Saar von Genf. Die Saarfrage während des Völkerbundregimes von 1920-1935. Röhrscheid, Bonn 1954.
  • Denker und Kämpfer. Gesammelte Beiträge zur Geschichte der Arbeiterbewegung. Europäische Verlagsanstalt, Frankfurt/Main 1955.
  • Anne Henecka - Bildhauerin, Wuppertal 1959
  • Ferdinand Lassalle. Eine Auswahl für unsere Zeit. Schünemann, Bremen 1963.
  • Ein revisionistisches Sozialismusbild. Drei Vorträge, Hannover 1966
  • Friedrich Engels in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. (Gewidmet Maximilian Rubel). Rowohlt, Reinbek 1968 ISBN 3-499-50142-2
  • August Bebel. Sein Leben in Dokumenten, Reden und Schriften. Mit einem Geleitwort von Willy Brandt. Kiepenheuer & Witsch, Köln 1968.
  • Rosa Luxemburg mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. (Gewidmet Paul Frölich und Peter Nettl). Rowohlt, Reinbek 1969 ISBN 3-499-50158-9
  • Eduard Bernsteins Briefwechsel mit Friedrich Engels. Van Gorcum, Assen 1970 ISBN 9-023-20715-7
  • Lehrer machen Geschichte. Das Institut für Erziehungswissenschaften und das Internationale Schulbuchinstitut. Ein Beitrag zur Kontinuitätsforschung. Henn, Ratingen 1971.
  • Experiment in Demokratie. Zur Geschichte der Weimarer Republik. Hammer, Wuppertal 1972.
  • August Bebel. Pionier unserer Zeit. Nachrichtenamt, Köln 1973.
  • Moses Hess. Vorkämpfer der Freiheit. Nachrichtenamt, Köln 1975.
  • Karl Ludwig Bernays und die Revolutionserwartung vor 1848 - dargestellt am Mordfall Praslin. Karl-Marx-Haus, Trier 1976.
  • Robert Blum. Märtyrer der Freiheit. Kölner Biographien Bd. 8. Nachrichtenamt, Köln 1977.
  • Der "Fabier" Eduard Bernstein. Zur Entwicklungsgeschichte des evolutionären Sozialismus. Dietz, Berlin 1977.
  • Freiheitsliebende Rheinländer. Neue Beiträge zur deutschen Sozialgeschichte. Karl Ludwig Bernays, Friedrich Albert Lange, Ferdinand Lassalle, Moses Hess, August Bebel, Karl Marx, Friedrich Engels, Carl Heinrich Marx, Robert Blum. Econ, Düsseldorf 1977.
  • Marx und Moses : Karl Marx zur "Judenfrage" und zu Juden, Frankfurt/Main 1980
  • Sophie von Hatzfeldt in Selbstzeugnissen, Zeit- und Bilddokumenten. Schwann, Düsseldorf 1981.
  • Ein unveröffentlichter Brief von Karl Marx an Sophie von Hatzfeldt. Zum Streit mit Karl Blind nach Ferdinand Lassalles Tod. Mitautor Hans Pelger. Karl-Marx-Haus, Trier 1983.
  • Siegfried Marck : Biographisches zur Wiederentdeckung des Philosophen, Soziologen, und Sozialisten, Darmstadt 1986
  • Amerikanische Aspekte in Leben und Werk von Karl Marx mit Herman Lohausen, Düsseldorf 1986
  • Bettine von Arnim mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Rowohlt, Reinbek 1987.

Literatur

  • Bibliographie Prof. Dr. Helmut Hirsch In: Internationales Jahrbuch der Bettina-von-Armin-Gesellschaft 2. Saint Albin Verlag, Berlin 1988, S. 47-74 ISBN 3-930293-02-1
  • Mario Keßler: Ein Bekenner - der Historiker Helmut Hirsch 100 Jahre alt. In: Neuer Nachrichtenbrief der Gesellschaft für Exilforschung, Bonn, Nr. 30, Dezember 2007, S. 11f.

Quelle

Weblinks


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