Hergershausen (Babenhausen)

Hergershausen (Babenhausen)
Hergershausen
Koordinaten: 49° 56′ N, 8° 55′ O49.9402777777788.9111111111111118Koordinaten: 49° 56′ 25″ N, 8° 54′ 40″ O
Höhe: 118–122 m ü. NN
Einwohner: 2.013 (31. Aug. 2011)
Eingemeindung: 1. Juli 1972
Postleitzahl: 64832
Vorwahl: 06073
Hergershausen (Hessen)
Hergershausen
Hergershausen

Hergershausen ist der größte der fünf Stadtteile von Babenhausen im Landkreis Darmstadt-Dieburg im Süden von Hessen.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Der Ort liegt in der Region Starkenburg an den ersten Ausläufern des nördlichen Odenwaldes, 7 km nordöstlich von Dieburg, an der Gersprenz, auf einer Höhe von 132 m über NN. Die Struktur des Haufendorfs mit meist giebelständigen Fachwerkhäusern des 17. und 18. Jahrhunderts ist gut erhalten.

Geschichte

Territorialgeschichte

Das Dorf gelangte vermutlich durch die Heirat von Adelheid von Münzenberg, Tochter Ulrichs I. von Münzenberg, mit Reinhard I. von Hanau, die vor 1245 stattfand (das genaue Jahr ist nicht überliefert), in Hanauer Besitz. Es gehörte zum Amt Babenhausen der Herrschaft und späteren Grafschaft Hanau, dann ab 1456 zur Grafschaft Hanau-Lichtenberg. Außerdem gehörte es der Babenhäuser Mark an.

Die älteste Erwähnung des Dorfes stammt aus dem Jahr 1340. Schon damals war es von Hanau an die Groschlag von Dieburg als Lehen vergeben. 1438 verpfändeten die von Groschlag dieses Lehen an die Grafen von Katzenelnbogen. Erben der Grafen von Katzenelnbogen war die Landgrafschaft Hessen. 1546 verzichtete Landgraf Philipp I. von Hessen für 2500 Gulden auf diese Pfandrechte in Hergershausen und Sickenhofen, so dass die von Groschlag wieder Inhaber des Lehens waren.

Nach dem Tod des letzten Hanauer Grafen, Johann Reinhard III., 1736, erbte Landgraf Friedrich I. von Hessen-Kassel aufgrund eines Erbvertrages aus dem Jahr 1643 die Grafschaft Hanau-Münzenberg. Aufgrund der Intestaterbfolge fiel die Grafschaft Hanau-Lichtenberg an den Sohn der einzigen Tochter von Johann Reinhard III., Landgraf Ludwig IX. von Hessen-Darmstadt. Umstritten zwischen den beiden Erben war die Zugehörigkeit des Amtes Babenhausen und seiner Dörfer zu Hanau-Münzenberg oder zu Hanau-Lichtenberg. Die Auseinandersetzung konnte erst nach einem langjährigen Rechtsstreit vor den höchsten Reichsgerichten 1771 mit einem Vergleich beendet werden, dem so genannten Partifikationsrezess. Darin wurden die lehensherrlichen Rechte über Hergershausen Hessen-Kassel zugesprochen. 1807 kam Hergershausen mit dem ganzen Amt Babenhausen unter französische Verwaltung. 1811 wurde es dem Großherzogtum Hessen zugeschlagen. Es gehörte dann zu folgenden übergeordneten Verwaltungseinheiten:

Am 1. Juli 1972 kam Hergershausen im Zuge der Gebietsreform in Hessen zur Stadt Babenhausen.

Ortsname

Die Schreibweise des Ortsnamens wechselte zunächst mehrfach:

  • Hergershusin (1340)
  • Hergirshusen (1355)
  • Hergershusen (1371)
  • Hergirshusen (1388)
  • Hirginshusen (1405)
  • Herngeßhusen (1435)
  • Hirgerßhußen (1467)
  • Hergerßhausen (1545)

Einwohnerentwicklung

  • 1829: 645 Einwohner
  • 1939: 712 Einwohner
  • 1961: 1119 Einwohner
  • 1970: 1566 Einwohner

Religion

In Hergershausen bestand eine Filialkirche der Kirche von Dieburg. Das Kirchenpatronat lag beim Mariengredenstift in Mainz. Kirchliche Mittelbehörde war das Archidiakonat St. Peter und Alexander in Aschaffenburg, Landkapitel Montat. Mit der Reformation wurde das Dorf lutherisch. Ab 1711 wurde die evangelische Kirche erbaut und 1712 eingeweiht.

Vom Mittelalter bis 1938 gab es im Ort eine jüdische Gemeinde mit eigener Synagoge.

Infrastruktur

Hergershausen hat einen Haltepunkt an der Rhein-Main-Bahn in deren Abschnitt zwischen Darmstadt Hauptbahnhof und Aschaffenburg Hauptbahnhof.

Die Bundesstraße 26 verläuft etwa 500m vom Ort entfernt und ist über eine Kreisstraße angebunden.

Der Zweckverband Gruppenwasserwerk Dieburg hat seinen Sitz im Wasserwerk Hergershausen.

Naturschutzgebiet Hergershäuser Wiesen

Durch die Renaturierung der Gersprenz seit 1980 wurde wieder eine hohe Artenvielfalt in das seit 1984 existierende Naturschutzgebiet (NSG) Hergershäuser Wiesen gebracht.

Das NSG bietet etwa 160 zum Teil hoch spezialisierten Pflanzenarten, rund 30 Libellenarten und 40 Schmetterlingsarten einen abwechslungsreichen Lebensraum. Hier rasten Kranich-, Gänse- und Kiebitzschwärme mit bis zu 1000 Tieren. Seltene Vögel wie Seidenreiher aus dem Süden, Brachvögel oder Odinshühnchen aus dem Norden nutzen die Feuchtwiesen als Rastplatz. Aus den umliegende Wäldern sind Schwarz- und Rotmilan, sowie Baumfalken anzutreffen. Für seltene Tiere wie Bekassine, Zwergtaucher, Grauammer und Schwarzkehlchen sind die Wiesen Brutgebiet. Seit 2000 brüten nach 30 Jahren Abstinenz wieder Weißstörche. Besonders im Frühjahr sind Laubfrösche und Kreuzkröten nicht zu überhören. Als seltene Falter können Schwalbenschwänze und verschiedenste Ameisenbläulinge beobachtet werden. In den Wiesen wachsen wieder Schlangenknöterich, verschiedenste Schlüsselblumen und der Knoblauch-Gamander. Und seit einigen Jahren ist im Bereich des NSG der Biber wieder in die Gersprenzaue eingewandert. Die Gegend selbst kann durch gut ausgebaute Wander- und Radwege sowie angelegte Aussichtsstufen erkundet werden.

Wissenswertes

Im Wettbewerb Unser Dorf hat Zukunft konnte der Ort in 2005 eine Medaille erringen. Über 20 Bauernhäuser im ehemaligen Dorf stehen als Kulturdenkmäler nach dem Hessischen Denkmalschutzgesetz unter Denkmalschutz.

Weblinks

Literatur

  • Barbara Demandt: Die mittelalterliche Kirchenorganisation in Hessen südlich des Mains = Schriften des Hessischen Landesamtes für geschichtliche Landeskunde 29 (1966), S. 119.
  • Max Herchenröder: Die Kunstdenkmäler des Landkreises Dieburg. 1940, S. 158.
  • Wilhelm Müller: Hessisches Ortsnamenbuch. Band 1: Starkenburg. 1937, S. 315ff.
  • Hans Georg Ruppel (Bearb.): Historisches Ortsverzeichnis für das Gebiet des ehem. Großherzogtums und Volksstaats Hessen mit Nachweis der Kreis- und Gerichtszugehörigkeit von 1820 bis zu den Veränderungen im Zuge der kommunalen Gebietsreform = Darmstädter Archivschriften 2. 1976, S. 113.
  • Dagmar Söder: Kulturdenkmäler in Hessen. Kreis Offenbach = Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. 1987, S. 777ff.



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