Hermann Kleinknecht

Hermann Kleinknecht

Hermann Kleinknecht (* 12. Januar 1901 in Marbach am Neckar; † 13. März 1960 in Münster (Westfalen); vollständiger Name: Hermann Martin Kleinknecht) war ein deutscher Klassischer Philologe, der als Professor an den Universitäten zu Rostock (1944–1951), Berlin (HU, 1951–1953) und Münster (1953–1960) wirkte.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Hermann Kleinknecht, der Sohn des Gymnasialdirektors Ludwig Kleinknecht (1876–1917), besuchte die Elementarschule und das Progymnasium zu Öhringen und danach die Evangelischen Seminare Maulbronn und Blaubeuren. In Blaubeuren legte er 1925 die Reifeprüfung ab. Anschließend studierte er Klassische Philologie, Geschichte und Archäologie an der Universität Tübingen und an der Berliner Universität. Nach der Promotion in Tübingen (1929) und dem Lehramtsexamen (1931) arbeitete er als Hilfslehrer, seit 1931 als Studienreferendar am Karls-Gymnasium Stuttgart. Nach dem zweiten Staatsexamen in Stuttgart (1932) hielt er an der Universität Tübingen als Lektor griechische Sprachkurse ab. Seit 1934 arbeitete er parallel als Hilfslehrer in Tübingen.

1935 wechselte Kleinknecht an die Universität Halle, wo er zunächst Assistent, ab 1937 Oberassistent am Institut für Altertumskunde war. Nach seiner Habilitation (1939) vertrat er den Lehrstuhl von Erich Reitzenstein.

Am Zweiten Weltkrieg nahm Kleinknecht zunächst als Funker teil (1940/41). 1941 wurde er mit der Vertretung des Lehrstuhls für Griechische Philologie an der Universität Leipzig betraut und vom Wehrdienst befreit. 1943 wechselte er an die Universität Rostock, wo er 1944 zum planmäßigen außerordentlichen Professor ernannt wurde. Von 1944 an wurde Kleinknecht erneut zum Kriegsdienst verpflichtet. Nach Kriegsende und kurzer Gefangenschaft arbeitete er als Lehrer in Ellwangen in Baden-Württemberg.

Obwohl Kleinknecht während der Zeit des Nationalsozialismus verschiedenen NS-Organisationen beigetreten war (seit 1933 Mitglied im Nationalsozialistischen Lehrerbund, seit 1934 bei der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt, dort seit 1939 Blockwalter, 1933 Anwärter der SA), wurde er von der sowjetischen Militäradministration im Entnazifizierungsverfahren als „politisch entlastet“ eingestuft.[1] Er wurde 1947 zum Professor mit Lehrstuhl und zum Direktor des Instituts für Altertumskunde ernannt. Die Philosophische Fakultät wählte ihn für die Jahre 1947/48 und 1949/51 zum Prodekan, für das Jahr 1948/49 zum Dekan.

1951 wechselte Kleinknecht als Lehrstuhlinhaber an die Humboldt-Universität zu Berlin, wo er Wolfgang Schadewaldts Nachfolger war. Von Berlin aus ging er 1953 an die Universität Münster. Dort wirkte er bis zu seinem Tod 1960 als dritter Lehrstuhlinhaber neben Franz Beckmann und Richard Harder, außerdem als Dekan der Philosophischen Fakultät und als Mitdirektor des Instituts für Klassische Philologie.

Kleinknechts Forschungsschwerpunkt war die griechische Religionsgeschichte der Kaiserzeit und Spätantike, besonders das frühe Christentum. Als Spezialist auf diesem Gebiet wurde er 1951 Wissenschaftlicher Mitarbeiter bei der Deutsche Akademien der Wissenschaften zu Berlin, um die dort die spätantike Religionsgeschichte zu betreuen.

Literatur

  • Otto Weinreich: Abschied von einem Humanisten. Zum Tode von Hermann Kleinknecht. In: Ausgewählte Schriften. Band 3. Amsterdam 1979. S. 442

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Jobst D. Herzig, Catharina Trost: Die Universität Rostock 1945–1946. Entnazifizierung und Wiedereröffnung. Rostock 2008. S. 67 (Digitalisat)

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Kleinknecht — ist der Familienname folgender Personen: Hermann Kleinknecht (1901–1960), deutscher Klassischer Philologe Jakob Friedrich Kleinknecht (1722–1794), deutscher Komponist Konrad Kleinknecht (* 1940), deutscher Physiker Olivia Kleinknecht (Andrea… …   Deutsch Wikipedia

  • Hermann Tränkle — (* 18. März 1930 in Augsburg) ist ein deutscher Altphilologe. Hermann Tränkle wurde als drittes Kind des Stadtamtmannes Konrad Tränkle und seiner Frau Maria geb. Müller geboren. Er legte 1948 am Benediktinergymnasium bei St. Stephan in Augsburg… …   Deutsch Wikipedia

  • Hermann Ludwig Nadermann — (* 30. Dezember 1778 in Münster (Westfalen); † 31. Oktober 1860 ebenda) war ein deutscher römisch katholischer Priester, Pädagoge und Kirchenlieddichter. Nadermann studierte an der Universität Münster Philologie und Katholische Theologie. 1804… …   Deutsch Wikipedia

  • Hermann Wankel — (* 28. Dezember 1928 in Simonshofen; † 29. Mai 1997) war ein deutscher Klassischer Philologe. Hermann Wankels Familie weist unter den Vorfahren Angehörige des höheren Bürgertums und des Klerus, Handwerksmeister und Pfarrer auf. Auf einem von… …   Deutsch Wikipedia

  • Laokoon — Künstlerische Darstellung von Laokoon kurz vor seinem Tod (Detail der Laokoon Gruppe) Laokoon (altgriechisch Λᾱοκόων /Laːokóɔːn/) war in der griechischen und römischen Mythologie ein trojanischer …   Deutsch Wikipedia

  • Interpretation des Laokoonmythos — → Hauptartikel: Laokoon Dieser Artikel beschäftigt sich mit den zahlreichen fachwissenschaftlichen Interpretationen des Laokoonmythos. Zur Person selbst, zur Entwicklung des Laokoonmythos und zu dessen Rezeption siehe den Artikel Laokoon.… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Klassischen Philologen an der Westfälischen Wilhelms-Universität — Die Liste der Klassischen Philologen in Münster zählt Hochschullehrer dieses Faches auf, die an der Westfälischen Wilhelms Universität Münster und ihren Vorgängereinrichtungen das Fach Klassische Philologie vertraten. Inhaltsverzeichnis 1… …   Deutsch Wikipedia

  • Kunst am Campus — Lothar Fischer, Mann und Frau sich gegenübersitzend Kunst am Campus ist ein Skulpturenpark auf dem Campus der 1970 gegründeten Universität Augsburg im Augsburger Universitätsviertel. Inhaltsverzeichnis …   Deutsch Wikipedia

  • Wilhelm Kroll — (* 7. Oktober 1869 in Frankenstein/Schlesien; † 21. April 1939 in Berlin) war ein deutscher Klassischer Philologe, der als Professor an den Universitäten Greifswald (1899–1906), Münster (1906–1913) und Breslau (1913–1935) wirkte. Er ist besonders …   Deutsch Wikipedia

  • Ludwig Radermacher — (* 7. Oktober 1867 in Siegburg; † 28. Juni 1952 in Wien) war ein österreichischer klassischer Philologe, der als Professor an den Universitäten Greifswald (1903–1906), Münster (1906–1909) und Wien (1909–1938) wirkte. Leben Ludwig Radermacher war… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”