Heye International

Heye International
Heye International GmbH
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Rechtsform Gesellschaft mit beschränkter Haftung
Gründung 1799/2001
Sitz Obernkirchen
Mitarbeiter ca. 250 (2010)
Umsatz ca. 70 Mio. € (2010)
Branche Maschinen- und Anlagenbau für die Behälterglasindustrie
Website www.heye-international.com
Glashütte Schauenstein um 1845 mit zwei Glashüttentürmen

Heye International (HI) mit Hauptsitz in Obernkirchen ist ein Anlagen- und Maschinenbauunternehmen. Das Unternehmen ist auf die Planung und den Bau kompletter Anlagen zur Herstellung von Glasbehältern wie zum Beispiel Flaschen spezialisiert. Das weltweit tätige Unternehmen, das seit 2003 Teil der Ardagh-Gruppe ist, verfügt über einen weiteren Sitz in Nienburg.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Von der Gründung bis zum Zweiten Weltkrieg

1799 wurde in Obernkirchen von Johann Conrad Storm eine Glashütte gegründet. 1823 trat Caspar Hermann Heye als Teilhaber in das Unternehmen ein und 1827 nahm die Fabrik den Namen "Glashütte Schauenstein" an. 1842 wurde Caspar Hermann Heye Alleineigentümer der Fabrik, die von da ab unter Hermann Heye firmierte. Im 1847 wurde die Unterstützungskasse für bedürftige Heye-Mitarbeiter und deren Angehörige gegründet. 1864 ließ sich Ferdinand Heye als Sohn von Caspar Hermann Heye sein Erbe auszahlen und gründete damit die Gerresheimer Glashütte.

Das Unternehmen wuchs im 19. Jahrhundert auch durch Zukäufe umfangreich. So wurden 1855 die Glasfabrik Wendthöhe bei Stadthagen, 1859 die Glashütte Steinkrug bei Hannover und 1884 die Glasfabrik Annahütte, Niederlausitz zugekauft. 1871 wurde die Heye`schen Glasfabrik in Nienburg/Weser eröffnet.

1888 diversifizierte sich das Unternehmen und begann mit der Gründung der F. C. Th. Heye Braunkohlenwerke „Annahütte“ den Braunkohlenbergbau. Ein Meilenstein der Firmengeschichte war die Einführung von vollautomatischen Owens-Produktionsmaschinen im Jahr 1906. 1913 wurde eine Glasfabrik in Flensburg erworben.

Nachdem bereits 1928 die Glasfabrik Steinkrug aufgegeben wurde, traf die Weltwirtschaftskrise Heye heftig. 1931 wurde die Glasfabrik in Nienburg und 1932 die Glasfabrik Wendthöhe stillgelegt. Die Glasfabrik in Flensburg stellte 1939 die Produktion ein.

Nachkriegsgeschichte bis zur Insolvenz

Nach dem Zweiten Weltkrieg verlor Heye die Fabriken in der Sowjetischen Besatzungszone durch Enteignung. Die Glasfabrik Annahütte wurde 1945-1990 als Volkseigener Betrieb (VEB) in der ehemaligen DDR weitergeführt. Die Glasproduktion endete dort mit der Wende. Auch die Braunkohlenwerke Annahütte wurde verstaatlicht.

In der Bundesrepublik Deutschland waren die Produktionsanlagen durch Kriegsschäden stark beschädigt. 1958 wechselten die Eigentümer des Unternehmens. Die Industriellenfamilie Baum trat als Gesellschafter und Geschäftsführer in das Unternehmen ein. Auch technisch erfolgt mit dem Einsatz der ersten IS-Produktionsmaschinen eine wichtige Änderung.

Im Jahr 1966 diversifizierte sich das Unternehmen erneut und startete den Bereich des Maschinen- und Anlagenbaus, also dem heutigen Geschäftsfeld. Mit der Entwicklung der weltweit ersten Leichtglasflasche (die 0,33-l-Paderborner-Bierflasche wog 135 g) im Jahr 1968 gelang eine in der Branche beachtete Innovation.

Seit den 1970er Jahren erfolgte ein internationale Expansion und der Erwerb an zahlreichen Beteiligungen. Den 200. Geburtstag feierte Heye Glas 1999.

Insolvenz, Verkauf und Reorganisation

2001 beschäftigte Heye weltweit rund 2500 Mitarbeiter und erzielte einen Umsatz von über 250 Millionen EUR. In Obernkirchen waren 967 Beschäftigte angestellt.[1] Die Hermann Heye KG musste 2001 Insolvenz anmelden. Gründe waren zum einen der Preisverfall für Hohlglas um 30 % und zum anderen die Energiekostensteigerung primär durch die Einführung der Ökosteuer und der Vormarsch der PET-Flasche.[2] In der Folge wurden 2002 die Beteiligungen an Sotancro Emballagem de Vidro SA (Amadora, Portugal), Ricardo Gallo (Marina Grande, Portugal) und Huta Szkla Dzialdowo (Dzialdowo, Polen) verkauft. Das verbleibende Unternehmen wurde zum 1. Januar 2003 an den irischen Behälterglashersteller Ardagh verkauft.

Die beiden Geschäftsbereiche wurden rechtlich getrennt und unter dem Dach einer Holding der Muttergesellschaft geführt. Der Bereich Behälterglas mit den Werken Obernkirchen und Germersheim wurde in die HEYE-GLAS GmbH überführt, heute Ardagh Glass GmbH.

Der Bereich des Maschinen- und Anlagenbaus firmiert seitdem als Heye International GmbH.

Ehemalige Tochtergesellschaften

Glasfabrik in Nienburg

Reiche Quarzsandvorkommen in der Umgebung der Stadt in Kombination mit der guten Verkehrsanbindung durch Eisenbahn und Weser waren der Grund für Theodor Heye um 1870 in Nienburg eine Glasfabrik zu gründen. Anfangs waren 20 Glasmacher an einem Ofen beschäftigt. Die Firma vergrößerte sich bald und beschäftigte in der Spitze 1000 Menschen. Dazu trug bei, dass Heye eine Werkssiedlung errichten ließ. Neben den Wohnhäusern bestanden als Gemeinschaftseinrichtungen Waschhäuser, eine Warmbadeanstalt, ein Backhaus sowie Konsum und Kantine und die Nordertorschule.

Trotz der sozialen Angebote gab es auch Unruhen. 1901 kam es zu einem Glasmacherstreik in der Glasfabrik, der sieben Monate andauerte und aus Sicht der streikenden Arbeiter erfolglos blieb. Mit der Einführung der Glasmaschine in den folgenden Jahren wurde der größte Teil der Glasmacher wegrationalisiert.

Die Glasfabrik wurde 1931 infolge der Weltwirtschaftskrise geschlossen.

Kunden

Der Anlagenbau zur industriellen Glasherstellung ist, ebenso wie die Stahlindustrie oder die Luftfahrt, durch internationale Strukturen gekennzeichnet. Heye International stattet daher weltweit Glaswerke aus. Zu den Kunden von Heye International gehören die weltweit größten Behälterglashersteller, zum Beispiel Owens-Illinois (O-I), Verallia (Saint-Gobain), Gerresheimer und die Ardagh-Gruppe. Weiterhin sind Familienunternehmen mit einem oder wenigen Standorten wie etwa Thüringer Behälterglas oder Glaswerk Ernstthal zu nennen.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Schreiben der Europäischen Kommission vom 20. Dezember 2001, AZ: C (2001) 4377 Online
  2. "Heye-Glas im Insolvenzverfahren"; in: FAZ vom 1. Juni 2001, Seite 17

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