Manbidsch

Manbidsch

Manbidsch, arabisch ‏منبج‎, DMG Manbiǧ, auch Manbij ,syrisch: Mabog („Quelle“), Kara-Membidj, das antike Hierapolis Bambyke; ist ein Ort im heutigen Syrien im Gouvernement Aleppo, südwestlich des Zusammenflusses des Sagur und Euphrat. Der aramäische Name Mabog wird bereits bei Plinius erwähnt (Nat. Hist. v. 23 (19), § 81). Seleukos Nikator nannte die Stadt wegen ihrer Tempel in Hierapolis oder Hieropolis um. Große Quellen prägten den Ort, der vor allem als Kultzentrum der Dea Syria bekannt ist. Die Stadt war ein wichtiger Rastplatz für die Karawanen nach Seleukia und Babylon. Unter Antiochos IV. befand sich hier eine Münze.

Inhaltsverzeichnis

Lage und Stadtbild

Die Stadt liegt an der von Aleppo nach Nordosten führenden Straße 30 Kilometer vor der Brücke über den Euphrat, der hier durch die Tabqa-Talsperre aufgestaut ist. Nach der Schätzung von 2003 beträgt die Einwohnerzahl 65.948.[1]

Das quadratische Minarett der im Zentrum gelegenen Moschee wird nach einer Inschrift auf das Jahr 1202 datiert.[2] Von der antiken Stadt ist bis auf den Rest einer Stadtmauer nichts mehr erhalten.

Manbidsch ist ein Titularbistum der katholischen Kirche.

Geschichte

Im 3. Jahrhundert war die Stadt in der Nachfolge von Samosata Hauptstadt der Provinz Euphratensis (Kommagene) und eine der größten in Syrien. Kaiser Julian machte auf seinem Feldzug gegen Schapur hier Station. Justinian ließ neue Befestigungen errichten. In den 1060er Jahren nahmen die Seldschuken unter Alp Arslan die Stadt ein. 1068 eroberte Romanos IV. Diogenes die Stadt zurück, danach lag sie im Herrschaftsbereich des Philaretos Brachamios, bis sie an die Seldschuken unter Malik Schah I. fiel. Die Bevölkerung hing dem Monophysitismus an. Der Ort wurde mehrfach zerstört, zuletzt durch Hülägü.

Die Neugründung von Manbidsch im Osmanischen Reich erfolgte 1879 durch Tscherkessen aus der auf dem Balkan gelegenen befestigten Stadt Widin, die hier angesiedelt wurden, um ein regierungstreues Gegengewicht gegen aufständische Beduinen zu bilden. Weitere tscherkessische Familien erreichten Manbidsch 1905. Sie erhielten von der osmanischen Verwaltung neben Land auch landwirtschaftliche Geräte, Rinder und Geld. Nachdem es zu anfänglichen Spannungen mit dem lokalen Beduinenstamm der Bani Sa'id gekommen war, entwickelte sich der Ort wirtschaftlich erfolgreich. Es entstand ein lokales Markt- und Verwaltungszentrum mit einer kleinen Garnison. Die Bevölkerung wurde 1932 auf 2000 geschätzt, davon waren 800 Tscherkessen und etwa 100 Armenier.[3] 1970 hatte die Stadt etwa 16.000 Einwohner.

Tempel

Nach Lukian wurde der Tempel der Atargatis zweimal im Jahr von Pilgern besucht, um Wasser in einen Schlund zu gießen (De Dea Syriaca 13). Der Schlund ist laut Lukian ein Überrest der Großen Flut, und der erste Tempel hier wurde von Deukalion errichtet. Knaben opferten in dem Tempel ihren ersten Bartwuchs, Mädchen ihre Locken. Gelegentlich fanden auch Kinderopfer statt, wobei die Eltern vorgaben, es handele sich um eine Kuh. Der reiche Tempel wurde von Marcus Licinius Crassus im Feldzug gegen die Parther 53 v. Chr. geplündert.

Der christliche Autor (Pseudo-)Melito von Sardes (Spicilegium Syriacum 44) beschreibt, wie die Göttin Simi, Tochter des höchsten Gottes Adad einen Dämonen besiegte, indem sie die Grube, in der er lebte, mit Seewasser füllte. Simi wird von Sayce mit Semiramis gleichgesetzt.

Ambrosius Theodosius Macrobius (Saturnalia (I. xvii. §§ 66, 67) erwähnt der Verehrung einer spitzbärtigen Apollo-Statue in Hierapolis. Der Gott trägt einen Brustpanzer und hält einen Speer in der Hand, sein Mantel ist mit Schlangen verziert. Nach Makrobios hält er in der anderen Hand etwas, das wie eine Blume aussieht, vermutlich handelt es sich aber um den Blitz des Hadad. Der Gott ist von Adlern, zwei Frauen und einem Drachen begleitet.

Unweit des Tempels befand sich ein Teich mit heiligen Fischen, die herbeischwammen, wenn sie gerufen wurden. Lukian konnte einen Fisch beobachten, der golden war und ein Juwel auf seiner Flosse trug.

Berühmte Bürger

Bischöfe

  • Alexander, ein Nestorianer, nach Ägypten verbannt
  • Philoxenos von Mabbug, auch Xenajas von Mabbug († 523)
  • Stefanos II. (Ende 6. Jahrhundert), der Autor einer Vita von St. Golinduch
  • Anastasius im 6. Jahrhundert
  • Agapios von Hierapolis im 10. Jahrhundert
  • der lateinische Bischof Franko 1136

Literatur

  • A. H. Sayce: The Legend of Semiramis. The English Historical Review 3/9, 1888, 104-113.
  • Lukian: De Dea Syriaca. Deutsch von Christoph Martin Wieland, Aufbau Verlag, Berlin 1974 online

Weblinks

Einzelnachweise

  1. The governorates of Syria and all cities of more than 35,000 inhabitants. citypopulation.de, 20. Juli 2009
  2. Yasser Tabbaa: Constructions of Power and Piety in Medieval Aleppo. Pennsylvania State University Press, 1997, S. 100
  3. Norman N. Lewis: Nomads and settlers in Syria and Jordan, 1800–1980. Cambridge University Press, Cambridge 1987, S. 104
36.53333333333337.95

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