Hilda (1883)

Hilda (1883)
Hilda
Das Wrack des verunglückten Dampfers Hilda

Das Wrack des verunglückten Dampfers Hilda

p1
Schiffsdaten
Flagge Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich (Handelsflagge) Vereinigtes Königreich
Schiffstyp Passagierschiff
Heimathafen Southampton
Eigner London and South Western Railway
Bauwerft Aitken & Mansel (Glasgow)
Baunummer 117
Stapellauf Juli 1882
Verbleib 18. November 1905 gesunken
Schiffsmaße und Besatzung
Länge
71,8 m (Lüa)
Breite 8,8 m
Tiefgang max. 4,3 m
Vermessung 820 BRT
Maschine
Maschine Zweizylindrige Dampfmaschine
Maschinen-
leistung
1.530 PS (1.125 kW)
Geschwindigkeit max. 13,2 kn (24 km/h)
Propeller 1
Transportkapazitäten
Zugelassene Passagierzahl 566

Die Hilda war ein Dampfschiff, das dem britischen Eisenbahnunternehmen London and South Western Railway gehörte, das es auf dem Ärmelkanal als Fähre einsetzte und das zwischen 1883 und 1905 Passagiere und Fracht von Southampton (England) nach Saint-Malo (Frankreich) beförderte. Am 18. November 1905 sank die Hilda in einem Schneesturm an der bretonischen Küste, nachdem sie vor der Insel Cézembre gegen ein Riff geprallt war. Nur sechs der 131 Passagiere und Besatzungsmitglieder überlebten. Es handelt sich um das bisher schwerste Schiffsunglück in der Region der Kanalinseln. Sie wird auch die „Titanic der Bretagne“ genannt.

Das Schiff

Das 802 BRT / 428 NRT große Dampfschiff Hilda wurde 1882 in der Werft Aitken & Mansel im Glasgower Stadtteil Whiteinch auf dem Clyde gebaut (Baunummer 117, Registrierungsnummer 86327). Das aus Eisen gebaute Schiff war knapp 72 m lang, wurde mit zweizylindrigen Niederdruckdampfmaschinen von John & James Thomson and Company aus Glasgow angetrieben und erreichte eine durchschnittliche Reisegeschwindigkeit von 13,2 Knoten (24,4 km/h). Auf zwei Decks konnten bis zu 566 Passagiere befördert werden. Ihr Bau hatte nach damaligem Geldwert 33.000 Pfund Sterling gekostet. Der Rumpf der Hilda war durch fünf wasserdichte Türen aufgeteilt. Zur Sicherheitsausrüstung gehörten sechs Rettungsboote für insgesamt 308 Personen, 318 Schwimmwesten und 12 Rettungsbojen.

Eigner war die seit 1838 operierende Eisenbahngesellschaft London and South Western Railway (L&SWR) mit Hauptsitz in London, die über ein ausgedehntes Schienennetz in Südengland verfügte. Das Unternehmen betrieb außerdem eine Flotte von Passagier- und Frachtschiffen, die auf dem Ärmelkanal verkehrten und französische Hafenstädte und die britischen Kanalinseln mit Städten an der Südküste Englands verbanden.

Die Hilda war eines dieser Schiffe. Sie lief im Juli 1882 vom Stapel, konnte aber wegen eines Streiks erst im Januar 1883 fertig gestellt werden. Am 13. Januar 1883 wurden in der Stokes Bay, einer Bucht zwischen Portsmouth und Lee-on-the-Solent, die Probefahrten durchgeführt, bei denen sie sogar 14,5 Knoten erreichte. Noch am selben Tag wurde das Schiff seinen Eignern übergeben. Anschließend machte sie ihre Jungfernfahrt von Southampton nach Saint-Malo via die Kanalinseln.

Im Oktober 1890 wurde die Hilda auf ihrer Route durch das neue Passagierschiff Stella ersetzt und reiste nun ohne Umweg direkt nach Saint-Malo. 1894 wurde das Schiff mit zwei neuen Stahl-Dampfkesseln von Day, Summers and Company aus den Northam Iron Works in Southampton und mit elektrischem Licht ausgestattet. Von nun an wurde die Hilda hauptsächlich in der Wintersaison eingesetzt.

Der Untergang

Am Freitag, dem 17. November 1905 um 22.00 Uhr verließ die Hilda Southampton unter dem Kommando des 56-jährigen Kapitäns William Gregory zu einer weiteren Überfahrt nach Saint-Malo. Kapitän Gregory stand bereits seit 36 Jahren im Dienst des Unternehmens. An Bord befanden sich 103 Passagiere und 28 Besatzungsmitglieder. Unter den 28 Passagieren der Ersten Klasse war die 33-jährige Isobel Daniell Cavendish-Butler, Ehefrau von Henry Cavendish-Butler, 8. Earl of Lanesborough. Wegen dichten Nebels verzögerte sich die übliche Abfahrtszeit von 20.15 Uhr. Die Hilda musste zunächst bei der Festung Hurst Castle auf der Isle of Wight vor Anker gehen und abwarten.

Erst gegen 06.00 Uhr morgens am 18. November konnte das Schiff auslaufen. Um etwa 18.00 Uhr hatte die Hilda den Chanel de Petite Port, die Einfahrt in den Hafen von Saint-Malo, erreicht. Die Stadt war nur noch drei Seemeilen entfernt und der Leuchtturm am Eingang zum Hafen, Phare du Grand Jardin, war bereits in Sichtweite. Die Lichter des Leuchtturms waren die einzigen, die vom Schiff aus ausgemacht werden konnten. Wegen schwerer See, dunstigen Wetters und andauernder starker Schneeböen konnte der Dampfer aber nicht in den Hafen einlaufen. Der Schneefall und der Dunst nahmen dem Schiff die Sicht, weshalb man sich an Bord der Hilda dazu entschied, vor dem Hafen zu warten, bis sich das Wetter aufklarte. Etwa fünf Stunden lag die Hilda vor den Felsen am Eingang zum Hafen.

Der hohe Wellengang und die starke Strömung warfen das Schiff kurz vor Mitternacht auf das Riff La Pierre des Ports vor der Insel Cézembre. Kapitän Gregory ließ Notraketen abfeuern und das Schiffshorn ertönen. Das erste Rettungsboot, das auf der Steuerbordseite zu Wasser gelassen wurde, wurde von einer Welle gegen den Rumpf geschleudert und zerschellte. Etwa zur selben Zeit stürzte der vordere Mast um. Während die Boote an der Backbordseite zum Fieren vorbereitet wurden, rollten heftige Brecher über das Deck und rissen die Menschen über Bord. Währenddessen legte sich das Schiff immer mehr auf die Seite.

Gegen 02.00 Uhr nachts am 19. November brach das Schiff auseinander. Passagiere, die unter Deck Zuflucht gesucht hatten, ertranken. Mehrere Menschen hielten sich an der Takelage fest, wurden aber von den eisigen Wellen fortgespült, die über das Schiff hereinbrachen. Nur sechs Personen konnten aus der aufgewühlten See gerettet werden, das britische Besatzungsmitglied James Grinter und fünf männliche französische Passagiere. 125 Menschen kamen ums Leben. Die Überlebenden wurden am Vormittag nach dem Unglück von der Ada, die ebenfalls der London and South Western Railway gehörte, geborgen. Bei Ebbe konnte das Wrack, das in flachen Gewässern lag, deutlich gesehen werden. Ein großer Teil des Kiels war aufgerissen.

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Hilda — ist ein alter deutscher weiblicher Vorname, der vom althochdeutschen hilt(j)a = „Kampf“ abgeleitet ist (Namenstag 12. Januar), siehe Hilde der Name eines Asteroiden, siehe (153) Hilda. ein Wirbelsturm im Pazifik 1999, siehe Tropischer Sturm Hilda …   Deutsch Wikipedia

  • Hilda Geiringer — Nombre Hilda Geiringer von Mises Nacimiento …   Wikipedia Español

  • Hilda Sehested — (* 27. April 1858 auf Gut Broholm bei Gudme; † 15. April 1936 in Kopenhagen) war eine dänische Pianistin und Komponistin. Die Tochter des Archäologen Niels Frederik Bernhard Sehested hatte ab 1873 in Kopenhagen Klavierunterricht bei Christian… …   Deutsch Wikipedia

  • Hilda Ross — Dame Hilda Ross, DBE (born 6 July 1883, Whangarei, New Zealand died 6 March 1959, Hamilton, New Zealand) was a New Zealand politician and activist. Contents 1 Early years 2 Marriage 3 Political career 4 …   Wikipedia

  • Flinders Petrie — William Matthew Flinders Petrie Sir William Matthew Flinders Petrie (* 3. Juni 1853 in Charlton bei London; † 28. Juli 1942 in Jerusalem) war ein bekannter Ägyptologe. Sein Großvater w …   Deutsch Wikipedia

  • 12. Jänner — Der 12. Januar (in Österreich und Südtirol: 12. Jänner) ist der 12. Tag des Gregorianischen Kalenders, somit verbleiben noch 353 (in Schaltjahren 354) Tage bis zum Jahresende. Historische Jahrestage Dezember · Januar · Februar …   Deutsch Wikipedia

  • Members of the Parliament of Finland, 1922-1924 — This is the list of the members of the Parliament of Finland between September 5, 1922 – April 30, 1924 following the parliamentary election in 1922. Members of the Parliament 1922 1924 In the table, the names written with italics were appointed… …   Wikipedia

  • Broken Hearts — is a blank verse play by W. S. Gilbert in three acts styled An entirely original fairy play . It opened at the Royal Court Theatre in London on December 9 1875 and toured the provinces in 1876. [http://books.google.com/books?id=tjwOAAAAIAAJ… …   Wikipedia

  • Members of the Parliament of Finland, 1919-1922 — This is the list of the members of the Parliament of Finland between April 1, 1919 – September 4, 1922 following the parliamentary election in 1919. In the elections Social Democratic Party of Finland (Finnish: Suomen Sosialidemokraattinen… …   Wikipedia

  • List of Brazilian writers — Writers for Children * Maria Clara Machado * José Bento Monteiro Lobato (1882 1948) * Ziraldo Alves Pinto (1932 ) Chroniclers * Fernando Sabino (1923 ndash;2004) * João do Rio * Edmar Bernardes da Silva * João Ubaldo Ribeiro * Luis Fernando… …   Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”