Hiuguan

Hiuguan

Huiguan (會館 / 会馆 huìguǎn) sind gesellschaftliche Organisationsformen und Gebäude, die unter den besonderen historischen Bedingungen der Ming- und Qing-Dynastie entstanden sind. Das Wort bedeutet so viel wie Versammlungsort. Sie dienten den Angehörigen auswärtiger Landsmannschaften als Anlaufpunkt bei den verschiedensten Problemen fern ihrer Heimat.

Mit Huiguan werden sowohl die Versammlungshäuser als auch die Organisationen, die sich in den Häusern etablierten, benannt. Sie dienten in den jeweiligen Orten den Angehörigen auswärtiger Landsmannschaften (im Sinne von regionaler Herkunft) als Anlaufpunkt bei den verschiedensten Problemen fern ihrer Heimat. Der im Deutschen und auch im Englischen verwendete Begriff „Gilde“ resp. „guild“ als Übersetzung ist etwas irreführend, weil die Huiguan nicht die Organisation und die Versammlungshäuser eines Berufsstandes waren. Auch wenn sich zum Beispiel in den sogenannten „Händler-Huiguan“ vorwiegend Händler trafen (aber nicht ausschließlich), waren es doch nur die Händler aus einer speziellen Region.

Inhaltsverzeichnis

Arten der Huiguan

Obwohl die Huiguan allen Angehörigen einer Landsmannschaft offenstanden, werden sie verallgemeinernd nach den vorwiegenden Besuchern oder dem Anlass ihrer Entstehung in folgende Typen eingeteilt:[1]

  • Händler-Huiguan,
  • Huiguan für Teilnehmer an den Beamtenprüfungen und
  • Zuwanderer-Huiguan.
  • Handelskammern (sie entstanden aus dem Funktionswechsel der oben genannten Huiguan)

Händler-Huiguan

In der Epoche des Kaisers Wanli der Mingdynastie (1573–1620) wurden die ersten Huiguan durch Händler in Suzhou gegründet. Sie tauchten bald darauf auch in anderen wichtigen Handelszentren auf. Von den ming- und qingzeitlichen Huiguan waren die meisten Händler-Huiguan. Es gab sie in allen großen Städten und den Handelszentren des Reiches.[1]

So findet man Händler-Huiguan auch in kleinen Ortschaften, die zu ihrer Zeit wichtige Marktplätze waren, die heute aber keine bedeutende Rolle mehr im Wirtschaftsleben des Landes spielen, wie zum Beispiel in Daxu nahe Guilin in der Autonomen Region Guangxi.[2]

Huiguan für Teilnehmer an den Beamtenprüfungen

In Beijing entstanden während der Blüte des kaiserlichen Beamtenprüfungssystems Huiguan, in denen sich die Prüflinge und Mitglieder der auswärtigen Landsmannschaften – auswärtige Beamte die nach Beijing beordert worden waren, aber auch Kaufleute die in Beijing ihr Glück versuchten – trafen. Von Beijing aus verbreitete sich das System dieser Huiguan dann bis in die Provinzmetropolen.[1]

Zuwanderer-Huiguan

Auch in der Zeit der Ming- und Qing-Dynastie gab es große Bevölkerungsbewegungen in vielen Teilen Chinas. Zum Teil waren es Flüchtlingsströme, verursacht durch Kriege oder große Rebellionen, zum Teil dienten sie der Wiederbesiedlung von durch Kriege, Seuchen und Naturkatastrophen entvölkerter Gebiete.

Zuwanderer-Huiguan half den Migranten, sich in die neue Lebensumgebung einzugewöhnen. Hier wurden Informationen ausgetauscht und die Zuwanderer fanden Hilfe und Schutz, im Kampf um ihre Rechte und Interessen. Mit der Zeit wurden die Huiguan zu einflussreichen Organisationen in politischer, religiöser, sozialer und wirtschaftlicher Hinsicht. Die Initiatoren und Bauherren der Zuwanderer-Huiguan waren vor allem reiche Kaufleute.[1]

Handelskammern

Ab der der Mitte des 19. Jahrhunderts veränderte sich die Funktion der Huiguan als Folge der politischen und ökonomischen Veränderungen, die in China stattfanden. Der Schwerpunkt der Huigun verlagerte sich weg von einem kulturellen Zentrum der Landsmannschaften hin zu einem System von Handelskammern.[1]

Einzelnachweise

  1. a b c d e http://www.stadtkultur-international.de/pubgui/Long_Bin_ch.pdf
  2. http://www.china-entdecken.com/chinareisen-chongqing02.htm

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