Hugo Baum

Hugo Baum
Hugo Baum im Jahre 1925

Hugo Baum (* 17. Januar 1867 in Forst (Lausitz); † 15. April 1950 in Rostock) war ein deutscher Botaniker. Sein offizielles botanisches Kürzel lautet Baum.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Hugo Baum wurde am 17. Januar 1867 als Sohn eines Eisenbahners in Forst (Lausitz) im Haus der Großeltern geboren. Seine Kindheit verlebte er in Guben an der Neiße. Sehr früh interessierte er sich für Blumen, Bäume und Insekten. Der Strand an der Neiße, der große Garten am Haus seiner Eltern und die waldreiche Umgebung von Guben boten dazu viele Möglichkeiten. Nach Abschluss des Realgymnasiums in Guben lernte er in der Gräflichen Schlossgärtnerei von Rothenbusch in Nettkow (Schlesien) den Beruf des Gärtners. Seinem besonderen Geschick im Umgang mit den Pflanzen war es zu verdanken, dass Baum seine Ausbildung durch ein Studium der Pomologie an der Preußisch-staatlichen Gärtnerlehranstalt in Proskau fortsetzte. Er beendete das Examen nach zwei Jahren in allen 34 Fächern mit sehr gut. Während dieser Studienzeit beschäftigte sich Baum in der Freizeit vorzugsweise mit der Chemie und entdeckte gleichzeitig seine Vorliebe für Aquaristik. Der sehr gute Abschluss in Proskau war zugleich die Voraussetzung für eine erste Anstellung in Crossen. Wegen einer Liebesaffäre mit der Tochter des Bürgermeisters schickte ihn dieser zum Militär nach Magdeburg. Hier diente er bei den Pionieren. Während dieser Zeit heiratete seine einzige Schwester Grete einen Alfred Kern. Nach seiner Militärzeit ging Baum für zehn Jahre an den alten Botanischen Garten nach Berlin. Zunächst musste er sich intensiv mit den Palmen beschäftigen; später mit den Sukkulenten und den Wasserpflanzen. Ganz besonders die Vertreter der Wasserpflanzen hatten es ihm angetan.

Im Auftrag des Kolonialwirtschaftlichen Komitees in Berlin, der Companhia de Mossamedes, und der South West Africa Company, London, brach Hugo Baum gemeinsam mit dem Expeditionsführer Pieter van der Kellen am 11. August 1899 zur Kunene-Sambesi-Expedition auf. Kein Botaniker vorher war so weit ins Innere Afrikas vorgestoßen wie Baum, der somit auch zugleich Pionierarbeit beim Einblick in die Flora des südlich-tropischen Innerafrika leistete.

Neben der Anstellung als Gartenmeister in Rostock heiratete er am 19. Juli 1901 die ihm schon seit seinem 31. Lebensjahr bekannte Tochter eines Zuchthausangestellten, Auguste Tank aus Federow (Mecklenburg).

Mit 58 Jahren machte sich Baum erneut auf Reisen. Diesmal sollte es über den Atlantischen Ozean nach Mexiko gehen. Hans Wilhelm Viereck aus Schorrentin bei Neukalen in Mecklenburg, den Baum seit seiner Jugend her kannte, war 1920 mit viel Hoffnungen nach Mexiko gegangen und hatte sich als Farmer und Nachkriegssiedler in der Gegend von Jaumave im mexikanischen Staat Tamaulipas niedergelassen. Baums Interesse war schon durch die Berliner Zeit immer wieder auch auf sukkulente Pflanzen und auch ganz speziell auf die Vertreter aus der Familie der Cactaceae gerichtet. In der Korrespondenz zwischen beiden bat Baum um einige Standortpflanzen, die Viereck 1924 nach Rostock verschickte.

Viereck hatte sich vorher nicht besonders für Kakteen interessiert, lud aber gleichzeitig Baum zu sich nach Mexiko ein. Bereits unter den gesandten Pflanzen waren Neuheiten, die heute nicht mehr mit Sicherheit zu identifizieren sind. Mit großer Wahrscheinlichkeit hingegen kann angenommen werden, dass die 1926 von Friedrich Bödeker zu Ehren Baums als Mammillaria baumii beschriebene Art bereits zu diesen Pflanzen gehörte.

Kurz nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges bekam Baum vom Kernen Verlag Stuttgart ein Angebot, als Gegenstück zu dem Werk von Holly, Meinken und Rachow über die Aquarienfische, ein Buch in gleicher Weise über die Aquarienpflanzen, zu schreiben. Der 73-Jährige lehnte ab und gab seinem Freund Albert Wendt das Angebot weiter. Der Verlag willigte ein und Wendt beendete nach 12 bis 15 Jahren eine Arbeit, die noch heute zu den Besten ihrer Art gehört. Der Beginn des Krieges 1939 wurde für Familie Baum der Anfang von einem entbehrungsreichen Ende. Vorgänge wie in der grauenhaften Brandnacht 1942 waren für die beiden alten Leute eine sehr schmerzhafte Vision. Ein Flugblatt der Alliierten mit der Aufschrift „Wir kommen wieder!“ ließ sie wochenlang nicht mehr aus dem Keller kommen: Sie erlebten am 1. Mai 1945 den Einmarsch der russischen Besatzungstruppen in Rostock und waren misstrauisch.

Am 15. April 1950 starb Hugo Baum kurz nach Vollendung seines 83. Lebensjahres in völliger Armut. Seine Frau Auguste starb ein Jahr darauf.

Ehrentaxa

Siebzig Pflanzen darunter zwei Gattungen nämlich Baumiella (ein Pilz) und Baumia (Familie der Rachenblütengewächse), eine Schmetterlingsart und zwei Ameisenarten sind nach ihm benannt worden.

Werke

  • Kunene-Sambesi-Expedition Kolonial-Wirtschaftliches Komitee, Berlin 1903. Hrg. Prof. Dr. Otto Warburg Online
  • Allendorffs Kulturpraxis der Kalt- und Warmhauspflanzen Parey 1925, Hrg. Walter Allendorff

Literatur

  • Peter Mansfeld: Hugo Baum - eine Biographie. In: Mitteilungsblatt des Arbeitskreises für Mammillarienfreunde. Osnabrück 1983–1984.
  • Peter Mansfeld: Hugo Baum und die nach ihm benannte Dolichothele. In: Informationsbrief der ZAG Mammillarien. Berlin 1980.
  • Peter Mansfeld: Mammillaria (Dolichothele) baumii Bödeker en haar ontdekker. In: Succulenta, Maandblad van de nederlands-belgische Vereniging van Liefhebbers van Cactussen en andere Vetplanten. 1986.
  • Peter A. Mansfeld: Hugo Baum - Die Lebensgeschichte eines deutschen Botanikers. BoD, Hamburg 2011, ISBN 978-3-842357-82-2.
  • E. Figueiredo, M. Soares, G. Seibert, G. F. Smith, R. B. Faden: The botany of the Cunene-Zambezi Expedition with notes on Hugo Baum (1867–1950). In: Bothalia. Band 39, Nummer 2, 2010, S. 185–212.

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Baum (Familienname) — Baum ist ein Familienname. Herkunft und Bedeutung Der Familienname kann vom Baum als der Pflanze herrühren oder ein jüdischer Familienname in Anspielungen auf Abraham als Stammvater sein. Bekannte Namensträger Inhaltsverzeichnis A B C D E F G H I …   Deutsch Wikipedia

  • Hugo Licht — auf einer Fotografie von Hermann Walter (um 1900) Hugo Licht (* 21. Februar 1841 in Niederzedlitz (heute Siedlnica) bei Fraustadt; † 28. Februar 1923 in Leipzig; vollständiger Name: Hugo Georg Licht) war ein deutscher Architekt …   Deutsch Wikipedia

  • Hugo Grau — (* 15. April 1899 in Marktl; † 27. Juni 1984 in Weilheim (Oberbayern)), war ein deutscher Veterinäranatom. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werke 3 Ehrungen …   Deutsch Wikipedia

  • Hugo Preuß — Hugo Preuß, né le 28 octobre 1860 et mort le 9 octobre 1925 à Berlin, est un juriste et homme politique allemand libéral de gauche. Il fut professeur de droit à …   Wikipédia en Français

  • Hugo the Hippo — Infobox Film name = Hugo the Hippo caption = Hugo the Hippo film poster director = William Feigenbaum József Gémes producer = Robert Halmi Jr. writer = Thomas Baum William Feigenbaum József Szalóky starring = English version: Burl Ives Robert… …   Wikipedia

  • Hugo-Kaun-Werkverzeichnis — Das Werkverzeichnis des Komponisten Hugo Kaun (HKW), ist das vom Komponisten selbst erstellte Verzeichnis seiner Werke. Er verfasste es 1929 als Teil seiner Autobiographie Aus meinem Leben Erlebtes und Erlauschtes (veröffentlicht 1932).… …   Deutsch Wikipedia

  • Hugo Kaun-Werkverzeichnis — Das Werkverzeichnis des Komponisten Hugo Kaun (HKW), ist das vom Komponisten selbst erstellte Verzeichnis seiner Werke. Er verfasste es 1929 als Teil seiner Autobiographie Aus meinem Leben Erlebtes und Erlauschtes (veröffentlicht 1932).… …   Deutsch Wikipedia

  • Marie Baum — (* 23. März 1874 in Danzig; † 8. August 1964 in Heidelberg) war eine Sozialpolitikerin der Weimarer Republik und gilt heute als Wegbereiterin der sozialen Arbeit …   Deutsch Wikipedia

  • Otto Baum — Pour les articles homonymes, voir Baum. Otto Baum Naissance 15 novembre 1911 Stetten, Allemagne Décès 18 juin 1998 (à 86 ans) Stetten …   Wikipédia en Français

  • Otto Baum — Born 15 November 1911(1911 11 15) Stetten …   Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”