Huta Hoch- und Tiefbau

Huta Hoch- und Tiefbau
Berlin, Ullsteinhaus
Frankfurt am Main, ehem. Gebäude des Bundesrechnungshofs
Hannover, Conti-Hochhaus (jetzt Universität)

Die Huta Hoch- und Tiefbau AG war ein deutsches Bauunternehmen mit Sitz in Breslau und Hannover.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Gegründet wurde die Firma durch den Bauingenieur Hans Bechtel aus Mannheim. Bechtel war zunächst bei den Fortifikationsbauämtern Metz und Ulm beschäftigt, ehe er in das Bauunternehmen von Gustav Lolat in Düsseldorf, einer der damals führenden Firmen für Eisenbetonbau, eintrat und mit der Leitung des Berliner Büros beauftragt wurde. Nach seinem Ausscheiden bei Lolat gründete er am 4. Mai 1904 in Breslau mit dessen Billigung ein eigenes Unternehmen unter dem Namen "Baugesellschaft für Lolat-Eisenbeton GmbH", die dank der Spezialisierung auf große Industrieprojekte in der noch vergleichsweise neuen Eisenbetonbauweise rasch wachsen konnte. Filialen unterhielt das Unternehmen unter anderem in Berlin, Halle (Saale), Hannover, Stettin und Nürnberg. 1907 erfolgte die Umwandlung in eine Aktiengesellschaft mit einem Kapital vom 1 Million Goldmark. Durch die Beteiligung am der Oppeln-Frauendorfer Portlandzement AG stieg die Firma auch in die Baustoffindustrie ein. Mit der Übernahme der Betonbaufirma G. A. Wayss in Wien mit ihren Zweigsitzen in Linz und Salzburg breitete sie sich auch im Ausland aus. Gustav Adolf Wayss gehört bis zu seinem Tod 1917 dem Aufsichtsrat der Gesellschaft an. Schwerpunkt der Auslandsaktivitäten war allerdings Russland, wo die Lolat-Eisenbeton GmbH seit 1907 engagiert war und Elektrizitäts- und Gaswerke, Kokereianlagen, Zementfabriken, eine Quecksilberhütte und Stauanlagen errichtete. Filialen für das Russlandgeschäft entstanden in St. Petersburg, Riga, Warschau, Kiew und Charkow. 1912 gelang der Abschluss eines Vertrages mit dem Reichskolonialamt über den Ausbau des Hafens von Apia, sowie den Bau einer Eisenbahn und einer Wasserversorgungsanlage. Er konnte aber wegen des Ersten Weltkriegs nicht mehr realisiert werden.

Während des Krieges nahm die Firma 1916 den Namen "Huta Hoch- und Tiefbau AG" an. Das Österreichgeschäft wurde nach dem Krieg aus wirtschaftlichen Gründen aufgegeben. Noch einschneidendere Veränderungen brachte der verlorene Zweite Weltkrieg und die damit verbundene Aufgabe des Stammsitzes in Breslau. In Hannover, wo die einzige in Westdeutschland befindliche Niederlassung des Unternehmens bestand, fand die Huta 1946 eine neue Heimat und war am Wiederaufbau der zerstörten Stadt beteiligt. Hans Bechtel, der nach seinem Rückzug aus dem operativen Geschäft bis zuletzt Mitglied des Aufsichtsrats war, starb 1950 in Hannover. Das 1952/53 errichtete Verwaltungsgebäude der Continental AG in Hannover galt damals als höchstes Eisenbetongebäude in der Bundesrepublik. Außer in Hannover war das Unternehmen auch in anderen deutschen Großstädten präsent. Zweigniederlassungen bestanden Mitte der 1950er Jahre in Berlin, Dortmund, Frankfurt am Main und in Bonn, wo die Huta am Bau des Bundespostministeriums und des Bundesfinanzministeriums beteiligt war. 1962 erwarb die Firma die Willy Christiansen KG in Schleswig und die E. Hegerfeld Industriebau KG in Essen, 1963 die Münchner Best Bau KG. Das Stammunternehmen und seine Tochtergesellschaften fusionierten 1967 zur Huta-Hegerfeld AG. Zugleich wurde der Hauptsitz nach Essen verlegt. 1985 musste die Gesellschaft Konkurs anmelden.

Bauten

Vor dem Zweiten Weltkrieg

  • Görlitz, „Wasserschloss“ (Konstruktion für die Industrie-Ausstellung 1905, prämiert mit einer goldenen Medaille)
  • Breslau, Stadttheater
  • Breslau, Kraftwerke Süderoder und Norderoder
  • Breslau, Postscheckamt
  • Breslau-Carlowitz, Wasserturm
  • Pyritz, Wasserturm
  • Glogau, Wasserturm
  • Wien, Dianabad
  • Stettin, Pommernhaus
  • Warschau, Stadttheater
  • Ottmachau, Talsperre
  • Chorzow, Kraftwerk
  • Deschowitz, Odertal-Kokerei
  • Berlin-Tempelhof, Ullsteinhaus
  • Berlin-Neukölln, Hermannshof
St. Hedwig in Oberursel

Nach dem Zweiten Weltkrieg

  • Altenbeken, Eisenbahnviadukt (Wiederaufbau, 1948/49)
  • Hannover-Misburg, Zementsilos für die Hannoversche Portland-Cementfabrik AG (1950/51)
  • Hannover, Grandhotel Mussmann (1950/51)
  • Bad Pyrmont, Versorgungskuranstalt (1951/52)
  • Hannover, Wiederaufbau der Marktkirche (1952)
  • Mellendorf, Fernseh- und Fernmeldeturm (1952)
  • Frankfurt am Main, Bundesrechnungshof (1952/53)
  • Hannover, Verwaltungsgebäude der Continental AG (1952/53, heute Universitätsgebäude)
  • Hannover, Karstadt-Warenhaus (1953/54)
  • Frankfurt am Main, Geschäftshaus Dobbs (1953/54)
  • Rüsselsheim, Stadttheater
  • Mainz, Stadtparkrestaurant
  • Stuttgart, Autosilo des Motor-Presse-Verlags
  • Köln, Bull-Hochhaus am Wiener Platz
  • Bonn, Bundespostministerium
  • Oberursel, St.-Hedwig-Kirche
  • Haseltalbrücke (Unterbauten und Brückenpfeiler)
  • Lünen, Kraftwerk
  • Siersdorf, Kraftwerk
  • Düsseldorf, Kraftfutterwerk deuka
  • Bödefeld, Fernmeldeturm Hochsauerland

Literatur

  • 50 Jahre Huta 1904-1954, Darmstadt [1954]
  • Huta-Hegerfeld Aktiengesellschaft Essen, Essen 1967

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