Hämagglutination

Hämagglutination
Deutlich sichtbare Verklumpung bei Anti-A und Anti-Rhesus-D

Hämagglutination (gr.Häm (αἷμα) Blut, lat. agglutinare anheften) bedeutet eine sichtbare Verklumpung (Agglutination) von Erythrozyten. Man unterscheidet:

  1. Direkte (aktive) Hämagglutination: An bestimmte Moleküle auf der Zelloberfläche der Erythrozyten binden spezifische Antikörper.
  2. Indirekte (inaktive) Hämagglutination: Es werden zunächst Antigene an der Oberfläche der Erythrozyten gebunden. An diese binden dann spezifische Antikörper.

In beiden Fällen kommt es durch Bindung eines Antikörpers an zwei Erythrozyten zur Quervernetzung (Präzipitation) zwischen den roten Blutkörperchen. Dieses Präzipität fällt sichtbar aus.

Inhaltsverzeichnis

Direkte Hämagglutination

Die direkte Hämagglutination spielt z. B. bei der Blutgruppen-Unverträglichkeit eine Rolle. Eine Person mit der Blutgruppe A trägt auf ihren Erythrozyten das entsprechende Molekül. Ihr Körper stellt keine Antikörper gegen dieses Antigen her. Eine zweite Person mit der Blutgruppe B hat jedoch in ihrem Blut Antikörper gegen dieses Blutgruppenmerkmal A. Wird jetzt Blut oder Serum der Person mit der Blutgruppe B der Person mit der Blutgruppe A übertragen, binden die Antikörper an die entsprechenden Antigene auf den Erythrozyten und es kommt zur Bildung von Immunkomplexen in den Blutgefäßen und damit zum Transfusionszwischenfall. Um dies zu vermeiden, wird vor einer Bluttransfusion (neben anderen Untersuchungen) auch ein Bedside-Test durchgeführt, bei dem das Blut des Empfängers mit entsprechenden Antikörpern untersucht wird und anhand der Agglutination die Blutgruppe erneut direkt vor der Transfusion bestimmt wird.

Indirekte Hämagglutination

Die indirekte Hämagglutination macht man sich bei serologischen Untersuchungen zu nutze. Zum einen können bestimmte Krankheitserreger indirekt nachgewiesen werden, wenn die Erythrozyten mit spezifischen Antigenen beladen sind (z. B. Vi-Antigen bei Typhus, Latexhämagglutinationstest bei Lues).

Hämagglutinationshemmtest

Beim Hämagglutinationshemmtest wird die Hemmung der Hämagglutination zwischen antigenbeladenen Erythrozyten und Antiserum durch eine Probe gemessen. Enthält diese viele der zu untersuchenden Antigene, fällt die Hämagglutination schwächer aus, da die Antikörper verstärkt an die freien Antigene der Probe binden und damit weniger zu einer Vernetzung der Erythrozyten beiträgt. Der Test wird auch zur Quantifizierung von Antikörpern gegen hämagglutinierende Viren (v.a. Influenza-Viren) verwendet. Werden Influenza-Viren Erythrozyten zugesetzt, so kommt es zu einer vollständigen Hämagglutination. Enthält das zu untersuchende Serum aber Antikörper gegen die Influenza-Viren, so wird eine Hämagglutination verhindert. Über Verdünnungsreihen, sog. Titrieren, kann die Menge an zu untersuchendem Serum ermittelt werden, das eine Hämagglutination durch eine vorgegebene Virusmenge gerade noch verhindern kann. Diese wird als Hämagglutinationshemmtiter bezeichnet.

Siehe auch

Rhesusfaktor, Rhesus-Inkompatibilität, Blutgruppe, Coombstest

Quellen

  • Pschyrembel Klinisches Wörterbuch 258. Auflage De Gruyter Berlin 1998
  • Fritz H. Kaser et al. Medizinische Mikrobiologie 10. Auflage Georg Thieme Stuttgart 2001
  • Herbert Hof, Rüdiger Dörries Duale Reihe Medizinische Mikrobiologie 3. Auflage Georg Thieme Verlag Stuttgart 2005
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