Petershain

Petershain
Petershain
Hóznica
Koordinaten: 51° 19′ N, 14° 45′ O51.31666666666714.75154Koordinaten: 51° 19′ 0″ N, 14° 45′ 0″ O
Höhe: 154 m ü. NN
Fläche: 9,778 km²
Einwohner: 439 (2002)
Eingemeindung: 1. Okt. 1995
Postleitzahl: 02906
Vorwahl: 035893

Petershain, obersorbisch Hóznica, ist ein Ortsteil der Gemeinde Quitzdorf am See im sächsischen Landkreis Görlitz.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Petershain liegt etwa sieben Kilometer westnordwestlich der ehemaligen Kreisstadt Niesky am östlichen Rand des Biosphärenreservates Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft. Etwa fünf Kilometer südlich von Petershain liegt der Stausee Quitzdorf.

An der Bahnstrecke Węgliniec–Falkenberg/Elster hat Petershain einen Bahnhof, der im Personenverkehr in der Linie Hoyerswerda–Niesky–Görlitz angefahren wird.

Umgebende Ortschaften sind die Nieskyer Ortsteile Kosel mit Sandschenke im Nordosten sowie See mit Moholz im Südosten, die Quitzdorfer Ortsteile Sproitz im Süden und Horscha im Südwesten, Mücka und Neudorf im Westen sowie Kreba im Nordwesten.

Geschichte

Ortsgeschichte

In der Gemarkung gefundene Gräberfelder belegen eine Siedlungstätigkeit in der Bronze- sowie Eisenzeit.

Urkundlich erstmals erwähnt wird Petershayn um 1390 in einem Görlitzer Stadtbuch. Die Siedlungsform als Waldhufendorf sowie der Name deuten auf eine deutsche Ortsgründung während der zweiten Phase der Deutschen Ostsiedlung hin.

In den Jahren 1405 und 1416 quartierten Görlitzer Soldaten im Dorf. Ebenfalls schon Anfang des 15. Jahrhunderts bestand ein Herrensitz im Ort, der bis spätestens 1578 zum Rittergut ausgebaut wurde. Gegen Ende des 15. Jahrhunderts gelangte das Dorf in den Besitz der Herrschaft Baruth.

14 Petershainer Bauern waren 1540 an einem Bauernaufstand beteiligt. Neben Gefängnisstrafen wurde dafür auch eine Todesstrafe verhängt.

Wahrscheinlich Anfang des 16. Jahrhunderts wurde die Kirche erbaut. Sie blieb bis 1843 eine Filialkirche von Kollm. Die kleinere der beiden Glocken trägt die Jahreszahl 1554.

An der Straße nach Sproitz befindet sich ein Stein, der im Pestjahr 1632 als „Pestaltar“ für Predigten außerhalb der Kirchengebäude diente. Durch den Prager Frieden von 1635 erhielt das Kurfürstentum Sachsen noch während des Dreißigjährigen Krieges (1618–1648) die Lehnshoheit über die gesamte Lausitz. Zwei Jahre nach Kriegsende wurde auf dem Rittergut ein neues Herrenhaus erbaut, das heutige alte Schloss.

Eine Schule bestand nachweislich 1740. In ihr wurden ab 1837 auch Kinder aus Horscha unterrichtet.

Nach dem Wiener Kongress musste das Königreich Sachsen 1815 unter anderem den nordöstlichen Teil der Oberlausitz an das Königreich Preußen abtreten. Im folgenden Jahr wurde Petershain dem neu gegründeten Landkreis Rothenburg (Ob. Laus.) zugeordnet.

Anfang des 20. Jahrhunderts wurde ein neuer Herrensitz im Jugendstil erbaut. Während der beiden Weltkriege wurden die beiden Kirchenglocken aufgrund ihres Alters nicht für Kriegszwecke abgeliefert. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Petershain durch die Verwaltungsreform von 1952 dem Kreis Niesky zugeordnet. Bereits zwei Jahre zuvor wurde Horscha eingemeindet.

Nachdem die Kirche von 1947 bis 1978 von einem eigenen Pfarrer betreut wurde, wird sie seitdem, wie schon von 1933 bis 1947, vom Pfarrer aus See pfarramtlich versorgt.

Am 1. März 1994 schlossen sich die Gemeinden Kollm und Sproitz zur Gemeinde Quitzdorf am See zusammen.[1] Ihr schloss sich zum 1. Oktober 1995 Petershain an.[2]

Bevölkerungsentwicklung

Jahr Einwohner
1825 [3] 309
1863 [4] 558
1871 603
1885 556
1905 534
1925 536
1939 527
1946 650
1950 841
1964 896
1971 937
1988 611
1990 [5] 566
1994 531
1999 437
2002 439
kursiv: Petershain mit Horscha

Bei der Landesexamination 1777 wurden für Petershain 7 besessene Mann, 16 Gärtner und 15 Häusler gemeldet.[3]

Im 19. Jahrhundert verdoppelte sich die Einwohnerzahl von 309 im Jahr 1825 auf 603 im Jahr 1871. Die Bevölkerung war ursprünglich sorbisch. Noch 1863 waren 64 % der Einwohner Sorben,[4] um 1880 ermittelte der sorbische Wissenschaftler Arnošt Muka fast genausoviele Sorben, jedoch lag ihr Anteil nur noch bei 60 %.[6] Nach der Reichsgründung sank die Einwohnerzahl bis 1905 auf 534. Während sie 1925 nahezu unverändert bei 536 lag, war bis 1939 ein leichter Rückgang auf 527 zu verzeichnen.

Nach dem Kriegsende stieg die Zahl durch Flüchtlinge und Vertriebene aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten auf 650 im Jahr 1946 an. Auch nach der Eingemeindung Horschas war ein weiterer Anstieg zu verzeichnen, der für nichtstädtische Gemeinden in dieser Region eher untypisch war. Von 841 Einwohnern im Jahr 1950 stieg die Zahl bis 1971 auf 937, danach setzte ein überdurchschnittlich starker Bevölkerungsrückgang ein, so dass 1990 noch 577 Einwohner amtlich registriert wurden. Bis zur Jahrtausendwende hatte sich die Zahl (in Bezug auf Petershain ohne Horscha) kaum noch verändert und lag 2002 bei 439.

Ortsname

Urkundlich überlieferte Schreibweisen des Ortsnamens sind unter anderem Petershayn (um 1390), Petershein (1408), Petirshain (1416), Petershain (1490) und Petersshain (1542).

Der Namensbestandteil -hain als Kurzform von -hagen ist eines der typischen Grundwörter für Ortsnamen in Rodungsgebieten,[4] Petershain ist dementsprechend die Rodungssiedlung eines Peter.

Der sorbische Name ist in Bezug auf die Orte des Altkreises Niesky bereits recht zeitig schriftlich überliefert. In einem Kirchbuch von Radibor wird 1684 z Hóznicze erwähnt, ein knappes Jahrhundert später schrieb Christian Knauthe 1767 den Namen Hosniza. Weitere Formen sind Hósniza und Hósenzy (1835) sowie Hóznica (1866, 1885). Der Name beruht auf der altsorbischen Wort Gvozďnica zum Grundwort gozď, gvozď ‘Wald’, niedersorbisch gózd ‘trockener Wald’.

In Christian Traugott Pfuhls Wörterbuch von 1866 ist neben Hóznica auch Wiki ‘Markt, Wochenmark’ als Name angegeben.[7]

Literatur

  • Von der Muskauer Heide zum Rotstein. Heimatbuch des Niederschlesischen Oberlausitzkreises. Lusatia Verlag, Bautzen 2006, ISBN 978-3-929091-96-0, S. 290 f.
  • Johannes Mörbe: Orts-Chronik von Petershain im Rothenburger Kreise. Gocksch & Hentschel, Rothenburg O./L. 1844.

Fußnoten

  1. Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern, Verlag Metzler-Poeschel, Stuttgart, 1995, ISBN 3-8246-0321-7, Herausgeber: Statistisches Bundesamt
  2. StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 1995
  3. a b Digitales Historisches Ortsverzeichnis von Sachsen. Abgerufen am 17. Mai 2009.
  4. a b c Von der Muskauer Heide zum Rotstein, Seite 290.
  5. Regionalregister Sachsen. Abgerufen am 17. Mai 2009.
  6. Ernst Tschernik: Die Entwicklung der sorbischen Landbevölkerung. In: Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin – Veröffentlichungen des Instituts für Slawistik. 4, Akademie-Verlag, Berlin 1954, S. 120.
  7. Ernst Eichler/Hans Walther: Ortsnamenbuch der Oberlausitz: Studien zur Toponymie der Kreise Bautzen, Bischofswerda, Görlitz, Hoyerswerda, Kamenz, Löbau, Niesky, Senftenberg, Weißwasser und Zittau. I Namenbuch. In: Deutsch-slawische Forschungen zur Namenkunde und Siedlungsgeschichte. 28, Akademie-Verlag, Berlin 1975, S. 224 f.

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