Jarensk

Jarensk
Dorf
Jarensk
Яренск
Wappen
Wappen
Föderationskreis Nordwestrussland
Oblast Archangelsk
Rajon Lena
Erste Erwähnung 1384
Dorf seit 1924 (seit 1780 Stadt)
Bevölkerung 4085 Einwohner
(Stand: 2002)
Zeitzone UTC+4
Telefonvorwahl (+7)81859
Postleitzahl 165780
Kfz-Kennzeichen 29
OKATO 11 235 820 001
Geographische Lage
Koordinaten 62° 10′ N, 49° 6′ O62.16666666666749.1Koordinaten: 62° 10′ 0″ N, 49° 6′ 0″ O
Jarensk (Russland)
Red pog.svg
Lage in Russland
Jarensk (Oblast Archangelsk)
Red pog.svg
Oblast Archangelsk

Jarensk (russisch Яренск) ist ein Selo in Nordwestrussland. Der Ort gehört zur Oblast Archangelsk und hat 4085 Einwohner (Stand 2002). Er ist administratives Zentrum des Rajons Lena.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Jarensk befindet sich etwa 500 Kilometer südöstlich der Oblasthauptstadt Archangelsk und ist nur etwa 10 Kilometer von der Grenze der Republik Komi entfernt. Die nächstgelegene Stadt Mikun liegt etwa 55 Kilometer nordöstlich von Jarensk in der Republik Komi. Jarensk befindet sich linksseitig des Flusses Jarenga, kurz vor deren Mündung in die Wytschegda, etwa 164 Kilometer vor der Mündung der Wytschegda in die Nördliche Dwina bei Kotlas.

Geschichte

Jarensk ist die älteste Ortschaft im heutigen Rajon Lena und wurde erstmals 1384 in den Wytschegodsko-Wymskaja Chroniken (Вычегодско-Вымская летопись) erwähnt.[1][2] Zu dieser Zeit diente die Wytschegda als wichtiger Flussweg zwischen den Gebieten der heutigen Oblast Archangelsk und der Ural-Region.[3]

Im Jahr 1606 wurde Jarensk Zentrum des neu gegründeten Jarensker Ujesd (Яренского уезда). 1706 wurde der Jarensker Ujesd zuerst Teil des Gouvernementes Archangelgorod (Архангелогородская губерния) und ging schließlich 1776 im Gouvernementes Wologda auf. Am 25. Oktober 1780 erhielt Jarensk den Stadtstatus.[1]

Nachdem bereits zum Ende des 19. Jahrhunderts vereinzelt Dampfschiffe auf der Wytschegda eingesetzt waren, entstand im Jahr 1898 die erste regelmäßige Dampfschiffverbindung Ustjug – Jarensk – Ust Syssolsk zum Waren- und Personentransport.[4]

Im Zuge der sowjetischen Verwaltungsreform wurde Jarensk, das bisher Hauptort des Jarensker Ujesd war, am 1. Juni 1924 Teil des neu gegründeten Rajon Lena innerhalb des Gouvernementes Nördliche Dwina (Северо-Двинской губернии).[1] Administratives Zentrum des Rajon sollte ursprünglich das Dorf Lena werden. Da es aber nicht über die nötigen Gebäude für die Rajonsadministration verfügte, beschloss man, das Rajonzentrum nach Jarensk zu verlegen.[5] Mit der Verwaltungsreform verlor Jarensk außerdem seinen Stadtstatus. Im Zuge weiterer Verwaltungsreformen wechselte Jarensk in den folgenden Jahren wiederum die Verwaltungsbezirke. So wurde es zuerst Teil des Nördlichen Krai (Северный край; 1929–1936) und der Nördlichen Oblast (Северная область; 1936–37), bevor es am 23. September 1937 schließlich der Oblast Archangelsk zugeschlagen wurde.[1][5]

Ab 1930 stiegen im Zuge der Siedlungs- und Verfolgungspolitik der Regierung Stalins die Bevölkerungszahlen der heutigen Rajon Lena schlagartig an. Im Zuge dieser Politik wurden viele Tausende sogenannte „Kulaken“ aus allen Teilen der Sowjetunion samt ihrer Familien in den Rajon Lena deportiert, um bisher unbesiedelte Gebiete zu erschließen. Jarensk diente dabei unter anderem als Zwischenstation beim Transport der Verbannten über die Wytschegda. Allein 1930 wurden etwa 8000 Menschen in so genannten Spezialsiedlungen (спецпоселение/Spezposselenije) in der Umgebung von Jarensk angesiedelt. Dabei handelte es sich um von Soldaten und OGPU-Wachpersonal bewachte Aussiedlungen, deren Bewohner vor allem im Bau von Infrastruktur, dem Roden von Wäldern, sowie in der Landwirtschaft eingesetzt wurden.[6] Die Lebensbedingungen in diesen Aussiedlungen waren schlecht, es brachen häufig Krankheiten aus. Hungersnöten fielen viele Siedler zum Opfer. [7] Mit dem Ausbruch des Großen Vaterländischen Krieges wurden ab den 1940er Jahren auch vermehrt deutsche Kriegsgefangene für Arbeiten in den Rajon transportiert.[8] Nach dem Tod Stalins 1953 kam es aber vermehrt zu Amnestien, so dass viele der 'Kulaken' rechtlich frei wurden und teilweise wieder in ihre ursprünglichen Heimatgebiete zurückkehren konnten. Die letzten 'Kulaken' wurden am 13. August 1954 durch eine Verordnung des Ministerrates der UDSSR (Originaltitel: „О снятии ограничений по спецпоселению с бывших кулаков и других лиц“) freigesetzt.[9]

Einwohnerentwicklung

Die folgende Übersicht zeigt die Entwicklung der Einwohnerzahlen von Jarensk.

        Jahr         Einwohner
1897 993[10]
1911 1.140*
1959 2.656
1970 2.956
1979 3.978
1989 4.246
2002 4.085

Anmerkung: 1959–2002 Volkszählungsdaten; (*) Quelle: Pomorskaja ėnciklopedija

Wirtschaft und Infrastruktur

Jarensk hat keine Eisenbahnanbindung. Die nächstgelegene Eisenbahnstation befindet sich im 22 Kilometer entfernten Dorf Meschog (Межог) in der Republik Komi. Es gibt es keine direkte Straßenverbindung nach Archangelsk. Auch die Strecke nach Kotlas ist bis heute nicht fertiggestellt.[11] Wie im ganzen Rajon Lena ist auch in Jarensk die Forst- und Holzindustrie der Hauptwirtschaftszweig. Einen kleineren Anteil nehmen Unternehmen der Nahrungsmittel- und Baustoffindustrie ein.[3]

Einzelnachweise

  1. a b c d Pomorskaja ėnciklopedija: Tom 1 Istorija Archangel'skogo Severa. Pomorskij gosudarstvennyj universitet, Аrchangelsk 2001, ISBN 5-88086-147-3, S. 458
  2. http://yarensk.narod.ru/letopis/letopis.html Wytschegodsko-Wymskaja Chronik (russisch)
  3. a b http://openbudget.karelia.ru/budnord/russian/northern/arkhangelsk-region/lenskij/pass_ms_lenskij.htm
  4. http://yarensk.narod.ru/vychegda/vychegda.htm
  5. a b http://www.yarensk.ru/history.html
  6. http://yarensk.narod.ru/diplom/p1.html
  7. http://yarensk.narod.ru/diplom/p2.html
  8. http://yarensk.narod.ru/diplom/p3.html
  9. http://urdoma29.narod.ru/letop.html
  10. Volkszählungsergebnis 1897 demoskop weekly (russisch).
  11. http://www.yarensk.ru/rajon.html

Weblinks


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