Joseph-Marie Raya

Joseph-Marie Raya

Joseph-Marie Raya (* 15. August 1916 in Zahlé im Libanon; † 10. Juni 2005 in Barry's Bay, Ontario, Kanada[1]) war von 1968 bis 1974 Erzbischof der Melkitischen Griechisch-Katholischen Kirche von Akka in Israel. Er wurde damit Nachfolger des zum Patriarchen von Antiochia ernannten Maximos V. Hakim. Er war nicht nur Theologe, sondern auch Bürgerrechtler und Autor. Als Erzbischof war er für sein Engagement zur Aussöhnung zwischen Christen und Juden und einem interreligiösem Dialog bekannt. Er war ein leidenschaftlicher Verfechter der Liturgie in den Landessprachen.

Inhaltsverzeichnis

Emigration

Joseph-Marie Raya wurde als siebtes von acht Kindern der Eheleute Almez und Michail Raya geboren. Nach seiner Grundschulausbildung im Oriental-College studierte er in Paris und trat 1937 in das St. Anna Priesterseminar in Jerusalem ein. Das Priesterseminar und die angrenzende St.-Anna-Kirche werden durch die Weißen Väter geleitet. Er wurde 1941 zum Priester der Melkitischen Griechisch-Katholischen Kirche geweiht. Danach unterrichtete er an der Hochschule des Patriarchen von Antiochia in Kairo und wurde 1948 für seine Verteidigung der Frauenrechte des Landes verwiesen, er emigrierte 1949 in die Vereinigten Staaten.

In den Vereinigten Staaten und Kanada

Nach seiner Emigration in die USA war er zunächst als Vikar in der Melkitischen Griechisch-Katholischen Gemeinde von St. Anna in West Paterson, New Jersey tätig. 1952 übernahm er als Pfarrer die St. Georg-Gemeinde in Birmingham, Alabama. In dieser Zeit verband ihn mit Martin Luther King, Jr. eine tiefe Freundschaft. Er marschierte mit ihm in den Demonstrationsmärschen und setzte sich für die Gleichberechtigung aller Menschen ein, hierdurch geriet er in die Fänge des Ku Klux Klan und wurde durch Misshandlungen verletzt. Zusammen mit Erzbischof Thomas Joseph Toolen von Mobile-Birmingham organisierte Raya Bürgerrechtsversammlungen, half bei Demonstrationen und gründete in Birmingham die erste katholisch-orientale Missionsstation für Afroamerikaner. Raya wurde der erste Priester in der 1947 von Catherine Doherty gegründeten Laien- und Priesterkommunität „Madonna House Apostolat“[2] in Combermere, Ontario, Kanada.

Liturgie in der Landessprache

Bereits als junger Priester in Alabama trat er für die Durchführung der Gottesdienste in der jeweiligen Nationalsprache ein. Er übersetzte das Evangelium, das Messbuch und die byzantinische Liturgie in die englische Sprache. Er fand in Bischof Fulton John Sheen von Rochester einen großen Befürworter, der als medienwirksamer katholischer Bischof im amerikanischen Fernsehen eine katholische Messe auf Englisch zelebrierte. Erzbischof Toolen verbot im Dezember 1959 die Verwendung der englischen Sprache in seiner Diözese und untersagte auch Raya die Anwendung der englischen Sprache im byzantinischen Ritus. Papst Johannes XXIII. entschied 1960, dass in der byzantinischen Liturgie die englische Sprache benutzt werden durfte. Ebenfalls durch die Intervention des Patriarchen Maximos IV. Sayegh und in Folge der Konzilsbeschlüsse, konnte dieser Streit beigelegt werden. Patriarch Maximos IV. ernannte ihn zum Großarchimandrit von Jerusalem und berief ihn in die melkitische Delegation für das Zweite Vatikanische Konzil. Das Konzil beschloss später die mögliche Verwendung der Landessprachen in der Liturgie.

Bischof von Akka

Am 9. September 1968 erfolgte die Ernennung zum Erzbischof von Akka, Haifa, Nazareth und ganz Galiläa. Die Ordination nahm der Patriarch von Antiochia Erzbischof Maximos V. Hakim vor, als Mitkonsekratoren wirkten Erzbischof Paul Achkar von Latakia und Bischof der ruthenischen Kirche Stephan John Kocisko von Pittsburgh (USA) mit. Unmittelbar nach seiner Amtsübernahme schritt er 1969 in den vordersten Reihe einer friedlichen und gewaltfreien Demonstration mit. Tausende arabische Israelis und Juden erinnerten an die 1948 entvölkerten und zerstörten Ortschaften Bar'am und Ikrit. Als melkitischer Bischof forderte er Gerechtigkeit und friedliche Verhandlungen zwischen den Bürgern Palästinas und Israels. 1972 ordnete er an, aus Protest und zur Erinnerung an die beiden Ortschaften, an einem Sonntag alle Kirchen zu schließen um damit die Trauer zu unterstreichen. Mit diesen Aktionen gewann Raya eine große Anhängerschaft und wurde somit gleichzeitig zu einer politischen und religiösen Reizfigur.[3] Mit seinen Forderungen die beiden vernichteten Ortschaften wieder aufzubauen und zu besiedeln stellte er sich nicht nur gegen die Synode der melkitischen Griechisch-Katholischen Kirche, sondern erhielt auch Gegenwehr aus Rom. Mit seiner letzten Aktion, kirchliche Ländereien an arme muslimische Bauern zu verkaufen wurde der Gegendruck immer stärker. Schließlich führte der massive Druck von der eigenen Kirche, dem Heiligen Stuhl und der israelischen Regierung zu seinem Rücktritt. Sein Nachfolger wurde Erzbischof Maximos Salloum.

Er wurde noch einmal aktiv und war von 1987 bis 1989 Apostolischer Administrator von Banyas, die Erzeparchie wurde im Nebenamt von Habib Bacha, dem Erzbischof von Beirut und Jbeil geleitet. Er war Mitkonsekrator der Erzbischöfe Boulos Nassif Borkhoche SMSP von Bosra und Hauran in Syrien, Cyrille Salim Bustros SMSP von Baalbek im Libanon und 1989 Antoine Hayek BC von Banyas.

Nach dem Rücktritt

Er trat am 21. August 1974 unter gleichzeitiger Ernennung zum Titularerzbischof von Scythopolis von seinem Amt zurück und war bis zu seinem Tod am 10. Juni 2005 Alterzbischof von Akka. Selbst der damaligen israelischen Ministerpräsidentin Golda Meir gelang es nicht ihn von seinem Rücktritt abzuhalten. In seinem letzten Hirtenbrief unterstrich er nochmals seinen Wunsch des friedlichen Zusammenlebens zwischen Arabern, Juden, Christen und Muslimen und forderte weiterhin einen interreligiösen Dialog. Er verließ den Nahen Osten und übersiedelte 1975 nach Kanada. Seine neue seelsorgerische Arbeit setzte er im Madonna House in Combermere fort. Von 1987 bis 1989 war er in Beirut und Banyas tätig, 1991 kehrte er nach Kanada zurück. Raya starb am 10. Juni 2005 im St. Francis Memorial Hospital[4] in Barry’s Bay.

Werke

Raya verfasste mehrere Bücher, darunter Gesangbücher, theologische Werke und Monografien zur Kirchengeschichte. Die meisten seiner Veröffentlichungen wurden in Englisch geschrieben[5].

Einzelnachweise

  1. Barry’s Bay, Ontario, Kanada en:Barry's Bay, Ontario
  2. Madonna House Apostolat www.madonnahouse.org
  3. Israel – Im Exil überleben (DER SPIEGEL 36/1972 vom 28. August 1972) www.spiegel.de
  4. St. Francis Memorial Hospital www.sfmhosp.com
  5. Author Profile: Archbishop Joseph Ray www.madonnahouse.org

Weblinks


Vorgänger Amt Nachfolger
Apostolischer Administrator

Habib Bacha SMSP

Erzbischof von Banyas
1987 - 1989
Antoine Hayek

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно сделать НИР?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Joseph Raya — infobox bishopbiog name = Archbishop Joseph Raya Melkite Greek Catholic See = Eparchate of Akko, Haifa, Nazareth and All Galilee Title = Archbishop of Haifa Period = October 20, 1968 mdash;July 13, 1974 consecration = Patriarch Maximos V Hakim… …   Wikipedia

  • 1916 — Portal Geschichte | Portal Biografien | Aktuelle Ereignisse | Jahreskalender ◄ | 19. Jahrhundert | 20. Jahrhundert | 21. Jahrhundert   ◄ | 1880er | 1890er | 1900er | 1910er | 1920er | 1930er | 1940er | ► ◄◄ | ◄ | 1912 | 1913 | 1914 | 1915 |… …   Deutsch Wikipedia

  • Antoine Hayek — BC (* 26. August 1928 in Maghduscha in Süd Libanon; † 1. Mai 2010) war Erzbischof der Erzeparchie Banyas und Marjayoun der mit der römisch katholischen Kirche unierten melkitischen griechisch katholischen Kirche. Leben Antoine Hayek trat der… …   Deutsch Wikipedia

  • 10. Juni — Der 10. Juni ist der 161. Tag des Gregorianischen Kalenders (der 162. in Schaltjahren), somit verbleiben noch 204 Tage bis zum Jahresende. Historische Jahrestage Mai · Juni · Juli 1 2 …   Deutsch Wikipedia

  • Elias Chacour — (born 1939) is the Archbishop of Galilee of the Melkite Greek Catholic Church. He is also a noted author and peace activist keen to promote reconciliation between Arabs and Israelis.Biography and EducationElias Michael Chacour was born November… …   Wikipedia

  • 15. August — Der 15. August ist der 227. Tag des Gregorianischen Kalenders (der 228. in Schaltjahren), somit bleiben 138 Tage bis zum Jahresende. Historische Jahrestage Juli · August · September 1 2 …   Deutsch Wikipedia

  • 2005 — Portal Geschichte | Portal Biografien | Aktuelle Ereignisse | Jahreskalender ◄ | 20. Jahrhundert | 21. Jahrhundert     ◄ | 1970er | 1980er | 1990er | 2000er | 2010er       ◄◄ | ◄ | 2001 | 2002 | 2003 | 2004 | 2005 | 2006… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste libanesischer Schriftsteller — Inhaltsverzeichnis A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z A Elia Abu Madi Ali Ahmad Said Ras …   Deutsch Wikipedia

  • Paul Achkar — (* 3. Februar 1893 in Damaskus, Syrien; † 23. April 1982) war der erste Erzbischof der Melkitischen Griechisch Katholischen Kirche von Latakia im Libanon. Leben Paul Achkar wurde am 15. August 1921 zum Priester geweiht, seine Ernennung zum… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der melkitischen Erzbischöfe von Akko — Die folgenden Personen waren Bischöfe bzw. Erzbischöfe (seit 1964) der Eparchie bzw. Erzeparchie Akko, Haifa, Nazareth und ganz Galiläa : 1759 1763 Makarios Ajaimy 1763 1794 Makarios Fakhoury 1795 1809 Makarios Nahas 1809 1833 Theodosius Habib… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”