Central Line

Central Line
Central line flag box.png
Linienfarbe Rot
Eröffnungsjahr 1900
Linientyp Röhrenbahn
Stationen 49
Länge 74,0 km
Depots Ruislip
White City
Hainault
Fahrgäste 199 Mio. (2002)

Die Central Line ist eine U-Bahn-Linie der London Underground. Auf dem Liniennetzplan ist sie rot eingezeichnet. Sie verläuft von Westen nach Osten und ist mit 74 Kilometern die längste aller Underground-Linien. Von den 49 bedienten Stationen sind 20 unterirdisch. Die Central Line geht aus der im Jahr 1900 eröffneten Central London Railway hervor, die 1933 in öffentlich-rechtlichen Besitz überging. Bis Mitte der 1940er Jahre war die Strecke auf den zentralen Abschnitt zwischen Ealing und der City of London beschränkt, dann erfolgten markante Erweiterungen durch die Integration mehrerer Vorortseisenbahnen in das U-Bahn-Netz. Ein im Jahr 1994 stillgelegter Streckenabschnitt in der Grafschaft Essex wird heute von einer Museumsbahn betrieben.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Ein Zug des Typs 1992 Tube Stock fährt in die Station Roding Valley ein

Die im Jahr 1891 gegründete Central London Railway erhielt eine Konzession für den Bau einer U-Bahn zwischen Shepherd’s Bush und Bank. Aufgrund von Finanzierungsproblemen musste die private Gesellschaft um einen Aufschub ihrer befristeten Baugenehmigung ersuchen. Erst 1896 konnte mit den Bauarbeiten begonnen werden. Die feierliche Eröffnung erfolgte am 27. Juni 1900, der fahrplanmäßige Betrieb begann am 30. Juli desselben Jahres[1]. In den ersten Jahren kostete jede Fahrt einheitlich zwei Pence, weshalb die Bahn den Spitznamen „Twopenny Tube“ erhielt[2].

1908 verlängerte die Central London Railway ihre Strecke im Westen nach Wood Lane, wo sie in einer Wendeschleife um das Depot herumgeführt wurde. Die neue Station diente der Erschließung des Ausstellungsgeländes der Franco-British Exhibition, die im gleichen Jahr stattfand[3]. Die östliche Endstation befand sich ab 1912 unter dem Bahnhof Liverpool Street, wohin die Strecke verlängert worden war. 1913 gelangte die Central London Railway in den Besitz der von Charles Tyson Yerkes kontrollierten Underground Electric Railways Company of London (UERL), die auch die anderen Londoner Nahverkehrsmittel in einer Holdinggesellschaft vereinigte. Die UERL ging eine Kooperation mit der Great Western Railway (GWR) ein und nahm 1920 den U-Bahn-Betrieb auf einer drei Jahren zuvor errichteten Trasse zwischen der Station Wood Lane und dem Bahnhof Ealing Broadway auf[4].

Mit der Übernahme aller U-Bahnen und der übrigen Oberflächen-Nahverkehrsmittel (Straßenbahnen und Busbetriebe) durch den öffentlich-rechtlichen London Passenger Transport Board (LPTB) am 1. Juli 1933 erhielt die Strecke die Bezeichnung Central London Line. Seit 23. August 1937 heißt sie Central Line[5]. 1935 wurde seitens der LPTB vorgeschlagen, im Rahmen des Investitionsprogramms New Works die Central Line über Gleise der GWR bis nach West Ruislip zu führen. Dieses Vorhaben wurde schließlich 1947/49 in zwei Etappen verwirklicht[6].

Eine ähnliche Maßnahme war für den Osten vorgesehen, wo die Underground auf Eisenbahnstrecken der London and North Eastern Railway (LNER) verkehren sollte. Um zur bereits bestehenden LNER-Bahnstrecke Ilford–Hainault zu gelangen, war der Bau eines unterirdischen Verbindungsstücks zwischen Leytonstone und Newbury Park erforderlich. Obwohl die Strecke kurz nach Beginn des Zweiten Weltkriegs fertig gestellt war, verschob man die Eröffnung. Der Tunnel diente während des Krieges als unterirdische Fabrik für Flugzeugteile des Plessey-Konzerns, eine Güterbahn mit einer Spurweite von 457 mm verband die einzelnen Abteilungen miteinander. Nach Kriegsende entfernte man die Fabrikationsanlagen und setzte den Bau der U-Bahn fort. Das Teilstück konnte schließlich 1947 eröffnet werden[6].

Shuttle Epping-Ongar

1949 stellte man als letzte Maßnahme der New Works die gänzlich in der Grafschaft Essex gelegene, durch ländliches Gebiet führende LNER-Strecke EppingOngar auf U-Bahn-Betrieb um. Der Betrieb erfolgte mit einem Pendelzug (Shuttle). Bis 1957 verkehrten auf diesem Teilstück noch Züge mit von British Rail ausgeliehenen Dampflokomotiven[7]. Die Fahrgastzahlen blieben jedoch stets niedrig, sodass die Züge zuletzt nur noch während der Hauptverkehrszeit fuhren. Die 1981 geschlossene Zwischenstation Blake Hall war die am wenigsten genutzte Station der Underground; oft stiegen hier nicht einmal zehn Fahrgäste pro Tag ein. Die Strecke zwischen Epping und Ongar war derart unrentabel geworden, dass man sie am 30. September 1994 stilllegte[8]. Seit Oktober 2004 unterhält der Verein Epping Ongar Railway dieses Teilstück als Museumsbahn und führt regelmäßig Sonderfahrten mit Eisenbahn-Fahrzeugen durch.

Central Line
Ongar
                     
Epping Ongar Railway
Blake Hall
                     
(1949–1981)
North Weald
                     
Coopersale Halt
                     
Epping Ongar Railway
Epping
                     
Theydon Bois
                     
Debden
                     
Loughton
                     
Buckhurst Hill
                     
Roding Valley
                     
                     
Chigwell
                     
Grange Hill
Woodford
                     
                     
Hainault Depot
                     
                     
Hainault
                     
Fairlop
South Woodford
                     
Barkingside
                     
Newbury Park
                     
Snaresbrook
                     
LNER nach Ilford
                     
Gants Hill
Wanstead
                     
Redbridge
Leytonstone
                     
Leyton
                     
                     
                     
Stratford
                     
                     
Mile End
                     
Bethnal Green
                     
Shoreditch High Street
                     
Liverpool Street
                     
Bank
                     
St. Paul’s
                     
Chancery Lane
                     
Holborn
                     
British Museum (–1933)
                     
Tottenham Court Road
                     
Oxford Circus
                     
Bond Street
                     
Marble Arch
                     
Lancaster Gate
                     
Queensway
                     
Notting Hill Gate
                     
Holland Park
                     
Shepherd’s Bush
                     
                     
White City Depot
                     
                     
                     
Wood Lane (–1947)
                     
                     
                     
                     
H & C Line
                     
                     
                     
White City
                     
East Acton
nach Paddington
                     
North Acton
                     
First Central
                     
West Acton
Piccadilly Line
                     
District Line
Hanger Lane
                     
Perivale
                     
Ealing Broadway
                     
Chiltern Main Line
                     
Greenford
                     
Northolt
                     
South Ruislip
                     
Ruislip Gardens
                     
                     
Ruislip Depot
                     
Piccadilly Line
                     
Metropolitan Line
                     
West Ruislip
South Harefield
                     
Harefield Road
Denham
                     
Chiltern Main Line
                     

Am 25. Januar 2003 entgleiste bei der Station Chancery Lane ein Zug, nachdem sich ein Motor gelöst hatte. Dabei erlitten 32 Passagiere Verletzungen. Die gesamte Linie wurde geschlossen, um nach den Ursachen zu suchen und notwendige Anpassungen an den Fahrzeugen vorzunehmen. Ende März fuhr wieder eine beschränkte Anzahl Züge auf den östlichen und westlichen Außenstrecken. Am 3. April wurde auch der zentrale Abschnitt wieder befahren, erst Ende April verkehrten die Züge wieder nach dem normalen Fahrplan. Die Schließung betraf kurzzeitig auch die Waterloo & City Line, wo die derselbe Fahrzeugtyp zum Einsatz kommt[9].

Fahrzeuge

Die ersten Fahrzeuge der Central Line waren lokbespannte Züge; die Lokomotiven hatten die Achsanordnung Bo'Bo' und ein mittig liegendes Führerhaus. Die Waggons waren sogenannte Gate-Stock-Wagen mit offenen Plattformen, die durch Scherengitter gesichert wurden. Bereits ab 1903 wurden nach und nach Triebwagen-Züge eingesetzt, später Züge des Standard Tube Stock.

1960 wurden die Prototypen des 1960 Tube Stock getestet. Automatic Train Operation (automatisierter Fahrbetrieb) erlebte damit eine Weltpremiere. Diese Züge verkehrten hauptsächlich zwischen Woodford und Hainault. Gleichzeitig stellte man die Serienfahrzeuge des 1962-Tube-Typ in Dienst. Dieser Typ ist fast baugleich mit dem 1959-Tube-Typ.

Im Jahr 1986 erfolgte die Lieferung dreier neuer Prototypen, die als 1986-Tube-Züge bezeichnet wurden: Der Zug A war rot, der Zug B blau und der Zug C grün lackiert. Nur wenige Wochen waren sie im Dienst. Da sie jedoch Einzelanfertigungen waren, wurden sie 1989 ausgemustert. Nach jahrelanger Abstellzeit verschrottete man 1996 alle bis auf einen. Der Motorwagen des grünen C-Train steht heute im London Transport Museum. Ab 1993 wurde die bislang letzte Bauart in Dienst gestellt, der 1992-Tube-Typ. Es ist der erste Typ, bei dem alle Achsen angetrieben werden.

Karte

Linienführung


Stationen

Von West nach Ost:[10]

Ruislip-Zweigstrecke

Hauptstrecke

Station Chancery Lane
Eingang zur Station St. Paul’s, im Hintergrund die Kathedrale
Station Loughton

Hainault-Zweigstrecke

  • Wanstead – eröffnet am 14. Dezember 1947
  • Redbridge – eröffnet am 14. Dezember 1947
  • Gants Hill – eröffnet am 14. Dezember 1947
  • Newbury Park – erstmals bedient am 14. Dezember 1947
  • Barkingside – erstmals bedient am 31. Mai 1948
  • Fairlop – erstmals bedient am 31. Mai 1948
  • Hainault – erstmals bedient am 31. Mai 1948
  • Grange Hill – erstmals bedient am 21. November 1948
  • Chigwell – erstmals bedient am 21. November 1948
  • Roding Valley – erstmals bedient am 21. November 1948

Ongar-Zweigstrecke

  • North Weald – erstmals bedient am 25. Dezember 1949; geschlossen am 30. September 1994
  • Blake Hall – erstmals bedient am 25. Dezember 1949; geschlossen am 31. Oktober 1981
  • Ongar – erstmals bedient am 25. Dezember 1949; geschlossen am 30. September 1994

Weblinks

 Commons: Central Line – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur

  • John R. Day, John Reed: The Story of London's Underground. Capital Transport, London 2008, ISBN 1-85414-316-6.
  • Christian Wolmar: The Subterranean Railway: How the London Underground Was Built and How It Changed the City Forever. Atlantic Books, London 2005, ISBN 1-84354-023-1.
  • J. Graeme Bruce, Desmond F. Croome: The Central Line. Capital Transport, London 1996, ISBN 1-85414-297-6.

Einzelnachweise

  1. Day, Reed: The Story of London's Underground. S. 56
  2. Wolmar: The Subterranean Railway. S. 154
  3. Bruce, Croome : The Central Line. S. 20
  4. Bruce, Croome: The Central Line. S. 25–26
  5. Charles Edward Lee: Seventy Years of the Central. London Transport, Westminster 1970, ISBN 0-85329-013-X, S. 27.
  6. a b Day, Reed: The Story of London's Underground. S. 145–150
  7. Day, Reed: The Story of London's Underground. S. 151
  8. Day, Reed: The Story of London's Underground. S. 185, 204
  9. HSE publishes final report on Chancery Lane tube derailment, Health and Safety Executive, 17. März 2006
  10. Douglas Rose: The London Underground, A Diagrammatic History. Capital Transport, London 1999, ISBN 1-85414-219-4.

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