KZ Birkhahn-Mötzlich

KZ Birkhahn-Mötzlich

Das Konzentrationslager Birkhahn-Mötzlich, auch KZ Halle genannt, war ein Außenlager des Konzentrationslagers Buchenwald. Es bestand vom Juli 1944 bis März 1945 im später nach Halle eingemeindeten Ort Mötzlich nordöstlich der Innenstadt von Halle.

Nördlich davon lag der Militärflugplatz Mötzlich[1] und an ihm die Siebel Flugzeugwerke. Hunderte von Häftlingen der SS aus Polen, der Tschechoslowakei, der Sowjetunion, Frankreich, den Niederlanden und weiteren Nationen wurden zur Zwangsarbeit für eine Leihgebühr von 4 Reichsmark pro Tag für ungelernte beziehungsweise 6 Reichsmark für ausgebildete Arbeitskräfte bereitgestellt.

Für Ende Juli 1944 existiert eine Transportliste von Buchenwald nach Halle mit 525 Häftlingen, denen am 31. Juli 515 weitere folgten. Wichtigste Rüstungsfirma waren dabei die Siebel-Flugzeugwerke. Im Januar 1945 berichtet der Arbeitseinsatzführer nach Buchenwald von 166.364 im Dezember 1944 erbrachten Häftlingsstunden (bei 10,5 Stunden täglich). Da sich in Halle weitere Lager mit Zwangsarbeitern und möglicherweise mit Außenkommandos von Buchenwald befanden, ist bis jetzt die genaue Zahl der Häftlinge zu bestimmten Daten oder in der gesamten Dauer unbekannt. Für den 1. Januar wird einmal von 633 und zum 6. März 1945 von 528 Häftlingen berichtet. Der letzte bekannte Bericht stammt vom 31. März 1945; es fehlen Informationen über die Auflösung des KZ. Als Leiter des Lagers erscheint ein SS-Hauptscharführer F. Noll.

Am 17. April 1945 wurde Halle von amerikanischen Truppen befreit. Im Juli zogen die Amerikaner ab und übergaben die Stadt an die Besatzungsmacht Sowjetunion.

Heute befindet sich am nordöstlichen Stadtrand von Halle ein Brachgelände umgeben von knapp zehn Meter hohen Böschungen, auf dem die mindestens fünf KZ-Baracken und eine für die Bewacher auf einer Fläche von rund 500 mal 500 Meter gestanden haben.

Inhaltsverzeichnis

Forschungslage

Nachdem viele Jahre nichts über das Außenlager bekannt wurde, berichtete die Illustrierte STERN im Januar 2008 über Ergebnisse von Albert Osterloh. Daraufhin koordinierte das Stadtarchiv von Halle verschiedene Arbeiten. U. a. fand Osterloh heraus, dass die Zentrale Stelle der Landesjustizverwaltungen zur Aufklärung nationalsozialistischer Verbrechen in Ludwigsburg wegen des Erhängens von zwei Häftlingen im KZ Halle gegen den damaligen dortigen Kommandanten, SS-Unterscharführer Johann Plicht, ermittelt hat (Az IV 429/AR 1947/66). Dabei fanden die Ermittler zwischen 1969 und 1972 noch acht polnische Überlebende aus dem KZ Halle.

Siehe auch

  • KZ Annaburg, Annaburg (Verbleib eines Teils der Häftlinge)

Quellen, Nachweise

  • Verzeichnis der Haftstätten unter dem Reichsführer-SS (1933 - 1945): Konzentrationslager und deren Aussenkommandos sowie andere Haftstätten unter dem Reichsführer SS in Deutschland und deutsch besetzten Gebieten, Bd. 1 (Arolson: Der Suchdienst, 1979)
  • David A. Hackett: The Buchenwald Report: Report on the Buchenwald Concentration Camp near Weimar (Boulder, Co: Westview Press, 1995)
  • Walter Bartel: Buchenwald: Mahnung und Verpflichtung, Dokumente und Berichte, 1960; Frankfurt/M.: Röderburg, 1983
  • H-J. Ebert, Udo Mahn, H.-D. Tack: Dokumentation der 90-jährigen Geschichte der Luftfahrt und des Luftsportes in der Region Halle (Saale), Heft 3
  • Die Siebel-Flugzeugwerke Halle (1934 - 1946), Heft 9 (IG Luftfahrtgeschichte im Luftsportverband Sachsen-Anhalt e.V., n.d.).
  • Bundesarchiv NS 4, Records of the Buchenwald Concentration Camp, Volumes 8, 31, 54, 55, 176–185 und 196 (Kopien beim United States Holocaust Memorial Museum unter RG-14.023M)
  • Transportlisten der Archives Nationales (France), Ministère des anciens combattants et victimes de guerre, Acc. 1998.A.0045, 7 und 16.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Offizielle Seite des Flughafens Leipzig/Halle, abgefragt am 18. November 2010
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