Rigomagus

Rigomagus

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Rigomagus
Alternativname Kastell Remagen
Kastell Rigomagus
Limes Niedergermanischer Limes
Datierung (Belegung) A) claudisch bis vespasianisch
B) vespasianisch
bis 2. Hälfte 3. Jh.
C) Mitte 2. bis Mitte 3. Jh.
D) 2. Hälfte 3. Jh.
bis 2. Hälfte 4. Jh.
Typ Kohortenkastell,
Benefiziarierstation,
Spätantike Festung
Einheit A.a) Cohors I Thracum (equitata?)
A.b) Cohors VIII Breucorum
B.a) Cohors II Varcianorum equitata civium Romanorum
B.b) Cohors I Flavia (Hispanorum equitata pia fidelis)
C) unbekannt
D) unbekannt
Größe A) 100 m × max. 120 m
(= 1,2 ha)
B) 110 m × 140/150 m
(= 1,6 ha)
C) unbekannt
D) = 1,65 ha
Bauweise a) Holz-Erde-Lager
b) Steinkastell
c) Benefiziarierstation
d) Spätantike Befestigung
Erhaltungszustand Spätantike Mauern partiell noch sichtbar
Ort Remagen
Geographische Lage 50° 34′ 46,5″ N, 7° 13′ 38,5″ O50.5795833333337.2273611111111Koordinaten: 50° 34′ 46,5″ N, 7° 13′ 38,5″ O
Vorhergehend Legionslager Bonn (nordnordwestlich)
Anschließend Kleinkastell Rheinbrohl (südöstlich, Obergermanischer Limes)

Rigomagus war ein römischer Garnisonsplatz, der als Auxiliarkastell des Niedergermanischen Limes, als Benefiziarierstation und als spätrömische Festung genutzt wurde. Das heutige Bodendenkmal befindet sich auf dem Gebiet der rheinland-pfälzischen Stadt Remagen, deren Name sich direkt von dem lateinischen Ortsnamen ableitet, im Landkreis Ahrweiler.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Rigomagus im Limesverlauf

Der Kastellplatz befand sich im höchst gelegenen Teil des heutigen Remagen, im Nordwesten der Stadt, unmittelbar am Rhein.

In antiker Zeit lag das Kastell dort unmittelbar an der römischen Fernstraße, die in diesem Abschnitt die Colonia Claudia Ara Agrippinensium (Köln) mit Confluentes (Koblenz) verband, zwischen Bonna (Bonn) im Norden und Antunnacum (Andernach) im Süden. Topographisch nahm es einen Platz in beengter Lage zwischen dem Strom und den von Westen bis nahe an diesen heran stoßenden Bergen ein. So dürfte es vermutlich eher der Überwachung der Rheintalstraße als der Kontrolle der ins westliche Hinterland führenden Wege gedient haben. Rigomagus war die südlichste Befestigung des linksrheinisch verlaufenden Niedergermanischen Limes, der knapp elf Kilometer Luftlinie weiter südlich, gegenüber dem Vinxtbach, in dem beim Kleinkastell Rheinbrohl beginnenden, rechts des Rheins verlaufenden Obergermanischen Limes seine Fortsetzung fand.

Im heutigen Stadtbild befindet sich das Bodendenkmal in etwa zwischen „Drususstraße“/„Milchgasse“ und Rhein, sowie zwischen „Deichweg“ und Rathaus.

Militärische Anlagen

Spuren einer vorrömischen Siedlung, auf die der Name Rigomagus möglicherweise zurückgeführt werden könnte, wurden bislang nicht gefunden.

Holz-Erde-Kastell

Bei der ältesten nachgewiesenen römischen Militäranlage in Remagen handelte es sich um ein claudisches Holz-Erde-Lager in Form eines leicht verschobenen Rechtecks. Dieses Holz-Erde-Kastell besaß eine Breite (Nordwest-Südost) von rund 100 Metern. Die Länge konnte nicht mehr ermittelt werden, da die rheinwärts gelegene Prätorialfront (Vorderfront) durch nachrömerzeitliche Geländeverformungen zerstört worden ist. Sie dürfte vermutlich nicht mehr als 120 Meter betragen haben, womit das Lager eine Fläche von rund 1,2 ha bedeckt haben würde. Die Anlage wurde durch einen drei Meter breiten, an den Kastellecken abgerundeten Erdwall geschützt, der auf der Außenseite mit einer versteiften, auf der Innenseite mit einer einfachen Holzpalisade verkleidet war. Davor verliefen an der Südostseite zwei drei Meter breite Spitzgräben, während an der Südwest- und an der Nordwestseite jeweils nur ein einfacher Graben festgestellt werden konnte. Von der Innenbebauung ist kaum etwas bekannt. Das Fundmaterial (claudisch-neronische Keramik – kein Vorkommen arretinischer Terra Sigillata und frühbelgischer Ware – und Münzen des ersten nachchristlichen Jahrhunderts) macht eine Gründung um die Mitte des Jahrhunderts, vermutlich in claudischer Zeit, wahrscheinlich. Während des Bataveraufstandes wurde das Holz-Erde-Lager vermutlich zerstört.

Steinkastell

Nach dem Bataveraufstand und den Wirren des Vierkaiserjahres wurde das Kastell in vespasianischer Zeit durch ein Steinkastell ersetzt. Diese Fortifikation, die sich an derselben Stelle wie das Holz-Erde-Lager befand, besaß eine Breite (Nordwest-Südost) von 110 Metern und eine Länge (Südwest-Nordost) zwischen 140 und 150 Metern. Damit beanspruchte es eine Fläche von rund 1,6 ha. Es war von einer 1,0 m bis 1,2 m breiten Steinmauer umgeben, vor der ein einfacher Spitzgraben verlief. Die Mauer war mit Eck- und Zwischentürmen (an der Südostflanke im Abstand von 16 Metern zueinander) versehen. Von der Innenbebauung sind einige größere Gebäude nicht gänzlich gesicherter Funktion bekannt, die sich längs der Via Principalis (Lagerhauptstraße, die das rechte mit dem linken Seitentor verband) erstreckten. Zum Teil waren sie hypokaustiert und an ein System von Entwässerungskanälen angeschlossen. In der Nähe wurde eine Ehreninschrift für Trajan gefunden.[1] Zahlreiche weitere Steininschriften entstammen dem Kastellinneren. Ausweislich der Keramikfunde hatte das Kastell bis weit über die Mitte des dritten Jahrhunderts hinaus Bestand. In diesem Zusammenhang ist auch die Entdeckung eines Hortfundes unweit der Porta Praetoria zu sehen. Das Depot enthielt 8.500 Münzen, durchgängig Antoniniane aus versilberter Bronze, die als Notgeld zwischen 270 und 280 in der Nähe von Remagen geprägt worden sind und nur kurze Zeit in Umlauf waren. Vermutlich steht die Anlage des Horts im Zusammenhang mit der Verwüstung des Rheinlands durch die Franken.

Benefiziarierstation

Von der zweiten Hälfte des zweiten bis zur Mitte des dritten Jahrhunderts gab es eine Benefiziarierstation in Remagen. Sie ist jedoch nur inschriftlich nachgewiesen,[2] entsprechende archäologische Befunde stehen noch aus.

Spätantike Befestigung

In spätrömischer Zeit – wohl nicht allzu lange nach der Aufgabe des Steinkastells – wurde Rigomagus erneut befestigt. Lage und Größe der Befestigung entsprachen in etwa der des kaiserzeitlichen Kastells. Die Wehrmauer besaß eine Mächtigkeit von drei Metern, sie entstand durch Verstärkung der Mauer der kaiserzeitlichen Fortifikation durch Vorsetzen einer Grauwacke-Bruchstein-Mauer. Teile der Mauer sind noch heute zu sehen. Ein vorgelagerter Graben wurde nicht angelegt. Ammianus Marcellinus erwähnt für das Jahr 356 das Oppidum Rigomagus als – neben einem Turm zu Köln – einzigen unzerstörten Platz nördlich von Brocomagus (Brumath).[3] Die relativ geringe Keramik, darunter Rädchen-Sigillata, stammt aus der Zeit des späten dritten und des vierten Jahrhunderts. Ziegelstempel der Milites Martenses und Milites Menapii belegen die Existenz des Ortes noch für die Jahre 368/370. Die spätesten Münzen wurden unter Gratian und Magnus Maximus geprägt. Die spätantike Festung fand vermutlich ein gewaltsames Ende, worauf ein Zerstörungshorizont zwischen den römischen und den frühmittelalterlichen Straten hinweist.

Vicus und Gräberfelder

Der Auxiliarvicus von Rigomagus, die Zivilsiedlung, die sich bei jedem längerfristig bestehenden römischen Militärlager befand und in der sich zunächst der Tross der Truppe, später Gastwirte, Bordellbetreiber und andere Dienstleister, Händler, Handwerker, Angehörige der Militärpersonen sowie entlassene Soldaten niederließen, befand sich südlich und südöstlich des Kastells. Zu ihm gehörten Töpferöfen des ersten und zweiten Jahrhunderts. Vermutlich besaß der Vicus eine gewisse Bedeutung als Marktort.[4] Ob der Vicus auch noch in spätantiker Zeit existierte ist zweifelhaft.[5]

Die kaiserzeitlichen Gräberfelder erstreckten sich zu beiden Seiten der ebenfalls südlich des Kastells verlaufenden Rheintalstraße. Die Belegung mit Brand- und Körpergräbern währte von der Mitte des ersten bis weit ins dritte Jahrhundert hinein. Die spätantiken Grablegungen befanden sich primär nördlich der Fortifikation.

Denkmalschutz und Fundverbleib

Rigomagus und die erwähnten Anlagen sind Kulturdenkmale nach dem Denkmalschutz- und -pflegegesetz (DSchG)[6] des Landes Rheinland-Pfalz. Nachforschungen und gezieltes Sammeln von Funden sind genehmigungspflichtig. Zufallsfunde sind an die Denkmalbehörden zu melden. Das in Rigomagus geborgene Fundmaterial befindet sich im Rheinischen Landesmuseum Bonn, im Römischen Museum Remagen,[7] im Landesmuseum Koblenz sowie bei Remagener Privatbesitzern.

Siehe auch

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. CIL 13, 11981.
  2. AE 1995, 01109, AE 1995, 01110, CIL 13, 07788, CIL 13, 07791, CIL 13, 07794, CIL 13, 07817 und CIL 13, 07818.
  3. Ammianus Marcellinus 16, 3, 1.
  4. Helmut Bernhard: Die römische Geschichte in Rheinland-Pfalz. In: Heinz Cüppers (Hrsg.): Die Römer in Rheinland-Pfalz. Lizenzausgabe der Auflage von 1990. Nikol, Hamburg 2002, ISBN 3-933203-60-0, S. 113.
  5. Helmut Bernhard: Die römische Geschichte in Rheinland-Pfalz. In: Heinz Cüppers (Hrsg.): Die Römer in Rheinland-Pfalz. Lizenzausgabe der Auflage von 1990. Nikol, Hamburg 2002, ISBN 3-933203-60-0, S. 136.
  6. DschG bzw. DSchPflG RP.
  7. Römisches Museum auf der offiziellen Webpräsenz der Stadt Remagen.

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