Katholisches Krankenhaus Erfurt

Katholisches Krankenhaus Erfurt
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Das Katholische Krankenhaus „St. Johann Nepomuk“ Erfurt ist ein Krankenhaus der I. Versorgungsstufe (Grund- und Regelversorgung) in Erfurt. Das 1735 gegründete Haus befindet sich in kirchlicher Trägerschaft und ist in einem für 420 Betten ausgelegten, 2003 fertiggestellten Neubau im Erfurter Ortsteil Windischholzhausen untergebracht. Es ist Akademisches Lehrkrankenhaus des Universitätsklinikums Jena.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Der erste Krankenhausbau in der Kartäuser Straße von 1857
Türsturz am 1924 errichteten Treppenhausanbau: der Barmherzige Samariter

Gründung

Der Ursprung des Krankenhauses geht zurück auf eine am 16. Juni 1735 initiierte Stiftung, die vom damaligen Domküster Johannes Konrad Würschmitt notiert wurde. Darin heißt es, dass ein „unbekannt sein wollender Freund... allhier eine Stiftung zu Trost armer Kranker und hilfloser Katholischer Menschen anzufangen Willens wäre“. Mit dem Geld wurde das Haus „Zum Roten Kreuz“ an der Brücke der heutigen Gorkistraße über den Walkstrom zur Einrichtung eines Krankenhauses erworben. Am 1. August 1736 wurde die erste Patientin aufgenommen.

Entwicklung im 19. und 20. Jahrhundert

1844 wurden Barmherzige Schwestern vom heiligen Vinzenz von Paul aus dem 1834 gegründeten Fuldaer Mutterhaus nach Erfurt zur Übernahme der Pflege und Wirtschaftsführung im Krankenhaus berufen. 1854 bis 1857 wurde auf dem Grundstück Kartäuserstraße 64 ein Neubau errichtet, das "Weiße Haus". An ihn baute man 1868 die Kapelle an. Später kamen Stallungen, Wirtschaftsräume, eine Wäscherei und eine Isolierbaracke hinzu. Eine große Erweiterung erfuhr der Komplex 1902, als das sogenannte „Rote Haus“ (aus Backsteinen und mit kunstvoll gestalteten Schornsteinen) mit modernen Operationssälen, mehreren 12-Betten-Zimmern, Küche und einem Saal für Krankengymnastik errichtet wurde.

Nach dem Ersten Weltkrieg, in dem das Krankenhaus auch als Lazarett gedient hatte, wurden 1922 die Statuten den modernen Anforderungen angepasst. 1924 erfolgte eine Neuordnung auch der baulichen Situation nach modernen hygienischen und funktionalen Erkenntnissen durch den Erfurter Architekten Karl Meinhardt. Zunächst wurde der Altbau saniert und erweitert. 1925/26 wurde an der Victoria-Straße (heute Puschkinstraße) der Neubau einer Privatklinik mit großen Balkonen vor den Zimmern errichtet.

Kunstinstallation von Maren Sendrowski in der geräumten Krankenhauskapelle 2011

Während der DDR-Zeit konnte das Haus in kirchlicher Trägerschaft verbleiben und wurde mit Mitteln und Technik aus Westdeutschland unterstützt. So hatte das „KKH“ nicht selten modernere Geräte als die Medizinische Akademie Erfurt. Die erste Abteilung für Intensivtherapie im Bezirk Erfurt entstand am Katholischen Krankenhaus. Auch SED-Politiker und Funktionäre nahmen -obwohl es ihnen von einer bestimmten Ebene an verboten war- die gute Qualität der medizinischen Versorgung und Pflege gern in Anspruch.

Nach der Wiedervereinigung Deutschlands wurde die Stiftung „St. Johann Nepomuk” neu ausgerichtet. Sie übernahm 1998 auch das St. Elisabeth Krankenhaus in Lengenfeld unterm Stein, eine Fachklinik für Geriatrie mit 75 Betten und 10 tagesklinischen Plätzen. 1999 folgte die Einrichtung eines Hauses der Caritas in der Regierungsstraße 55, wo die Erfurter Regionalstelle der Caritas soziale Beratungsdienste, einen Tagestreffpunkt mit Suppenküche und Wärmestube für sozial Schwache und Obdachlose und eine Kleiderkammer anbietet.

Neubau in Windischholzhausen

Ende der 1990er Jahre wurde mit der Planung eines Neubaus mit 420 Betten und mit Krankenpflegeschule auf einem außerhalb der Innenstadt gelegenen Grundstück an der Haarbergstraße in Windischholzhausen begonnen. Nach einem Architektenwettbewerb erfolgte im Mai 2000 der Baubeginn nach Plänen der Architektbüros Thiede, Meßthaler, Klösges aus Düsseldorf. Am 6. Oktober 2000 wurde der Grundstein gelegt. Am 22. August 2003 konnte Bischof Dr. Joachim Wanke das neue Krankenhaus einweihen.

Der Neubau besteht aus zwei Bereichen: einem kompakten 3-geschossigen Riegelbau mit zurückgesetztem Technikgeschoss entlang der Haarbergstraße, der die Bettenstationen vom Straßenverkehr abschirmt, und einem kammartigen, sich zum Park hin öffnenden Bauteil für den Pflegebereich.

Fachabteilungen

Alle Abteilungen verfügen über eine Ambulanz.

Zukunft der Altbauten

Nach mehreren vergeblichen Bemühungen der LEG seit 2003 scheint jetzt (2011) die Zukunft des ehemaligen Krankenhaus-Komplexes als Wohnanlage gesichert zu sein. Dabei werden -entgegen früheren Planungen und schon erfolgten Abrissgenehmigungen durch die Stadtverwaltung- alle Gebäude erhalten bleiben, mit Ausnahme des Pförtnerhäuschens aus der DDR-Zeit.[1]

Quellen und Web-Links

  • Mark Escherich: Städtische Selbstbilder und bauliche Repräsentation, Erfurt 2010.
  • Vera Dähnert: Wertvolle Bausubstanz muß weichen, in: Thüringer Allgemeine vom 16. März 2010
  • Thüringer Allgemeine: Gegründet als Armenspital, Erfurt, 15. Juni 2010.
  • Website des KKH

Einzelnachweise

  1. Hartmut Schwarz: Ansicht bleibt Nachwelt erhalten. Trotz Genehmigung werden Backsteinhaus, "Weißes Haus" und Kapellen-Anbau nicht abgerissen. Thüringische Landeszeitung, 9. Juli 2011
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