Kehrli (Familienname)

Kehrli (Familienname)

Der Berner Familienname Kehrli bzw. Kerli ist als Sippenname aus der Verkleinerungsform des Vornamens Karl entstanden.

Inhaltsverzeichnis

Haslital und Brienz

Wappen Kehrli (von Gadmen), um 1720

Der Familienname erscheint urkundlich erstmals im Jahre 1303 in der dem Reich angehörenden Talschaft Hasli. Durch Naturkatastrophen bedingte Wüstungen im Haslital liessen die Bewohner vieler heute nicht mehr existierender Ortschaften im 14. und 15. Jahrhundert abwandern. Vielleicht haben diese Umstände dazu geführt, dass Träger des Familiennamens Kerli auch andernorts auftraten, während die zahlreichsten Namensträger heute im Oberhasli und in Brienz zu finden sind. Ein Zweig der Brienzer Kehrli erwarb 1900 das Burgerrecht der Stadt Bern und gehört der Gesellschaft zu Zimmerleuten an.

Utzenstorf

Wappen Kehrli (von Utzenstorf), um 1830

Seit dem frühen 14. Jahrhundert ist der Familienname Kerli im Raum des ehemaligen Amtes Fraubrunnen greifbar. Ein Junker aus der Familie der Frieso verkaufte 1310 in Jegenstorf an Peter von Krauchthal zwei Hofstätten samt Kirchensatz und Vogtei sowie anderen Grundstücken in Jegenstorf. Eines dieser Grundstücke wurde in der Kaufurkunde als situm ibidem inter duos rivos prope domum Kerlis (gelegen zwischen zwei Bächen, neben dem Haus Kerli) beschrieben. Im Jegenstorfer Jahrzeitbuch werden unter dem 6. April Wernher Kerli, seine Frau Berchta und ihr Sohn Burkard erwähnt.[1] Vielleicht ist der genannte Burkard identisch mit herr Burckart Kerlis, ritters, der im Jahrzeitbuch der Kirche Worb eingetragen ist.[2] Die Nennung Herr Burkard Kerli Ritter weist eindeutig darauf hin, dass der besagte Burkard die Ritterwürde besass. Ländliche Honoratioren konnten den nicht erblichen Ritterschlag erhalten, wenn sie sich in Kriegen besonders hervorgetan hatten. Namensträger liessen sich auch in den nahegelegenen Städten nieder. Im Tellbuch, der Steuerliste der Stadt Bern von 1448 werden Hennsli Kerli der jung, wohnhaft in der Mattenenge und Hennsli Kerli der alt, wohnhaft an der Matte aufgeführt. Zehn Jahre später findet sich nur noch Kerly der rebman (Winzer). Ein Claus Kerli findet sich im 15. Jahrhundert als Burger in Solothurn. In der 1437 entstandenen Handschrift des Landshuter Urbars des Rudolf von Ringoltingen erscheint der Name Kerli noch nicht, doch finden sich darin zahlreiche Handänderungen, die bezeugen, dass verschiedene Angehörige der Familie im Verlauf des 15. Jahrhunderts in Utzenstorf Land erwerben konnten. Im ältesten Büren-Urbar erscheint 1520 erstmals ein Träger des Namens Kerli in Utzenstorf: Benedict Kerli von Utzistorff, der daselbst die Ackermatt erwarb. Dieser dürfte identisch sein mit dem Utzenstorfer Ammann Bendicht Kerli, der 1527 zusammen mit seinem Amtskollegen zu Bätterkinden die Antwort der Vogtei Landshut auf das bernische Reformationsmandat unterzeichnete.

Das erste Taufbuch der Kirchhöre Utzenstorf wurde 1555 begonnen und enthält zahlreiche Eintragungen unter dem Namen Kerli. 1660 wurde der Tischmacher Mathis Kerli aus Utzenstorf als Stubengeselle der Gesellschaft zu Zimmerleuten in Bern angenommen, allerdings als Hintersasse (Geduldeter), da das bernische Burgerrecht 1651 geschlossen wurde. Sein Zweig erlöschte in Bern nach einer Generation wieder. Johannes Kehrli I (1749-1803) verliess 1798 mit seiner Gattin Barbara Jost die Gemeinde Utzenstorf und liess sich in Oberbalm nieder. Ihr jüngster Sohn Niklaus (1801-?) verehelichte sich 1833 in der Nydeggkirche mit Magdalena Zbinden (1812-1872) aus Guggisberg. Niklaus und Magdalenas drittes Kind Johannes Kehrli II (1844-1921) verliess Oberbalm und betätigte sich im Berner Mattequartier als Dachdecker. Er übernahm 1884 das Dachdeckergeschäft Steiner, welches seit mindestens 1836 bestand.[3] Seine Nachkommen besitzen seit 1967 das Burgerrecht von Bern und gehören der Gesellschaft zu Mittellöwen an.

Lenzburg

Ein Michael Kerle ist 1687 als Vorgesetzter der Lenzburger Schützen belegt.[4] Er war Musterschriber, also Sekretär des Musterherrn, der in der Ortschaften die jährlichen Musterungen vornahm. Über Herkunft und Beruf Michaels ist leider bisher nichts bekannt geworden. Sein Wappen ist schrägrechts geteilt von rot und grün, belegt mit einem Stern und einem Mond.

Personen

  • Franz Kehrli, Mitbegründer des BSC Young Boys
  • Jakob Otto Kehrli (1892-1962), Dr. iur., Obergerichtspräsident und Schriftsteller (von Utzenstorf)
  • Johannes Kehrli, Schulmeister, Begründer des Hotels Giessbach bei Brienz

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Archiv des Historischen Vereins des Kantons Bern, Bd. 6, S. 570. online
  2. Archiv des Historischen Vereins des Kantons Bern, Bd. 9, S. 92. online
  3. Adressenbuch der Republik Bern (1836), S. 188. online
  4. Scheibe im Museum Burghalde, Lenzburg.

Quellen

Literatur

  • Christian Lerch: Utzenstorf. Bilder aus seiner Vergangenheit. Mit einem Bericht des Pfarrvikars Albert Bitzius aus dem Jahre 1824, Bern 1955.
  • Manuel Kehrli: 125 Jahre Kehrli Bedachungen AG 1884-2009, Bern 2009. online

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